Spoiler (Anzeigen)An diesem Tag hatte Dolores eher zufällig mit angehört, dass die Äbtissin Wen Histani einige Abenteurer anheuerte, um ein Schwert zurück zu erlangen, welches aus dem Tempel gestohlen wurde. Ihren Worten zufolge musste es sich dabei um ein Schwert von sehr großer, auch magischer, Macht handeln und eine Zauberin namens Tirana der Dieb gewesen sein sollte.
"Wenn es mir gelingen könnte dieses Schwert zu finden und der Zauberin zu entreißen, dann könnte ich endlich meine eigene Position festigen, ohne weiter Befehle entgegen nehmen zu müssen.", wähnte sie.
Gespannt hörte sie sich in den Stallungen, beim Kartographen und in der Bibliothek um und konnte so auch erfahren, wohin die sechs Männer unterwegs waren: In die mystische Stadt Kaer Maga!
Dolores hat ihren Entschluss gefasst. Schnell eilt sie in die Zelle die sie derzeit mit Maria teilt, um ihre wenigen Besitztümer zu packen. Dann sucht sie noch Maria selbst auf, um sich von ihr zu verabschieden. Sie findet die Klerikerin bei ihrer täglichen Arbeit im Heilkräuter Garten.
"Du möchtest uns verlassen, Dolores? So wie es aussiehst, hast du sogar eine längere Reise vor.", wird Dolores von der Priesterin begrüßt. Maria hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie ihre Gedanken oft sehr leicht erraten konnte.
"Ja.", antwortete Dolores deshalb. Was hätte sie auch sonst sagen sollen? "Aber ich verspreche, dass ich wiederkomme, sobald ich getan habe, was ich tun muss.", egal ob sie in ihrer Mission erfolgreich sein würde oder nicht, wollte sie Maria wiedersehen. "Ich kann dir aber leider nicht sagen wohin ich gehe oder warum. Aber ich verrate es dir, wenn ich wieder zurück bin.", beeilte sie sich, anzufügen, damit Maria ihr keine Frage stellen musste, die sie nicht beantworten wollte.
"Das ist gut.", erklärte Maria mit ihrem üblichen, gutmütigen Gesichtsausdruck, "Das ist dein erster Schritt endlich deinen eigenen Weg in deinem Leben zu finden. Geh nur, aber erzähl mir von deinen Abenteuern, wenn du wieder zurück kommst." Mit diesen Worten umarmte sie ihren Schützling noch einmal herzlich, bevor sie unter ihre Robe griff und ihren Dolch hervorbrachte. "Hier. Den wirst du unterwegs besser brauchen können als ich. Nimm ihn mit und denk manchmal an mich."
Dolores bedankte sich noch einmal herzlich bei ihrer Retterin, und verließ sie dann mit einem ungewohnt schweren Gefühl im Herzen. Während sie den Tempel verließ, war sie in Gedanken schon dabei, ihre Reise und ihr weiteres Vorgehen zu planen.
"Ich müsste eigentlich noch jemanden finden, der mir helfen könnte.", überlegte sie, "Am besten jemand, der mich nicht kennt. Jemand, der stark ist und geschickt und..." "Aua!"
Sie war so in ihre Gedanken versunken gewesen, dass sie den Mann überhaupt nicht bemerkt hatte, den sie auf ihrem Weg angerempelt hatte. "Es tut mir leid, ich habe nicht aufgepasst.", entschuldigte sie sich schnell. Erst dann fasste sie den Fremden genauer ins Auge. Er wirkte, als käme er aus einem fremden Land. Er wirkte stark und geschickt und es formte sich ein Plan in ihrem Kopf. "Ihr seht aus, als seid ihr hier fremd, Herr. Kann ich euch vielleicht helfen, euch in der Stadt zurechtzufinden, oder seid ihr nur ... auf der Durchreise?"
