Kein guter Start (Anzeigen)„ES REICHT!“ halt es aus dem Haupthaus einer kleinen Sippe im nördlichen Jongot. So lautstark hatten sich die beiden Brüder noch nie gestritten. Nicht nachdem Kyell der ältere der beiden entschieden hatte, sich wie einst ihr Vater der Dämonenjagt von diesem Javrud anzuschließen. Dass er dabei die Sippe nach dem Tod ihres Vaters noch mehr schwächte, verstand Kyell nicht. Ebenso wie Fynn, der jüngere der Beiden, es nicht verstand, dass sein Bruder damit seiner höchsten Pflicht nachkam die Sippe zu schützen.
Die Lage konnten kaum verhärteter sein und nun, nun kam dieser große Kyell nach über drei Jahren wieder in die Bauernsiedlung. Nicht allein. Er brachte seinen Kind, Arnvidh hieß der Junge, mit. Denn seine ehemalige Gefährtin, eine Elbin mit wallenden feuerroten Harren und dem klingenden Namen Elanor, hatte ihn vor wenigen Monden verlassen. Noch nicht einmal dem Mutterbusen entwachsen forderte er, dass sein Bruder mit seiner jungen Frau sich dem Spross annahm. Während er wieder in den Krieg verschwinden würde. Das wollte sich nun Fynn nicht gefallen lassen. Es war einfach zu viel!
Das Beste für Fynn war jedoch zudem, dass sein Bruder eine Elbin in die Finger bekommen haben wollte. Gut bei Frauen war Kyell stehts beliebter als er selbst, aber eine Elbin? Ja das Kind hatte spitze Ohren und jedenfalls ihre Baba Malin erkannte eindeutig Kyell im Gesicht des Kindes. Doch wie konnte das sein? Auf dem Schlachtfeld wollte er die Kriegerin mit feuerroten Haaren getroffen haben. Eine wilde Klingentänzerin die nach nicht einmal zwei Jahren mit ihm das Nachtlager teilte. Für Fynn stand es fest, sein Bruder war ob des Krieges dem Wahn verfallen.
Bevor sich die Brüder an die Gurgel gehen konnten, mischte sich ihre Mutter ein. Mit einem alles sagenden Blick strafte die alte Malin ihre geliebten Jungen. Kyell, obgleich er der Sippenanführer war, konnte nicht länger vor seiner Verantwortung der Sippe und nun auch seinem Sohn gegenüber fliehen. Er hatte sich dieser Verantwortung zu stellen. Was Fynn anging, so sollte er seinen Bruder, der nun nur noch den Krieg kannte, mit all seiner Erfahrung unterstützen. Dies war seine Pflicht als jüngerer Bruder.
So kehrte an diesem Abend im Frühjahr doch noch Stille in die kleine Sippe ein und der kleine spitzohrige Junge mit den kupfernen Haaren verbrachte seine erste Nach in einem echten Haus.
das schwache Spitzohr (Anzeigen)Die beiden Brüder rissen dank Malin sich tatsächlich über eine längere Zeit zusammen. Als sie jedoch zu Gaja zurückkehrte, wurde der Wind schärfer. Fynn stellte sich als sehr nachtragen heraus. Das Mittel seinen Bruder aufzuziehen war schon immer sein schwächlicher Mischlingssohn Arnvidh. Offensichtlich hatte es einen Grund, dass Menschen unter Menschen blieben und Elben unter Elben. Wo war in Arnvidh die Stärke seines Vaters und wo das angebliche Geschick seiner Mutter.
Den Nährstoff für diese giftigen Worte, und dabei war Arnvidh zu einem jungen Burschen geworden der sich redlich mühte seinem Vater zu gefallen, zeugte Kyell selbst. Ivgar war der Name seines zweiten Sohnes. Ein Kind aus der Verbindung einer ehemaligen Kindheitsgefährtin. Arnvidh gegenüber war es nicht Gerecht seinen Bruder zum Vergleich heran zu ziehen, doch so war es nun einmal.
