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Archiv => Archiv - Online-RPGs andere Systeme => Kagematsu: Was zurück bleibt => Thema gestartet von: Tsuyoshi am 16.02.2019, 14:43:38

Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Tsuyoshi am 16.02.2019, 14:43:38
Heiß brennt die Sonne auf das kleine Dorf in den Bergen nieder. Still und brütend lastet die Luft unten in den Tälern auf dem Land, während hier oben zwar gelegentlich ein Windhauch weht, die glühende Sonne aber Mensch und Tier in jedweden verfügbaren Schatten treibt. Auch Tsuyoshi eilt mit weiten Schritten voran, den Kopf unter einem breitkrempigen Hut aus Reisstroh, um den sengenden Strahlen des gleißenden Auges am Himmel zu entgehen. Sein Daisho an der Seite, marschiert der Ronin zielstrebig auf den bewaldeten Hang zu, in Richtung des Schreins. Weniger als einen Tag ist es nun her, dass der Späher der Banditen aufgetaucht ist, und doch konnte er die Nervosität, das Wispern und Tuscheln von Frauen und Alten im Dorf nicht mehr aushalten! Die Anspannung der Bauern liegt in der Luft.

Um die Ruhe des Geistes und das Gleichgewicht seiner Seele wiederzuerlangen, hat er beschlossen, den Ort aufzusuchen, an dem die Geister der Ahnen mit ihrer abgeklärten Weisheit regieren. Still nähert er sich dem Schrein, bleibt in einiger Entfernung stehen, um sich respektvoll zu verbeugen, und tritt erst dann direkt vor die Andachtsstätte. In ein stilles Gebet versenkt sammelt der Samurai Kraft. Schließlich klatscht er dreimal laut in die Hände, um erneut seinen Respekt zu bekunden. Dann lehnt er seine Klingen gegen einen großen Findling, streift nach kurzem Zögern das Obergewand ab und schlüpft mit den Armen aus dem Kimono. Den einfachen Stoff schiebt er bis zu seinem schmalen Gürtel nach unten.

So tritt er mit freiem Oberkörper aus dem Schatten zurück in die Sonne, lockert seine Muskeln und schiebt einen Fuß schräg vor den anderen. Die Ferse angehoben, steht er locker auf dem Fußballen und geht in den neko-ashi-dachi (https://sportsandmartialarts.com/wp-content/uploads/2017/12/Neko-Ashi-Dachi-in-traditional-Karate-1.jpg), die Katzenstellung. Winzige Schweißperlen glitzern bereits auf seiner nackten Haut, kaum dass er die ersten Bewegungen seiner Kata begonnen hat.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Miko Yumi am 18.02.2019, 22:24:47
Gerade als der junge Krieger das Dorf verließ, konnte er noch eine größere Gruppe besonders junger und alter Dorfbewohner sehen, die sich gerade verstreute. Sie waren wohl gerade vom Schrein heruntergekommen. Die Hitze verhinderte zu seinem Glück, dass ihm die Gruppe allzuviel Aufmerksamkeit schenkte.

Beim Schrein hat Tsuyoshi eine ganze Weile seine Ruhe. Außer seinen eigenen Bewegungen sind nur Insekten zu hören. Zunächst leise, noch unter der Schwelle der Aufmerksamkeit, dann immer lauter mischt sich Lärm in die meditative Szene: Knacken, Rascheln und Scharren. Schließlich bewegt sich das Gestrüpp aus der Richtung des Sees, an dem der Krieger und die Miko das Bogenschießen geübt hatten.

Zuerst schiebt sich ein großer Korb ins Sichtfeld, einer, wie er zum Transport auf dem Rücken geeignet ist. Allerdings ist er nicht mit Holz, sondern mit Pfeilen, Steinen, ein paar Speerschäften und Schlingen gefüllt. Am Korb vorbei werden die weiß-rote Kleidung und das schwarze Haar der jungen Miko Yumi sichtbar. Schließlich stolpert sie, immer noch rückwärst gehend, auf die Lichtung. Sie zieht mehrere Strohsäcke mit sich, die wohl als Ziele für Übungen mit den Fernwaffen herhalten mussten. Möglicherweise handelt es sich dabei eigentlich um ihre Schlafstätte.

Nach wenigen Schritten auf die Lichtung rutscht ihr Griff ab und sie setzt sich unfreiwillig ins Gras. Gerade so kann sie sich halten, nicht weiter zu fallen. Sie hebt ihren Arm und wischt sich etwas aus dem Gesicht, dann seufzt sie und macht Anstalten, aufzustehen. Als sie sich dabei ein wenig wendet, entdeckt sie ihren Besucher und screckt hoch. Schnell streift sie den Korb ab und steht auf, ihre Kleidung und Haare ordnend. Mit gerötetem Gesicht und unruhiger Atmung nimmt sie Haltung an und beobachtet ihren Besuch.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Tsuyoshi am 23.02.2019, 13:18:25
Der Auftritt der Miko lässt Tsuyoshi in seinen Übungen innehalten. Er macht sich im Gegensatz zu ihr erst gar nicht die Mühe, seinen Schweiß abzuwischen, der ihm in Strömen über die Haut läuft. "Das ist wohl etwas zu schwer für dich, Mädchen" meint er mit einem kurzen Lächeln, nickt anstelle eines Grußes, tritt zu ihr und greift nach dem Korb, um ihn weiter zu schleifen. Dabei wendet er ihr den Rücken zu, und ihr fällt eine lange Narbe auf, die sich schräg über das Schulterblatt bis zur Seite hinzieht. Eine ziemlich ungewöhnliche Stelle für einen Samurai, der einem Gegner dem Bushido gemäß niemals den Rücken zuwenden sollte... Jedenfalls ist die Wunde sichtlich älteren Datums, schon längere Zeit vernarbt. Der Ronin scheint sie auch gar nicht mehr zu spüren. Er bewegt sich so, dass ihr klar wird: Er denkt im Moment nicht im Geringsten daran. Vor dem Schrein angelangt, richtet er sich auf, lässt den Griff des Korbes los und mustert das Mädchen fragend.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Miko Yumi am 26.02.2019, 08:22:59
Als sich der junge Krieger der jüngeren Miko zuwendet, kann sie seinem Blick nicht standhalten. Sie beeilt sich, eine leichte Verbeugung zur Erwiderung des Nickens zu vollziehen. Dabei betobt sie: "V-Verzeiht, ich-ich wollte euch nicht stören! Hätte ich von eurem Kommen gewusst..." Dann hat Tsuyoshi auch schon den Korb gegriffen und beginnt, ihn weiterzutragen. Yumi hebt abwehrend die Hände: "Danke, aber das wäre doch garnicht notwendig. Ihr seid doch Gast!", spricht sie halblaut. Dabei schaut sie ihn direkt an, was die Röte in ihrem Gesicht nur verstärkt, sodass sie den Blick wieder abwendet.

