Aussehen und Hintergrund (Anzeigen)Ryz ist recht hoch gewachsen, hat lange, schwarze Haare und ein fein geschnittenes Gesicht. Die meiste Zeit des Tages trägt er über dem Kettenhemd vor allem dunkle Kleidung, die sich der jeweiligen Umgebung anpasst. Entweder ein dunkelgrünes Wams oder eines in schlichtem, dunklen Grau.
Hintergrund:
Es war nun ein Jahr her, seit Ryz gestorben war. Nathan saß neben der Wiege und betrachtete sie mit stumpfen Blick. Solange hatten sie sich dieses Kind gewünscht. Sie hätten aufpassen, es umhegen müssen, ihm jede nur mögliche Aufmerksamkeit schenken müssen, die es gebraucht hatte. Doch ihr Sohn war, während er auf dem Feld arbeitete und Yarika sich um das Essen kümmerte, einfach in seiner Wiege erstickt. Er war schon blau gewesen, als Nathan ihn gefunden hatte. Ein endloses, qualvolles Jahr war inzwischen verstrichen. Der Schmerz ließ nach, er wurde nur dumpfer, so dass er wieder seiner Arbeit nachgehen konnte. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, sich tagtäglich neben die Wiege zu setzen und sie hin und her schaukeln zu lassen. Manchmal sah er darin den kleinen, zierlichen Leib seines etwas zu früh geborenen Sohnes. Yarika war mit einem Heiler im Nebenraum. Es war ihr ebenso schlecht ergangen wie ihm, aber anders als er hatte sie ihre Trauer kaum gezeigt. Doch sie hatte sie verändert. Sie war verschlossen und lebte mit ihm gemeinsam sehr zurück gezogen. Die Anderen in Defurt flüsterten, einige hatten Verständnis, andere meinten, dass es doch nicht ungewöhnlich sei, dass Kinder starben. Dann bekam man eben Neue. Doch für Nathan und Yarika war das keineswegs so einfach. Gerade als er dem Tränenfluss freien Lauf lassen wollte, traten der Heiler und Yarika aus dem Nebenzimmer. Auf dem Gesicht des Heilers zeigte sich ein warmes Lächeln, während Yarikas Blick getrübt zu Boden ging.
„Was ist? Ist sie krank?“
„Aber keineswegs. Sie ist froher Hoffnung. Ich gratuliere dir, Nathan. Du wirst Vater.“
Nathan starrte den Heiler an. Sein Gesichtsausdruck vermochte die Gefühle, die in seinem Inneren tobten, nicht zu vermitteln. Er ließ die Hand des Heilers in der Luft vor ihm hängen und meinte: „Ich bin schon Vater.“
Der Heiler räusperte sich, nickte, murmelte ein „Ja, natürlich“ und verließ das Haus mit einem weiteren, leisen Glückwunsch. Lange standen sich Nathan und Yarika gegenüber, ohne dass sie etwas zu sagen wussten. Am Abend, als sie nebeneinander in ihrem Bett lagen, wandte er sich zu ihr und nahm ihre Hand.
„Es ist schön, ich freue mich.“
Yarika nickte nur, war aber froh um die Geste ihres Mannes, die etwas Einzigartiges war, seit sie Ryz tot in seiner Wiege vorgefunden hatten. Ryz‘ Bruder kam wenige Monate darauf im Herbst zur Welt. Er war ein wenig länger in der schützenden Hülle seiner Mutter verblieben, war groß und kräftig. Nathan und Yarika liebten das Kind und nannten es in Gedenken an ihren verstorbenen Sohn: Ryz. Doch da war von Anfang an diese Distanz. Ryz war seinem Bruder überhaupt nicht ähnlich, bis auf den schwarzen Haarflaum auf seinem kleinen Schädel. Doch er war viel aufgeweckter, lachte sehr oft und krabbelte schon nach wenigen Monaten im Haus herum, was Yarika und Nathan in helle Aufregung versetzte. Doch Ryz verletzte sich nie mehr als für kleine Kinder normal gewesen wäre. Er genoss es jedoch auch sichtlich, seine Eltern oftmals absichtlich in Angst zu versetzen, um Streicheleinheiten zu bekommen, die ihm sonst verwehrt wurden. Nathan und Yarika fiel es schwer, den Jungen zu berühren. Er erinnerte sie zu sehr an Ryz, den Erstgeborenen, und wie sehr sie ihn vermissten. Nach und nach aber lernte Ryz, dass er seine Eltern damit verletzte, wenn er sie absichtlich in Angst und Schrecken versetzte und ließ es bleiben. Fast zeitgleich jedoch erlosch aber auch sein sonst so fröhliches Lachen.