Immer mehr traten die Arnvidhs Fähigkeiten in den Hintergrund. Ja er wuchs nicht so rasch wie sein jüngerer Bruder und war nicht wirklich stark oder Geschickt aber er sog das Wissen der Sippe in sich auf. Vermochte gar mit kindlich kecken Ideen ein Problem zu lösen an das die Erwachsenen nicht dachten. Auch trickste er so immer wieder die anderen Burschen der Sippe aus, die ihn wie das schwache Kücken behacken wollten. Doch leider fruchtete das Gift von Fynn im Verstand seines Vaters und auch dessen neuer Frau. Sie lobten Arnvidh nicht mehr, wenn er mit besonders vielen Kräutern, Beeren oder Pilzen aus den umliegenden Wäldern heim kam. Stattdessen sagten sie so etwas wie „Wenn du noch Holz wie deine Geschwister mitgebracht hättest“ oder ähnliche kalte Worte.
Diese Kälte trieb Arnvidh von Tag zu Tag immer mehr in die Wälder am Rand der Bauern- und Jägersiedlung. Es war für ihn alleine zwar nicht ungefährlich. Doch unter den Bäumen fühlte er sich wohl. Die Natur nahm ihn wie jeden anderen auf. Ungeachtet seiner spitzen Ohren oder seines dunkelrot gewordenen Haares. Er hatte so manche Lieblingsplätze im Wald. Da gab es einen Birkenhein, in welchem oft sehr viele Pilze standen. Oder den Moorsee im Herzen des Waldes, dessen Wasser selbst an den wärmsten Tagen frisch und klar war. Als seine Geschwister, es waren nun langsam vier, groß genug waren, zeigte er ihnen diese Orte. Zu Ivgar und den anderen hatte dadurch tatsächlich ein gutes Verhältnis aufbauen können, auch wenn Ivgar ihn immer aufzog, dass er der eigentliche große Bruder sei.
Als ob es da wirklich etwas zu entscheiden gab, schlug die Stunde tatsächlich irgendwann. Nach Jahren des größtenteils friedvollen Lebens machte sich ihr Vater bereit die Sippe zu verlassen. Die Dämonen wagten sich immer Tiefer nach Jongot hinein. Soweit, dass es auch ihr Onkel Fynn einsehen musste, dass der Kampf gegen die Dämonen der Sippe diente. Beide Brüder sammelten die wehrhaften Männer und Burschen der Sippe um sich. Sie bereiteten sich vor sich zusammen Javrud und seinem Kampf gegen die Dämonen anzuschließen. Doch just im dem letzten Thing des Jarls, in welchem die Brüder ihre Teilnahme am Kampf bekräftigten, stelle Onkel Fynn die Frage in den Raum, ob Arnvidh im Fall der Fälle wirklich dazu geeignet war, der Erbe von Kyell zu sein oder vielleicht doch nicht eher Ivgar. Hitzig wurde über die Frage debattiert. Am Ende konnte Fynn die Anwesenden Sippen und den Jarl nicht gänzlich davon überzeugen, das Arnvidh nicht der Sohn von seinem Bruder war und die Elbin ihm vielleicht gar einen Feenbalg ins Nest gelegt hatte. Dafür zeigten die giftigen Worte, die er seit Jahren seinem Bruder einflößte Wirkung. Kyell schaffte es nicht überzeugend darzulegen, dass er Arnvidh sein leiblicher Sohn war. So wurde ein Schicksalsspruch von Fynn gefordert. Den Ring, welcher vom Jarl in eine Feuerschale geworfen wurde, fischte der Mann tatsächlich aus der Feuerschale. Damit war es entschieden. Ivgar wurde im Fall der Fälle der Erbe von Kyell sein.