Was sie auf seinem Rücken gesehen hat, lässt sie zögern. Erst nachdem er schon etwas Abstand gewonnen hat, hastet sie zu den Strohsäcken und schleift diese hinterher. Lautes und keuchendes Atmen kann sie dabei nicht vermeiden. Nachdem der junge Mann den Korb abgestellt hat und die junge Frau beim Aufholen beobachten kann, fällt ihm auf, dass sie noch immer unregelmäßig auftritt - die Verstauchung von der Jagd scheint noch immer ihren Tribut zu fordern. Dank der Anstrengung klebt die Kleidung an der Miko und verrät sowohl ihre zarte Statur als auch ihre Muskeln.

Im Gegensatz zu einer anderen Gelegenheit achtet Yumi darauf, nicht in Tsuyoshi hineinzustolpern. Sie stoppt, wendet sich herum und lächelt schüchtern. Seinen fragenden Blick beantwortet sie mit einem: "Danke, hinten...ist der Platz. Aber..." Und schon trägt der junge Krieger den Korb weiter um die Ecke herum. Auf der Rückseite des Schreins kann man tatsächlich eine niedrige Tür ausmachen, neben dem Raum mit der Rüstung konnte hier aber nur eine kleine Abstellkammer Platz haben. Vermutlich war weiterer Stauraum und ihre Schlafstätte direkt unter dem Dach. Gerade angekommen hört er ihre naive besorgte Stimme nicht weit hinter sich: "Ishida-san, schmerzt diese...Narbe nicht ganz fürchterlich?"
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Tsuyoshi am 02.03.2019, 14:43:54
Stolz winkt der Ronin ab. "Es ist keine Belastung" schneidet er Yumis Einwände ab. Kurz wandert sein Blick über ihren Körper, ehe er sich wohl selbst zur Ordnung ruft und ihr zunickt. Mit einem unterdrückten Gähnen streckt er sich und lässt die Schultern kreisen. Mitten in der Bewegung hält er jedoch bei ihrer Frage inne und wendet sich ihr zu. Unwillkürlich zuckt die Hand über die Schulter zum Rücken, wobei er langsam den Kopf schüttelt. Dann, verwirrend genug, knurrt er: "Sie schmerzt. Aber nicht so, wie du meinst, Mädchen." Sein Blick wird düster und gleitet von ihr ab, zu den Bäumen hin. Seine Fingerspitzen tasten über die Haut, bis er die Narbe berührt. In Zeitlupe zieht er die Hand wieder zurück, ballt sie zur Faust. Die Miko kann sehen, wie er die Zähne zusammenbeißt, bis er mit einem tiefen Durchatmen den Blick senkt. Wortlos streift er den Kimono wieder über die Schultern und verbirgt damit die Narbe vor ihren Blicken. Dabei sieht er sie nicht direkt an. Er wirkt – finster? Bedrückt? Es ist schwer zu sagen...
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Miko Yumi am 04.03.2019, 17:24:01
Die junge Miko deutet mit keiner Reaktion an, dass sie den Blick des jungen Kriegers auf sich gespürt hat oder ihn verstanden hat. Auch wenn sie sich um ein ordentliches Aussehen bemüht, scheint ihr die Wirkung, die sie auf andere macht, nicht bewusst.

Die abwehrende Reaktion Tsuyoshis, als der Wortwechsel auf die Narbe kommt, lässt Yumi ihn nur weiter völlig offen anblicken. Sie entschuldigt sich mit einem ehrlichen: "Es tut mir leid." Seine Beschreibung, die Narbe würde auf andere Art Schmerzen, bringt sie zum verständnisvollen Nicken. Da er sie nicht direkt ansieht, gelingt es ihr, ihren Blick auf ihm zu halten.

Mit Ernst verkündet sie: "Ich verstehe, solche Wunden müssen auf anderem Wege heilen. Ohne Behandlung können sie sich ebenfalls verschlechtern. Wenn ihr nicht mit Sterblichen darüber sprechen könnt - wobei ihr euch sicher sein könnt, dass ich meine Pflicht zur Verschwiegenheit sehr ernst nähme - gebt den Kami eine Chance. Sie sind zu so viel mehr in der Lage, als wir Sterblichen." Ob sie in ihren jungen Jahren wirklich Erfahrung mit seelischen ANliegen hat, mag einen skeptisch stimmen. Ihr froher Mut, der ehrliche Ernst, mit der sie ihre Aufgabe verrichtet, und vermutlich ihre Ausbildung sprechen aus ihr.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Tsuyoshi am 06.03.2019, 20:18:59
Natürlich fällt der Blick des Ronin beim Gespräch unweigerlich auf die junge Miko. Sie selbst mag es zwar nicht bemerken, doch ihm scheint es nicht angenehm, sie im Moment anzuschauen, obwohl seine Augen immer wieder zu ihr zurückwandern und über die Silhouette des Mädchens gleiten. Eine Hand fährt unter seinen Kimono, tastet über die Schulter nach der Narbe. Unwillkürlich verzieht er den Mund. Eine stumme Zwiesprache mit den Ahnen – als ob die Geister einen anhören würden, der sich vor einem Feind zur Flucht gewandt hat, und sei er noch so jung und unerfahren gewesen! "Ich sage doch, davon verstehst du nichts!" knurrt er unwillig.

Dann wendet der verschwitzte Samurai den Blick wieder ab, schließt die Augen und wirkt mit einem Mal erschöpft. "Es gibt Dinge, die ein Mann sein Leben lang mit sich herumtragen muss, ob er will oder nicht" erklärt er endlich hörbar ruhiger, mit einer fast monotonen Stimme. "Die Ahnen verzeihen keine Fehler. Ein Fleck auf dem Banner der Ehre lässt sich nicht entfernen. Es bleibt nur, mit dem Makel zu leben und dazu zu stehen. Das ist Bushido." In Tsuyoshis Worten, so fest und beherrscht er sie spricht, schwingt ein bitterer Unterton mit.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Miko Yumi am 08.03.2019, 22:55:53
Das Tsuyoshi das Thema unangenehm ist, er ihrem Blick ausweicht und schließlich unwirsch wird, bestärkt Yumi nur in ihrer Sorge um ihn. Bei den gelegentlichen Momenten, in denen sich ihre Blicke trefffen, weicht sie nicht aus, da er den Blick im Moment nicht lange hält. Langsam verdampft die Feuchtigkeit in der Kleidung der Miko in der Sonne und ihr Aussehen nähert sich wieder einem professionellem. Die Resignation und Bitterkeit in der Haltung und Stimme des jungen Kriegers lässt ihr Herz weiter aufgehen, ihr Blick wird feucht. Hinzu kommt, dass etwas ihr sehr Wichtiges ihrer Meinung nach missverstanden wird.

