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Kampf für Glorie und Vaterland / Casus Belli
« am: 17.02.2012, 21:54:47 »
Erneut zeigte Samuel sein beruhigendes Lächeln. "Von Herrn Himly habe ich selbstredend gehört, und freue mich auf seine Anwesenheit. Ich stelle mich jedem Kritiker und hoffe, dass Herrn Himlys Anwesenheit das kritische Denken der Studenten zusätzlich anreizt. Vieles in meinen Arbeiten fusst auf bewiesenen naturwissenschaftlichen Tatsachen. Was noch Theorie ist, mag entweder bewiesen oder falsifiziert werden, in beiden Fällen ist die Konsequenz ein wissenschaftlicher Fortschritt, den ich als solchen nur willkommen heißen kann. Und verstehen Sie mich nicht falsch: Papier ist auch mir heilig, ohne solches hätte ich in dieser kurzen Zeit niemals so viel über diese unsere Welt lernen können, wie gut meine menschlich anwesenden Lehrer auch gewesen sein mögen. Und ich habe für mich auch durchaus Dinge zu Papier gebracht, als ich die Vorlesung vorbereitete. Doch in der Vorlesung möchte ich, dass die Studenten ihre eigenen Erkenntnisse zu Papier bringen, anstatt nur aufzuschreiben, was ich ihnen vorsage. Nur dann ist garantiert, dass sie verstehen, was sie aufgeschrieben haben, wenn sie ein Jahr später noch einmal einen Blick darauf werfen."
Als Karsten das Werk Stirners erwähnte, zeigte sich sofort Neugier und eine gewisse Begeisterung in seinem Blick. "Über Stirner habe ich mit meinem Doktorvater gesprochen, aber es gelang mir bisher leider nicht, sein Werk in die Hände zu bekommen. Über eine Abschrift würde ich mich sehr freuen. Habt schon jetzt vielen Dank für das Angebot."
Mit den weiteren, auf die Politik gerichteten Worten, seines Gegenübers, zeigte Samuel zum ersten Mal eine etwas deutlichere Reaktion, die jedoch eher für eine intensivere Auseinandersetzung als für Unruhe sprach. Er stand aus seinem Stuhl auf und schritt auf und ab. "Die Erklärung, von der ihr sprecht, wird meiner Ansicht nach zweifelsohne kommen. Sicher ist in der Politik sehr wenig, und es mag noch Überraschungen geben, aber eben das: Ich wäre überrascht, wenn sie nicht käme. Ob das gleich am ersten Tag zum Krieg führt, oder die Sache noch eine Weile schwelt, wird sich zeigen. In letzterem Fall bestehen vielleicht noch Chancen, großes Leid zu verhindern. Wenn nicht, bedeutet es wohl den Tod von Tausenden."
Es war zu sehen, dass dieser Gedanke schwer auf Samuels Brust lastete. Die Verschwendung menschlichen Lebens, menschlichen Geistes, war ihm zuwider. Er blickte aus dem Fenster und schüttelte den Kopf. "Und doch, den Kopf einzuziehen und die Dinge hinzunehmen kann auch nicht der richtige Weg sein. Hätten unsere Vorväter dies stets getan, würden wir heute in Ketten liegen, wer auch immer unsere Herren wären. Wenn Sie meine Arbeit gelesen haben, Herr Karsten, dann wissen Sie, dass ich mir über die richtige Art und den richtigen Zeitpunkt der Kommunikation und der daraus folgenden Kettenreaktionen im menschlichen Gefüge bewusst bin. Sie können sich sicher sein, dass ich nicht zu jenen gehöre, die eine Explosion herbeiführen wollen, doch wenn es brennt, werde ich vor dem Feuer nicht davon laufen. Auch wenn ich vielleicht wenig Erinnerung an meine Kindheit habe, ist diese Stadt meine Heimat, und ich kam aus gutem Grund hierher zurück."