Verständlicher Weise fanden Kyell und Fynn seit dem kaum noch ein freundliches Wort für den anderen. Fast sah es auch so aus, dass Kyell seinem Bruder es sehr übel nahm, dass dieser aufgrund seiner Verletzung aus dem Schicksalsspruch nicht mehr in den Krieg ziehen konnte. Für den so enterbten und irgendwann mittelosen Arnvidh brach nach der Entscheidung eine schwerere Zeit an. Er wurde von seiner Stiefmutter fast wie ein Knecht behandelt und musste am Ende der Familientafel sitzen. Anstelle sich in sein neues Schicksaal zu fügen, wollte er nun seinem Vater und der Sippe beweisen, dass er doch zu etwas zu gebrauchen war.
das Erwachsenwerden (Anzeigen)Die neue Situation war zwar schwer, befreite Arnvidh aber tatsächlich auch von irgendwelchen Erwartungshaltungen der Erwachsenen. Das er länger für etwas brauchte oder nicht, war nun kaum mehr ein Problem. Er versuchte halt etwas anderes. Kurz um, konnte Arnvidh seine Fähigkeiten, die er ja hatte, nun nutzen. Anstelle wie seine Familie auf den Feldern zu ackern, ging er mit einer anderen Familie der Sippe auf die Jagd. Als Führer durch Wiesen und Wald war Arnvidh schließlich gut zu gebrauchen. Auch hatte er den Entschluss gefasst, dass er seinem Vater in den Krieg folgen wolle. Um ein guter Krieger zu werden, fand er die Jagd im Wald deutlich besser geeignet als die Feldarbeit.
Bevor dieser Tag gekommen war, mussten noch einige Jahre ins Land gehen. In dieser Zeit verliebte er sich in eine kinderlose und junge Bauernwitwe der Nachbarsippe. Da sie nicht ungeneigt dem jungen Halbelben gegenüber stand, und er immer noch ein Kyellson war, stand ihrer Verbindung niemand im Wege. Am Ende, er war nun um die 21 Sommer alt und hatte eine Tochter gezeugt, hatte sich seine Mühen ein jongotischer Krieger zu werden gelohnt. Jetzt, für einen Halbelben ausgewachsen, zeigte sich auch die deutliche Familienähnlichkeit mit seinem Vater und seinen Geschwistern. Er war zwar immer noch schlanker als diese aber von den Gesichtszügen spiegelte sich sein Vater in ihm wieder.
So war die Zeit seiner Gelegenheit gekommen. In einem Auswahlkampf unter den Burschen der Sippe, war es Arnvidh der auffiel. Selbst seinen Bruder, der bis jetzt immer der stärkere war, besiegte er im Ringkampf und hielt auch mit den anderen Burschen sehr gut mit. So durfte er seinen Vater beim nächsten Auszug in den Kampf begleiten. Das Soldatenleben hatte er sich freilich anders vorgestellt. Ähnlich wie im Wald passte Arnvidh hier aber gut hin. Die anderen Burschen, mit welchen er als Frischlinge den richtigen Kampf gegen die Dämonen erlernen musste, sahen ihn, nachdem er seine Fähigkeiten beweisen konnte, als Kammerarden an.
Als ein Soldat von Javrud verstand es Arnvidh dann warum sein Vater nicht oft zur Sippe zurückkehrte. Die Dämonen mussten aufgehalten werden, um jeden Preis. Um die Familie um die Sippe zu schützen. Diese Lektion lernte er schmerzhaft bei der ersten Begegnung mit einem Dämon. Es war ein Gemetzel. Alles worauf sie vorbereitet wurden, war nichts im Vergleich zur Realität. Ihm drehte sich der Magen um, als sein Schwert das Blut des Dämons kostete. Sein Geist war förmlich, von dem Massaker das dieser unter den jungen Soldaten anrichtete, gelähmt. Fast wäre auch Arnvidh ihm zum Opfer gefallen, wäre da nicht sein Vater gewesen. Kyell und die anderen erfahrenen Soldaten drängten den Dämon von den Frischlingen zurück. Als Arnvidh wieder klar denken konnte, war der Dämon tot. Am Boden um diesen herum lagen die Überreste der Soldaten und unter diesen auch sein Vater.
