Das Unterholz und die verworrenen Büsche brachen unter den festen Griffen des Halborks. Dicke Tropfen vom Regen der letzten Tage fielen aus den umliegenden Baumkronen in die unzähligen Pfützen am Rand der kleinen Lichtung, die Gorog in den letzten Wochen sein Zuhause nannte. Zwei Tage und Nächte war er tief in den Wäldern auf der Suche nach seltenen Kräutern und Gewächsen unterwegs gewesen. Trotz der wetterbedingten Strapazen hatten sich die kalten und beschwerlichen Nächte gelohnt. Mit vollgepacktem Rucksack und zwei gefangenen Hasen über der Schulter, ließ er mit einem beherzten Sprung eine der hohen Wurzeln hinter sich und überquerte den mit gefallenen Blättern bedeckten, matschigen Waldboden der Lichtung.
Gorog ging an einer großen Feuerstelle und mehreren zusammengetragen Gesteinsbrocken, die allesamt eine verschmierte dunkle Färbung aufwiesen, vorbei und blieb vor einer Holzkonstruktion stehen, die wage an ein Zelt erinnerte. Tierhäute waren unter Reisigholz erkennbar und der Geruch von verfaulendem Fleisch lag in der Luft. Sein Heim war einfach, doch war es in seinen Augen allemal besser, als eine von Steinbauten gesäumte Wohnstätte in einer Stadt der Menschen, in der ihm, wie Gorog glaubte, nur finstere Blicke geschenkt wurden. Er schob einen Vorhang aus Fellen beiseite und bahnte sich seinen Weg durch herab hängende Kräuterbündel, bis er einen hölzernen Tisch erreichte. Dieser schillerte in allen Farben und war über und über mit Phiolen, Destillieranlagen und gläsernern Fläschchen bestückt. Nachdem er seine Ausbeute verstaut und seine Ausrüstung niedergelegt hatte, ging er mit den gefangen Tieren nach Draußen.
Gerade, als er den großen Kessel vor seiner Hütte über einem entfachten Feuer aufhängte, vernahm Gorog Geräusche nicht weit von seiner Lichtung entfernt. Fixiert auf die Quelle der Stimmen griff der Halbork nach seinem Langspeer und ging einige Meter entfernt in Deckung. Konzentriert lauschte er und erkannte eine ihm vertraute Stimme.
'Cliff? Dieser redseelige Halbling in Begleitung Anderer, was hat er jetzt schon wieder ausgefressen?' Die Hand nicht von der Waffe nehmend, verließ er den Schutz des Waldrandes und betrat mit den Neuankömmlingen die freie Fläche
[1]. Als der Halbling ihn mit seiner ihm bekannten offenen Art begrüßte, überblickte er die kleine Gruppe, blieb aber stumm und kehrte zu dem blubbernden Kessel zurück. Ruhig ließ er den großen hölzernen Löffel in dem stinkenden Gebräu kreisen. Mit einem Griff an die Außenseite des Kessels prüfte er die Temperatur des Wassers, in dem zerhakte und zerzupfte Kräuter schwammen. Dann gab der Halbork Innereien der zuvor sezierten Hasen hinzu und begann erneut zu rühren. Ein beißender Gestank breitete sich auf der Lichtung aus, der einem gestandenen Mann die Tränen in die Augen treiben konnte.
"Cliff. Ihr führt Fremde in mein Heim. Ich dachte, ich hätte mich beim letzten Treffen klar ausgedrückt. Oder seid ihr gar unfreiweilig hier?" Mit ernster Miene und festem Griff um seinen Speer, blieb sein Blick auf der Axt des Zwergs hängen.
"Ich rate euch die Waffe zu senken, Zwerg."