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Nachrichten - Xū Dǎnshí

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Des Kaisers schwarzes Vermächtnis / Das liederliche Spiel
« am: 07.11.2011, 16:09:58 »
Mühsam richtet sich der alte Mann auf. Noch immer ist ihm schwindlig, so dass er sich auf den Boden stützen muss und schließlich, nach mehreren Versuchen, gelingt es ihm, sich an die Wand zu lehnen. Seinen Gefährten Yu nimmt er vom Boden auf und steckt ihn in eine Innentasche seines Gewandes.

Natürlich entging ihm die Ankunft des "Todes" nicht. Doch er kannte die Stimme von "Tod". Er runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen, um sich besser konzentrieren zu können. Dann fiel es ihm ein. Oft hatte er die Stimme nicht gehört. Einmal nur, doch sie war unverkennbar. "Nun, Bu Cao," rief er, "welche Überraschung, dass Ihr zu uns stoßen wollt. Sagt uns, Bu Cao, wer hat Euch geschickt? Wer wünscht unseren Tod?" Danshi war sich bewusst, dass seine Worte herausfordernd waren. Doch es war eine gute Gelegenheit, den Trunkenbold etwas zu reizen, um einen wichtigen Tip für seine Gefährten bekommen zu können.

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Des Kaisers schwarzes Vermächtnis / Das liederliche Spiel
« am: 26.10.2011, 15:13:29 »
Noch immer drehte sich alles um ihn herum, als er langsam wieder zu Besinnung kam. Sein Magen krampfte sich zusammen, sein Atem war heiß und brannte in den Atemwegen, der ohnehin schwachen Lunge. Kraftlos drehte er den Kopf, um nach seinem Vertrauten Yu zu sehen und war erleichtert, ihn neben sich zu sehen, wenngleich er auch mit dem odem kämpfen musste. Dann wurde ihm gewahr, dass er im Gefängnis-Raum lag und die anderen um ihn herumstanden. "Gebt Acht! Etwas Übles lauert dort unten...", sagte er und seine Stimme war nicht viel mehr als ein Flüstern. Dann schloß er die Augen, um Kräfte zu sammeln.

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Des Kaisers schwarzes Vermächtnis / Das liederliche Spiel
« am: 26.09.2011, 16:06:15 »
Der alte Mann hielt sein Ohr dicht an den Ring des Aborts und lauschte dem aufgeregten quitschen seines Gefährten. Dann führte er den Arm durch den Ring, um die Ratte wieder hervorzuholen. "Nein, es kann mir nicht so wichtig sein, dass ich Dich damit in Gefahr bringe, mein treuer Gefährte.", flüstert er deutlich gerührt. Als er Yu hat, wirft er noch einen prüfenden Blick durch das Loch, ob er etwas erkennen konnte und ob es vielleicht eine Möglichkeit gab, selbst in das Loch herabzusteigen.

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Des Kaisers schwarzes Vermächtnis / Das liederliche Spiel
« am: 20.09.2011, 17:12:55 »
Danshi nickte. "Das will ich gerne für Euch möglich machen." Er hob seinen Gefährten Yu von der Schulter und hielt ihn in der flachen Hand vor seinen Mund, sodass er ihm einige Worte in einer fremdartigen Sprache in die kleinen Rattenohren flüstern konnte. Dann setzte er ihn zu Boden und Yu lief direkt in den Waschraum[1]. "Ich frage mich, ob er tatsächlich wußte, dass ich mit Yu sprechen kann...", dachte Danshi lächelnd.
 1. alle möglichen Würfe

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Des Kaisers schwarzes Vermächtnis / Astragaloi
« am: 20.09.2011, 17:08:23 »
Würfe für Yu, die Ratte:

Zitat von: SRD
Skills

For each skill in which either the master or the familiar has ranks, use either the normal skill ranks for an animal of that type or the master’s skill ranks, whichever are better. In either case, the familiar uses its own ability modifiers. Regardless of a familiar’s total skill modifiers, some skills may remain beyond the familiar’s ability to use.