Das Feuer der Rache brannte lange im Blut des Halbelben. Gaja sein Dank, benebelte es aber nicht seinen Verstand. Er blieb ruhig und wurde ein durchaus bedachter Streiter und auch Rottenführer, der auch erkannte, wann es richtig war, den Kampf ersteinmal zu verschieben. Ob er ihrem Anführer Javrud aufgefallen war weiß er nicht. Er hatte ihn schon einige Male getroffen aber steht´s nur, wenn er seinen Vorgesetzten, oder dessen Nachfolger, bei Besprechungen begleitete.
Der Tod von Javrud in einer Schlacht zermürbte Arnvidh. In dieser Schlacht hatte er mitgekämpft und diese überlebt. Doch viele seiner Männer nicht. Darunter war auch sein ältester Sohn und sein Neffe. Sein geliebter Bruder hatte ihm den jungen Kyell, der gerade einmal zwanzig Sommer alt war, anvertraut. Er wollte die beiden zu einen ebenso fähigen Krieger machen wie er selbst doch beschützen, nein das konnte er sie nicht.
Es war schmerzhaft seinem Bruder und seinem Weib Ylva von seinem Versagen berichten zu müssen und nichts als die Lanzen der jungen Männer zurück zu bringen. Vor Schmerz ergingen sich die beiden Brüder in Vorwürfen. All das hätte, wäre und könnte änderte nichts. Es war wie es war und Arnvidh hatte seinen Kampfeswillen verloren. Er wusste nicht wie es weiter gehen sollte. So blieb er bei seiner Familie und der seines Bruders.
zwei Herrinnen (Anzeigen)Wieder einmal war es die Natur, welche Arnvidh die nötige Erholung in dieser Situation verschaffte. Immer länger verschwand er in den nahen Wäldern. Mal zu Jagd aber öfter einfach nur um seine schönen Kindheitsorte wieder zu sehen.
Am Moorsee war es, da er sie traf. Eine Lady mit zartem Gesicht. Blumen schmückten ihr Haar und ein Speer lag an ihrer Seite. Ihre Füße badete sie im klaren Wasser des Sees. Sie begrüßte ihn wie einen alten Bekannten, ob gleich er sie nie zuvor gesehen hatte. Als er ihrer Einladung folgte, redete sie nicht viel. Er redete dafür umso mehr. Seine Gedanken fühlten sich frei an, wie der Wind der durch die Blätter der alten Weißbuche hinter ihnen glitt. Er kann sich kaum mehr daran erinnern wann. Ab irgendwann gegen Abenddämmerung, glaubte er, fragte sagte sie, ob er nicht an ihrer Seite bleiben wolle. Sie könnte so einen Krieger, der gegen Dämonen gekämpft hat, gut gebrauchen. Seine Antwort war ein „Ja“ und alles danach wirkt wie ein Traum.
Sie lachte und zeigte ihm ihr Reich. Ein Tanz aus Licht und Schatten. Indem auch andere wie er waren. Mit einer Elbe und einer Menschenfrau will er sich gut verstand verstanden zu haben. Die Elbin sang des Tages Lieder vom Wind in ihrer Sprache und irgendwann sang er in ihrer Sprache mit. Ihre mit den Blumen gekrönte Herrin, lauschte dem Gesang der sich mit dem Rascheln der Blätter verband. Sie liebte es wie der Wind durch ihr Haar floss und die Tiere Schutz in ihren Zweigen suchten. Sie beschützte auch die jungen Bäume um den Moorsee herum. Schickte so ihre Krieger auf die Jagd nach denen die den Bäumen und dem See gefährlich wurden. Die die Ruhe dieses Ortes mit ihren Äxten beschmutzten. So will er sich erinnern, an eine Jagd im heißen Sonnenlicht. Die Sonne brannte auf seiner Haut, während unter ihm Mensch wie Hasen versuchten Schutz im Schatten der Bäume zu finden die sie gerade eben fällen wollten. Es nützte ihnen nichts.
