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Nachrichten - Melandro

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"Bayne, Bayne, Bayne, ..." murmelte Melandro vor sich hin, seinen Blick immer noch starr auf den Mann gerichtet. Froh darüber, dass Yzwaz das in-Rätsel-sprechen flüssig übernommen hatte, lauschte er den Worten des befremdlichen Mannes und seines Gnomenbruders. Mehr schien aber auch nicht aus dem "Geschichtensammler" heraus bekommen zu sein. Ein Gesicht so ausdruckslos wie eine Felswand.

Schließlich von Scarlett abgelenkt, sagte dem Halbdrow das Zeichen aber nichts. Und so zuckte er mit den Schultern und verkündete so seine Unwissenheit. Desinteressiert wandte er sich von dem Fremden ab und sprach lieber seine Geschwister an. "Lasst uns austrinken und aufbrechen. Es gilt Fackeln zu besorgen..." seinen Krug anhebend, prostete er den anderen Waisen zu und trank einen Schluck auf das Gelingen dieses Unterfangens.

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Direkt hinter seinen zwei anwesenden Lieblingsgeschwistern durch das allnächtliche Chaos pflügend, als wäre er ein Hai in einem Becken voller unbedeutender Beutefische, gelangte auch Melandro zum Tisch des seltsam anmutenden Mannes. Ungefragt glitt er auf einen freien Stuhl und befreite eine vorbei eilende Schankmaid von einer Karaffe Wein und einigen Bechern, die er prompt zu füllen begann.

Nicht von dieser vertrauten Tätigkeit aufblickend, gab er Bayne jedoch zur Antwort: "Es scheint so als ob ihr immer mehr und mehr Teil unserer Geschichte werdet, Verehrtester. Vielleicht könnt ihr unserem Verständnis ein wenig auf die Sprünge helfen? Frei -  von Geschichtenerzähler zu Geschichtenerzähler. Ja?"

Aufblickend, grinste der Halbdrow ein schwer zu deutendes Grinsen und teilte die Becher geschickt zwischen den Anwesenden auf, wobei für Maldrek leider, ja wirklich!, leider keiner mehr übrig war und Yzwaz vollkommen unerwartet einen mit Trinkwasser erhielt.

Dem mysteriösen Mann zu prostend, sprach der Dieb weiter: "Ihr wisst schon: Briefe aus Cormyr, verstorbene Ritter die dennoch warnen, Schwüre mit Blut besiegelt... Kelche? ...“ ließ er die Frage ausklingen und verharrte einen Moment. Dann, ganz so als sei nicht geschehen sprach er in seiner gewohnt flotten Redegeschwindigkeit weiter: „Dramatische Geschichten dieser Art eben. Ihr kennt das ...?" Nun seine Augen für keinen Moment mehr von denen von Bayne lassend, versuchte Melandro erneut aus dem Gesicht seines Gegenübers schlau zu werden. War da ein Funke des Erkennens? Zuckte ein Mundwinkel? Gebannt wartete er auf eine Reaktion.

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Überrascht darüber, dass der Kelch ausgerechnet in der Enklave zu finden war, hatte sich Melandro so lange ruhig der Gruppe angeschlossen gehabt, bis die Diskussion aufkam, ob man nun ins Große Gasthaus gehen sollte, oder eben nicht. Scarlett vehement zustimmend, erklärte der Halbdrow seinen Geschwistern: "Wenn wir immer bei der ersten Schwierigkeit aufgeben und davon laufen, werden wir wohl nicht viel retten können. Der Palast außerdem hat schon längst geschlossen. Lasst uns lieber die Lage hier begutachten." Mit einem bemüht ernsten Gesicht - und einem unbewussten Seitenblick zu Yzwaz - wies er noch vielversprechend darauf hin: "Wer weiß was wir da für nützliche Erkenntnisse erlangen könnten."

Ohne lange zu fackeln, steuerte der Pirat einen weniger umkämpften Eingang der Taverne an und betrat als Erster das Große Wirtshaus.

