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« am: 25.02.2018, 10:44:48 »
Noch immer war sich das Mädchen nicht sicher, ob Razelago zu trauen war. Die Männer und Frauen des Hauses hatte sie sich anders vorgestellt. Er versuchte ihre Tat zwar mit vielen Worten auszukleiden, aber viel geleistet hatten sie bis dahin noch nicht einmal. Wie seltsam. Valeria beschloss, der Gestalt gegenüber tunlichst zurückhaltend zu bleiben und sich in Verschwiegenheit zu hüllen.
Im Wohnzimmer lagen anschließend tatsächlich die Waffen bereit. Ihr Geschenk war zu ihrem Bedauern kein Produkt aus ihrer Region, aber dennoch fand sie schnell Gefallen daran. Seine Verarbeitung war ausgezeichnet und die roten Linien gaben dem Speer etwas Mysteriöses. Da sie in Abenteuerlaune war, schlief sie heute ausnahmsweise mal nicht in einem Gasthaus, sondern versuchte es mit einer Nacht in diesem Muffhaus. Schließlich schaffte es die gleichaltrige Ganovin ja auch irgendwie und sie mochte ihren Horizont erweitern.
...
Am Mittag des nächsten Morgens stand ein erneutes Treffen mit der ominösen Gestalt an. Die Dunkelhaarige nickte grimmig, als er von den Unruhen in ihrem stolzen Reich sprach. Iomedaes Anhänger konnten tatsächlich sehr penetrant sein und ihr Wirken halt mitnichten dabei, dass Ruhe und Frieden einkehren konnte. Dafür waren schließlich die Höllenritter da. Absolute Freiheit klang zunächst angenehm, aber es bedeutete auch Chaos und verschwommene Grenzen. Es existierten nun einmal Unterschiede. Jeder, ob Baron oder Bauer, spielte eine eigene bedeutsame Rolle. Aber man konnte sie unmöglich gleich nennen. Absolute Freiheit war gefährlich. Die nächste Aufgabe war entsprechend ganz nach ihrem Geschmack. Zusammenhalt war die starken Wurzeln, die eine Nation im Boden verankerten. Ihre Mitbürger daran zu erinnern erschien ihr als eine wichtige Aufgabe. Ihr "Test" war ein wenig fragwürdig gewesen, doch dieses Mal hatte sie noch weniger Bedenken.
Valeria verfolgte die Unterhaltung passiv. Cimri sprach einen wichtigen Punkt an. So verblendet die Gläubigen von Iomedae auch waren, es war falsch sie einfach niederzustrecken. Man musste schon klüger vorgehen und ihre Lügen aufdecken. Das war bei einem Haufen von alten und verbitterten Veteranen nur leichter gesagt als getan...
Nachdem sie das Anwesen verlassen hatten, war ihre Gruppe gefragt. Die Bardin hatte unterwegs nachgedacht. Die Vorschläge der Anderen erschienen zum Teil wie die Streiche bösartiger Kinder. Sollten sich Geistliche davon abschrecken lassen? Irgendwie mussten sie ihre Bürger erreichen und den Pfaffen den Wind aus den Segeln nehmen.
"Den einen oder anderen magischen Trick beherrsche ich, aber erwartet nicht zu viel. Einer Person seinen Willen aufzuzwingen klappt bei so sturen Gesellen nicht sonderlich gut. Ah, es würde sie sowieso nur etwas freundlicher stimmen, ihren Willen brechen und sie Dinge tun lassen liegt nicht in meiner Macht. Ich kenne den einen oder anderen Taschenspielertrick. Einmal hatte mich eine neidische Henne derart provoziert, dass ich ihr einen magischen...Furz angedichtet habe. Aber das hilft uns wohl kaum weiter. " Erzählte sie mit einem unterdrückten Grinsen und überlegte weiter.
"Das Klügste wäre, wenn wir sie nicht offen zu blamieren versuchen. Subtile Mittel sind gefragt! Vielleicht hören wir uns die Predigt einmal an und suchen nach Angriffspunkten. Den Menschen fehlt es an Hoffnung und Abwechslung. Sie hocken lieber bei ihrem Alkohol und pflegen ihre düsteren Gedanken. Wenn alle Stricke reißen, unterhalten wir die Menge eben mit einem Liedchen. So eine trockene Predigt bietet nicht viel Unterhaltung."
Was sie hier planten, konnte nur allzu leicht auf sie zurückfallen. Und da Nimia mit ihrem neuen Haustier beschäftigt war, waren die anderen Frauen gefragt. Piekser und inzwischen auch Acillo besaßen zwar eigenwillige Ideen, tendierten aber bisweilen dazu es zu übertreiben.