„Nun, dies ist Korvosa, hier endet meine Passage.“ dachte er als er so an der Rehling stand und die fremden Gerüche und Geräusche aufsog. An Bord des Schiffes waren auch ein paar fremde Seeleute aus Avistan, die ihm während der monatelangen Überfahrt die Sprache lehrten, aber ihre Denkweise und Lebensweise blieben ihm verschlossen. Viel lieber spielten sie um ihren Sold oder gingen in den Häfen von Bord und kamen betrunken und berauscht wieder zurück. Als das Schiff dann schließlich anlegte, packte er sein Hab und Gut und verabschiedete sich vom Kapitän. Er ging von Bord und versucht sein Glück auf dem Markt. Es roch nach verbranntem Fleisch, nach alkoholischen Getränken, nach fremdartigen Parfümen und auch die Damen hier geizten nicht mit ihren weiblichen Attributen. „Demut und Zurückhaltung scheinen hier nicht viel zu gelten.“ Zu viel Neues überflutete ihn und je länger hier durch die Gassen lief, desto verlorener und hilfloser kam er sich vor.
Schließlich sah er aus dem Augenwinkel einen Stand, der sein Interesse weckte und er stehen blieb. Amulette in allen Farben und Formen blitzten im Licht der Sonne auf. Und als er einen Schritt auf diesen Stand zuging, sah er das keines dieser Amulette dem ähnelte, das er suchte. Er wollte sich schon wieder umdrehen und weitergehen als eine Frau in ihn hinein lief. Erschreckt schaut er sie an, ob er ihr ein Leid hinzugefügt hat. Und als er sie kurz musterte, sah er das sie wohl nicht verletzt war. Er erwiderte ihre Entschuldigung, indem er seine Hände faltete und seine Kopf senkte. Und mit Worten, die für ihn ungewohnt waren sprach er langsam und mit einem starken fremden Akzent. „Verzeiht mir, ich wurde durch die Amulette abgelenkt und habe Euch auch nicht bemerkt. Aber ihr habt recht. Ich komme aus Tian Xian und man nennt mich EhPut'Ki Cha. Alles hier ist sehr befremdlich für mich und vielleicht könnt ihr mir durchaus helfen, mich hier zurecht zu finden.“ Und sein knurrender Magen trieb ihn die Röte ins Gesicht. „Und so wie es ausschaut wäre ich vorerst mit einem einfachen Essen zufrieden. Es darf allerdings kein Fleisch enthalten, was mir bisher die angebotenen Speisen verwehrte.“
Spoiler (Anzeigen)Dolores hatte damit gerechnet dass der Mann sie wegen ihrer Unachtsamkeit beschimpfen würde oder sie einfach ignorierte oder ihre Entschuldigung mit einem halbherzig dahergebrummelten, kaum verständlichen Satz zur Kenntnis nehmen würde. Mit Allem hätte sie gerechnet, nur nicht mit dieser überaus höflichen, beinahe schön demütigen Antwort. So überrascht war sie, dass sie einige Sekunden nicht wusste was sie sagen sollte bevor sie sich wieder im Griff hatte.
"Der ist wirklich nicht von hier.", stellte sie fest und setzte wieder ein freundliches Lächeln auf.
"Mein Name ist Dolores Firnyn.", erwiderte sie ihm wobei sie versuchte, seine Geste nachzuahmen, "Und es war sicher nicht nur eure Schuld. Zur Wiedergutmachung kann ich euch aber gerne auf eine warme Mahlzeit und etwas zu Trinken einladen. Ein fleischloses Essen zu bekommen ist wirklich keine Schwierigkeit. Bitte folgt mir." Mit einer einladenden Geste bedeutete die junge Frau dem Mönch, sie zu begleiten.
Bereits nach wenigen Schritten war ein einfaches Gasthaus gefunden, in dem zu dieser frühen Tageszeit noch nicht viel Betrieb war. Dolores wies EhPut'Ki Cha einen Tisch in einer Nische, an dem man sich ungestört unterhalten konnte. "Zwei Schüsseln von deinem besten Gemüseeintopf und einen großen Krug Apfelsaft bitte.", bestellte sie bei dem Wirt.