Acrobatics: 1d201d20+10 = (6) +10 Gesamt: 16
Climb: 1d201d20+12 = (15) +12 Gesamt: 27
Swim: 1d201d20+10 = (9) +10 Gesamt: 19

Perception: 20 (take 20)

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Des Kaisers schwarzes Vermächtnis / Das liederliche Spiel
« am: 18.09.2011, 14:46:23 »
Danshi stand aus seiner Sitzposition auf und sah sich aufmerksam in der Zelle um, fast so, als würde er sie zum ersten Mal sehen. "Der Kaisersohn, so scheint mir, hat kein Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten. Er möchte nicht die Gefahr eingehen, einen Fehler zu machen, und andere für ihn entscheiden lassen. Über viele Jahrzehnte hinweg war sein Geschlecht unaufmerksam und nun, wo vielleicht die Gefahr am größten ist, will er einen Ratschlag, der alles Leid auf einmal beseitigt und das auch noch innerhalb von nicht einmal mehr zehn Tagen. Weil er nichts anderes hören will, verschließt er sich. Ob ein solches Wunder wohl passiert? Wer könnte es wohl herbeiführen?", fragte er rhetorisch in die Runde. Dann fokussierte er Hongsan: "Ich weiß nicht, ob das, was Ihr im Tun begriffen seid, richtig ist. Das vermögen letzterdings nur die Götter zu entscheiden. Doch ich weiß, dass Ihr auf Euer Herz gehört und eine Entscheidung getroffen habt, zu tun, was Ihr für richtig haltet. Und das ist schon eine Menge wert. Betet noch zu den Göttern, dass sie Euch auf richtigem Pfade leiten. Mehr kann ich Euch nicht raten, Hongsan. Lasst mich nur noch eines sagen - bitte ohne dass es klingt, dass ich über Euch richten wollte. Ich bin stolz auf Euren Mut."

Er stand nun am Türrahmen zu seiner kleinen Kammer. "Wenn es etwas gibt, womit ich Euch unterstützen kann, dann zögert bitte nicht, zu fragen. Ansonsten werde ich weiter darüber nachdenken, wo man an anderer Stelle anpacken kann." Dann war er verschwunden.

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Ich bin gerade dabei, mich wieder einzulesen und einzudenken. Kann trotzdem sein, dass ich noch etwas brauche, bevor ich wieder poste.

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Des Kaisers schwarzes Vermächtnis / Astragaloi
« am: 23.07.2011, 17:22:05 »
Oh, das ist wichtig :-\

Diplomatie: 1d201d20+17 = (6) +17 Gesamt: 23
(mit Inspirational Point)

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Habe noch etwas hinzugefügt, an meinen letzten Post:

Zitat
Dazu braucht man keine Kreativität und keine Intelligenz; Aufmerksamkeit für sich und andere ist das Gebot der Stunde. Wenn Ihr überlegt, dann fallen Euch genügend Dinge ein, die Ihr ganz konkret tun könnt. Welche sind das, Chuang Diyan?

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Des Kaisers schwarzes Vermächtnis / Das liederliche Spiel
« am: 22.07.2011, 16:57:17 »
Mühsam richtete der alte Mann sich auf. Seine Haltung war gebeugt, sein Gesicht fahl. Doch auffallend war der hoffnungsvolle Ausdruck. Die Hände in den Ärmeln verschränkt, betrachtete er solchermaßen den Kaisersohn, der im Kreis hin- und herlief.

Ohne Frage ist unsere Zeit von schwierigen Aufgaben beherrscht. Wir ahnten, dass sich die Dinge in eine Richtung entwickelten, die wir nicht gut heißen können. Und trotzdem übernahmen wir keine Verantwortung. Einige sehen sich einer riesigen Übermacht gegenüber, einige zweifeln an ihren Vorhaben und andere haben darüber resigniert. Ich schließe mich nicht aus und ich verstehe jeden Zweifel. Doch heute bin ich überzeugt: Wer für seinen Glauben nicht mehr eintritt, kann auch nicht mehr frei sein. Vielleicht kennt Ihr das alte Wort:

Kümmer Dich um Dein Leben
und dann kümmer Dich um uns
Schäden können wir beheben,
das ist nicht die Kunst.
Wir müssen etwas bewegen,
sonst bewegt sich nichts.
Es geht nicht nur um Dein Leben,
sondern ob es ein Leben ist.
[1]