Einige Jahre später, als Ryz gerade auf dem Feld stand, um seinem Vater bei dessen Arbeit zu helfen, obwohl er gerade einmal fünf Jahre alt war, kam seine Mutter hinaus und winkte seinen Vater zu sich. Die Beiden brachen kurz darauf gemeinsam in Tränen aus und erklärten ihm am Abend, dass er einen kleinen Bruder bekommen würde. Ryz hatte keine Ahnung, was das bedeutete. Ein Bruder. Er wusste, dass er einmal einen Bruder gehabt hatte, der jedoch noch vor seiner Geburt verstorben war. Doch wie fühlte es sich an, einen kleinen Bruder zu haben? Seine Eltern waren aufgeregt und freuten sich unendlich. Vielleicht war das der Grund, warum auch Ryz anfing, sich zu freuen und seiner Mutter alle schweren Arbeiten abzunehmen, die ihm bereits möglich waren. Er verspürte keine Eifersucht, sondern hatte das Bedürfnis, seinen Bruder sobald wie möglich kennen zu lernen und ihn zu beschützen, wie man ihn beschützt hatte. Als Nate schließlich zur Welt kam, war Ryz sechs Jahre alt. Mit dem kleinen Geschöpf in den Armen seiner müden Mutter wusste er zunächst nichts anzufangen. Er beobachtete seine Eltern dabei, wie sie mit dem kleinen Kind umgingen und versuchte sie nachzuahmen, aber oftmals wurde er roh beiseite gezogen. Vor allem dann, wenn das Kleinkind weinte.
„Ryz, halt dich lieber von ihm fern. Du kannst deine Kräfte noch nicht einschätzen.“
Er begriff erst viele Jahre später, was sein Vater ihm damit sagen wollte. Er sah Ryz als Gefahr für den kleinen Nate an, der anders als sein Bruder wiederum eine Frühgeburt und sehr zart gewesen war. Doch Nate überstand die ersten Jahre seines Lebens. Er begann sich sehr früh, an Ryz zu binden, ihn nachzuahmen, ihm das zu geben, woran es ihre Eltern mangeln ließen: Aufmerksamkeit. Ryz - obwohl er durchaus mitbekam, dass seine Eltern Nate bevorzugten - liebte seinen kleinen Bruder und versuchte ihm schon früh notwendige Arbeiten auf dem Feld nahe zu bringen, wofür sich der Junge sehr begabt zeigte.
Nate war etwa sechs Jahre alt, als es eines Nachts an die Tür des Hauses klopfte. Ryz stand in einem Leinenhemd neben dem Esstisch, der der Tür gegenüber stand, und beobachtete, wie sein Vater jene öffnete. Davor stand ein gewaltiger Kerl von sicher zwei Metern Größe und in schwerer Rüste. Er schaute zuerst Ryz, dann seinen Vater an, bevor er jenen an seinen Körper zog, herzhaft und grollend lachte und erklärte, er freue sich, ihn wieder zu sehen. Das war der Abend, an dem sich Ryz‘ Schicksal heraus kristallisierte. Der Mann stellte sich als Varisain vor. Er war ein alter Freund seines Vaters und hatte früher mit ihm in einer Miliz gedient, bevor er zum Paladin geworden war und nun im Auftrag des Heironeous durch die Lande zog und nach Hilfe suchenden Menschen Ausschau hielt, wie er dem Jungen erklärte.
„Und das ist also dein Ryz“, meinte Varisain am nächsten Tag. Er saß neben Nathan und beobachtete die beiden Jungen dabei, wie sie ein Feld umgruben.
„Ja, mein Ryz, der Zweite. Unser Erstgeborenen ist kurz nach seiner Geburt gestorben.“
„Mann, Nathan, das tut mir Leid. Aber der Kerl scheint mir gut geraten. Und wie heißt der Kleine?“
„Nate. Ich habe mir gedacht, dass ich ihn im Schwertkampf ausbilde.“
„Den kleinen Wicht? Nimm‘s mir nich‘ übel, mein Freund, aber mir scheint, als wäre dein Ryz besser dazu geeignet. Siehst du, wie er die Sense schwingt, um die Wiese zurück zu drängen? Das nenne ich einen Schwertarm.“
„Ryz, bist du sicher?“ Nathan war keineswegs von dieser Erkenntnis begeistert. Ryz im Schwertkampf unterrichten, wo er als Ältester doch einmal den Hof übernehmen sollte.