So fallen ihre nächsten Worte leidenschaftlich, ja regelrecht hitzig aus: "Nun, San, ich verstehe tatsächlich nicht, aber ihr erzählt mir ja auch nicht genug, das es eine Chance zum Verständnis gäbe. Das ist euer Recht und eure Entscheidung. Aber in einem irrt ihr: Weder ist jeder Kami allgegenwärtig und allwissend, noch sind sie alle ungnädig und ohne Verständnis! Man kann überall welche treffen, doch an Orten wie hier ist es ohne Zufall und es sicher, dass man sich Verhör schaffen kann, denn sie besuchen ihn regelmäßig! Euer Ahn mag, da er direkt betroffen ist, sich von euch abgewendet haben, aber es gibt so viel mehr Kami in den Welten und viele sind nie Mensch gewesen, also nicht in gleicher Form gebunden!"

Sie holt kurz Luft und setzt mit gleichem Enthusiasmus fort: "Ihr tragt eine Narbe von einer einzelnen Gelegenheit, womöglich wirklich einem Fehler. Aber nehmt es als Erfahrung, als Ansporn, besser zu sein und zu werden, nicht als Last, die alles andere runterzieht! Ihr geht den Biushido, ihr habt und verteidigt eure Ehre, ihr helft, beschützt, tut Gutes! Das seid ihr und nicht das eine, was ihr als Schande wahrnehmt! Ihr lebt und kämpft weiter, statt den Götterwind[1] zu erzwingen! Das ist es, worauf ihr euren Blick richten solltet und was auch die Kami sehen werden, so ihr es ihnen darbringt! Besänftigt sie, auf das sie an eurer Seite stehen!" Schütteln möchte sie ihn, doch überstimmt ihre angeborene und -erzogene Zurückhaltung gerade in körperlichen Dingen noch diesen Impuls.
 1. Kamikaze ;-)
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Tsuyoshi am 10.03.2019, 12:59:06
Verwundert sieht der Ronin auf. Der unerwartet heftige Ausbruch des Mädchens verblüfft ihn wohl ziemlich, denn sogar als sie ausgeredet hat, findet er zunächst keine Erwiderung. Zwar öffnet er direkt den Mund zu einer scharfen Antwort, doch dann sieht er das feuchte Schimmern in ihren Augen und schließt ihn stumm wieder. Einmal mehr fährt seine Hand zur Schulter hoch, verharrt aber kurz vor dem Ziel. Sein Blick wandert zu dem Schrein hinüber. So steht er da wie erstarrt, während ihm der Schweiß – gänzlich unbeachtet – in langen, glitzernden Bahnen über Stirn und Hals rinnt. "Vielleicht..." murmelt er mehr zu sich selbst. Gleich darauf scheint er wieder wankend zu werden. Er wendet sich der Miko zu, und sein Gesicht wird von einer dunkleren Färbung überzogen. Schließlich hat er, der Samurai, diesem jungen Mädchen soeben einen Makel verraten, der ihn in den Augen vieler Lehnsherren zum Seppuku verurteilen würde.

Seine Wangenmuskeln spielen unter der dunklen Haut, während er sich die Frage stellt, ob das der eigentliche, der ehrenhafte Ausweg wäre – ist er nur zu feige, den Freitod zu wählen? Endlich atmet er langsam aus, lässt den erhobenen Arm wieder sinken. Oder hat das Mädchen vielleicht doch recht..? Sie wirkt jung und naiv, doch sie ist es, die den Ahnen dient – was weiß er dagegen schon davon, wie die Kami wirklich sind? Seine Augen wandern weiter und bleiben an seinem Daisho hängen. Tsuyoshis Hand ballt sich zur Faust, doch er geht nicht, um nach den Klingen zu greifen. Stattdessen schließt er die Augen, kneift sie fest zusammen, als wolle er einen bohrenden Kopfschmerz durch pure Willenskraft vertreiben. Es ist offenkundig, dass er mit sich ringt.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Miko Yumi am 18.03.2019, 17:27:47
Als es still wird, begreift die junge Miko, wie unangemessen sie aufgetreten ist. Ihr Gesicht wird hochrot und sie muss einige Willenskraft aufwinden, sich nicht sofort zu entschuldigen. Sie möchte mit einer Entschuldigung das Erreichte nicht zunichte machen, gerade weil sie sieht, wie der junge Krieger mit sich ringt. Die Sorge um ihn lässt alles andere kleinlich erscheinen.

Fieberhaft überlegt sie, was sie noch ergänzen könnte, um ihn endgültig zu überzeugen. Eine Geschichte musste her, eine bekannte, geeignete, als Beispiel, denkt sie sich. Doch muss sie lange nachdenken, denn ihre Ausbildung deckte solche Fälle nur sehr theoretisch ab. Kurz ist sie versucht, die 47 Ronin anzuführen, die nach ihrer unverschuldeten Entehrung ihr Ziel, ihre Rache, durchführen, doch ist das Ende bekannt - am Schluss dürfen sie Seppuku begehen.

Die Stille zieht sich und ihr Blick bleibt auf dem wohltrainierten Körper und dn Schweißbächen ihres Gegenübers hängen. Ihr Kopf wird noch wärmer und sie muss blinzeln, ihre Gedanken begannen zu wandern. Ein Blick in die traurigen Augen und sie kommt aus den Träumen zurück. Energisch streicht sie die Tränenflüssigkeit aus ihren Augen und setzt fort: "Bitte, Ishida-san, wähnt euch nicht verloren oder verlassen. Erinnert ihr euch an die Geschichten von Minamoto no Yoshitsune? Der verratene General? Es heißt, er habe immer wieder die Flucht geschafft und wäre schleißlich in Hokkaido gestorben, geehrt und verehrt von seinen Nachbarn." Yumi starrt Tsuyoshi an, sucht jede Regung zu deuten, als sie endet: "Das ist nicht das Schicksal eines Mannes, der bei den Kami in Ungnade gefallen ist aufgrund von Verfehlungen - und immerhin ist er im Angesicht der Niederlage geflohen, statt das von Menschen erwartete zu tun!"
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Tsuyoshi am 19.03.2019, 19:40:28
Der Ronin bewegt sich nicht. Wie eine Statue verharrt er reglos, während die glitzernden Schweißtropfen ganz allmählich herabrinnen. Wenn er die Verlegenheit der Miko spürt, gibt er es nicht zu erkennen. Seine Augen sind nach wie vor geschlossen. Bei ihren ersten Worten spielt ein bitteres Lächeln um seine Lippen, rührt sie doch – wenn auch mit guter Absicht – an einer alten Wunde. Erst als sie weiterredet, hebt er den Kopf, öffnet die Augen und starrt sie an. Ausdruckslos zunächst, dann ungläubig, schließlich zweifelnd. "Der Minamoto? Was weißt du von ihm?!" fragt er, für den Moment von seinen düsteren Gedanken abgelenkt. "Er ist geflohen..." Sein Kinn sinkt auf die Brust, er greift sich an die Stirn. Langsam setzt er sich ins Gras und scheint zu überlegen. "Erzähl mir die Geschichte" verlangt er endlich. Seine Haltung wirkt nicht mehr so niedergeschlagen, als er langer Gewohnheit folgend im Schneidersitz hockend, den Rücken gerade einen Unterarm auf das Knie stützt und sich leicht nach vorn beugt, wobei er das Mädchen auffordernd anblickt.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Miko Yumi am 22.03.2019, 00:22:39
Als sich Yumi plötzlich unter dem aufmerksamen, ja fordenden Blick Tsuyoshis wiederfindet, explodiert die rote Farbe regelrecht in ihrem Gesicht und sie muss ihren Blick abwenden. Dabei verschluckt sie sich auch noch und kann das resultierende Husten nicht unterdrücken. Darüber verpasst sie die Gelegenheit, auf seine erste Frage zu antworten. Als sie wieder zu Atem kommt, sitzt er bereits und fordert die Geschichte ein. Sie ist leicht verwirrt und windet sich, hat aber den eigentlichen Grund ihrer Sorge nicht vergessen.