Zunächst bedeutet es, dass Ihr versuchen solltet, zunächst mit Euch selbst ins Reine zu kommen. Werdet Euch bewusst, was Ihr seid. Ihr wärt armselig, wenn Ihr nichts weiter als Eure Persona wäret. Doch Ihr seid ein Humanoid[2]. Ihr wollt ernährt werden, Ihr wollt sicher sein und Ihr wollt bedingungslos angenommen werden. Gleichsam kennt Ihr alles, was Euch vom Humanoid-Sein abhält. Ihr verspürt die Ungeduld, die üblen Launen, die Angst und wisst nur zu gut, dass ihr verletzlich seid. Ihr fürchtet, von den anderen nicht mehr akzeptiert zu werden, wenn Ihr nicht ihren Vorstellung entsprecht. Doch Mut bedeutet auch nichts weiter, als entgegen seinen Ängsten für seine Visionen einzutreten. Langmut bedeutet, dem Humanoiden Vorzug vor dem Recht zu geben. Geliebt zu werden, bedeutet, trotz der eigenen Unvollkommenheit willkommen zu sein - oder gerade deswegen. Wünschen wir uns nicht alle, dass uns das zu Teil wird? Doch wer geht den ersten Schritt? Wie schwer tun wir uns damit, es selbst anderen geschehen zu lassen? Wir brauchen Humaoide, die mit sich in Kontakt sind. Und in ihrem Humanoid-Sein sind sie auch mit allen anderen Humanoiden verbunden. Dann fällt die Perspektivübernahme leicht und ihr könnt von Eurem Ego Abstand nehmen, ohne Euch selbst zu verlieren.“, beschwor Danshi den Kaisersohn.

Etwas leiser sagte er: „Ich bemerke doch, dass Ihr Schmerzen habt. Lasst alles fallen, was Euch behindert, humanoid zu sein. Lasst es voll zu, Chuang Diyan!

Er selbst atmete einmal tief durch, denn auch er war ein wenig gerührt. „Wir sind keine Götter; die Schwäche ist uns angegeben. Nicht einmal ein Kaisersohn kann alles zum Guten wenden. Doch dies bedeutet mitnichten, dass wir gar nichts tun können. Vielleicht könnt Ihr nicht alle retten. Doch einige bestimmt! Ihr seht viel Schlechtes und wisst nicht, wo ihr beginnen könnt? Dann fangt irgendwo an. Jede Hilfe ist willkommen und bedeutsam. Der Aufbau ist der Ausdruck des humanoiden Widerstands gegen das Üble. Ich sagte zu den Menschen von Cui Bao: ‚Widerstand leisten heißt, Neues zu schaffen; Neues schaffen heißt, Widerstand zu leisten.‘ [3] Dazu braucht man keine Kreativität und keine Intelligenz; Aufmerksamkeit für sich und andere ist das Gebot der Stunde. Wenn Ihr überlegt, dann fallen Euch genügend Dinge ein, die Ihr ganz konkret tun könnt. Welche sind das, Chuang Diyan?

Er machte ein Pause, um die Wichtigkeit des nächsten Satzes anzudeuten. „Doch zwingt niemandem Eure Gesinnung auf. Ihr könnt die Menschen nicht verändern. Ihr könnt nur die Bedingungen schaffen, dass sie sich selbst ändern wollen.

Danshi hob vor Begeisterung die Stimme. „ Ich spreche von guten Vorbildern, die den Menschen den Sinn eröffnen, Gutes zu tun. Ihr fragt mich, was Ihr Gutes tun könnt und ich sage Euch: Seid einer der ersten unter ihnen! Denkt an das alte Wort: ‚Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.‘[4] Lasst es voll zu, Gutes zu wollen!

Seine Stimme senkte sich und es wurde klar, dass er die Schlussfolgerung ableitete. „Wenn Ihr die Bürger überzeugen könnt, für das Gute einzutreten, bildet sich von unten ein besserer Staat, als Ihr mit einem Dekret von oben jemals könntet.[5]
 1. Söhne Mannheims – Dein Leben
 2. Mit „Humanoid-Sein“ meine ich, was wir in unserem Sprachgebrauch meinen, wenn wir sagen, „Mensch-sein“. „Humanoid“ meint dementsprechen „menschlich“. „Humanoidismus“ wäre entsprechend „Humanismus“, der alle Völker einschließt.
 3. Zitat aus Stéphane Hessels Buch ‚Engagiert Euch‘
 4. bekannter Ausspruch von Seneca
 5. Vielleicht habe ich noch Gelegenheit, diesen Punkt auszuführen. Es geht um das Badewannen-Modell sozialen Handelns.

