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Nachrichten - Autumn Rain

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Die Wandlerin bedenkt den Zwerg eines finsteren Blickes und bedenkt dabei sehr wohl Quaes Worte. Dummer kleiner Bartmann. Der will wohl Ärger. Die Ausführungen der Kommandantin bezüglich des als 'Tal' bezeichneten Getränkes zerstreuen zumindest ihrer Zweifel ob dessen, und die Wilde nimmt die heiße Tasse vorsichtig in die Hände und nimmt einen kleinen Schluck. Sehr seltsam. Aber schmeckt gut.

Während Iyanna weiter spricht, nutzt die Werartige die Zeit, um sich mithilfe des Getränkes zu wärmen. In kurzer, einfacher Leinenkleidung hat sie nicht gerade schwitzen müssen, auf dem Weg hierhin durch die Dunkelheit. Sobald die Worte aber an sie gerichtet werden, senkt sie die Tasse und schaut die Wachkommandantin zunächst eindringlich an.
"Ich weiß gar nichts. Wirklich. Hab niemanden angegriffen. Quae hier hat mir geholfen. Aber er da," zeigt sie wieder mit einem Finger auf Rossi, "hat mir die Sachen abgenommen. Womit soll ich jetzt jagen? Und wo bin ich? Ist das 'Stadt'?"
Trotz der einfachen Art, sich auszudrücken, kommt die Luchsartige nicht dumm herüber, sondern bloß verloren und haltlos - was sie auch ist. Denn zu verschleiern hat sie schlicht und ergreifend nichts.

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Hatten die finsteren Gewölbe der Sharner Kanalisation sie schon in Erstaunen versetzt und überfordert, so tut es die gewaltige Stadt selbst noch viel mehr. Mit geweiteten Augen schaut sich die erschöpfte Wandlerin um, im Gewirr der düsteren, aber mit spärlichen Lichtquellen versehenen Gassen. In den Schatten sieht sie vielerlei Gestalten lauern, und ihre Haltung spannt sich instinktiv an, um auf einen agressiven Ausfall reagieren zu können.
Die Werartige ist sogar froh, jede Menge bewaffnete Gestalten um sie herum zu haben, denn anscheinend wagt sich keiner der Schattenhocker zu nahe heran. Dennoch überkommt Angst die Luchsfrau, denn diese verwirrende, einengende Gegend ist ihr völlig fremd und doch voller Gefahren. Unbekannter Gefahren.

Die Wilde sagt kein Wort, weder auf dem Weg noch im Hauptquartier der Wache. Auch dort erwarten sie keine Eindrücke, die ihr nur im Entferntsten vertraut wären. Über die angebotene Sitzmöglichkeit ist sie jedoch sehr froh, und hockt sich im Schneidersitz auf den Stuhl, so wie sie es früher auf Sitzmatten bei ihrem Stamm oder auf dem weichen Moos in den Wäldern getan hat - an beides kann sich die Jungwandlerin allerdings immer noch nicht erinnern.
Als die Wachkommandantin freundlicherweise Tal servieren lässt, schnuppert die Langschreiterin ausgiebig am Getränk, und beschließt, sich lieber erst bei Quae zu erkundigen, bevor sie sich den Genuss gönnt.
"Was ist das? Riecht nicht wie Wasser. Und nicht wie Kräuter," raunt sie der Seren leise zu, aus einem Augenwinkel den Raum und die Gastgeberein beobachtend.

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Die Wandlerin ist sichtlich enttäuscht, dass ihre Fragen einfach überhört werden. Völlig ahnungslos, ist sie über jedes Quäntchen Wissen über sich selbst und ihre Umgebung froh, und dass ihr dieses Wissen verwehrt wird, stimmt sie deprimiert. Als das Gespräch sich um ihre Fesslung und Gefangennahme zu drehen beginnt, verengt sie mißmutig die Augen, sagt aber nichts, sondern stellt sich näher an Quae, von der sie mit Unterstützung rechnen kann.

Die Neugier im Blick der Luchsartigen ist dem Mißtrauen gewichen - ob die eine Gruppe die andere in eine Falle zu locken versucht, kann sie ja nicht wissen. An Flucht ist in ihrem Zustand auch nicht zu denken, ihr ist klar, dass sie keine zwei Dutzend Körperlängen weit springen könnte. Grr. Ich gebe nicht so schnell auf.