Sie reißt sich zusammen und nimmt Haltung an, blickt aber weiter nur auf die Füße ihres Gegenübers. "Gerne, auch wenn...ähm...seht es mir nach, dass ich keine - nicht die Künste einer Unterhalterin beherrsche.", druckst sie zunächst herum, doch beginnt sie endlich nach einer weiteren auffordernden Geste. Zunächst noch nervös, verliert sie sich bald so sehr in der Geschichte, dass sich ihr Blick irgendwohin fokussiert und sie erzählt, als ob es keinen Zuhörer gäbe.

"Nach dem Ende der Genpei-Kriege, in denen er für seinen Halbbruder Yoritomo eine Schlacht nach der anderen gewonnen hatte und den Taira-Klan zerschlagen hatte, war General Minamoto no Yoshitsune nur ein knappes Jahr Ruhe vergönnt. Kaum wurden ihm diverse Würden verliehen - unter anderem Gouverneur von Iyo - nahm Yoritomo ihm diese wieder, denn er misstraute ihm. Als er sich dann mit imperialer Erlaubnis mit seinem Onkel Yukiie verbündete, versammelte Yoritomo solch starke Kräfte auf seiner Seite, dass ein Kampf aussichtslos war.
Yoshitsune und seine Getreuen verkleideten sich als Priester und überlisteten die Wachen. Seine treue Geliebte musste er mit dem noch nicht geborenen Kind zurücklassen, ihr Schicksal in den Händen von Yoritomos Truppen ist nicht bekannt.
Es gelang ihm, sich zu Fujiwara no Hidehira durchzuschlagen und lebte unter dessen Schutz einige Zeit unbehelligt. Als dieser jedoch verstarb, verriet dessen Sohn seinen Vater, seinen Schwur diesem gegenüber und den General. Er umzingelte Yoshitsune und überrannte dessen Verteidiger mit massiver Übermacht. Yoshitsunes getreuer Gefolgsmann Benkei fiel - er starb stehend - während sein Herr erneut erfolgreich floh.
Diesmal erreichte er Hokkaido und lebte dort unter falschem Namen - Okikurumi oder Oinakamui - bis in ein hohes Alter. Er starb geehrt und geachtet in seiner Kammer. Zu seiner Ehre wurde der Yoshitsune Schrein in Biratori errichtet.
Einige Zeit hielt sich auch die Geschichte, er wäre über Hokkaido hinweg per Schiff aufs Festland geflohen, hätte die mongolischen Stämme geeint und wäre - einem rachsüchtigen Geist gleich - als Ghengis Khan erneut bei uns eingefallen. Dies wird jedoch gemeinhin eher für eine unterhaltsame Geschichte gehalten, und nicht mehr als das."


Entspannt lächelnd, noch immer etwas fern der Welt, kehrt ihr Blick auf ihren Zuhörer zurück. "Klingt dies nach einem Mann, dessen Leben nur gesegnet war, da er vollkommen fehlerfrei, in Perfektion und mit uneingeschränkter Ehre durch sein Leben ging?" Dann schreckt sie zusammen, als ihr ihre allzu vertraute Form und belehrende Art bewusst wurde. Diesmal schafft sie es nicht, sich zurückzuhalten. Sie blickt auf den Boden und stammelt: "Verzeiht, das war ungebührlich. Es - es ist mir nur so wichtig!"
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Tsuyoshi am 22.03.2019, 19:24:10
Schweigend hört der Ronin der Geschichte zu. Die Entschuldigung der Miko hat er mit einer leichten Handbewegung abgetan – offenkundig erwartet er nicht den Vortrag einer geübten Gesellschafterin, die nach Geisha-Art mit Gesang und Instrumentenspiel zu unterhalten weiß. Nachdem Yumi begonnen hat, verharrt er jedenfalls wieder reglos im Gras. Gelegentlich nickt er mit geschlossenen Augen vor sich hin, als würde sie ihm nur etwas ins Gedächtnis rufen, das ihm bereits bekannt war. Dann, irgendwann, kommt sie zum Ende ihrer Erzählung. Wenige Herzschläge später öffnet er die Augen und meint: "Nein... das tut es nicht." Er wirkt regelrecht erstaunt, während er sich die Frage selbst noch einmal vorlegt und darüber nachsinnt.

Schließlich mustert er sie und stellt kopfschüttelnd fest: "Ein Mädchen, das einen Krieger daran erinnern muss, dass ein Samurai nicht klagt..." Gemessen steht er auf, geht zu seinem Daisho und schließt langsam die Finger um beide Waffen. Er hebt sie mit beiden Händen an, bis das polierte Holz der Schwertscheiden direkt vor seinen Augen in der Sonne glitzert. Dann steckt er sie mit sehr exakten Bewegungen an seiner Seite fest, erst das Wakizashi mit der kürzeren Klinge, dann das Katana. Die Linke ruht locker auf den gekreuzten Klingen, als er sich wieder Yumi umdreht. "Es mag ungebührlich gewesen sein, aber es war wohl auch notwendig." Nachdenklich sieht er sie an, dann stutzt er. Tritt neben sie, legt die Hand unter ihr Kinn und hebt es an, bis sie sich in die Augen sehen. "Es ist dir wichtig? Aus welchem Grund? Sag es mir, Mädchen!" fordert er eindringlich.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Miko Yumi am 29.03.2019, 17:54:16
Innerlich jubelt Yumi, als Tsuyoshi ihre rhetorische Frage wie erwartet beantwortet. Als er ihr allerdings unterstellt, sie hätte ihn daran erinnern wollen, Samurai hätten nicht zu klagen, will sie protestieren: "Nein, Ishida-san, das - das habe ich nicht...nicht sagen wollen!" Dann beobachtet sie mit Sorge, wie er nun doch zu seinen Klingen geht und diese ergreift. Zu ihrer großen Erleichterung sind seine Gedanken aber nicht darauf aus, diese gegen sich selbst zu richten.