„Klar bin ich sicher. Hast du mich schon mal unsicher erlebt? Als es die Revolte in diesem mickrigen Dörflein gab, wo wir stationiert waren, hättest du da je an meiner Sicherheit gezweifelt?“
Varisain lachte und klopfte Nathan kräftig auf den Rücken. Jener beobachtete seinen Sohn und musste dem Paladin Recht geben. Ryz war für seine zwölf Jahre kräftig und groß geraten.
„Hast du ihm schon bisschen was über den Herrn Heironeous beigebracht?“
„Natürlich. Und er nimmt diese Lehren auch an.“
„Sieht man. Schau nur, wie er mit seinem Bruder umgeht. Guter Junge. Also, wenn ihr nichts dagegen habt, dann würde ich gerne eine Weile hier bleiben und mal schauen, ob er wirklich zum Schwertkampf taugt.“
„Ryz!“ rief da Yarika und trat aus dem Haus. „Ryz, komm, wir wollten noch Kräuter sammeln gehen. Ich sollte dir doch erklären, wie man die Salbe macht, die ich immer auf Vaters Rücken schmiere.“
„Ah, richtig, ich komme Mutter!“
„Salbe?“ Varisain drehte sich zu Nathan um. „Versucht sich der Junge als Heiler?“
„Nein, nein. Yarika bringt ihm ein wenig über Kräuterkunde bei. Er sagt, als Bauer ist es wichtig, sich selbst versorgen zu können, wenn man mal krank ist.“
„Recht hat er. Also, meine Kenntnisse darin sind auch nicht von schlechten Eltern. Aber ich denk‘ mal, Yarika hat da fast noch mehr Ahnung. Kann er denn das Handauflegen?“
„Handauflegen? Das können doch nur Heiler.“
„Nein, Nathan. Nicht nur Heiler.“
Varisain sah Nathan fest in die Augen und legte seine Hand auf dessen Schulter. Nathans Körper wurde von Wärme erfüllt und seine Schmerzen, die von Verspannungen herrührten, verschwanden langsam.
„Woher kannst du das?“
„Hab‘s bei meiner Ausbildung gelernt. Ist ein langer Weg, aber wenn du willst, kann ich das deinem Sohn auch beibringen.“
Nathan war unsicher, doch dann stimmte er zu. Und mit dieser Entscheidung war Ryz‘ nun endgültig besiegelt. Varisain und Nathan begannen ihm nicht nur die Schwertkunst, sondern auch die Kunst der körperlichen Heilung beizubringen. Natürlich gelang es auch Ryz nicht, all seine Fähigkeiten an einem Tag zu erlernen. Varisain aber kam sie regelmäßig einmal im Jahr besuchen, um zu sehen, wie sich seine Fertigkeiten verbessert hatten und wie es auch mit seiner Schwertkunst voran ging. Ryz zeigte sich gelehrsam, doch es war ein schwerer Weg für ihn, der erst leichter wurde, als er zum Lehrer seines kleinen Bruders erhoben wurde. Nate allerdings konnte eher weniger mit dem Schwert anfangen und widmete sich lieber der Arbeit auf dem Feld.
Ryz unterdessen musste feststellen, dass er mit jedem Jahr, das er bei seinen Eltern verbrachte, ungeduldiger wurde. In seinem Inneren war eine Nervosität, die ihn oftmals von dem Hof weg trieb und ihn stundenlang umher wandern ließ. Viele Male besuchte er einen Priester des Heironeous und spielte sogar mit dem Gedanken, selbst ein Priester zu werden. Doch da war dieser Drang, fortzugehen, umher zu wandern und wie Varisain jenen zu helfen, die Hilfe benötigen und zwar nicht nur kraft seines Gottes, sondern vor allem kraft seines Körpers.
Bei Varisains zehntem Besuch im Hause Nathans schien der Zeitpunkt endlich gekommen. Varisain wirkte ruhiger als sonst, auch wenn er es sich nicht neben ließ, Ryz mit einer Umarmung fast zu erdrücken. Nate behandelte er vorsichtiger, klopfte dem Jungen auf die Schulter und erkundigte sich danach, wie es mit der Ernte stand. Er redete eine Weile mit ihm, bevor sich Nathan zu ihnen gesellte. Er schien zu spüren, dass mit seinem Freund etwas nicht stimmte.
