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« am: 31.03.2004, 23:01:01 »
Die Tür der Schenke öffnet sich langsam, als Trasthar mit eingezogenem Kopf aus dem dunklen Schankraum ins Freie tritt. Als der grossgewachsene Dorn sich aufrichtet und seinen Blick über den Marktplatz schweifen lässt, ist das Feuer der brennenden Kreuze schon fast erloschen. Mit fast trauriger Miene starrt er die Zurschaustellung Orkischer Abartigkeit an, bis er sich mit einem Kopfschütteln in Bewegung setzt. Als er sich mit langen Schritten den brennenden Kreuzen nähert steigt Trasthar der Geruch verbrannten Fleisches in die Nase, und er verzieht das Gesicht vor Ekel. Er widersteht dem Drang, die Hand vor Mund und Nase zu drücken, und breitet stattdessen die schwere, graue Wolldecke aus, die er bei sich trägt. Ohne zu zögern wirft er sie über das erste Kreuz, als er es erreicht , und erstickt so die letzten Flammen. Als er die Decke wegzieht, um sich dem nächsten Kreuz zuzuwenden, schlägt ihm eine dicke Rauchschwade entgegen, die den grossen Mann hustend zurückweichen lässt. Trasthar hält einen Moment inne, starrt den Boden vor sich an und atmet tief ein und aus, bis er schliesslich ausspuckt und sich wieder den Leichen zuwendet. Er löscht die Feuer nacheinander, und achtet diesmal genauer auf seine Bewegungen. Als er fertig ist geht er vor dem mittleren Kreuz in die Hocke und breitet die Decke auf dem Schnee aus, die vor Ruß schmierige Seite nach oben. Langsam erhebt sich der Dorn, geht näher an die schwarzen Leichen heran und greift dann prüfend an die Handgelenke eines der Toten, um die Metalldornen, die zur Befestigung der Männer dort durch ihr Fleisch in das Holz geschlagen wurden, zu prüfen. Mit einem kräftigen Ruck zieht er den ersten Nagel aus dem Kreuz, was den Leichnam vornüberkippen lässt. Eilig zieht Trasthar auch den zweiten Nagel heraus, um den Toten danach aufzufangen und behutsam auf die Decke zu legen. Nachdem er die anderen Körper auf die Decke legen konnte schlägt er die Enden zusammen, und hebt den Beutel über die Schulter.
Trasthar schaut sich einen Moment lang um, um dann wieder auf das Gasthaus zuzustapfen, aus dem er gekommen war. Trotz der Kälte ist sein Gesicht nassgeschwitzt als er die Decke vor der Tür der Schenke ablegt. Der grosse Mann lauscht einen Augenblick in die Nacht, bis er die Arme ausstreckt und sich langsam umdreht, als ob er den Häusern etwas zurufen wolle.
“Hier sind eure Toten, Bürger von Falkenmond. Kommt aus euren Verstecken und beerdigt sie, wie sie es verdient haben.“