Mit einer wütenden Bewegung warf der Hobgoblin das verkohlte Stück Holz zur Seite.
„So kann das nicht weitergehen.“, stieß er wütend in der harten Sprache der Goblins aus. Die Worte richteten sich an die andere Gestalt, die im Dunkel des ausgebrannten Bordells stand. Die gesamte Einrichtung, die das Feuer nicht vernichtet hatte, war von einer tiefschwarzen Russschicht überzogen. Selbst die massive Bar, an der die leichten Mädchen ihre „Gäste“ empfingen und mit dem ein oder anderen Getränk Überzeugungsarbeit leisteten, war pechschwarz.
Der Hobgoblin hatte sich wieder erhoben und schritt durch den Raum. Mit dem gepanzerten Stiefel trat er einzelne Holzstücke zur Seite, während die kleinen Augen den Boden absuchten.
„Tar’dak war vorsichtig, er konnte erkommen“, sagte die andere Gestalt mit einer tiefen, kratzenden Stimme in die Stille hinein. Doch der andere schien ihn nicht zu hören, schritt weiter den großen Eingangsbereich ab, verbranntes Geröll zur Seite stoßend. An einem einstigen Tisch blieb er unvermittelt stehen. Seine Faust ballte sich zusammen, ohne dass der Hobgoblin es zu bemerken schien. Er bückte sich, wischte über den mit Asche bedeckten Boden und legte einen kleinen, silbernen Ring frei. Auf dem Ring war ein gehörnter Schädel zu erkennen, auf dessen Stirn ein stilisierter Rubin prangte.
„Tar’dak war an diesem Ort… und ist hier gestorben.“Die Worte des Hobgoblins hingen einige Momente in der Luft. Die andere Gestalt wandte plötzlich den Kopf in Richtung Ausgang, ein Geräusch hatte ihn aufgeschreckt. Seine Hand wanderte an die Streitaxt, die an seiner Seite hing.
„Sie sind hier“, sagte er zu dem Hobgoblin.
Wenige Momente später traten ein Halbling und ein Kriegsgeschmiedeter aus der tiefen Nacht in das Bordell hinein. Der Halbling war in einer schwarzen Lederrüstung gekleidet, die mit ebenfalls schwarzen Nieten zusammen gehalten wurde. An seiner Seite befanden sich mehrere Dolche, die in wenigen Sekunden griffbereit waren – es waren mit Sicherheit nicht die einzigen Dolche an ihm. Nur für einen Moment hielt er inne, als er die anderen beiden Gestalten in dem Eingangsbereich sah.
„…und die Daask kommen mal wieder zur spät zur Einäscherung“, begrüßte er den Hobgoblin und seinen Gefährten. Mit behänden Schritten lief er durch den Raum, der Kriegsgeschmiedete, ein eindrucksvoller Berg aus Stahl und Metall, blieb in der Türe stehen.
"Verbrannt, verkohlt, tot. Auch wir haben in diesem Laden gute Geschäfte gemacht, meine Herren.“, fuhr der Halbling fort.
„Ich frage mich, wie lange Cavallah diesem Treiben noch zusehen möchte? Dies ist bereits der fünfte Vorfall in dieser Woche. Ein weiterer Mord in unserem Territorium nicht mitgezählt. Die Vorfälle werden häufiger und die Schäden immer größer.“Der Halbling war an der verußten Bar angekommen, sprang auf die Reste eines nahestehenden Stuhls und landete mit einem weiteren Sprung auf der Bar. Er war nun auf der Augenhöhe des Hobgoblins, der schweigend den Halbling ansah. Stille verweilte einige Sekunden, bevor der Halbling sie brach:
„Clan Boromar wird sich diese Sache nicht mehr länger anschauen. Entweder ihr nehmt das Angebot an und wir finden endlich heraus, wer uns heimsucht und vor allem was sie suchen – oder wir machen es alleine.“Ohne eine Antwort abzuwarten, sprang der Halbling geschickt von der Bar hinab in Richtung Ausgang. Der Kriegsgeschmiedete drehte sich um und trat aus dem ausgebrannten Bordell aus. Der Halbling blieb im Türrahmen stehen. Er drehte sich nochmals um:
„Mein Beileid wegen eures Informanten.“ Dann verschwand auch der Halbling. Die Gestalt im Dunkeln lief wenige Momente später ebenfalls zum Ausgang.
„Cavallah wartet“, sagte sie und trat in die nächtliche Dunkelheit hinaus.