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Hong beobachtete den Kaisersohn. Er lauschte seinen Worten und achtete auf die Gesten. Hong belauerte ihn. Die kühle Erde unter ihm erinnerte Hong ständig daran, dass auch sein Gemüt kühl bleiben musste. Keine Massregelung durfte seinem Mund entweichen. Hong wollte auf den richtigen Moment warten. Wie schon zuvor beobachtete er, dass der Fluss der Worte Xū Dǎnshí's einen stillstehenden Berg abtragen und in Bewegung bringen. Der stramme Stand ging in rhytmische Schritte über. Bald wird der Rhytmus auch den Worten des Alten von Cui Bao folgen.

Kannst Du mir bitte erklären, was der Post, insbesondere die fetten Stellen bedeuten? Es klingt für mich interessant, aber ich kann mit dem Bild nichts anfangen... :-\

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Des Kaisers schwarzes Vermächtnis / Das liederliche Spiel
« am: 18.07.2011, 16:37:36 »
Danshi blickte durchaus mit Überraschung zu dem jungen Mädchen herüber, die während der gesamten Zeit der Gefangenschaft doch eher still und abwartend geblieben war. Dass sie sich nun, in dieser Diskussion um ein gutes Leben zu Wort meldete, machte den alten Mann froh. Er sah darin, dass sie sich mit ihrer Umwelt auseinandersetzte, und vielleicht würde sie im Folgenden auch Verantwortung für sich und andere übernehmen. Auch war, was sie sagte, für ihn nachvollziehbar und richtig. Er nickte der jungen Frau lächelnd zu.

Ich freue mich sehr, dass Ihr Euch an unserem Gespräch beteiligt, Sūnsan. Aus dem, was Ihr sagt, schließe ich Folgendes: Nachdem jedes einzelne Individuum die Möglichkeit hatte, seine existentiellsten Bedürfnisse zu befriedigen – das seien Nahrung, Angenommensein und Schutz – bedarf es der Bildung, um seine in sich angelegten Fähigkeiten und humanoidischen[1] Züge zu verwirklichen. Das heißt, das eigene Wesen zu ergründen, die Perspektive anderer zu erfahren, Verantwortung zu übernehmen und seine Umwelt aktiv zu gestalten. Dabei bedarf es Lehrmeister, geschätzter General Chuang Diyan – und zwar die besten, die wir bekommen können. Das will ich gar nicht in Abrede stellen. Doch mit dem Selbstverständnis, dass diese Lehrmeister stets nur Anleiter für die eigene Weisheit darstellen. Ihr kennt den Ausspruch Laotses: ‚Suche nicht den Lehrer, sondern suche, was der Lehrer gesucht hat‘. Jedem Wesen ist die Verantwortung für sein eigenes Handeln übergeben. Folglich ist es jedem Menschen selbst überlassen, für sein Leben einzutreten oder nicht. Ich verschweige nicht, dass er in einer üblen Kultur mit Repression rechnen muss. Dazu komme ich noch.