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Mit skeptischem, aber neugierigem Blick verfolgt die Jungwandlerin die Ausweiskontrolle mit. Bei den komplizierten Worten von Quae nickt sie dem Gerüsteten nur mehrmals bekräftigend zu - aus dem Tonfall der Priesterin versteht sie, dass jene ihr nur Gutes will, auch wenn sie mit der ganzen Ausweisgeschichte nichts anfangen kann.
"Der da hat meine Sachen. Aber ich hab' kein Ausweis-Ding," deutet die Werartige daraufhin auf Rossi, und plötzlich schleicht sich ein Ausdruck auf ihr katzenhaftes Gesicht, der etwas zwischen Hoffnung und Neugier wiederspiegelt. "Wo bin ich? Was ist 'Stadt'?," fragt sie die Stadtwache, während ihre zittrigen Beine angespannt bleiben - vielleicht wird sie ja doch wegspringen müssen.

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Wieder erwähnt Quae etwas, womit die Wandlerin nichts anfangen kann. Ihr Blick drückt wieder einmal Unkenntnis aus, als sie, in ihrer simplen Art, nachfragt: "Stadt?"
Das Wort scheint für die Wilde nicht ganz fremd zu klingen, dennoch kann sie sich darunter nichts vorstellen, und nach wie vor weiß sie nicht, wo die Gruppe sich befindet. Eins jedoch wird schnell ersichtlich - die Gegend sieht aus und riecht ziemlich unnatürlich. Vielleicht ist 'Stadt' ja ein Wort für ein Gebiet, wo es keine Natur gibt?

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Was die Priesterin ihr erzählt, versetzt die Wandlerin ins Grübeln. "Ah. Ihr seid alle ein Rudel?," vermutet sie, nicht weil sie sich an die Jagdrudel ihres Stammes erinnern kann, sondern weil eine rudelartige Gemeinschaft zu den grundlegendsten Vorstellungen in ihrem Geist gehört, die ebenso wenig getilgt wurden, wie das Wissen wo oben ist und wo unten.

"Ausweis? Was ist das?," fragt sie daraufhin erstaunt. Dieses Wort sagt ihr nichts. Auch die Beschreibung Quaes hilft kaum weiter. "Mit Bild? Warum soll ich Bilder haben?"
Die Wachen werden von der Werartigen nun nur noch skeptischer beäugt. Auch wenn sie keine Ahnung hat, wo sie ist, ja nichtmal, wer sie wirklich ist, kommt ihr die Forderung nach einem Bild in diesem Augenblick ganz absurd vor.

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Die Wandlerin erkennt durchaus, dass Quae ihr eine ernst gemeinte Warnung vermitteln möchte, und beherzigt diese auch, mit einem mißtrauischen Blick zum drachenmaladligen Zwerg. Ist es doch dieser gewesen, der am lautesten losgepoltert war, als sie eben erst das Bewußtsein wiedererlangt hatte.

"Danke. Ich gebe Acht. Aber ich meinte nicht den groben Bärtigen," schüttelt sie leicht den Kopf und deutet mit einem Finger auf Rossi, der sich die Sachen der Luchsartigen angeeignet hat, "den da."

Die angespannte Situation gefällt der orientierungslosen Wilden nicht. Ohne einen Ausblick auf den Siberys oder beständigen Wind um sie herum, kann sie kaum die Himmelsrichtung bestimmen, und die ganze Umgebung sieht weder nach einem Wald noch nach einer natürlichen Höhle aus. Dieser Umstand hilft ihr nicht gerade dabei, die verlorenen Erinnerungen zu erspüren, denn selbst wenn sie nicht mehr von ihrer Heimat weiß, spürt sie, dass die freie Natur an diesem Ort kaum vorhanden ist, da ihre Instinkte jedes Mal versagen, etwas gesehenes oder gehörtes als gefährlich oder friedlich einzuordnen.

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Nachdem das von Quae angebotene Essen im Magen der Wandlerin angekommen war, hat sich diese in der ersten Stunde des Fußmarsches zunehmend besser gefühlt und sich sicherer auf den Beinen gehalten - dann aber hat die Müdigkeit begonnen, sie erneut niederzuringen. Das Suchen und Einsammeln einer Leiche in der Kammer voller Verwesung hat die Werartige kaum mitbekommen; der heftige Gestank hat sie um ihr Bewußtsein ringen lassen und so ist sie nur froh gewesen, diesen Ort wieder zu verlassen.