Als er sich zu ihr umdreht und die ihre Entschuldigung wegwischt, weicht ihr Blick wieder aus. Sie murmelt, mehr zu sich selbst: "Es war aber wirklich kein angemessener Ton, ich - wir kennen uns für so eine Einschätzung nicht gut..." Dann steht er plötzlich bei ihr und schiebt ihren Kopf hoch. Ihre Blicke treffen sich und ihr ist die Überraschung anzumerken. Jetzt, wo sie nicht mehr ausweichen kann (und seine Berührung spürt), wird ihr Gesicht so rot und heiß, dass mn förmlich die Dampfschwaden aus den Ohren kommen sieht. Zu einem konsistenten Gedanken, geschweige denn zu einer konsistenten Anwort ist sie nicht mehr in der Lage.

"Ihr - ich - es ist, es ist wichtig - meine Aufgabe ist, Mittlerin - ähm Vermittlerin für die Kami, zu den Kami zu sein. Es es ist nicht gut, wenn sie missverstanden, von Menschen als Last wahrgenommen sind - äh, werden!", stammelt sie und versucht sich rauszureden. Dann stolpert sie nach hinten und entkommt so zwar dem Griff, schafft es aber nicht, sich von seinem bohrenden Blick abzuwenden. "Ich - mir - ihr seid wichtig! Für das Dorf! Euer Auftrag - ohne euch sind sie schutzlos! Ähm, nein, äh, ihr solltet euer Leben nicht für gering nehmen! Ach, herrjeh, ich... ich weiß nicht." Sie stammelt weiter und steigert ihre Verzweiflung bis zum Schluchzer und einer Träne über ihre Wange: "Bitte bitte, so hört mein Flehen - was immer geschehen ist, ihr seid mir - ihr seid, euer Leben ist wichtig! Für das Dorf, für euch, euren Herrn, eure Familie..." Zum Schluss wird sie immer leiser und beginnt, weniger zu hyperventilieren.

Sie fängt sich und brabbelt doch gleich weiter, da sie merkt, das sie ihrer Sache nicht gerade ausreichend geholfen hat: "Vielleicht, ich meine, ich weiß, dass ihr von einigen - jungen, unvergebenen Frauen sehr - geschätzt werdet...und sie sich...Hoffnungen machen. Es könnte, würde es euch, ich könnte sie euch...ähm." Sie verliert sich erneut in ihren Worten, ihr nicht ganz lauteres Angebot wird ihr selbst unheimlich. Wie war sie nur darauf gekommen, dass so etwas sein Interesse wecken könnte? Der Blick geht zu Boden und die Röte in ihrem Gesicht nimmt wieder zu. Hast du etwa eigene Hoffnungen?!, fragt sich die junge Miko entsetzt.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Tsuyoshi am 03.04.2019, 20:14:00
Forschend blickt der Ronin dem Mädchen ins Gesicht. Er sieht sie erröten, hört sie stottern und spürt die Hitze, die sie ausstrahlt. Dann verhaspelt sie sich und stolpert rückwärts. Unwillkürlich macht er einen raschen Schritt nach vorn und streckt die Hand aus, um sie an ihrem Gewand zu packen und vor dem Sturz zu bewahren, als sie sich auch schon taumelnd selbst wieder fängt. Seine Hand verharrt zwischen ihnen. Ungläubig erst, danach mit einem Ausdruck von Betroffenheit wandern seine Blicke über ihre Züge, da sie sich darauf verlegt, ihn anzuflehen, und endlich gar weint.

Und dann macht sie ihm ein Angebot – ein Angebot, das beleidigend wäre, würde da nicht deutlich die Unerfahrenheit, die Ratlosigkeit und Unschuld der Miko hervorscheinen. Wortlos tritt er auf sie zu, legt einen Arm um sie und zieht sie an sich. Ihren Kopf birgt er an seiner Brust, die freie Hand streicht über ihren wirren Haarschopf. "Still, Mädchen, sei still..." sagt Tsuyoshi beschwichtigend und fühlt das Schluchzen als ein leises Zittern des Körpers in seinen Armen. "Du bist ein tapferes kleines Fräulein, und du hast ein gutes Herz" meint er leise und wird sich dieser Beobachtungen erst in dem Moment recht bewusst, in dem er sie ausspricht.

Ebenso der Tatsache, dass es eine unleugbare Verlockung bedeutet, sich eine der Dorffrauen zu nehmen – oder dieses junge Mädchen hier... Aber auch eine Verantwortung vor sich selbst: Als Samurai könnte er es nicht mit seiner Ehre vereinbaren, mit einer oder vielleicht gar mehreren Frauen des Dorfes das Kopfkissen zu teilen und danach einfach wieder zu verschwinden. Er müsste sich selbst den entsetzlichen Vorwurf der Feigheit machen! Doch obwohl sich dies nun völlig klar seinem geistigen Auge darlegt, fühlt es sich gut an, den weichen, schmalen Mädchenkörper im Arm zu halten. Er tut nichts, um sich zu nehmen, was sie soeben schamhaft verklausuliert anbot – aber er lässt sie auch nicht los. So stehen sie eng umschlungen, und nur das helle Auge der Sonne sieht ihnen zu.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Miko Yumi am 05.04.2019, 07:08:24
Den zwischen ihnen hängenden Arm Tsuyoshis übersieht Yumi völlig, zu gefangen ist sie von seinem forschenden Blick und ihren eigenen Sorgen. Als sie dann mit ihrem eigenem Angebot und Fragen an sich mit sich selbst beschäftigt ist, bekommt sie die weitere Annäherung des jungen Kriegers gar nicht mehr mit. Sie nimmt diese erst wahr, als der Körperkontakt initiiert wird. Mit einem überraschten Quieken reißt sie instinktiv die Arme hoch, um sich gegen seine Brust zu stemmen, doch ist sie zu spät. Sie bekommt gerade noch die Unterarme auf ihn, sodass sie ihre Vorderseite kaum eine halbe Armlänge von ihm halten kann. Auch ist die Kraft, die sie in ihrer Verwirrung in ihre Verteidigung legt, quasi substanzlos. Selbst wenn man aufgrund ihrer jungen Jahre und zarten Gestalt geringe Körperkräfte vermuten würde, wäre ihre Abwehr nicht ernst zu nehmen (und wer weiß, dass sie den Bogen erfolgreich einsetzt, weiß, wieviel mehr Kraft sie eigentlich hat).