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Nachdem seine Suche ergebnislos erfolgt war, schloss Melandro melancholisch gestimmt wieder zu den anderen auf. All die Dinge aus ihrer Jugend wieder in die Hände zu nehmen hatte schlummernde Erinnerungen aus frühen Tagen herauf beschworen. Sollte sich dabei etwas von Wert, eine Flache Wein zum Beispiel, oder ein paar Münzen haben finden lassen, so wanderten sie ungesehen in Melandros tiefe Taschen. Etwas Trost hatte er sich durchaus verdient. Zu seiner Überraschung hatte Vorbis Notizen von Orbus gefunden und war gerade mit Fiona dabei sie in eine verständliche Reihenfolge zu bringen. Sein Glück dabei ebenso versuchend, stellte der Halbdrow aber schnell fest, dass er hier hoffnungslos fehl besetzt war und überließ gerne, allerdings nicht ohne große Show, dass er es nicht selbst wesentlich besser machen könnte - so er nur wollte - den anderen die Lösung dieses Rätsels.

Stattdessen begab er sich in den ersten Stock und blickte aus dem Fenster. Die Ereignisse hatten sich in den letzten 24 Stunden überschlagen. Genau so wie er es mochte. Nichts desto trotz hatte ihn die Vorsicht der anderen für diesen Moment angesteckt und so behielt er die Straße und umliegenden Dächer im Auge. Vielleicht wurden sie ja bereits beobachtet oder verfolgt.

Wäre das nicht aufregend?

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Melandro warf nach Scarletts Vorschlag einen langen Seitenblick zu Maldrek und machte dann eine Bewegung mit dem Kopf, die offensichtlich als sowohl als Zustimmung als auch als Aufforderung gemeint war. Worte verlor der sonst so gesprächige Halbdrow keine.

Irgendwie mussten sie den Kelch ja finden können. Empor ins oberste Stockwerk steigend, ja aufs Dach wenn dies möglich war, würden sie das Haus Ziegel für Ziegel, Schindel für Schindel auseinander nehmen und sicher gehen, dass der Kelch hier war. Oder eben nicht.[1]

So gut es ging arbeitete Melandro mit dem Tiefling zusammen und verkniff sich jede spitze Bemerkung über dessen rote Haut und Hörner. Auch wenn diese ihn sehr an... aber nein! Kein Wort.
 1. Perception mit Adv. DC: 13

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Mit einer Mischung aus Amüsement und Selbstzufriedenheit - wer war den bitte schön auf die Idee mit dem Blut gekommen? - hatte sich Melandro den halluzinierenden Vorbis angesehen und etwas aufgeheiterter als zuvor geschmunzelt. Als Scarlet sich ebenso auf Visionssuche begab, wollte der Halbdrow dann aber in nichts zurück stehen und so zog auch er sich eine Klinge über den Handballen und ließ seinen Lebenssaft in den Kelch rinnen.

Überwältigt von der Vision lauschte er, während seine sonst so stille Schwester sich angeregt mit dem Geist unterhielt. Nicht immer verstand der Halbelf was die Erscheinung meinte, aber das Orbus ebenso ein Ritter gewesen sein sollte, erstaunte ihn gewaltig. Erst Vorbis Worte von dem Kelch, ließen die Sache etwas glaubwürdiger, wenn auch nicht weniger seltsam, erscheinen.

Wie es schien hatten seine Geschwister doch recht gehabt und es steckte mehr hinter der Sache als nur ein paar Steife am Ufer des Blausees. Eine Gefahr für die ganze Stadt...

Gebannt lauschte er den Worten über die Macht die sie versprachen; mitsamt der Gefahren die damit einher gingen.

Wenn das so war, dann sollten sie so rasch wie nur möglich zu Orbus Haus zurück kehren und den Kelch bergen um ihn wieder hier zu bringen!

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Gerade als Melandro den Mund aufmachte um zu Fragen ob sie vielleicht nicht eher morgen wieder hier her zurück kommen wollten um dann das Blut zu vergießen, überraschte Vorbis den Halbdrow und zeigte sich tatsächlich bereit sofort tätig zu werden. So schloß er ihn unverrichteter Dinge wieder und nickte ernst zur Bestätigung, dass ihn der dicke Priester durchaus richtig verstanden hatte.Wenigstens etwas...

