Als Tochter einer Hure hat Catharina schon früh lernen müssen, dass das Leben auf der Straße zu einem Halblingsmädchen besonders hart ist. So wurde sie von der Gilde aufgezogen, der auch schon ihre Mutter angehörte und wurde schnell erwachsen. Außerdem stellte sich heraus, dass sie einen ziemlich flexiblen Moralbegriff hatte, weshalb man sie schon bald einsetzte als Rückendeckung bei Lagereinbrüchen und als Unterstützung bei Schutzgelderpressungen.
Mittlerweile hat sie sich einen Ruf als zwar hinterhältige aber zumindest sehr erfolgreiche Kämpferin erworben, die häufig auch eigene Aufträge bekommt, wo immer ein paar Muskeln gebraucht werden. Auf diesen Ruf ist sie ausgesprochen stolz, ebenso auf die schmutzige Kampfweise, der sie ihn zu verdanken hat.
Sie verfolgt ansonsten keine grösseren Ambitionen und lebt immer mehr oder weniger "von der Hand in den Mund", da sie gelernt hat, dass auf der Strasse jeder Tag, den man überhaupt überlebt hat, ein erfolgreicher Tag gewesen ist.
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Das erste, was Catharina bemerkte, als sie wieder zu sich kam, war der Geschmack von Blut im Mund. Sie konnte sich nicht erinnern, wo sie war, erst als sie ihr schmerzendes Gesicht befühlen wollte und so merkte, dass ihre Hände hinter ihrem Rücken gefesselt waren fiel es ihr wieder ein.
Man hatte sie gefangen genommen, während sie bei einem Einbruch in ein Lagerhaus des reichen Händlers XNAME1X Wache gehalten hatte und mit einem Sack über den Kopf hier in diesen Raum gebracht, wo man sie dann auf einem Stuhl festgebunden hatte, um sie zu verhören und Informationen aus ihr herauszupressen.
Sofort kamen ihr wieder alle Dinge in den Geist, die sie in der Gilde gelernt hatte, wie man eine Folter überlebt: "Sage ihnen nichts. Nicht einmal eine Lüge. Wenn du ihnen irgendetwas sagst, das sie dir glauben, werden sie dich töten. Erzähle ihnen sinnloses Zeug was niemandem etwas nutzt, damit du Zeit gewinnst. Halte deine Gedanken an etwas anderem fest, um dich abzulenken, dann spürst du den Schmerz nicht so sehr.
Und versuche bei jeder Gelegenheit zu entkommen!"
Cat versuchte, sich an ihre Kindheit zu erinnern.
Bis sie beinahe fünf war, hatte ihre Mutter noch gut für sie sorgen können. Zu dieser Zeit gab es nicht sehr viele Huren in der Stadt, so dass ihre Mutter noch ausreichend verdient hatte, um sich selbst und ihre Tochter zu versorgen. Cat konnte sich nicht vorstellen, wie sie es geschafft hatte, während ihrer Schwangerschaft zu überleben und sie wollte es auch nicht wissen.
"Du kannst die Augen aufmachen, ich weiß, dass du wieder wach bist.", sagte eine tiefe Männerstimme.
Späterhin waren die Zeiten für sie und ihre Mutter wesentlich schwieriger geworden. Cat musste lernen, wie sie sich selbst versorgen konnte und so wurde sie zu dem, was man ein Straßenkind nannte.
Der Schlag kam überraschend und traf sie direkt auf den linken Wangenknochen. Cat öffnete die Augen und sah das Gesicht des Mannes, der sie die letzten Stunden über verhört hatte, direkt vor ihrem eigenen. Sein stinkender Atem wehte sie an und nur mit Mühe unterdrückte sie ein Würgen.
"Sagst du mir jetzt, wer dich geschickt hat?", fragte er mit einer Stimme, die ihr mehr Schläge versprach.
"Geschickt? Wohin?" antwortete sie.
Der nächste Schlag traf sie an der rechten Schläfe.
Während Cat heranwuchs lernte sie schnell, wie man auf der Straße überlebte. Sie stahl, was sie an Nahrung brauchte und kämpfte, um das wenige, was sie besaß zu behalten, oder auch nur einen Platz zum Schlafen zu bekommen.
"Versuch nicht, mich für dumm zu verkaufen!", schrie der Mann sie an, "Sonst wirst du das bereuen!" Doch sein dreckiges Grinsen verriet, dass er hoffte, auf die ein oder andere Weise noch eine Weile seinen Spaß mit ihr zu haben.
Sie versuchte ihn abzulenken, um ihre Fesseln zu lösen und spürte bereits, das sie Erfolg haben würde. Sie würde nur noch ein bisschen mehr Zeit brauchen. "Wieviel würdest du denn kosten?"
Dieses Mal grub sich die Faust in ihren Magen und eine Sekunde wurde ihr schwarz vor Augen.
Irgendwann wurde tatsächlich die Diebesgilde auf sie aufmerksam und man nahm sie auf. Das war die Zeit, in der ihr Leben begann besser zu werden. Sie bekam regelmäßig zu essen, hatte immer einen sicheren und fast sauberen Schlafplatz und manchmal gab man ihr sogar Ausrüstung. Dafür verlangte man von ihr regelmäßig Aufträge anzunehmen, die die Gilde in ihren Zielen voranbringen würden. Bei dem letzten dieser Aufträge musste sie wieder einmal feststellen, wie gefährlich das Straßenleben sein konnte, selbst wenn man Mitglied der Gilde war. Doch sie war schon früher entkommen, und sie würde es wieder tun.
"Du machst mich langsam wirklich böse, Kleine. Willst du etwa wieder den Dolch spüren?"
Er hatte jetzt einen Dolch in der Hand. Es war einer von Ihren Dolchen! Denselben, den er auch schon zuvor verwendet hatte, sie zu foltern.
"Das ist aber mein Dolch!", entfuhr es Cat.
Sie musste die Zähne zusammenbeißen, als die Klinge über ihre Schulter fuhr, um dem Mensch nicht die Befriedigung zu geben, dass sie vor Schmerzen aufschrie.
"Du hast jedes Recht verloren. Spätestens als du Eddie angegriffen hast. Ist dir eigentlich klar, dass sie ihm das Bein wahrscheinlich abnehmen müssen?"
Die Neuigkeit überraschte Cat. Als sie sich gegen einen der Plötzlich auftauchenden Wächter zur Wehr setzte, hatte sie einen ihrer erfolgreichsten Tricks gegen große Menschen eingesetzt: Ein Schnitt kurz oberhalb des Knies. Die meisten Gegner gingen dann lange genug zu Boden, dass man noch fliehen konnte. Jedoch hatte noch niemals jemand bleibende Verletzungen dadurch davongetragen.