Nun sind es maßgeblich drei moralische Gründe und zwei praktische Gründe, warum ich die Kultur Chuangs als eine üble betrachte. Obgleich all diese Gründe miteinander zusammenhängen, wie sich zeigen wird.
Danshi fasste sich mit dem linken Zeigefinger and den rechten Zeigefinger, um anzuzeigen, dass er die einzelnen Punkte auszuführen gedachte. „Der erste Punkt ist der, dass der Prozess der Kulturselektion unterbrochen wird. Dies geschieht im Reich in mannigfaltiger Weise. Am Kaiserhof gilt es mehr, die Werke der Gelehrten zu rezitieren, als selbst Erfahrungen zu machen und Urteile zu bilden, wie unlängst Lü Buwei bewies[2]. Weil durch unser landwirtschaftliches System und die Verödung die Dorf- und Familienverbände zerrissen werden, gibt es keinen Austausch mehr zwischen den Alten und Jungen. Viele Völker leiden darunter, dass ihnen ihre eigene Kultur verboten wird und sie eine Fremde annehmen müssen, die sie dann auch nicht verändern dürfen. Schließlich wird der Mensch auch noch verblendet, nach materiellen Gütern wie sozialem Prestige zu streben, statt eine gute Lebensweise zu verwirklichen, die mit weniger auskommt und gleichwohl unendlich viel reicher ist. Mit diesem Punkt meine ich, das Bewährtes vergessen, Neues blockiert und Verbreitetes als Herrschaftsmittel instrumentalisiert wird. Eine Auswahl nach dem Kriterium, ein gutes Leben zu ermöglichen, geschieht nunmehr viel zu selten.
Danshi ergriff den Mittelfinger. „Der zweite ist die Herrschaftsbildung von oben. Im Moment geschieht es, dass die Herrschenden und Mächtigen versuchen, ihre eigenen Ansichten über die soziale Ausgestaltung aufzupropfen. Dies ist deshalb übel, weil die Herrschenden im Zentrum überhaupt nicht wissen können, wie die Bedingungen und die Bevölkerung in der Peripherie sind. Andererseits verhindert das Regieren von oben, dass sich die Individuen an der Ausgestaltung ihrer Lebensbedingungen beteiligen. Doch genau diese Menschen wären es doch, welche am besten wüssten, was zu einem gegebenen Moment am notwendigsten wäre. Und andererseits werden Anweisungen, deren Notwendigkeit man nicht begreift, bestenfalls halbherzig oder aus Angst, jedoch nie mit Schaffensdrang ausgeführt.
Schließlich fasste er den dritten Finger. „Der letzte ist, dass diese Kultur auf einem wackligen Fundament aufgebaut ist. Ich demonstriere anhand einer Analogie: Angenommen, Ihr seid Astronom und wollt Euch eine Sternwarte erbauen. Nun habt Ihr Euch einen großen Hügel ausgeguckt, der Euren Zwecken so geeignet scheint, dass Ihr die Warnungen Eurer Assistenten in den Wind schlagt, der Hügel bestehe aus Sand. Doch die Rechnung kommt, als Eure Warte droht, abzusacken. Tatsächlich verwendet Ihr Eure gesamte Kraft, Eure Zeit und Euer Vermögen darauf, den drohenden Niedergang abzuwenden, dass Ihr gar nicht mehr dazu kommt, die Sterne zu beobachten. Ebenso erscheint es mir mit dieser Kultur. War sie ursprünglich ein Mittel zu dem Zweck ein gutes Leben zu ermöglichen, hat sie sich so gewandelt, dass sie zum Selbstzweck geworden ist. Immer deutlicher tritt zu Tage, dass diese Kultur brüchig geworden ist – und zwar nicht erst, seit große Teile der Bevölkerung veramt ist, Kriege das Land verwüsten und die Urintrinker das Zentrum vernichten wollen. Umso stärker sind die Bemühungen, die Kultur zu konservieren. Während sich am Kaiserhof mehr Gelehrte tummeln, als man zeitlebens zuhören kann, produziert ein widersinniges landwirtschaftliches System Hunger und Zwist und die Bevölkerung muss mit Gewalt zurückgehalten werden[3]. Die Konservierung unserer Kultur sorgt somit für Zwänge, denen sich sogar die mächtigsten des Reiches unterwerfen. Wie viele Bemühungen sind auf den Zweck gerichtet, das wackelige Gerüst der Kultur zu stabilisieren? Und wie oft wird die Kultur noch als Mittel zu einem guten Leben verstanden?

Diese drei Gründe sind moralischer Natur, weil alle drei dazu beitragen, dass der Einzelne seine Entscheidung, für sich und andere, in persönlicher und als richtig erachteten Weise einzutreten, nicht mehr wahrnimmt.[4] Und dieses Problem betrifft jeden einzelnen von uns.

Danshi zog die drei Finger wieder ein und fasste den kleinen und den Ringfinger. „Die praktischen Probleme sind die bereits angesprochene Überbevölkerung  und die Endlichkeit der natürlichen Ressourcenausbeutung. Beide bringen Verteilungs-, Versorgungs- und Kommunikationsprobleme mit sich und lässt die Völker zu Rivalen werden. Ich könnte diesen Punkt noch ausführen, wenn Ihr wünscht.