Des Nachts, wenn das Licht des Tages vergangen war, gesellte sich ihre zweite Herrin zu den Wächtern, oder waren es doch andere und nur er selbst der gleiche. Ein Wesen mit Flügeln aus Mondlicht erhob sich aus dem Moorsee. Sie war ihrer Schwester ähnlich und doch ganz anders. Sie mochte es, den Glühwürmchen zuzusehen, wie sie durch ihr Reich folgen. Er weiß nicht mehr ob er ihre kalten Arme um sich spürte oder doch eher das Wasser ihres Sees. Sie war so ruhig und still. Klar wie das Wasser des Sees und doch so erbarmungslos wie das Moor selbst. Nie forderte sie die Krieger und auch ihn zur Jagd auf. Sie wartete auf einen Fehltritt. Gleich ob Mensch oder Tier, wer einen Fuß ohne Einladung in ihr Reich setzte hatte sein Leben verwirkt.
Viele Gedanken, viele Bilder gingen an ihm vorbei. War es eben noch kalt wie in einer Winternacht brannte im nächsten Moment die Sonne auf seiner Haut. Die Lieder und Geschichten, die Worte der beiden Herrinnen, der Tanz der Glühwürmchen und das Rascheln des Laubes es verband sich zu einem ewigen Gesang. Steht´s anders und doch gleich.
ein neuer Morgen (Anzeigen)Den Gesang im Kopf, torkelte Arnvidh nach Hause. Wie lange er wohl bei ihr … ihnen? Ach er weiß es nicht mehr. Nur das es wohl mehr als eine Nacht gewesen sein muss. Wie es wohl Ivgar und seiner eigenen Frau geht. Sie war schwanger gewesen und das Kind sollte eigentlich bald kommen. Wenn es da war, ja dann wollte er wieder gegen Dämonen Kämpfen. Es war einfach an der Zeit und so frei zu reden hatte ihm geholfen. Wenigstens so viele Gedanken konnte er noch zusammen bringen, dass er nicht einfach in das Haus seines Bruders stolpern wollte sondern auf den Stall zulief. Es war spät geworden und alle waren wohl schon schlafen gegangen. Da war es nicht angemessen jetzt hinein zu stoßen. Irgendwie war das Stroh, worauf er sich bettete zu hart. Egal, er war so unendlich müde.
Am nächsten Morgen wurde er unsanft mit kaltem Wasser geweckt. Rasch war er auf den Beinen und schaute in die Gesichter der drei Knechte, von welchen zwei mit Mistgabeln da standen und der dritte mit dem Eimer. Alle drei wichen einen respektablen Schritt zurück. Der älteste von ihnen brachte kaum ein verständliches Wort heraus. Nur Feenbalg verstand Arnvidh klar. Verächtlich schnaufte der so betitelt aus. „Dies ist ein schöner Witz.“ meinte er halb ironisch halb sauer auf die Männer. Jetzt erst realisierte er, dass er die Knechte nicht kannte und er fragte sich ob er schlaftrunken in den falschen Stall gestiegen war. Beschwichtigend hob er also die Hände, als ein Bursche und ein weiterer Knecht in den Stall kam. Der Bursche erregte sofort seine Aufmerksamkeit, denn er trug neben dem Schmuck eines Mannes auch das passende Schwert. Arnvidh öffnete den Mund um ihn zu tadeln, denn er hielt das Schwert nicht so wie er es den jungen Burschen beigebracht hatte, doch er schloss den Mund ohne ein Wort zu sagen. Wer war dieser Bursche fragte er sich. Wenn nicht alle Knechte und Mägde so kannte er doch alle Burschen und Maiden seiner eigenen Sippe und der seiner Frau.
Ähnlich wie die Knechte zuvor, machten auch die beiden Neuankömmlinge einen Schritt nach hinten, als Arnvidh sie anblickte. Für den Burschen war dieser Schritt aber fatal. Im rückwärtsgehen stolperte er über eine Heugabel, welchen an einem Balken ruhte. Anstelle einfach nur auf seinen Hintern zu landen, drehte sich der Unglückliche im Fallen und versuchte den Sturz mit der Schwerthand abzufangen. Ein Fehler, wie der Bursche mit einem Aufschrei selber feststellen musste. Winselnd hielt er sein Handgelenk. „Steht nicht rum, holt die Kräuterfrau!“ Wies Arnvidh die Knechte an, welche mit der Situation sichtlich überfordert waren. Tatsächlich nickte einer von Ihnen, nach einer Weile und verschwand aus der Scheune. Er hatte Arnvidh Worte verstanden.