"Wir nehmen am besten deines." meinte Melandro knapp, mit schmalen Augen. Nicht das er sich selbst zu schade dafür wäre, aber wenn sie hier schon solchen Dingen auf den Grund gehen mussten, dann war es wohl nur würdig und recht, dass Vorbis - als treibende Kraft - seinen eigenen Lebenssaft vergoß.

Seinen Blick beiläufig über Decke und Wände wandern lassend, suchte der ehemalige Pirat nach den besagten Siegeln. Vielleicht würden sie so eher hier heraus kommen und gastlichere Gefielde aufsuchen.[1]
 1. Bei den super Würfen der anderen erspare ich mir das jetzt aus reiner Faulheit.

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Unglücklich war noch sanft ausgedrückt. Als Schlusslicht der kleinen Gruppe in seinem eigenen Saft schmorrend, schäumte der Waise innerlich. Erneut verschoben! Das konnte doch nicht wahr sein! Wie sollte man ein aufregendes, abwechslungsreiches Leben führen wenn man immer alles auf morgen verschob um auf Nummer sicher zu gehen.

Und nicht nur das! Einen Auftrag bei dem sicherlich einige Münzen für sie raus sprangen dafür zu verschieben des Nächtens auf einem Friedhof zu laufen - eine tolle Idee! Hatte sie jemand beauftragt? Oder ihnen gar Lohn für dieses Rätsel auch nur in Aussicht gestellt? Nein!

Langsam fragte sich Melandro was das hier alles sollte und weshalb er hier war.

Just dieser Gedanke brachte ihm einen Einfall.

Denn bisher hatte er sich wenig interessiert gezeigt, doch nun reagierte der Halbdrow nach Scarletts Fund und Vorbis Fragen mit einem geschnaubten: "Ach?" Dem Priester übertrieben freundlich in dessen Augen blickend, stellte er folgende Frage: "Vergisst du unsere Vision?

Da war mehr als ein schwaches Glimmen..."
deutete er auf diese Weise seine Idee an. Schließlich verfügten sie über etwas das auch von lichtgekrönten Kämpfern stammte, wie es dieser Finsternis vertreibende Recke gut gewesen sein könnte.

Vielleicht war ja diese Idee erfolgsgekrönt.

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Dabei zusehend, wie seine Brüder diesen genialen Plan zerrießen um etwas "Vorsichtigeres" zu versuchen, verdrehte Melandro theatralisch seine Augen und schnaubte angewidert. Wie man so etwas kurzweiliges wie einen Raubüberfall - noch dazu auf einen Steuereintreiber! - möglichst langweilig gestalten konnte blieb dem Halbdrow schleierhaft.

'Durch diese Gasse mit einem Wagen Vorbis? Wirklich?' ging es ihm verärgert durch den Kopf, aber Melandro schwieg, auch wenn es ihm schwer fiel. Seine Geschwister schienen unter dem Zwang zu stehen, alles "morgen" machen zu wollen, anstatt mit Herz und Entschloßenheit die Dinge sofort anzugehen und in die Hand zu nehmen. So wie bereits beim Fuchs!

Von Yzwaz angesprochen löste sich die säuerliche Miene des Halbelfens mit einem letzten Seufzen auf und er gab dem Bastler freundlich zur Antwort: "Wahrscheinlich. Aber das soll lieber Scarlett machen. Sie lebte durchgängiger hier als ich."

Maldrek der bis jetzt geschwiegen hatte, ignorierend, erwiderte er dem Priester und seiner dunkelhaarigen Schwester: "Die Idee mit der Stille gefällt mir, ich wusste nicht, dass du zu so etwas in der Lage bist. Auch Bubo ein guter Einwand." Dem dicken Oghmagläubigen direkt ansehend sprach er weiter: " Aber ob wir zu fünft "stundenlang" für so etwas einfaches benötigen würden, wage ich doch sehr zu bezweifeln.

