Kemwer konnte ihre Blicke auf sich spüren, wann immer die Gruppe eine Ruhepause einlegte. Halb abschätzig, halb furchtsam, aber auch ein wenig neugierig - warum war ein einzelner Africaner nördlich der Alpenfestung unterwegs, was trieb den Löwen in den Schnee?
Trotz dieser Neugier und dem Respekt, den die Krähen ganz offensichtlich vor seiner Größe und dem rasiermesserscharfen Sichelschwert hatten, dass er jeden Abend in einem lange eingeübten Ritual schliff - er war sich sicher, ohne den Beutel Dinare, den er in der Alpenfestung gegen die Papierfetzen eingetauscht hatte, den sie hier im Norden als Währung benutzten, wäre er vermutlich schon im Schlaf abgestochen worden.
Langsam ging das Geld allerdings zur Neige, die letzten Reste dessen, was der Neolibyer ihm mitgegeben hatte aufgebraucht.
Egal. Das Auge des Horus trieb ihn weiter nach Norden, er folgte den unsichtbaren Kraftverästelungen, die sich durch das Land zogen wie Pilzgespinste. Für den Augenblick hatte er sich dafür dieser Gruppe von Reisenden angeschlossen, auf dem Weg zu einem Ort namens Tal. Elend kalt war der Weg bis jetzt gewesen, und bemerkenswert ereignislos - bis zu diesem Tag.
Schon am Morgen war er mit einem ziehenden Schmerz im Rücken aufgewacht, der ihn den gesamten Tag begleitet hatte. Der Blick durch das dritte Auge hatte ihm allerdings nichts offenbart als Kopfweh, so dass er es als Verspannung abgetan hatte; ein Fehler, wie sich jetzt herausstellte.
Sicher, mit einem Psychonauten waren diese erbärmlichen Kreaturen, die die Gruppe angriffen, nicht zu vergleichen. Dennoch gefährlich, wie die Leichen der Weggefährten auf dem Boden bewiesen.
Kemwer hob das Sichelschwert und schloss kurz die Augen, ließ sich den Weg zur Quelle des Lebensfadens des nächsten Lepero zeigen. Dann stürmte er los, stolperte aber kurz vor seinem Ziel über eine unter dem Schnee verborgene Wurzel, so dass der eigentlich tödliche Schlag haarscharf an seinem Ziel vorbei zischte. Er ruderte, um den mit Sicherheit folgenden Gegenangriff des Absonderlichen noch irgendwie abwehren zu können...
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