Als die Gruppe am aufgebrochenen Siegel angelangt, wo mehr als ein Dutzend gerüsteter und bewaffneter Menschen sie erwarten, weicht die Jungwandlerin instinktiv zurück und spannt die Beine sprungbereit an - was zur Folge hat, dass ihr schnell schwindlig wird. Was gerade beredet wird, versteht sie ohnehin nicht, auch nicht, was die 'sogenannten' Wachen von ihren Findern verlangen.
Papiere? Was sind Papiere? Wer sind diese Leute?
Die einzige Person, an die sie sich zu wenden traut, da sie von ihr Hilfe bekommen hat und nicht in Ketten gelegt werden wollte, ist Quae, und so fragt die Luchsartige die Seren leise, ohne den Blick der großen Augen von den Gerüsteten abzuwenden: "Sind wir in Gefahr?"

Auf mehr als eigene Fäuste kann sich die junge Wilde nicht verlassen, denn immer noch hat der Halbling den Beutel mit ihren zusammengeklaubten Wurfmessern. Ständig lugt sie zu dem kleinen Mann und versucht einen Moment abzuschätzen, in dem sie ihm ihre Habseligkeiten entreißen kann.
"Wenn Gefahr droht, sag dem Kurzen, er soll mir meine Sachen geben. Will hier nicht sterben. Bitte. Du hast mir geholfen, ich helf' dir auch," raunt sie der Priesterin schießlich zu.

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Beharrlich versucht die Wandlerin, diesmal auf den Beinen zu bleiben, was ihr zwar gelingt, doch mit größter Mühe verbunden ist. Nur mit Quaes Hilfe schafft sie es, auch nach mehreren Schritten nicht wieder in die Knie zu sinken, denn immer wieder zieht Schwärze in ihr Sichtfeld, während ihre Unterschenkel sich schlapp anfühlen.

"Wohin?," fragt die Luchsartige ratlos; dass sie keine andere Wahl hat, als diesen Fremden zu folgen, damit hat sie sich für den Moment abgefunden. Das ist eine Chance, zu überleben, und zu ihren Erinnerungen zu finden, erkennt sie und vertraut darin ihrem Instinkt.

Während sie sich so, von der Priesterin gestützt, dahinschleppt, beäugt sie mit großen Augen ihre unfreiwilligen Gefährten, und zieht mit der Nase die Luft ein, die aus der Richtung eines jeden von ihnen kommt. Alle Gerüche erscheinen ihr allerdings fremdartig, und zum Teil nicht gerade angenehm. Nachdem sie in Bomburs Richtung geschnuppert hat, muss die Jungwandlerin niesen, wobei sie fast zusammenklappt.

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"Nicht fesseln," wiederholt die Wandlerin mit allem Nachdruck, den sie ihrer geschwächten Stimme verleihen kann, "nicht Handschellen." In den ersten Augenblicken weiß sie nicht genau, warum sie sich so dagegen zu wehren bereit ist - ihr Instinkt sagt ihr lediglich, dass damit mehr verbunden ist als nur zeitweise Einschränkung ihrer Freiheit.
Langsam funkelt eine schmerzhafte, sehr nahe der Oberfläche treibende Erinnerung in ihrem Geist auf - enge, quetschende Stahlfesseln um ihre Handgelenke. Mit geweiteten Augen schaut die Werartige auf ihre Hände herab und sieht gleich darunter deutliche Spuren unzimperlich angelegter Eisen. "Nicht fesseln," wiederholt sie kopfschüttelnd, "ich war schon gefangen."

Den ärmlichen Beutel mit fegender Handbewegung an sich gerafft, versucht die Luchsartige mit Quaes Hilfe aufzustehen, wobei sie der netten Priesterin ein dankbares Lächeln zuwirft. Nur wenige Herzschläge, nachdem sie sich aufgerichtet hat, beginnen die Beine der Wandlerin nachzugeben, und sie sinkt in die Knie.
"Zu schwach,.." murmelt sie mehr zu sich selbst, mit Angst und Verbitterung in der Stimme.

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"Ich bin geschwächt. Kann nicht töten," schüttelt die Jungwandlerin betrübt den Kopf, in dem immer noch keine Hinweise auftauchen, wer sie sein mag, wie sie an diesen dunklen, seltsam riechenden Ort gekommen ist und was die vier Gestalten um sie herum von ihr wollen.

Als Quae ihr Essen und Wasser hinhält, zögert die Werartige etwas, dann greift sie forsch nach der Trockenration, schnuppert ausgiebig daran und beißt kräftig hinein. "Hab dank," bringt sie sogar kauend zustande und beeilt sich, das leckere Stück mit frischem Wasser herunterzuspülen. Das eifrige Zusprechen der willkommenen Mahlzeit hilft der Verletzten allerdings nicht dabei, ihren flüchtigen Gedächtnis Wissen um sie selbst abzuringen.

