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Dalaran / Der Weihort
« am: 23.12.2016, 14:00:30 »
"Langsam Junge, hab mehr Geduld." Hjalmarr hatte voller Tatendrang zu stark an dem verzurrten Seil gezogen, welches um die Aufhängung des neuen Mühlensteins gewickelt war. Behutsam griff sein Vater um ihn, sicherte seinen Griff und half ihm den richtigen Zug zu finden. Nach und nach zogen sie das Gewicht gemeinsam empor.
Der Mann lächelte. Nur eine Erinnerung an längst vergangene Tage. Aber eine Gute. Hjalmarr saß entspannt, die Beine angewinkelt, auf einem dünnen Laken einer hölzernen Pritsche, Rücken und Kopf gegen die unebene Steinwand gelehnt. Er hatte seinen Gedanken freien Lauf gelassen. Verpassen würde er ohnehin nichts. Unterdrücktes Schluchzen, plötzliches Gekreische und ein verrücktes Lachen hallte in unregelmäßigen Abständen durch die Stille und erinnerte ihn daran, nicht alleine zu sein. Sein Blick fiel auf die eisernen Stäbe unweit zu seiner Linken. Ein gut gerüsteter Mann – die Hand am Schwertknauf – ging mit gemächlichem Schritt an seiner Zelle vorbei. Hjalmarr nickte grüßend, doch bekam er nur einen finsteren Blick zurück und musste unweigerlich lächeln. Diese Reaktion kannte er, immerhin zog sein Äußeres doch etwas Aufmerksamkeit auf sich, hatte man ihm vor einigen Jahren in den Gassen dieser Stadt die linke Backe bis zum Ohr aufgeschlitzt. Die Wunde verheilte nur sehr langsam und schmerzte seither, entzündete sie sich doch des Öfteren. Zusammen mit der riesigen Wunde verpasste man ihm seitdem den Spitznamen "Der ewig Lachende".
Es könnte schlimmer sein. Hjalmarr hatte schon viele Zellen von innen gesehen, doch das Gefängnis von Kromdag befand sich in einem außerordentlich guten Zustand und war zudem sauber und warm. Vermutlich war es deshalb so gut besucht. Wie dem auch sei, früher oder später würde er auch aus diesem Kerker einen Weg heraus finden. So wie immer. Gerade hatte er sich entschlossen etwas Schlaf nachzuholen, da drangen gedämpfte Worte an sein Ohr, die seine Aufmerksamkeit erregten. Er blinzelte. Lord Ayrin und Raubzug waren dann doch genug, um aufzustehen und näher an die Stäbe seiner Zelle zu schleichen, in der Hoffnung das Gespräch etwas besser zu verstehen. Zwei der Insassen in den gegenüber liegenden Zellen neben ihm schienen sich zu kennen. Hjalmarr presste sich an die Wand und lauschte. Unter vorgehaltener Hand flüsterten sie aufgeregt und schon nach kurzer Zeit musste der junge Mann unweigerlich grinsen. Gelassen setzte er sich aufrecht zurück auf das Zellenbett.
Als die nächste Wache auf ihrem Rundgang an seiner Zelle vorbeikam, stand er auf, trat etwas näher an die Gitterstäbe und rief der Wache, so höflich er konnte, nach. "Hey du, sag deinem Lord ich habe wichtige Informationen für ihn. Wenn er nicht begierig danach ist, seinen Wohlstand aufzugeben, sollte er mich anhören. Und zwar noch vor dem nächsten Mond, sonst wird es zu spät sein!" Verschlagen blinzelt er zur Seite und erkennt den düsteren und panischen Blick des Insassen schräg gegenüber. Unheimlich spreizte sich seine Backe, als er ihm überlegen zu grinste, während die Wache innehielt. Solange würde es wohl doch nicht dauern, bis er wieder die frische Stadtluft riechen würde.
Es war nicht ganz, was er sich erhofft hatte, aber immerhin war er aus der Zelle raus. Hjalmarr rieb sich die Handgelenke, als ihm die Ketten abgenommen wurden. Harsch drückte einer der Wachhabenden ihm eine abgenutzte Rüstung mit eisernen Beschlägen in die Hand. Ein paar alte Leinenkleider lagen bereit und eine Schüssel mit Wasser stand neben einem Krug und einer Schale mit Seife auf einem hölzernen Tisch in einem kleinen Quartier, welches offenbar lange nicht benutzt wurde.
Einige Minuten vorher hatte man ihn aus der Zelle geführt und ein Treffen mit Lord Ayrin bekanntgegeben, der seiner Warnung vor ein paar Tagen erst keinen Glauben schenken wollte, doch nun scheinbar Opfer dieses Raubzugs wurde. Scheinbar konnte der Dieb jedoch gefasst werden. Nun würde er ihm aus purer Großzügigkeit die Freiheit schenken, doch mit einer kleinen Bedingung, die er bald erfahren sollte.
"Wasch dich, bevor du Lord Ayrin gegenüber trittst. Und zieh dir die frischen Kleider an. Lord Ayrin wird nicht nur dich empfangen." Mürrisch stellte Hjalmarr die Rüstung beiseite. Was sollte das bedeuten, er würde ihn nicht alleine empfangen. Dann blickte er abwartend zu der Wache, die sich an der Tür postierte und ihn misstrauisch anstarrte. So wie es aussah, würde sie sich nicht vom Fleck bewegen. Die Augen rollend drehte der Mann sich um und zog sich die dreckige Sträflingskleidung über den Kopf.