Doch euren Gesichtern nach findet diese unterhaltsame Idee keinen Anklang. Sie sollte nichts anderes erreichen als Yzwaz Blendwerk, aber wenn ihr denkt unser Ziel so einfacher erreichen zu müssen: nur zu, ich bin ganz Ohr wie wir das machen wollen."
Die Arme vor der Brust verschränkend legte er den Kopf schief und sah sich in der Runde um, damit andere ihre Vorschläge und Pläne äußern konnten. Sollten ihre Ideen zu langweilig und wenig unterhaltsam für einen zünftigen Überfall erscheinen, würde er schon seine Einwände einzulegen wissen.

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Froh darüber, dass sie nun endlich das verstaubte Waisenhaus verlassen konnten, führte der Halbelf seine Mitgeschwister in die besagte Gasse und blickte sich tatendurstig um. Nach all der Zeit auf einem Schiff und der Streitereien mit Vorbis und Maldrek war der Pirat offensichtlichst begeistert von der Idee einen klassischen Raubüberfall begehen zu dürfen. Eine Tätigkeit die er schon als Jugendlicher heiß geliebt hatte und noch immer ganz nach seinem Geschmack war. Und nun konnten sie es sogar einem brutalen Steuereintreiber das hartverdiente Geld ehrlich arbeitender Händler abnehmen. Eine hehre Tat sozusagen!

In der Mitte der Gasse sich einmal elegant im Kreise drehend, begann das Hirn des vormaligen Straßenkinds zu arbeiten. "Was haltet ihr davon..." fing er mit vor Begeisterung leuchtenden Augen zu planen an, während seine Hände die hervor sprudelnden Vorschläge lebhaft untermalten und verdeutlichten. "Wir verstecken uns alle zirka hier[1] und legen hier eine Falle aus. Mit Stricken[2]. Vielleicht auch einer schweren Tonne als Gegengewicht, die den Eingefangenen plötzlich nach oben zieht. Egal ob es unser Eintreiber oder einer seiner Söldner ist, damit ist uns schon sehr gedient." grinste der Freibeuter während in seiner Phantasie bereits jemand kopfüber an der nahen Mauer baumelte und hilflos mit den Armen wedelte. "Bastler, wäre das etwas das du dir zutrauen würdest?" vergewisserte er sich bei dem Gnom begeistert.

"Sobald die Falle zuschnappt, schießen Scarlett und ich unsere Armbrüste aus dem Hinterhalt auf die noch Stehenden und klopfen sie soweit weich, dass Maldrek sie mit einem Zauber schlafen legen kann." Mit einem Nicken die Diebin und den Tiefling einbindend, blickte er erneut zu Yzwaz. "Du könntest dich ganz knapp neben der Falle verstecken – eine Tonne vielleicht? - und die, die nicht baumeln, oder schlafen mit deinem Stab zum träumen bringen.[3]" Mit seinen fahlen Händen einen übertriebenen Stockschlag pantomimisch äußerst wertvoll imitierend, wandte sich Melandro zu seinem letzten Bruder: "Vobis... wir sollen ja niemanden dabei töten. Was ja auch etwas unsportlich wäre. grinste er den Priester heraus forderend an. "Also sollte doch einer von ihnen ungewollt zu Boden gehen könntest du ihn ja davor bewahren Kelemvor gegenüber zu treten, oder bei Bedarf Bastler hier mit deinem Streitkolben noch etwas unterstützen.[4]"

Etwas außer Atem die Arme sinken lassend und seinen Geschwistern einen Moment gewährend diesen eleganten und äußerst genialen Plan in all seiner Pracht und Großartigkeit zu durchdenken, sprach Melandro schließlich etwas langsamer weiter, um näher auszuführem: "Wir könnten die Dächer auch mit Planken verbinden um uns einen Fluchtweg zu schaffen. Oder uns ein paar Pferde besorgen um schneller weg zu kommen."

Einen sehr böse aussehenden Krähenfuß[5] beiläufig aus der Tasche ziehend, beschäftigte der blendend gelaunte Halbdrow seine Hände mit ihm, während er den Plan noch weiter sponn: "Wir könnten auch Straßenkinder anheuern die uns warnen wenn sie kommen, damit wir bereit sind. Oder jemand von uns könnte in Erfahrung bringen in welcher Formation sie normalerweise gehen, oder... " sich selbst unterbrechend gab er zu: "Doch das sind Details, um die wir uns später kümmern können."