So endet ihre Stirn auf seiner Brust und seine Hand in ihrem langen Haar. "Was...?", stammelt sie noch, während ihre Gedanken immer rasender und konfuser werden. Die Hitze, die sie ausstrahlt, nimmt erneut massiv zu und Tsuyoshi spürt neben seinem eigenen Schweiß etwas anderes an sich herunterrinnen - Tränen oder ihr Schweiß? Nur Augenblicke später, die ihr wie eine Ewigkeit vorkommen, fängt sich die Welt zu drehen an, wird bunt und dunkler. Kurz greift sie kraftlos in seine Kleidung, dann ermattet sie wie eine Puppe, deren Fäden fallen gelassen wurden. Ohnmächtig hängt sie in seinen Armen.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Tsuyoshi am 11.04.2019, 20:26:52
Das plötzliche Erschlaffen des Mädchens trifft den jungen Samurai überraschender als ein blitzartiger Angriff aus dem Nichts: Kaum hat er die Zeit, richtig zuzugreifen, ehe sie ihm an die Brust sinkt und sich nicht mehr rührt. Vorsichtig schüttelt er sie. Da keine Reaktion kommt, schlingt er einen Arm fester um ihre schmale Hüfte und hebt mit der freien Hand ihr Kinn an. Ein Blick in ihr Gesicht sagt ihm alles: Die Augen sind geschlossen, die Haare fallen wirr in die Stirn. Die Miko ist bewusstlos. Unentschlossen hält er sie fest und sieht sich um. Doch weder die Bäume, noch die Ahnen des nahen Schreins bieten ihm irgendeine Hilfe. Nach kurzem Zögern schiebt er ihr den zweiten Arm unter die Kniekehlen und hebt sie vollständig an. So trägt er sie zum Schrein und bettet sie in das warme Gras, als hätte er es mit rohen Eiern zu tun.

Einen Schritt zurücktretend, lässt er seinen Blick über sie schweifen und atmet schwer. Die meisten Dorffrauen altern bei ihrem harten, entbehrungsreichen Leben rasch, welken zu Greisinnen dahin, dass man fast dabei zusehen kann. Doch in jedem Dorf gibt es auch ein paar junge Mädchen, die gerade erst dabei sind, voll zur Frau zu erblühen – so wie Yumi. Um sich abzulenken und die Versuchung zu bekämpfen, macht er sich auf, um etwas Wasser zu besorgen. Doch zurück bei der Ohnmächtigen wird ihm klar, dass die Behandlung, die er einem anderen Krieger zukommen ließe, für ein weibliches Wesen nicht tauglich und nicht angemessen ist. Ein Tuch befeuchtend kniet er sich also neben sie, zögert erneut und tupft ihr dann die Stirn mit dem kühlen Stoff ab.

Sie wirkt trotz ihrer für ein Mädchen ungewöhnlichen Wehrhaftigkeit so verletzlich, dass er Bedenken hegt, etwas falsch zu machen. Zu töten, ja, dem eigenen Tod entschlossen ins Auge zu sehen, das hat er gelernt. Aber den Umgang mit jungen Frauen..? Er macht nun einen deutlich weniger souveränen Eindruck als bei seinem Einzug in das kleine Dorf. "Mädchen", sagt er nach einer Weile, "hörst du mich? Komm doch zu dir!" Doch sein Tonfall hat einen eher bittenden als befehlenden Unterton. Tsuyoshi ist fürwahr vollends ratlos.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Miko Yumi am 12.04.2019, 06:59:06
Da die Hitze und Windstille auch die Tiere verstummen lässt, kann Tsuyoshi bei seinem hilfesuchenden Blick über den Ort nichts finden. Einzig die Insekten sind eifrig zu hören und zwei von ihnen scheinen einander in der Nähe der jungen Menschen zu umschwirren.

Auf die Berührung mi dem feuchten Tuch reagiert sie umgehend, jedoch nur mit einem schwachen Erzittern. Erst die Ansprache lässt ihre Augenlider flattern. Schließlich schlägt sie die Augen auf und starrt mit verwirrtem Blick in den Himmel. Sie braucht eine Weile, sich zu orientieren. In der Zeitspanne färben sich nicht nur ihre Wangen wieder rosig, auch ihre Ohren werden hochrot. Sie versucht, sich hochzustemmen, doch schwindelt ihr sofort wieder. Sie wendet ihren Blick auf den jungen Krieger, hält den Kontakt aber nicht. Ihren Körper oder ihre Kleidung zu prüfen kommt ihr anscheinend nicht in den Sinn.

Stattdessen rückt die junge Frau ein wenig ab und macht sich klein. "Verzeiht, Ishida-san, ich möchte keine Umstände machen. Es...wird gleich wieder gehen.", verkündet sie mit einem zarten Lächeln. "Wie - wiè lange war ich...?" Dann erst fällt ihr sein desolater Zustand auf. Sie stemmt sich - diesmal erfolgreich - hoch und schlägt vor: "Herrjeh, meine Manieren. Bei der Hitze sollte man sich abkühlen. Zum Teich?" Ihr durstiger Blick bleibt auf dem Wassertuch und -eimer hängen.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Tsuyoshi am 14.04.2019, 11:27:16
In der drückenden Stille kniet der Ronin neben dem Mädchen und wartet auf den Erfolg seiner Bemühungen. Als sie sich regt, atmet er zuerst einmal erleichtert auf, versucht aber dabei eine unbewegte Miene aufzusetzen, um keine menschliche Schwäche zu zeigen. Dann runzelt er verwirrt die Stirn, da sie so offenkundig errötet. Da er unerfahren in derlei Dingen ist, rätselt Tsuyoshi, ob er womöglich in irgendeiner Weise die Etikette verletzt hat – gegenüber einer weiblichen Person, gegenüber einer Miko... es gibt so viele Fallen, in die man tappen kann, wenn man keine hohe Schule der Gesellschaft durchlaufen hat.

Dass sie sich entschuldigt, nimmt er mit einem kurzen Nicken zur Kenntnis. Doch gebietet die Sitte, dass dies die Frau auch dann tut, wenn der Mann unrecht hat. Yumis Verhalten liefert ihm also kaum Anhaltspunkte, die ihn in seinen Überlegungen weiter brächten. "Nur einige Momente" antwortet er zu ihrer Beruhigung nicht ganz wahrheitsgemäß und überspielt ihre Entschuldigung und seine Verunsicherung. Den Vorschlag, sich abzukühlen, nimmt er nach einem Moment der Überraschung umso bereitwilliger mit einem Nicken an: "Das ist wohl das beste. Die Hitze macht durstig." Indem er aufsteht, hilft er auch dem Mädchen auf. Nun ist er es, der wenig auf sein schweißüberströmtes Gesicht und den Kimono achtet, der ihm um die Schultern klebt.