"Nun habe ich meine Kritik ausgedrückt. Und weil ich sehe, was mich stört, verwende ich meine verbliebenen Möglichkeiten, meine Zeit und meine Kraft darauf, Tätig zu sein. Ihr irrt Euch, wenn Ihr glaubt, dass ich das Üble ergreife. Das Üble ist für mich kein Naturzustand. Ihr glaubt vielleicht, ich sei 'Utopist', doch wer sich einen 'Realisten' schimpft, glaubt ebenso an etwas. Wenn ich die Wahl habe, dann glaube ich doch eher an etwas Gutes, nicht wahr?", erklärte Danshi und zwinkerte mit den Augen. Es sollte klar werden, dass der letzte Punkt nicht ganz ernst gemeint war. Andernfalls war er auch kein Spaß.
 3. 
Schollenverteilung (Anzeigen)
 4. vrgl. Humanismus als reale Utopie – Erich Fromm
 1. Kunstwort in Anlehnung an den Humanismus
 2. Lü Buwai

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Des Kaisers schwarzes Vermächtnis / Das liederliche Spiel
« am: 11.07.2011, 18:52:06 »
Danshi nickte reichlich, während der Kaisersohn sprach. "Geschätzter General Chuang Diyan, ich bemerke, Ihr scheint offen zu sprechen und auch mich anhören zu wollen. Dafür möchte ich Euch danken. Wir sind alle besser beraten, wenn wir einander Gehör schenken. Auch sehe ich, dass wir in vielen Dingen übereinstimmen, wenngleich ich andere Schlüße ziehen mag."

"Wie Ihr sagtet, leben in diesem Großreich sehr viele unterschiedliche Wesen in sehr unterschiedlichen Gebieten. In Jahrhunderten der kulturellen Selektion hat sich in jedem Volk eine bestimmte, ihren jeweiligen Umständen entsprechende Kultur herausgebildet. Eine jede solche Kultur gibt Antworten auf die existenziellen Fragen, die da lauten: "Wo komme ich her?", "Warum gibt es Leiden und Tod?", "Wonach soll ich mein Leben ausrichten?", "Was geschieht nach meinem Tod?" und viele andere. Dabei ist es nunmehr interessant, wie sich bestimmte Lebenshaltungen in vielen Kulturen in ähnlicher Weise herausgebildet haben. Man kann dies daran erkennen, dass es in den meisten Kuturen vergleichbare Bilder für die ewig wiederkehrenden Grundkonstanten des humanoiden Lebens gibt[1], z.B. die nährende Mutter, der beschützende Vater und der weise Gelehrte. Ich bin mir gewiss, dass diese Bilder den Grundbedürfnisse der humanoiden Völker entspringen, die da wären 'Grundversorgung', 'Schutz', 'Freude', 'Verbundenheit', 'Liebe', 'Tätigsein', 'Transzendenz' und andere[2]. Eine gute Kultur vermag es, seinen Mitgliedern erprobte Strategien zur Erfüllung der Grundbedürfnisse an die Hand zu geben und gleichsam die Freiheit zu garantieren, andere Strategien ausprobieren zu können. Ein Grundbedürfnis lässt sich nämlich fast niemals nur auf eine einzige Art und Weise befriedigen und nicht jede Strategie können wir 'gut' heißen.", erklärte Danshi.

"Lasst mich Euch dies demonstrieren: Nehmen wir an, ich habe ein Bedürfnis nach Sicherheit für mein Leib und Leben. Ich kann mit meinem Nachbarn Frieden schließen oder ihn totschlagen. Das ist das Heimtückische, das Üble fällt nämlich oft leichter als das Gute. Es ist leichter, ein Kind zu schlagen, als es zu erziehen. Es ist leichter, sich unterzuordnen als für sich und andere einzutreten. Es ist leichter, zu erzwingen, als zu vertrauen. Ihr fragt Euch jetzt sicherlich, wie ich eine schlechte von einer guten Strategie unterscheiden kann. Ich sage Euch, dass jeder Humanoide die Fähigkeit hat, das Gute vom Üblen zu unterscheiden. Diese Fähigkeit ist Teil der humanoiden Wesenheit und ist in verschiedenen Kulturen unterschiedlich benannt worden, z.B. als 'der göttlich Funke' oder die 'Buddhanatur'. Ihre wichtigsten Eigenschaften sind Vertrauen, Hoffnung und Liebe. Doch am größten unter ihnen ist die Liebe[3]. Und obgleich diese Fähigkeit in jedem Wesen angelegt ist, muss sie zuerst erweckt und anschließend gepflegt werden, wie Mengzi lehrt[4]. Darin sehen wir eine weitere Eigenschaft einer guten Kultur, nämlich ob sie die Erweckung der humanoiden Wesenheit dienlich ist oder ihr entgegensteht. Doch warum ist es so ungemein schwierig, eine einzige Kultur zu formen, die alle befrieden kann, denn immerhin scheinen die Grundbedürfnisse bei allen Humanoiden gleich zu sein?