Der Reihe nach in die Augen seiner Freunde blickend, versuchte er dort die selbe Begeisterung für diesen einzigartigen Plan zu erkennen die er offensichtlich selbst verspürte. Etwas Bewunderung wäre auch angebracht...
 1. im letzten Drittel links unten, wo die Gasse am engsten ist.
 2. Könnten auch "Lassos" sein, desto mehr desto höher die Chance, dass ihn einer erwischt. *s*
 3. Stunning Strike kommt leider erst Level 5. *seufz*
 4. Oder jemanden fesseln bei Bedarf.
 5. Könnten wir auch noch welche besorgen um unsere Flucht einfacher zu gestalten

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Gerade dazu ansetzend seine Geschwister mit den mysteriösen ersten Worten der Jeronar-Saga zu begrüßen, wurde er - äußerst rüde - von Maldrek unterbrochen. Wie es eben seine Art war.

Den vom langen zuhören müde gewordenen Blick in Richtung des Tieflings anhebend, baffte der Halbdrow, nicht ohne Stolz, aber ohne rechten Biss zurück: "Jeder das was er am besten kann." Harte Arbeit stank immer so anstrengend nach Langeweile. Daher vermied man sie am besten wo man ihrer Angesicht wurde. Dann steckte der ehemalige Pirat den Dolch weg und bließ die letzten, verbleibenden Holzspänne von der Tischplatte und betrachtete einigermaßen zufrieden sein Werk.

Als alle angekommen, gebührend begrüßt und wieder vereint waren, begann Melandro davon zu erzählen, dass sie ihre Suche auf eben jene Saga von Jeronar gebracht hatte. "Und es ward Finsternis, alle Freude, alles Leben, gar jeder Wille starb..." Mit einem Blick zu Silda, die hoffentlich seiner Einladung zu einem Becherchen Wein angenommen hatte, sprach der dann weiter vom dunklen See und den Wällen der Verirrten.

"Um mehr zu erfahren, müssten wir wohl die Bibliothek im alten Aldonaon Anwesen, am Nordufer des Blausees aufsuchen, auch wenn das nicht ganz einfach wäre. Aber dafür sicherlich interessant! Vielleicht ist das auch jener dunkle See..." vermutete Melandro und erwärmte sich offensichtlich für diese Vorgehensweise, während er sich die Haare tatendurstig aus dem Gesicht strich.

Die Sache um Vorbis und seinen Tempel, als auch wo sie die Spur angefangen hatten aufzunehmen, erwähnte der Halbelf mit keinem Wort. Ob aus Berechnung, Geheimniskrämerei oder blanker Faulheit konnte der Oghmapriester auf die Schnelle so nicht sicher feststellen.

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Gelangweilt mit einem Dolch in der Hand spielend, hatte Melandro Sildas Erzählung gelauscht und sie mit dem wenigen, dass er wusste verglichen. Irgendwie war das nicht berauschend viel, stellte er zum wiederholten Male fest und begann ein schnörkeliges "M" in die Tischplatte zu schnitzen. Wenn Orbus noch am Leben gewesen wäre, hätte er den Halbdrow dafür gescholten. Doch nun? Nicht sicher ob er die neu gewonnene Freiheit genoss oder das fürsorgliche Erziehen des Zwerges vermisste, schenkte der Freibeuter seinen Geschwister erneut seine Aufmerksamkeit, zuckte aber mit den Schultern als Vorbis seine Frage an ihn richtete. "Wer kann das schon sagen?" erwiderte der Gauner unverbindlich.

Seine rothaarige Schwester vertraut anlächelnd, lobte der Halbdrow ihre Erinnerung: "Danke dir für deine Hilfe. Es erstaunt mich immer wieder wie sich jemand soviele Geschichten, Melodien und Gedichte merken kann." Als ihr dicker Bruder die alles entscheidende Frage stellte, blickte Melandro hoffnungsvoll - damit Vorbis endlich einen Hinweis erhielt dem er folgen konnte - in die blauen Augen der hübschen Sängerin und suchte sie so zu ermutigen scharf darüber nachzudenken.

