Bergi hatte sich bewusst im Hintergrund gehalten und dabei versucht, aus den Gesten und den Worten der kleinen Jeva weitere Schlüsse zu ziehen. Er musste diesbezüglich ehrlich zu sich selbst sein - Im Lesen anderer Personen, sei es deren Gefühle, Handlungen oder wahren Hintergründe, war er noch nie sonderlich bewandert gewesen. Der kleine Krieger konnte es schließlich drehen und wenden wie er nur wollte... In seinen Augen blieb sie das kleine, süße Menschenkind, dessen Verhalten sie stets für ihn an den Tag legte. Sei dies nun bewusst eingefädelt oder gänzlich aus ihrer Natur entsprungen... Je länger er darüber sinnierte, umso weniger konnte er sich am Ende einen Reim darauf machen.
Während er also den wirren Worten des Bunten Mannes versuchte, zu folgen, spürte er plötzlich den schleichenden Schmerz des Schamgefühls an seiner Rechtschaffenheit nagen. Wie recht der Keleshite nur hatte! Was für Dämonen hatten denn nur Bergis Blick vernebelt?! Wie hatte er nur tatsächlich dem giftigen Misstrauen solche Macht über ihn selbst zugestehen können? Der Gnom seufzte und schüttelte den Kopf; immer noch mit seinen eigenen Gedanken ringend. Sein Blick wanderte erneut zu den Kronen der umliegenden Tannen hinauf, die Wolkendecke empor.
Es war dieses Tal. Dieses verfluchte, todbringende Tal! Die hässlichen Krallen dieser Gegend zerrten an seinem Glauben und trieben ihm Minute um Minute mehr hinein, in die Faust seines eigenen Verderbens.
Doch damit ist jetzt Schluss! Ein für alle Mal!"Wie Recht du doch hast, Nasi." sprach er plötzlich und wandte sich dem kleinen Mädchen zu.
"Mein Vater hatte mir einst gesagt: 'Es kommt nicht darauf an, wer du bist, mein kleiner Bergi. Deine Taten zeigen, was sich wirklich in dir versteckt. Dein Tun offenbart, zu was dein Herz wahrlich fähig ist.'[1]"[/b] Aufgrund seiner bescheidenen Größe musste sich der Gnom nicht sonderlich nach unten beugen, um mit dem Mädchen auf eine Augenhöhe zu gelangen.
"Was auch immer dein Geheimnis ist, es soll mir Einerlei sein. Ich hatte keinen Grund, dir zu misstrauen. Immerhin hast du uns geholfen und mehr für uns getan, als so manch anderer jemals getan hätte." Er ließ von der kleinen Jeva ab und beäugte seine Kameraden nacheinander.
"Es soll nun das Mindeste für uns sein, dir als Dank dafür einfach Glauben zu schenken. Wir haben schon genug Feinde in diesen grauenvollen Gefilden. Kleine Jeva,-" Ohne zu Zögern hob er plötzlich seine Hand und legte sie sanft auf die Schulter der Kleinen.
[2] "Ich halte mein Versprechen und bringe dich aus dieser Wildnis heraus. Sag mir nur noch eines - Ist das hier der Ort, von dem du gesprochen hattest? Haben die Wesen jene Kinder hierher verschleppt? Wenn ja, dann lasst uns keine Zeit mehr mit Undankbarkeiten verlieren. Wenn dem so ist - dann bitte ich dich, mein Mädchen, verstecke dich so gut du kannst und warte auf unsre' Rückkehr. Ich steige da jetzt hinunter und wehe jedwedem Biest, dass sich zwischen uns und den verschleppten Kindern stellt!"