Ohne darüber nachzudenken, führt und stützt er sie bis zum besagten Teich. Das Summen der Insekten, das Rascheln des Grases unter ihren Füßen und der Kimonos sind die einzigen Geräusche, die sie begleiten. Die Oberfläche des kleinen Teichs schimmert wie ein polierter Spiegel im gleißenden Sonnenlicht. Kein Windhauch kräuselt seine Oberfläche, deren silbriger Glanz erfrischende Kühle verspricht. Der junge Samurai geht auf ein Knie, schöpft mit der hohlen Hand Wasser und nimmt einen tiefen Zug. Er kann einen wohligen Seufzer dabei nicht ganz unterdrücken.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Miko Yumi am 21.04.2019, 22:00:16
Yumi ist sichtlich erleichtert, als Tsuyoshi ihren Vorschlag annimmt. Sie scheint mit ihren Gedanken ganz woanders, denn sie scheint sein Hilfsangebot beim Aufstehen nicht wahrzunehmen. Genauso vermeidet sie unwillkürlich weitere Gelegenheiten, berührt zu werden. Wie zumeist ist die junge Miko still und ist leise in ihren Bewegungen. Diesmal allerdings ist sie am Grübeln - sie versucht, ihre Gedanken und Erinnerungen zu ordnen und ihre Gefühle zu interpretieren.

Ohne Ergebnis erreichen sie nach viel zu kurzer Strecke den Teich. Yumi schüttelt den Kopf, um die Gedanken zu verscheuchen und beschleunigt ihre Schritte. Am Ufer angekommen legt sie ihre Sandalen und Socken ab und watet ins Wasser, bis es ihr fast an die Kniekehlen reicht. Sie beugt sich herunter, trinkt aus den hohlen Händen, wäscht ihr Gesicht und beginnt, sich im Spiegelbild zurecht zu machen. dabei wird ihr die Entspannung und Ablenkung ihres Begleiters bewusst und ihre Mundwinkel ziehen sich frech nach oben, als ihr ein Einfall kommt. Dem Impuls nachgebend klatscht sie dem überraschten Opfer Wasser ins Gesicht und über den Körper: "Ishida, nicht so schwermütig! Das Leben ist schön!", lacht sie.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Tsuyoshi am 22.04.2019, 14:36:52
Tsuyoshi nimmt noch eine Handvoll des kühlen Wassers, schöpft sie sich ins Gesicht, schließt die Augen und lässt das erfrischende Nass über seine Haut rinnen. Als er dem Mädchen zusieht, fällt sein Blick auf ihre nackten Waden, wie sie so ins Wasser watet. Bedächtig streift er mit der flachen Hand die perlenden Wassertropfen von seinem Kinn. Dann hält er inne und schaut still der Miko zu, die ihr Gesicht wäscht und sich ihrer desolaten Frisur widmet. Schließlich gleiten die Augen des Ronin weiter, über die Ränder des Teichs zu den Bäumen und schließlich bis in den azurblauen Himmel. Wie lange ist es eigentlich her, dass er mit einer Frau das Kopfkissen geteilt hat..? Es kann noch gar nicht so lange sein, doch ihm kommt es vor, als läge das viele Jahre zurück. Der Krieg hat allen Raum in seinem Leben eingenommen, keine Zeit blieb mehr für Sake, Mädchen, Entspannung...

Da trifft ihn unvermittelt ein Schwall Wasser, durchnässt den Kimono an seinen Schultern und lässt ihn überrascht die Nässe aus den Augen blinzeln. Natürlich wird ihm sehr rasch klar, woher die harmlose Attacke kam. Und vielleicht wird dem Mädchen nun ihrerseits klar, dass der Krieger so viel älter als sie auch nicht ist: Mit einem Funkeln in den Augen streift er den Kimono ganz ab, springt nur noch mit dem Lendenschurz bekleidet ins Wasser und kommt auf sie zu. "Dich werde ich lehren, kleiner Satansbraten!" droht er mit einem breiten Grinsen. Und ehe sie sich versieht, hat er sie mit einem sicheren Griff gepackt, dem man die Jiu Jutsu-Lektionen anmerkt. Geschickt nutzt er ihren Arm als Hebel, wenngleich ohne ihr wehzutun. Vielmehr zwingt er Yumi vornüber und lässt sie mit dem Kopf untertauchen. Einige Momente hält er sie so, ehe er sie wieder freigibt und lacht: "Das passiert mit vorlauten Mädchen!" Beinahe wirkt er unbeschwert – und sehr, sehr jung, trotz seiner Narben.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Miko Yumi am 24.04.2019, 20:52:07
Für kurze Zeit kann Tsuyoshi das Geschick und die Gewandheit seiner "Kontrahentin" bewundern, die ihre mangelnde Größe und Erfahrung mit Geschwindigkeit und natürlicher Begabung ausgleicht und ihm bei den ersten Ansätzen noch entkommt. Dabei spritzen eine Menge Wasser und auch einige Seepflanzen auf. Tiere und Fische gibt es kaum zum Aufscheuchen, die haben sich in dem heißen Wetter an kühlere, ruhigere Orte zurückgezogen.

Doch das Glück der glockenhell und herausfordend lachenden Yumi währt nicht lange. Sie schlägt wild um sich, womit sie endgültig komplett durchnässt sind. Nachdem sie wieder freigegeben worden is, taucht sie prustend auf, spuckt ihm einen Wasserschwall entgegen und versucht ihn zu schubsen. "Wie könnt ihr es wagen?!", ruft sie mit gespielter Entrüstung. Da sie zufälligerweise auf einem seiner Füße steht, entwickelt ihr Schubs samt Wasserschwall eine erstaunliche Hebelwirkung und Tsuyoshi droht, umzukippen. Von dem glücklichen Zufall selbst überrascht setzt die junge Miko zu einer Entschuldigung an: "Oh je, Ishida, das...".
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Tsuyoshi am 25.04.2019, 14:44:49
Die Reflexe des Samurai agieren nach jahrelangem hartem Training wie ein eigenständiges Wesen: Als er im schlammigen Untergrund die Füße unter sich wegrutschen spürt, schießt seine Hand nach vorn, die Finger greifen den Stoff ihres Kimono, während der freie Arm rudernd versucht, den drohenden Sturz durch Vortrieb im Wasser auszugleichen. Das zappelnde Mädchen macht die Bemühungen aber zunichte, so dass Tsuyoshi endlich untertaucht und die kreischende Yumi mit sich unter Wasser zieht.

Momente später kommt er wieder an die Oberfläche, reibt sich das Wasser aus den Augen und keucht einige Male. Sein Haarknoten hat sich halb gelöst, und der Ronin trieft nun vor Nässe. Für einen Moment scheint es, als wolle er zornig werden. Doch kaum ist sein Blick auf die Miko gefallen, an der im völlig durchnässten Gewand nur noch wenig von der Würde einer Schreindienerin zu finden ist, da grinst er sie amüsiert an.