Während dieser hoffentlich wirklich die Kräuterfrau holte, wollte Arnvidh sich die Verletzung ansehen. Als Krieger musste er ab und zu kleine Verletzungen selber behandeln und bis die Kräuterfrau kam, wollte er ebenso dem Burschen helfen. Nach einigen weiteren Worten ließen die Knechte ihn zu ihren Herrn, welcher auch erst einmal protestierte. Ein Blick reichte aus, damit Arnvidh die schon jetzt stark angeschwollene Verletzung als eine Nummer zu groß für ihn einstufte. Außer den Burschen beruhigen, könnte er nichts machen. So dachte er zumindest und wollte seine Hand auf die Schulter des Burschen legen. Aber seine Hände wanderten fast instinktiv zum angeschwollenen Handgelenk. Sie umschlossen es und er fühlte eine innere Ruhe in ihm aufsteigen. Das Gesicht des Jungen entspannte sich und als Arnvidh seine Hände öffnete, war von der Schwellung nichts mehr zu sehen. Ungläubig bewegte der Bursche jeden Finger einzeln. Arnvidh saß derweil neben ihn und starrte selbst ungläubig in seine Handflächen.
Die nächsten Wochen hatte er genug Zeit sich zu fragen, was da passiert sei. Unter der Aufsicht der Knechte wurde Arnvidh in einen Raum im Haupthaus der Sippe eingesperrt. Das was er beim Weg vom Stall dorthin mitbekommen hatte, verwirrte ihn noch mehr. Die Anzahl der Häuser hatte sich zwar verkleinert und auch ein Wäldchen hinter dem Haus der Jägerfamilie fehlte ganz. Doch davon abgesehen war es eindeutig die Siedlung seiner Sippe. Was war passiert und wo war sein Bruder? Klarheit brachten die Gespräche mit den wenigen und überwiegend jungen Männern der Sippe kaum. Er erkannte niemanden von ihnen auch wenn der junge Bursche aus dem Stall irgendwie wie sein Neffe aussah, welchen er in der letzten Schlacht nicht beschützen konnte. Von den Männern erfuhr er wenigstens so viel, dass die meisten älteren Männer der Sippe gegen die Dämonen kämpften. Das was sie ihm davon, erzählten hörte sich fast noch schlimmer an als das woran er sich erinnern wollte. Wenigstens konnte Arnvidh sie davon überzeugen, dass er selbst keine Gefahr für sie sei und auch kein Feenbalg. Letzteres war besonders schwer. Denn auch selbst war er sich nicht mehr sicher ob das stimmte. Die Augen, die ihn aus der Waschschüssel anstarrten, waren nicht graugrün wie ein Lavendelzweig, welche er lebtags hatte, sondern viel kräftiger und wärmer. Fast leuchtend hell gelbgrün wie die jungen Blätter in den ersten wärmenden Sonnenstrahlen und dabei umrahmt von fast schwarzem Augenweiß. Diese Veränderung konnte er sich einfach nicht erklären.
Die Zeit bei der Sippe nutzte Arnvidh für viele Fragen. Mit der Kräuterfrau verstand er sich auf Anhieb. Sie war neugierig auf seine Fähigkeiten und er auf ihr Wissen, welches ihm eisige Schauer über den Rücken jagte. Ihr Name war Malin. Wie Arnvidh erfuhr, lebte ihre Familie schon immer in dieser Siedlung und der Nachbarsiedlung. Doch diese sei nun vollkommen wüst und ihre einst große Familie in zwei gebrochen. Der Bursche der so viel Pech hatte, hieß Fynn und war ihr Enkel und Erbe des Bauernhofes. Sein Vater war im Kampf gegen die Dämonen an der großen Mauer gefallen. So viele Antworten er bei ihr, fand so viele Fragen warfen sie doch auf. War das wirklich seine Sippe, war es seine Familie, war das ein Traum oder Real?