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Äußerst großmütig, dass "Eher würde ich auf deine Mittel zurückgreifen", überhörend - Was war den so schlecht an Melandros Mittel bitteschön? - ließ der Halbdrow den Priester in seinem eigenen Saft schmoren. Glaubensfragen und Sinnkrisen sollte Yzwaz thematisieren und nicht er.

"Dann lass uns zum Haus zurückkehren. Vielleicht warten die anderen dort schon auf uns. Und wenn nicht, dann wird uns auch etwas einfallen." schlug der ehemalige Pirat geduldig vor.

Und wenn Vorbis nichts dagegen hatte, so machten sich die beiden Ziehbrüder gemeinsam auf um zu Orbus Haus zu gelangen und auf ihre Geschwister zu warten.

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"Das wird besser sein." zischte der Halbelf und pflichtete seinem Bruder augenblicklich bei, während er seinen streitlustigen Blick nicht von dem Schlitz abwandte durch den das Gesicht des Alten immer noch sichtbar war. Nach einem Geräuschvollen Hochziehen, spuckte der ehemalige Pirat einen beachtlichen Batzen genau in diesen Schlitz hinein und erreichte so zumindest, dass ihnen der "ältere Wissenshütter" nicht mit einem vergnügten Grinsen auf dem teigigen Gesicht nachstarrte.

Stumm neben Vorbis herlaufend, gingen die beiden Ziehbrüder wortlos einige Zeit nebeneinander her, ehe Melandro wieder zu Vorbis sah und ihn aufmunternd neckte: "Eines musst du wirklich zugeben Vorbis: Meine Freunde mögen mich mehr als dich die deinen." Als der dicke Priester aus seinen Gedanken gerießen aufsah unterstrich der Halbelf seinen geschwisterlichen Spott noch mit einem übertrieben breiten Grinsen, ehe er ihm aufmunternd auf die Schulter klopfte.

Als das Eis - für Melandro zumindest - auf diese Weise gebrochen war, fragte er seinen Weggefährten: "Und was nun? Willst dem Abt einen Brief schreiben, oder wie löst man so etwas unter Glaubensbrüdern?" Auch interessierte ihn: "Wo sind den die anderen? Der stinkende Tiefling wollte mir doch helfen die Steuern etwas gerechter zu verteilen. Wo mag er wohl stecken?"

Dass sich Vorbis vor ihm für das gerade Geschehene schämte, entging dem Halbdrow für den Moment vollkommen. Er war auch stets für alles verantwortlich und schuld. Verschwundene Wägen, Pferde, Esel, Boote, Schiffe, oder auch entehrte Töchter, Schwestern, Mündel, Frauen, Cousinen, Lieblingsdienerinnen und Ehegattinnen. Warum sollte es seinen Geschwistern da anders ergehen?

Aber vielleicht würde er ihn später ein wenig damit aufziehen? Warum nicht, wenn er es denn zuließ...

Vor Vorfreude grinsend, betrachtete Melandro den bärtigen Priester Oghmas und erwartete eine Antwort auf seine Fragen.

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Verblüfft hinter dem Dicken nahezu verschwindend, staunte Melandro nicht schlecht was er da hörte. Und auch wenn die ersten Augenblicke ungläubige Amüsiertheit ganz offensichtlich die vorherrschende Emotion war, so wandelte sich das in Riesenschritten.

Was bildete sich dieser alte krakelende Kuttenbrunzer ein so mit seinem Bruder zu sprechen! Egal was der Waise getan hatte, es gab wohl keinen Grund ihn deshalb so zu Maßregeln und ihnen den Zugang zu verwehren! Vorbis war sein Bruder! Er war im Recht!

Aus finsteren Augen den Mann anstierend, wäre der Halbdrow am liebsten augenblicklich durch die Türe geprungen um den Alten zur Rede zur stellen - oder Handgreiflicheres um aus ihm heraus zu ... quetschen? - warum er es wagte ihnen so einen Empfang bereiten.

Seinem Bruder einen Blick zuwerfend, schien Melandro nur allzu erpicht zu sein hier einen mächtigen Streit vom Zaun zu brechen und ausschließlich Vorbis Rolle als Hauptbetroffener schien den ehemaligen Piraten gerade noch so zurück zu halten genau dies hier und jetzt zu tun.

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