Nachdem sie beide gegessen hatten, beugte sich Dolores verschwörerisch über den Tisch zu dem Mönch vor: "Ich könnte vielleicht eure Hilfe gebrauchen.", begann sie vorsichtig, "Natürlich nur, falls ihr die Zeit dafür aufbringen könnt. Vor Kurzem ist aus den Schatzkammern des hiesigen Tempels des Abadar ein wertvolles Schwert gestohlen worden. Ich habe Hinweise in Erfahrung bringen können wie es zu finden ist. Und ich gedenke es dem Dieb zu entwenden. Allerdings kann ich das kaum alleine schaffen, aber ihr seht wie ein Mann aus der mir genau die Hilfe geben kann, die ich brauche." Die junge Frau lehnte sich wieder zurück und versuchte sich ihre Aufregung über diese Enthüllung nicht anmerken zu lassen. "Ich würde euch natürlich für eure Mühen kompensieren, wenn ihr das wünscht, wir müssten jedoch heute noch aufbrechen, damit wir es rechtzeitig schaffen können.", fuhr sie fort, "Läge das für Euch im Bereich des Möglichen?"
"Bitte sag ja! Bitte sag ja!", hoffte Dolores innerlich, während sie einen Schluck von ihrem Saft nahm und auf die Antwort des Mönches wartete.
Erfreut über die freundliche Art, auch wenn die erwiderte Geste nicht korrekt war, nimmt er die Einladung gerne an. So lange er an Bord des Schiffes war, gab es dort fast nur gepökeltes Fleisch und getrockneten Fisch, deren Verzehr er dankend ablehnte. Und von den Hülsenfrüchte hatte er mittlerweile genug verzehrt, waren sie auch mit fremden Gewürzen angereichert und schmeckten deswegen etwas sonderbar. Aber mittlerweile hatte er sich an diesen Geschmack gewöhnt. Selten gab es eine Abwechslung, wie Obst oder Gemüse und wenn, dann nur nachdem sie kurz einen Stop in einem Hafen gemacht haben um ihre Vorräte und das Wasser aufzufüllen.
Und dieser einfache, aber köstliche Eintopf ließ ihn die lange Reise und die mangelnde Ernährung vergessen. Freundlich blickte er ab und zu auf und lächelte sie kurz dankend an, aber er hielt den Blick nicht zu lange, da er dies als eine unhöfliche Geste in seinem Land kenengelernt hat. Er aß sehr langsam und genoß jeden Schluck und mußte mit Erstaunen feststellen, das selbst diese kleine Frau vor ihm fertig war. Obwohl er noch einen weiteren Eintopf hätte essen können, ließ er noch einen kleinen Rest übrig, um auf seine Art dem Wirt zu zeigen wie gut und sättigend der Eintopf für ihn war. Und er wußte auch, das er niemals satt und voll nach einem Essen aufstehen sollte, da dies den Körper und den Geist nur träger machte.
Als sie schließlich ihn ansprach und um Hilfe bat, hörte er sich ihre Geschichte genau an und auch sie schaute er sich nochmals genau an. Konnte er ihr trauen. Er hörte ihn sich hinein und seine innere Stimme schien ihm dies nicht zu verwehren. Auch konnte er gut nachfühlen, was es für ihren Tempel bedeuten würde, ein so wertvolles Schwert entwendet zu wissen. In seiner Heimat, wäre dieser Dieb des Todes gewesen und es wäre eine ehrenvolle Aufgabe gewesen, dieses Schwert wieder zurück zu bringen.
Und so nickte er ihr kurz zu mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. „Nun, bei uns ist es eine ehrenvolle Aufgabe den Dieb zu stellen und das Schwert wieder zurück zu bringen. Ihr könnt auf mich rechnen, so sagt man bei Euch, oder?“ und sah wie sie erleichtert aufblickte. Und ein wenig Übung in der Kampfeskunst würde auch ihm gut tun, obwohl er genau wußte, das der kampflose Weg sein Ziel zu erreichen nicht unehrenhafter ist.