"Müder Grashüpfer,
Wie sehr lockt das kühle Bad!
Tropfnasse Würde"

improvisiert er ein Haiku und bricht in schallendes Lachen aus, wobei er sich rückwärts taumelnd zum Rand des Teichs bewegt und dort einfach ins Gras fallen lässt.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Miko Yumi am 28.04.2019, 20:44:28
Yumis Schrei geht in ein Gurgeln über, als sie untertaucht. Sie schluckt ein Menge Wasser, schafft es aber, sich von Tsuyoshi zu lösen und mit schnellen und geschickten Schwimmstößen an die Oberfläche zu kommen, wesentlich ferner vom Ufer. Sie spuckt, schüttelt sich und versucht, ihre Haare aus dem Gesicht zu bringen. Ohne festen Grund gelingt ihr das nicht, sie schwimmt mit kräftigen Stößen näher ans Ufer. Wo sie nun steht, geht ihr das Wasser bis kurz unter die Hüfte. Komplett durchnässt bis auf die Haut und mit gelösten Haaren steht sie da und beginnt ihre Haare und Kleidung in Ordnung zu bringen. Wirklich gelingt es ihr nicht.

Erst als der junge Mann sein Gedicht zitiert, lacht und sich ans Ufer fallen lässt, wird sie sich seiner wieder gewahr. Zunächst irritiert, fällt ihr ihre desolate Präsentation gar nicht auf, sie lässt sich von der guten Laune anstecken. Erst kichert sie, dann gibt sie ihre Bemühungen mit ihrem Aussehen auf, watet Richtung Ufer und setzt sich mit untergeschlagenen Beinen neben ihrem Gast hin. Mittlerweile hat sich ihr Kichern in glockenhelles Lachen gewandelt. Gemeinsam schallt das Lachen der beiden jungen Menschen über den Teich.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Tsuyoshi am 01.05.2019, 17:11:59
Tsuyoshi ist offenbar besserer Laune, als man ihn je sah, seit er das Dorf betrat. Er legt den Kopf auf die verschränkten Arme, schließt die Augen und scheint die Sonne, die ihn vor dem Bad so schwitzen ließ, nun zu genießen. Seine Brust hebt sich unter einigen tiefen, ruhigen Atemzügen. Dann blinzelt er träge in den Himmel, schaut zur Seite und grinst breit. Sein Blick wandert über die schmale Gestalt, die nass wie ein begossener Pudel neben ihm hockt und lacht. Dabei tritt allmählich ein weniger belustigter als milde verwunderter Ausdruck in seine Augen.

Mit einem unleugbar wachsenden Wohlgefallen nimmt er die Formen ihres Körpers in sich auf, die nun, dank ihrer durchnässten Kleidung, überdeutlich sichtbar werden. Er rollt sich auf die Seite, stützt den Kopf auf einen angewinkelten Arm und reißt mit dem anderen einen Grashalm aus, den er sich nachlässig zwischen die Lippen steckt. Darauf herumkauend mustert er sie eingehend und meint schließlich: "Du erinnerst mich an die Tochter unseres Nachbarn in meinem Dorf, Mädchen. Sie ist dir glaube ich ziemlich ähnlich." Wie weit sich seine Worte auf das Äußere beziehen und wie weit auf... anderes, lässt er offen, als er sie versonnen betrachtet.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Miko Yumi am 06.05.2019, 08:41:01
Solange Tsuyoshi sie zumindest noch anlächelt, schafft es Yumi nicht, ihren Lachanfall unter Kontrolle zu bringen, spätestens beim nächsten Blickkontakt bricht es wieder aus ihr heraus. Immerhin wringt sie ihre Haare aus und fixiert sie wieder mit einem Band hinter dem Kopf. Als sein belustigter Ausdruck einerm verwunderten Platz macht kriegt sich die junge Frau auch wieder ein und begegnet seinem Blick offen und neugierig, ohne Scheu oder jegliche Zurückhaltung. Sein Vergleich lässt sie lächeln: "Ich hoffe, ihr habt sie in guter Erinnerung. Was ...?"

Doch bevor sie ihre Frage zuende bringt und die beiden jungen Menschen sich weiter in gegenseitiger Betrachtung verlieren, wird die Stille von einem lauten Krachen unterbrochen. Etwas großes, schweres bahnt sich den Weg durch den umliegenden Wald. Sofort werden sich beide ihrer Umgebung wieder gewahr, unterbrechen ihr Tun und springen auf. Zum Glück kündigt der Lärm den Störenfried schon vom weiten, sodass beide ein angemesseres Aussehen annehmen können und sich ein Versteck suchen können - zumindest, wenn sie es hastig angehen.

Der Lärm wird immer lauter und schließlich bricht die Quelle auf die Lichtung des Teiches: Ein wildgewordener Ackergaul, völlig von Sinnen dank diverser Verletzungen, die er sich beim Durchbrechen des Gehölzes zugezogen hat. BeimAnblick des Teiches stürzt er sich halb hinein und beginnt zu saufen. Die junge Miko lässt einen mitleidigen Laut von sich und lässt sich nicht davon abhalten, sich dem armen Tier zu nähern. Zunächst schreckt der Gaul auf, doch kann Yumi ihn beruhigen, bis sie seinen Strick zu fassen kriegt. Eine nähere Untersuchung des Tieres fördert neben einem verletzten Bein auch einen Pfeil in seinem Hinterteil und fremdes Blut auf seinem Rücken zutage.
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Tsuyoshi am 11.05.2019, 20:16:35
Der Ronin fährt sich unter einem kurzen Grinsen mit der flachen Hand über das Kinn. "Nun, sie ist..." beginnt er, bringt den Satz aber nicht zu Ende, denn in diesem Moment werden die beiden von dem nahenden Lärm aufgeschreckt. Mit einem pantherartigen Satz ist er bei seinem Daisho und hat das Katana gezogen. Ein weiterer Sprung bringt ihn vor die junge Frau, wo er einen möglichen Gegner angespannt erwartet. Dann bricht das Tier ins Freie hinaus, und er lässt die Waffe sinken, indem er zur Seite weicht, um das panische Pferd an sich vorüber zu lassen.

Stirnrunzelnd schaut er zwischen dem verletzten Tier und der Bahn hin und her, die es sich gebrochen hat. Da sich aber in seinem Gefolge kein Gegner zeigt, wendet er sich bald der Miko zu und tritt neben sie. Sein Blick verfinstert sich, als er den Pfeil und das Blut bemerkt. Ohne das Geschoss zu berühren, begutachtet er es eingehend. In seinen Worten klingt ein großer Ernst mit – nichts mehr hat er mit der eben noch so ausgelassenen Stimmung gemein – als er sagt: "Die Banditen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie hier auftauchen."
Titel: [Szene 9] Narben, die das Leben schlägt
Beitrag von: Tsuyoshi am 11.05.2019, 20:16:55
~ Ende der Szene ~