Schwer lasteten die Erlebnisse der vergangenen Stunden auf der Seele des zum Zwergen erzogenen Gnomes. Sein treues Schild geschultert, stapfte er mit wachen Augen jene tiefen Schneefurchen entlang, welche der Waidmann vor ihm in dem knirschenden Untergrund hinterlassen hatte. Als die kleine Gruppe jene verzierten Monolithen passierte, musterte Bergi die Gravierungen andächtig und schenkte seinen Ahnen einen Augenblick der Andacht. Er war nach Falkengrund gekommen, um nach seinem verschollenen Onkel zu suchen... Doch je länger er im unheimlichen Griff dieses Tales gefangen war, umso tiefer drangen auch die Wunden, welche jene finsteren Klauen auf seiner rechtschaffenen Seele geschlagen hatten. Die Wahrscheinlichkeit, den Bruder seines Vaters lebend zu finden sank Stunde um Stunde... Bis er schließlich den bitteren Geschmack der Reue in seinen Mundwinkeln spürte, welcher sich nur bemerkbar macht, wenn das eigene Bewusstsein die innersten Wünsche mit der harten Realität konfrontiert. Einmal blieb Bergi stehen und hob den Blick; versuchte, durch die trübe Wolkendecke bis hinauf zum Gipfel zu sehen.
Droskar. hallte es dabei durch seine Gedanken.
Diesen Zwerg wirst du mit deinen Lügen nicht vergiften. Grim Hamar'thang. Denn ich bin Bergi Glimmaxt, von den Glimmaxt Zwergen. Denn ich weiß um die Schatten deines Felsens und die Versuchung, welche du mit Tod und Verderben erkaufst! Dolthulven, Hamar'thang.
Er musterte den Waidmann Gerion und pflichtete ihm zustimmend bei.
"So sehr mein Herz auch für ihre Erscheinung schlägt - Ich traue dem Kind nicht. Das alles passt einfach nicht zusammen. Wir sollten auf der Hut sein... Alle miteinander! Denn wer kann uns so tief im Walde noch beweisen, dass das - was wir mit unseren eigenen Augen sehen - überhaupt noch der Realität entspricht? Denkt an Emunds Sinneswandel und das Biest, welches seine Haut als Tarnung trug. An den unsichtbaren Kerl, die Schatten und den grauenvollen Keller des verbrannten Kinderheimes! Beim Barte meines Vaters' Vater, in welch Alptraum sind wir da nur hinein gestolpert?"Während die hübsche Frau Shira jene Gegenstände hervorholte, welche sie aus dem Besitztümern des Steintrolles geborgen hatten, zögerte Bergi erst einen Augenblick - und griff dann nach dem Waffenöl. Er biss sich auf die Lippen, während seine Gedanken ihn mahnend an den Kampf mit den Schattenwesen erinnerten.
"Das Zeug soll also magischen Beistand leisten, hm? Na wenn keiner was' dagegen hat, dann werd' ich es einstweilen an meinen Gürtel schnallen. Und wenn das nächste Mal die Toten aufstehen und nach Nasi greifen, werd ich mich dann wohl auch wehren können. Dankesehr."
Mit offenem Mund beobachtete der Gnom das 'Menschenkind', wie es sich schelmisch an das Kleid Frau Shiras schmiegte und trotz aller Erlebnisse auch noch putzmunter erschien! Freilich konnte er nicht leugnen, dass ihm im ersten Augenblick ein riesiger Stein vom Herzen fiel. Immerhin war sie noch am Leben und die Krallen des Hautdiebes hatten sie wahrlich verschont. Jedoch... -
Bei seiner Esse! Was war Real - und wo begann die Scharade? War Jeva wirklich ein Mensch? Oder war nun der Augenblick gekommen, um ihre wahre Identität zu enthüllen?
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