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Cave Idus Martias / Im Sog von Kabale und Blut
« am: 22.03.2014, 16:23:21 »
Erst jetzt da sich der Tempel langsam füllte und die ersten Worte von den Wänden widerhallten, wurde Varius der anderen gewahr. Das erste, was ihn aufmerksam werden ließ, war der Name "Aurelia Lucia Licinia". Kurz schalt Varius sich selbst, dass er sie nicht sofort erkannt hatte, aber er hatte einfach nicht damit gerechnet ihr hier zu begegnen. All das hier machte für ihn nicht wirklich viel Sinn. Aber zumindest eines verstand er: diese Erfahrung würde seiner Arbeit sicherlich gut tun. Er spürte eine gewisse Vorfreude auf das, was sich hier entwickelte und kümmerte sich wenig um, das, was für ihn selbst auf dem Spiel stand. Eine bessere Charakterstudie als das hier würde er für seinen Thyestes nicht finden können.
Also begab er sich zumindest ein wenig weiter in den Raum hinein, blieb aber noch immer im Halbdunkeln. Denn die Tatsache, dass sein Interesse geweckt war und er seine Aufmerksamkeit jetzt von der Wachstafel in seiner Hand abwandte, änderte nicht daran, dass grelles Licht ihm noch immer Schmerzen bereitete. Varius musterte jetzt die beiden anderen Männer, die eingetroffen waren. Den, der sich als Gaius Sempronius Gracchus vorgestellt hatte, kannte er nicht, da war er sich ziemlich sicher. Aber dieser Wilde kam ihm bekannt vor. Erinnerungsfetzen an wilde Nächte in den Suburae tauchten in Varius' Kopf auf. Dieser Mann war des öfteren dort gewesen und hatte eine ganze Menge Wein mit ihm geteilt. Varius genoss die Gesellschaft mit Männern wie ihm - zumindest, wen er in den Suburae und nicht in den Villae unterwegs war. Die Worte, die er nun an die anderen richtete, kamen schnell zu ihm - auch wenn sein Kopf noch immer pochte. Worte waren sein Feld, hier fühlte er sich immer heimisch, egal an welchem Ort er sich befand: "Salve, boni. Domina, pulchritudo tua, ut solet, omnia in umbras adigit. Nullus bonus est, nisi facies tua diem illuminat. Spero patrem salvere. Multi dies defluebat et me piget domum patris diu abstinuisse."[1] Varius warf Aurelia und ihrer Dienerin ein gewinnendes Lächeln zu und wandte sich dann an die beiden Männer, die danach gefragt hatten, mit wem sie es zu tun hatten: "Lucius Varius Rufus appellor. Forte a me audiverunt."[2] Varius war stolz auf den Ruhm, den er in der kurzen Zeit seines Wirkens unter den Gebildeten Roms bereits erlangt hatte. Dass der Barbar darum wusste, hielt er für eher unwahrscheinlich, aber der andere Mann gebärdete sich zumindest so, als würde er zu diesen Kreisen gehören, auch wenn Varius selbst ihm nie zuvor begegnet, noch von ihm gehört hatte. Dass Aurelia ihn erkannte, dessen war Varius sich sicher. Er hatte so viel Zeit in ihrem Haus verbracht als er zuerst nach Rom gekommen war, dass sie ihn unmöglich vergessen haben konnte. Dafür hinterließ er zweifelsohne einen zu bleibenden Eindruck.
Die Frage nach dem Ursprung der Nachricht überging Varius fürs erste, auch wenn die Worte der anderen darauf hindeuteten, dass keiner von ihnen hierfür verantwortlich war. Es würde also spannend werden und innerlich applaudierte Varius, dass er aus erster Hand erfahren würde, was sich abspielte, statt nur als Zuschauer dabei zu stehen oder in seinen Dichtungen davon zu berichten.
Also begab er sich zumindest ein wenig weiter in den Raum hinein, blieb aber noch immer im Halbdunkeln. Denn die Tatsache, dass sein Interesse geweckt war und er seine Aufmerksamkeit jetzt von der Wachstafel in seiner Hand abwandte, änderte nicht daran, dass grelles Licht ihm noch immer Schmerzen bereitete. Varius musterte jetzt die beiden anderen Männer, die eingetroffen waren. Den, der sich als Gaius Sempronius Gracchus vorgestellt hatte, kannte er nicht, da war er sich ziemlich sicher. Aber dieser Wilde kam ihm bekannt vor. Erinnerungsfetzen an wilde Nächte in den Suburae tauchten in Varius' Kopf auf. Dieser Mann war des öfteren dort gewesen und hatte eine ganze Menge Wein mit ihm geteilt. Varius genoss die Gesellschaft mit Männern wie ihm - zumindest, wen er in den Suburae und nicht in den Villae unterwegs war. Die Worte, die er nun an die anderen richtete, kamen schnell zu ihm - auch wenn sein Kopf noch immer pochte. Worte waren sein Feld, hier fühlte er sich immer heimisch, egal an welchem Ort er sich befand: "Salve, boni. Domina, pulchritudo tua, ut solet, omnia in umbras adigit. Nullus bonus est, nisi facies tua diem illuminat. Spero patrem salvere. Multi dies defluebat et me piget domum patris diu abstinuisse."[1] Varius warf Aurelia und ihrer Dienerin ein gewinnendes Lächeln zu und wandte sich dann an die beiden Männer, die danach gefragt hatten, mit wem sie es zu tun hatten: "Lucius Varius Rufus appellor. Forte a me audiverunt."[2] Varius war stolz auf den Ruhm, den er in der kurzen Zeit seines Wirkens unter den Gebildeten Roms bereits erlangt hatte. Dass der Barbar darum wusste, hielt er für eher unwahrscheinlich, aber der andere Mann gebärdete sich zumindest so, als würde er zu diesen Kreisen gehören, auch wenn Varius selbst ihm nie zuvor begegnet, noch von ihm gehört hatte. Dass Aurelia ihn erkannte, dessen war Varius sich sicher. Er hatte so viel Zeit in ihrem Haus verbracht als er zuerst nach Rom gekommen war, dass sie ihn unmöglich vergessen haben konnte. Dafür hinterließ er zweifelsohne einen zu bleibenden Eindruck.
Die Frage nach dem Ursprung der Nachricht überging Varius fürs erste, auch wenn die Worte der anderen darauf hindeuteten, dass keiner von ihnen hierfür verantwortlich war. Es würde also spannend werden und innerlich applaudierte Varius, dass er aus erster Hand erfahren würde, was sich abspielte, statt nur als Zuschauer dabei zu stehen oder in seinen Dichtungen davon zu berichten.
1. | "Seid gegrüßt, gute Männer. Herrin, deine Schönheit stellt wie gewohnt alles in den Schatten. Es ist kein guter Tag, wenn dein Antlitz ihn nicht erhellt. Ich hoffe deinem Vater geht es gut. Viele Tage sind verstrichen und ich bedaure dem Haus deines Vaters so lange fern geblieben zu sein." |
2. | "Mein Name ist Lucius Varius Rufus. Vielleicht habt ihr von mir gehört." |