„Nate, hilf deiner Mutter beim Abendessen.“
„Ja, Vater. Kommst du auch, Ryz?“
„Nein, Ryz bleibt hier“, warf Varisain sofort ein und schickte Nate fort. Ryz blieb erstaunt über den etwas schroffen Ton des Paladins auf seinem Platz sitzen, von dem er sich gerade hatte ergeben wollen.
„Was ist denn los, Varisain?“
„Ihr habt‘s noch nicht gehört, oder? Aber es werden Leute eingezogen. König Bentan sammelt alle, die er kriegen kann. Jede Familie muss einen Diensttauglichen stellen oder 200 Gold aufbringen, um sich frei zu kaufen.“
„Was?“ Nathan schien entsetzt. Bisher war es nicht notwendig gewesen, eine Armee zu halten.
„Was heißt das, Varisain?“ fragte Ryz neugierig.
„Das heißt, dass einer von euch in die Armee eintreten muss und einem unsicheren Schicksal entgegen läuft, mein Junge. Heironeous sei mit uns.“
Ryz verstand zunächst nicht, doch nachdem ihnen Varisain berichtete, was er alles an Gerüchten in der letzten Zeit aufgeschnappt hatte, begriff er, dass diese Armee womöglich einer großen Schlacht dienen sollte.
„Ich hatte befürchtet, dass es irgendwann so kommen müsste. Ich werde Nate wohl die nächsten Tage weiter unterrichten müssen.“
„Nate?“ fragten Ryz und Varisain gleichzeitig.
„Vater, das ist Unsinn, ich werde gehen. Nate ist noch viel zu jung, außerdem kämpft er, wenn ich das sagen darf, nicht halb so gut wie ich, was zweifellos daran liegt, dass er noch nicht so lange Unterricht bei dir genossen hat. Außerdem ist er als Bauer viel begabter, Vater.“
„Ryz, du sollst einmal den Hof übernehmen. Ich kann dich doch nicht in einen Krieg ziehen lassen, den du womöglich nicht überlebst.“
„Vielleicht wird es soweit gar nicht kommen, Vater. Außerdem wäre es dann noch möglich, dass Nate den Hof übernimmt. Ich sehe es als Pflicht an, Heironoeus zu dienen. Aber es wäre nicht in seinem göttlichen Sinne, einen wehrlosen Jungen zu schicken, nicht wahr?“
Mit den letzten Worten wandte sich Ryz an Varisain. Der strich sich durch seinen Bart und nickte.
„So sehe ich das auch, mein Junge.“
Nathan dachte lange darüber nach, so dass es beim Essen verhalten und still war. Nur ab und an bestätigte Varisain ein ums andere Mal, wie gut Yarika doch kochen konnte. Am Abend saßen die drei Männer, zwei davon im fortgeschrittenen Alter, am Feuer des Ofens und starrten in die Flammen wie drei geschlagene Helden.
„Na gut, du hast Recht. Ryz, du wirst gehen. Ich werde dir aber wenigstens meine alten Sachen überlassen. Ich habe sie gut gepflegt und sie werden dich im Kampf schützen.“
Ryz lächelte, während sein Vater nichts dergleichen aufzubringen vermochte.
Wenige Tage später fand sich Ryz vor dem riesigen Zeltdorf ein, in dem die Diensttauglichen gesammelt wurden. Varisain hatte ihn eine kurze Wegstrecke begleitet und dann gesagt, er würde an anderer Stelle bereits erwartet. Ryz hatte sich am Morgen nur flüchtig von seiner Familie verabschiedet und ihnen lieber nicht versprochen, dass er zurück kehren würde. Nun stand er da vor diesem Zeltlager und wurde plötzlich unsicher. Doch er spürte das Schwert an seiner Seite und den Segen des Heironeous, den der Priester am vorherigen Tag über ihn gesprochen hatte, und wagte sich in das Lager, in dem man ihn bereits erwartete und in dem er hoffte, seine Bestimmung zu finden.
Charakter:
Für sein Alter geht Ryz stets sehr überlegt und ernst vor. Überhaupt ist es lang her, seit er gelacht hat. Das Leben hat für ihn bisher nicht viel zu bieten gehabt, auch wenn er in einer liebevollen Familie aufgewachsen ist. So erscheint er zeitweilig auch noch etwas weltfremd, bemüht sich jedoch, sich den jeweiligen Umständen anzupassen.