40
« am: 24.09.2011, 10:20:58 »
Während Anshali ihr Gebet verrichtete, ließ Varish noch einmal den Blick über den Raum schweifen, das tote Kätzchen vorsichtig im Arm haltend, in der Hand den seltsamen Anhänger haltend, den er bei der Leiche des Orks gefunden hatte, eine handtellergroße Nachbildung einer Katzenpfote.
Plötzlich stutzte er. Der Gegenstand schien sich zu erwärmen, gleichzeitig hatte er das untrügliche Gefühl, nicht mehr alleine mit Anshali zu sein. Für einen Moment schien er leise Musik zu hören, das Stimmengewirr einer Taverne. Der Duft eines exotischen Parfums stieg ihm in die Nase. Eine Tänzerin, nur leicht bekleidet, wirbelte mit wehenden Schleiern um ihn herum, ihn dabei unablässig aus ihren katzenhaft geschminkten Augen verheißungsvoll anlächelnd, sich immer näher an ihn herandrehend, bis ihre Lippen beinahe die seinen berührten...
Dann war wieder alles normal. Varish stand wieder in dem Kinderzimmer, zusammen mit der Frau, die gerade ihr Gebet zu Ende gebracht hatte, vor der Tür die Leiche des Orks, im hinteren Teil des Zimmers der leblose Körper eines Mannes, vielleicht dem Besitzer des Hauses. Auf seinem Arm das in einen Umhang gewickelte tote Kätzchen.
Und dann durchfuhr es Varish wie mit einem Stromschlag. Plötzlich wurde ihm klar, dass das Pochen in seinem Arm gar nicht von seinem eigenen Puls herrührte. Was er spürte, waren die schwachen, aber regelmäßigen Herzschläge des kleinen Wesens, dass er darauf gebettet hatte.
…
„Ameiko würdet ihr sofort erkennen, wenn Ihr sie seht.“, antwortete Zanthus dem Gnom. „Ihre Familie gehört zwar zu den Gründern der Stadt, stammt aber ursprünglich nicht aus Tethyr, sondern weit aus dem Osten, dem Shou-Imperium, falls Ihr davon schon mal gehört habt. Ihr würdet sie also sofort an ihrer Gesichtsfarbe und den schrägen Augen erkannt haben, wenn sie euch über den Weg gelaufen wäre.“
„Was den Sheriff angeht, vermute ich ihn irgendwo im Hafen. Die Miliz hatte den Auftrag, die Stadt von Norden nach Süden zu durchkämmen und Belor gehört nicht zu den Leuten, die andere die Arbeit für sich machen lassen, es würde mich also wundern, wenn er sich nicht daran beteiligt hätte. Wenn ihr euch von hier aus am Ufer entlang in Richtung der Glasfabrik aufmacht, würde es mich also wundern, wenn ihr ihn nicht unterwegs treffen würdet.“
…
Nun war es an Sheriff Schierling zu erröten. „Nun, natürlich gehört es auch zu meinen Aufgaben, im Feenkätzchen nach Recht und Ordnung zu schauen“, erwiderte er steif. „Und Madame Tesarani ist eine äußerst ehrbare Frau und sehr angenehme Gesprächspartnerin, zu der ich auch privat ein gutes Verhältnis habe. Aber eigentlich wollte ich ja von Anya wissen, warum sie hier einzudringen versucht hat. Wie wäre es also,“ er brachte das Thema eine kleine Spur zu schnell wieder auf Anyas Vorhaben zurück, „wenn du mir erzählen würdest, welche Beobachtungen dich dazu veranlasst haben.“
„Und Ihr habt recht“, wandte er sich an Amaara, „ ich kenne Anya, um genau zu sein, arbeitet sie für mich. Aber vielleicht wäret ihr so freundlich, mir euren Namen zu nennen, damit ich weiss, wie ich Euch ansprechen muss, Frau...“.