Samuel blieb stehen, und dachte ein wenig über seine Worte nach. "Siehe da. Wer hätte gedacht, dass ich so entschlossen eine Position einnehme. Aber es gefällt mir, sehen wir einmal, was sich daraus entwickelt."
"Um noch einmal auf Ihr Bild des Ikarus zu kommen. Mein Ziel ist, die Leidenschaft der Studenten zu wecken, den Himmel zu erreichen, doch dabei ihren Verstand ebenso zu wecken, damit sie keinen Absturz erleben. Eben deshalb kann meine Vorlesung nicht einem vorgeschriebenen Pfad folgen, sondern muss auf die anwesenden Personen ausgelegt sein. Dies ist für mich der einzig gangbare Weg der Wissensvermittlung, von vollkommen schriftlichen Werken einmal abgesehen."
Als Karsten das Werk Stirners erwähnte, zeigte sich sofort Neugier und eine gewisse Begeisterung in seinem Blick. "Über Stirner habe ich mit meinem Doktorvater gesprochen, aber es gelang mir bisher leider nicht, sein Werk in die Hände zu bekommen. Über eine Abschrift würde ich mich sehr freuen. Habt schon jetzt vielen Dank für das Angebot."
Mit den weiteren, auf die Politik gerichteten Worten, seines Gegenübers, zeigte Samuel zum ersten Mal eine etwas deutlichere Reaktion, die jedoch eher für eine intensivere Auseinandersetzung als für Unruhe sprach. Er stand aus seinem Stuhl auf und schritt auf und ab. "Die Erklärung, von der ihr sprecht, wird meiner Ansicht nach zweifelsohne kommen. Sicher ist in der Politik sehr wenig, und es mag noch Überraschungen geben, aber eben das: Ich wäre überrascht, wenn sie nicht käme. Ob das gleich am ersten Tag zum Krieg führt, oder die Sache noch eine Weile schwelt, wird sich zeigen. In letzterem Fall bestehen vielleicht noch Chancen, großes Leid zu verhindern. Wenn nicht, bedeutet es wohl den Tod von Tausenden."
Es war zu sehen, dass dieser Gedanke schwer auf Samuels Brust lastete. Die Verschwendung menschlichen Lebens, menschlichen Geistes, war ihm zuwider. Er blickte aus dem Fenster und schüttelte den Kopf. "Und doch, den Kopf einzuziehen und die Dinge hinzunehmen kann auch nicht der richtige Weg sein. Hätten unsere Vorväter dies stets getan, würden wir heute in Ketten liegen, wer auch immer unsere Herren wären. Wenn Sie meine Arbeit gelesen haben, Herr Karsten, dann wissen Sie, dass ich mir über die richtige Art und den richtigen Zeitpunkt der Kommunikation und der daraus folgenden Kettenreaktionen im menschlichen Gefüge bewusst bin. Sie können sich sicher sein, dass ich nicht zu jenen gehöre, die eine Explosion herbeiführen wollen, doch wenn es brennt, werde ich vor dem Feuer nicht davon laufen. Auch wenn ich vielleicht wenig Erinnerung an meine Kindheit habe, ist diese Stadt meine Heimat, und ich kam aus gutem Grund hierher zurück."
Samuel blieb stehen, und dachte ein wenig über seine Worte nach. "Siehe da. Wer hätte gedacht, dass ich so entschlossen eine Position einnehme. Aber es gefällt mir, sehen wir einmal, was sich daraus entwickelt."
"Um noch einmal auf Ihr Bild des Ikarus zu kommen. Mein Ziel ist, die Leidenschaft der Studenten zu wecken, den Himmel zu erreichen, doch dabei ihren Verstand ebenso zu wecken, damit sie keinen Absturz erleben. Eben deshalb kann meine Vorlesung nicht einem vorgeschriebenen Pfad folgen, sondern muss auf die anwesenden Personen ausgelegt sein. Dies ist für mich der einzig gangbare Weg der Wissensvermittlung, von vollkommen schriftlichen Werken einmal abgesehen."