Danshi ließ eine rhetorische Pause, bevor er weitersprach, und gab somit Gelegenheit, dass die Zuhörer selber nach einer Antwort suchten. "Ihr habt die Antwort selbst gegeben. Zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Gegenden machen die Humaoiden unterschiedliche Erfahrungen. Darin variieren die Stärken der unterschiedlichen Bedürfnisse und auch der Druck zur Veränderung der bestehenden Verhältnisse. Da ist es ein Ding der Unmöglichkeit, eine Kultur zu erschaffen, die für jedes Volk angenehm ist und gleichzeitig genau genug ist, um als Orientierungsrahmen zu dienen, und gleichzeitig freiheitlich genug ist, um den herrschenden Bedingungen angepasst zu werden."

Wieder eine Kunstpause. "Dies führt uns wieder zu der Frage, wann eine Kultur als 'übel' angesehen werden kann. Im Umkehrschluß nämlich, wenn sie kein Handlungsorientierung bietet, der Erweckung der humanoiden Wesenheit entgegensteht, wenn sie keine Veränderung erlaubt oder wenn sie die Erfüllung der grundlegenden Bedürfnisse des Volkes entgegensteht. Sowohl die Kultur von Chuang als auch die des Reitervolkes sind demnach üble Kulturen. Sie erfüllen nämlich nur die Maxime der Handlungsorientierung.", dabei blickte Danshi entschieden in des Kaisers Augen. Er drückte keine Verachtung, keinen Zorn und keinen Dünkel aus. Es war der Blick eines Mannes, der sich entschieden hatte, auch gegen Widerstand für ein bedeutsames Ziel zu streben.

Dann streckte er die rechte Hand aus, um anzuzeigen, dass er noch einen anderen Aspekt beleuchten würde. "Es gibt noch einen anderen Grund, warum beide Kulturen übel sind. Doch dieser Grund entspringt nicht moralischer, sondern vielmehr praktischer Überlegung: Es betrifft die Überbevölkerung. Versteht mich nicht falsch; jedes einzelne Wesen auf dieser Erde ist einzigartig und wertvoll. Doch wenn wir uns schrankenlos vermehren, dann erkaufen wir dieses Bevölkerungswachstum mit Armut, Völkerhass, Verständigungsproblemen und der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen[5]. Ich erkenne keinen Grund darin, dass in einem Landstrich so viele Humanoide leben, dass sie sich selbst nicht mehr versorgen können und in Folge dessen auf das Korn eines anderen Landes angewiesen sind."
 1. vrgl hier die Achetypen von C.G. Jung.
 2. In der Psychologie hat man mehrmals versucht, die Grundbedürfnisse zu kategorisieren. Rosenbergs Konzept der gewaltfreien Kommunikation geht von Grundbedürfnissen aus, ohne diese zu kategorisieren, was natürlich einerseits Individualität zulässt, doch andererseits ungenau ist.
 3. 1. Korinther 13,13 (Hohelied der Liebe)
 4. Siehe hier.
 5. siehe Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit von Konrad Lorenz

44
Unter anderem. Dafür bin ich jetzt aber auch stolz, "Altgriechischkenntnisse" nachweisen zu können (sozusagen das "kleine Graecum") :).

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Dieses Interview habe gerne gelesen. Ich bewundere sehr solche Menschen, die gegen Repression angehen, und dabei Existenz und Leben riskieren. Nebenbei, gestern habe ich über die Bekennende Kirche gelesen.

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