"Ich weiß nichts," beteuert sie kopfschüttelnd und starrt verloren drein; in ihren Augen leuchtet nichts als Hilflosigkeit, "gar nichts mehr. Wer bin ich? Wo bin ich?"
Wieder hält sich die Luchsartige an den Kopf und wimmert leise vor sich hin.

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Die Jungwandlerin scheint ziemlich desorientiert; nach mehrmaligem Umschauen funkelt in ihren blaugrünen Augen immer noch kein Funke der Wiedererkennung auf. Die vielen Worte, die um sie herum gesprochen werden, überfordern sie noch mehr. Mit ausgestreckter Hand krallt sie ihren Beutel an sich und rutscht unsicher ein paar Zoll von Quae und Rossi weg, da ihr das Gerede von Fesseln und Handschellen offenbar nicht behagt.

Die Frage nach ihrem Namen erwischt die Flüchtge auf dem falschen Fuß. Sie öffnet den Mund, um eine Antwort zu geben, und stellt mit Erschrecken fest, dass ihr keine Entgegnung auf der Zunge liegt.
Ich bin... wer bin ich denn? Hilfe! Wo komm' ich her? Was tu ich hier?
Panisch und wimmernd blickt die Werartige hin und her und drückt den Jutebeutel, ihren einzigen Besitz, fest an sich. "Weiß nicht," bringt sie ratlos hervor und drückt sich mit den schlanken Füßen noch einen weiteren Zoll weg. "Fesselt mich nicht." Die Bitte sollte eigentlich überzeugend klingen, tut es aber eher kleinlaut.

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Beim Stichwort 'Kopf abschlagen' hebt die Wandlerin ruckartigen ihren Torso an, stützt sich mit den Ellbogen ab und schaut sich panisch um, bevor ihr schwindlig wird und sie kraftlos den Kopf sinken lässt. In ihren Gedanken dreht sich alles, doch über nichts findet sie Gewissheit, nicht einmal über ihren eigenen Namen. Wieder gibt sie einen jammernden Laut von sich, und versucht daraufhin, mit schwacher Stimme ein Wort zu formen: "...W..wer?"

Trotz zahlreicher kleinerer Wunden scheint die Jungwandlerin nicht in akuter Lebensgefahr zu sein, auch wenn es nach ein paar weiteren Hungerwochen durchaus der Fall sein könnte. Waffen trägt sich am Körper keine, dafür finden sich im Beutel, der neben ihr auf dem Boden liegt, eine ganze Menge Wurfmesser und eine kleine, auch zum Werfen gedachte Axt, nebst einer nietenbeschlagenen Lederpanzerung, einiger Glasfläschchen und zweier Seilkordeln.

Indessen rutscht die Verletzte in eine sitzenden Position hoch und hält sich mit einer Hand den Kopf. Anscheinend versucht sie es zu vermeiden, die sich um sie gescharten Abenteurer anzusehen, sondern reibt sich eine Schläfe und bemüht sich, regelmäßig und tief zu atmen.

719
Als die Stimmen um sie herum lauter und zorniger werden, zuckt die bewußtlose Wandlerin zusammen und gibt ein gequältes, leises Stöhnen von sich. Wieder wälzt sie den Kopf hin und her, und schließlich fahren ihre Augenlider zögerlich auseinander. Ihr Atem wird tiefer und gleichmäßiger, als würde sie gierig die zugefächerte Luft einsaugen.

Letztlich reißt die Jungwandlerin die Augen mit einem Schnaufen auf und starrt ihre Retterin mit leerem, verlorenem Blick an. Ebenso mitleiderregend wirken die Blicke, die sie nach einigen Momenten den anderen Anwesenden schenkt.
Mehr als ein hilfloses "Äh..." kommt über die Lippen der Werartigen nicht.

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Mehrere Herzschläge lang, nachdem Quae ihre heilende Magie auf die bewußtlose Wandlerin hat einwirken lassen, rührt diese sich nicht. Dann aber kommt etwas Bewegung in den schlaffen Körper, auch wenn sich diese zunächst in ein paar unwillkürlichen Zuckungen äußert. Unruhig wälzt die Jungwandlerin den Kopf nach einer und dann nach der anderen Richtung, ohne jedoch die Augen zu öffnen, während ihre harten, kräftigen Fingernägel sich krampfhaft in den Boden zu bohren versuchen.

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