Eine Antwort bei der Sippe würde er nicht finden. Auch wenn er viel von der Kräuterfrau lernte und Fynn den ein oder anderen Trick für den Kampf beibrachte. Es zog ihn aus in die Welt. Er wollte die Veränderungen sehen, von denen Malin erzählt hatte. Auch wollte er den Nebenzweig aus der Nachbarsiedlung finden. Den der vielleicht seine Nachkommen waren, jedenfalls passte so einiges. Malin hatte erzählt, dass sie sich nach der Aufgabe der Siedlung auf nach Norden gemacht hatten um eine Ahnin zu finden. Bei dem Gedanken schmerzte es Arnvidh. Er konnte sich vorstellen, dass damit seine elbische Mutter gemeint war. Sie, die ihn alleine gelassen hatte. Doch konnte er den Gedanken nicht abstreifen, dass sie oder andere Elfen ihm in seiner Situation auch helfen könnten. Es war ein Versuch wert. Schließlich floss in seinen Adern auch elbisches Blut und wenn nicht dies die Veränderungen die er an sich spürte erklären könnte was bei Gajas Willen sonst.
Auch merkte Arnvidh nach einer Weile, dass sich seltsame Vorfälle in seiner Nähe mehrten. Bei einigen passierten kleinere Missgeschicke, während andere, meist die die Arnvidh gegenüber wohlgesonnen waren, unverschämtes Glück hatten. Nicht überraschend, wurde das alles mit der Ankunft von Arnvidh bei der Sippe in Verbindung gebracht. Die die großes Pech hatten, fingen an sich bei Arnvidh einzuschmeicheln. Suchten seine Nähe und wollten nur noch von ihm und nicht mehr von der eigenen Kräuterfrau behandelt werden. Bevor das Ganze umkippte, war es wahrlich Zeit die Siedlung zu verlassen. So verabschiedete er sich von der Kräuterfrau Malin und dem jungen Herrn Fynn. Mailin schenkte ihm gar einen ihrer wertvollen Tränke, mit dem Wunsch dass er seine Antworten irgendwann finden möge.
auf Wanderschaft (Anzeigen) Absehbar, wurde seine Wanderung nach Norden je unterbrochen durch den großen Wall. Er staunte nicht schlecht über die riesige Mauer, welche einst doch so klein war. Irgendwie weckte der Wall aber auch ein mehr als bedrückendes Gefühl in ihm. Dem Wall vor Augen blieb ihm nichts anderes übrig als weiter durch Jongot zu wandern. Hierbei verdingte er sich als Tagelöhner oder auch als Wache für Reisende und traf er oft genug auf Ablehnung, hatte aber auch durchaus Glück mit einigen Begegnungen.
Was seine Fähigkeiten anging, so gelang es ihm freilich nicht immer die nächtlichen Träume von den Erlebnissen am Tag klar zu trennen. Besonders wenn er aufgeregt war, verstand er die Mensch um sich herum nicht mehr und auch sie ihn nicht. Dafür lernte er langsam besser die Kräfte zu nutzen, welche Gaja in ihm hatte erwachen lassen. Er mehrte, dass er mit Sprüchen und Wünschen seine Kräfte leiten konnte. Was nicht bedeutete, dass er immer die richtigen Worte fand.
Eines seiner eher guten Treffen führte ihn in den Dienst des Händlers Anselm von Groning und so auch zu Bruder Egil. Er verstand nicht alles, was der Bruder über diesen Glauben an den Einen sagte, aber er verstand, dass der neue Glauben nicht gut zu sprechen war über alte Anhänger des Glaubens an Gaia. Schon gar nicht wenn diese wie Arnvidh zaubern konnten.
Es war auch Anselm, welcher ihm später ermöglichte seine Reise weiter nach Norden fortsetzen zu können. Endlich hatte er einen Auftrag und so die Möglichkeit hinter den Wall zu gelangen. Gar in die Nähe des großen Waldes seiner Mutter würde er so kommen. Auch wenn die Warnungen von Egil ihm steht´s in den Ohren lagen, war es die Gelegenheit auf welche er nur gewartet hatte.