Die Altarhalle des verbliebenen der Zwillingstürme der dunklen Eklipse bot ein Bild der Verwüstung. Die Wandbehänge mit den Cyricinsignien schwelten dahin, während einige Dachbalken noch lichterloh brannten. Hunderte Goblins fledderten unterdessen die menschlichen Anhänger der Flammen der Schwarzen Sonne, und schon begannen Zankereien über die weitere Verwendung der Leichen. Erst als Gor mit ihrem Gefolge aus furchterregend geschminkten Batiri-Amazonen die Halle betrat, kehrte angespannte Ruhe ein. Gors Leibgarde, mit der sie sich neuerdings auf Schritt und Tritt umgab, schleppte einen in Ketten gelegten nackten Tattergreis hinter sich her, der mit einem frisch gebrochenen Bein nur flehentlich wimmernd kriechen konnte und ein ganz gutes Bild Cyrics des Verrückten abgab. Brachial schmissen sie ihn auf den Opferschrein, so wie er es in jüngeren Jahren wohl selbst getan haben würde. Gor legte eine Hand auf das gebrochene Bein, wohlwissend, welch höllischen Schmerz schon ein leichter Druck ausüben würde, und taxierte ihn mit ihren blutroten Augen aus einer Nähe, dass er das Odeur der goblinoiden Mundflora mit jedem Wort erdulden musste:
"Jetzt sprich, elende Made, und glaub nicht, dass ich dich erlöse, wenn du es nicht tust. Sagt wo Lodernder Schädel ist oder erfahrt, was unser Volk unter Schmerz versteht!" Der greise Sohn des Hohepriesters Nidhyrk Argrim drohte das Bewusstsein zu verlieren, aber eine gezielt stärker werdender Druck gegen die Bruchstelle brachte gepresste Wort aus ihm heraus:
"Er ist nicht mehr hier, er ... hat seine Hülle zerstört .... niemand weiß, wo seine Seele sich mit der Phylakterie vereinen ... so glaubt mir doch, beim mächtigen Tyrannos, allmächtiger Tyrannos!" Gor ließ den Alten einen Moment zu Atem kommen. Sie roch seinen Angstschweiß überdeutlich, Gott der Lügen hin oder her, der Hohepriester des Cyric-Kultes war ihnen wohl wirklich entwischt. Vor Wut verkrampfte sie ihre Hände, was Argrim juniors Redefluss wiederbelebte:
"Aber er hat sich ergeben, der Turm gehört Euch, und wir verbeugen uns vor der Macht des Kults des Wahren Sei-" Der Greis zuckte zusammen, als Gor so dicht an ihn heranfuhr, dass ihre längliche Nase seinen Hals berührte, und sie sprach mehr zu sich selbst, während sie mit den Zähnen langsam seine Kehle hinab fuhr:
"Das werdet ihr, das werdet ihr ..."[1]Gor hatte sich demonstrativ mit der Goblinpriesterschaft des Tempels auf die höchste Balustrade des Turms begeben. Vor ihnen kniete Nidhyrk Argrim, der Jüngere, umringt von Gors Leibgarde so nah am Abgrund, dass ihn die hunderten am Fuß des Turms versammelten Goblins sehen konnten, jene aus den Zwillingstürmen, die ihren Herren in den Rücken gefallen waren, die Stämme aus der Umgebung, die dabei geholfen hatten, die Festung zu stürmen, und all die, die stündlich neu hergepilgert kamen, um die Botschaft Omvurr Gors, Ghistpok der Batiri aus dem fernen Lande Chult zu vernehmen, in dem Goblins noch nach den wahren Regeln der Götter lebten. Magisch verstärkt donnerte Gors Stimme hinab:
"Schwestern und Brüder, wir stehen an der Schwelle eines neuen Zeitalters. Hinter uns liegen Generationen der Knechtschaft und des Dienstes an schwächlichen Göttern. Doch damit ist ein für allemal Schluss. Seht, wir haben uns hier oben versammelt, um Cyric und all den anderen Göttern abzuschwören und uns zu Tyrannos zu bekennen, der wahren Inkarnation unseres Schöpfers Maglubiyets, denn er lehrt uns das Wahre Sein. Doch es liegt noch ein weiter Weg vor uns, bis wir wiederbekommen, was uns gehört. Heute haben viele ihr Leben gelassen, damit dieser Tag kommt, doch damit soll nun Schluss sein. Khurgorbaeyag spricht zu mir, und er wird bald zu uns hinabsteigen und uns in den Kampf führen um den Thron Faerûns. Für diesen Tag müssen wir uns wappnen, wir müssen viele werden, wir müssen stark werden, wir müssen fest im Glauben sein. Als Zeichen dieses unverbrüchlichen Glaubens bringen wir Kuro dieses Opfer, so wie wir es ab heute jeden Tag tun werden bis Kuro das Opfer als würdig erachtet, es nicht zu uns hinabfallen zu lassen, sondern als letzte Stärkung vor der Schlacht zu sich zu nehmen." Mit diesen Worten trat Gor einen Schritt nach vorn zum greisen Cyricanhänger, dessen Sinne von Drogen so vernebelt war, dass er von all dem wenig Notiz nahm. Sie ließ sich Zeit, Spannung aufzubauen, und als aus zunehmend vielen Goblinkehlen Schreie der Aufregung nach oben gellten stachelte sie die Massen zu einem ekstatischen Gekreisch auf, bevor sie den entscheidenden Tritt gab. Für heute hatte Kuros sich entschieden, das Opfer nicht zu sich zu nehmen.
[2]Nach Abschluss der Zeremonie war Gor am Ende ihrer Kräfte, aber zwei Sachen mussten noch in die Wege geleitet werden. Erstens musste alle entbehrlichen Krieger gesammelt werden, um baldestmöglich zum Berg der Schädel weiterzuziehen, um dort Claudius als zusätzliche Schlagkraft zur Verfügung zu stehen und die dortigen Goblins an den Kult zu binden.
[3] Außerdem sollte jeder verdammte Goblin in Amn das Gesicht von diesem Attentäter aus den Dschungeln Chults kennen, diese Gefahr musste schnellstmöglich beseitigt werden.