In der Nacht vor ihrer Abreise hat es geregnet und die Luft ist diesig. Hjalmarr zieht den alten Mantel, den er vor wenigen Stunden nach seiner Freilassung erhalten hat, tief ins Gesicht. Den ganzen Vormittag ist er in Gedanken versunken, bevor er seine Mitstreiter mustert. Vor ihm reitet eine Elbin, ein Südländer mit seltsamem Namen, eine junge Frau und hinter ihm ein junges Paar. Nachdem nun der Mann beschlossen hat die Zügel seiner Frau mit zu führen, die es offensichtlich nicht gewohnt war, solange auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen, kommen sie noch langsamer voran. Hjalmarr mustert beide über die Schulter hinweg aus dem Augenwinkel. Er wirkt mehr wie ein Seefahrer, als ein Reiter. Seine Züge und Handgriffe verraten ihn. Auch sie ist nicht aus dieser Gegend. Ihr temperamentvolles Auftreten gleicht dem der Frauen aus Lesdag, doch der Akzent ist ein Anderer. Sein Blick verfolgt ihre Hand und eine Schwere umfängt ihn, als sie sie gedankenverloren auf ihrem Bauch verweilen lässt. Eine Schwere, die er nur schwach unterdrücken kann. Eine Erinnerung spielt sich vor seinen Augen ab, die seine Kehle zuschnürt, doch er muss unweigerlich einen Moment lächeln. Als der Südländer zu ihnen spricht, wendet Hjalmarr sich wieder von Beiden ab, immerhin hat ihr Gemahl Tristan ein offenbar schwaches Nervenkostüm und er möchte vermeiden, einem werdenden Vater einen Pfeil zwischen die Augen jagen zu müssen. Dennoch, seine Frau sieht unwohl drein und letztendlich siegt seine Sorge über ihr Befinden, oder eher um das des Ungeborenen, obgleich eine solche Reise für einen Schwangere sowieso hirnrissig erscheint.
Hjalmarr stemmt sich etwas in die Steigbügel, zieht das Sattelfutter unter dem Leder hervor und beugt sich nach hinten. "He da, Tristan war euer Name, richtig?" Dann wirft er ihm das gefaltete Fellpolster zu "Legt das unter den Sattel eures Weibes. Das Polster sollte dick genug für einen angenehmeren Ritt sein." Ohne auf eine Antwort zu warten, dreht er sich wieder um und fügt an Lîf gewandt hinzu. "Und ihr solltet versuchen euren Rücken gerader zu halten, dann ist es weniger anstrengend."
Hjalmarr ist müde und das stetige Schaukeln des Pferdes verbessert seine Situation nicht gerade. Er hält die Zügel locker und gähnt herzhaft. In den letzten Stunden hat er jegliches Wort mit seinen Mitreisenden, die ihm von Lord Ayrin zur Seite gestellt worden sind, um seine Schuld für die Freilassung aus den Kerkern Kromdags zu begleichen, vermieden. Nun, nicht ihm direkt, sondern diesem stumpfen Bullen namens Tallahan. Zu ihm hält er den größten Abstand und führt sein Pferd auf dem vorletzten Platz der kleinen Gruppe. Das Symbol auf der Stirn des Paladins gefällt ihm nicht, und ohne es offen zu zugeben, zollt er ihm unterbewusst den meisten Respekt, was er selbst nicht so ganz nachvollziehen kann. Er kennt die Einstellungen der Gefolgsleute des neuen einen Gottes und möchte tunlichst vermeiden ihm in die Quere zu kommen.
Der Mann lächelte. Nur eine Erinnerung an längst vergangene Tage. Aber eine Gute. Hjalmarr saß entspannt, die Beine angewinkelt, auf einem dünnen Laken einer hölzernen Pritsche, Rücken und Kopf gegen die unebene Steinwand gelehnt. Er hatte seinen Gedanken freien Lauf gelassen. Verpassen würde er ohnehin nichts. Unterdrücktes Schluchzen, plötzliches Gekreische und ein verrücktes Lachen hallte in unregelmäßigen Abständen durch die Stille und erinnerte ihn daran, nicht alleine zu sein. Sein Blick fiel auf die eisernen Stäbe unweit zu seiner Linken. Ein gut gerüsteter Mann – die Hand am Schwertknauf – ging mit gemächlichem Schritt an seiner Zelle vorbei. Hjalmarr nickte grüßend, doch bekam er nur einen finsteren Blick zurück und musste unweigerlich lächeln. Diese Reaktion kannte er, immerhin zog sein Äußeres doch etwas Aufmerksamkeit auf sich, hatte man ihm vor einigen Jahren in den Gassen dieser Stadt die linke Backe bis zum Ohr aufgeschlitzt. Die Wunde verheilte nur sehr langsam und schmerzte seither, entzündete sie sich doch des Öfteren. Zusammen mit der riesigen Wunde verpasste man ihm seitdem den Spitznamen "Der ewig Lachende".
Es könnte schlimmer sein. Hjalmarr hatte schon viele Zellen von innen gesehen, doch das Gefängnis von Kromdag befand sich in einem außerordentlich guten Zustand und war zudem sauber und warm. Vermutlich war es deshalb so gut besucht. Wie dem auch sei, früher oder später würde er auch aus diesem Kerker einen Weg heraus finden. So wie immer. Gerade hatte er sich entschlossen etwas Schlaf nachzuholen, da drangen gedämpfte Worte an sein Ohr, die seine Aufmerksamkeit erregten. Er blinzelte. Lord Ayrin und Raubzug waren dann doch genug, um aufzustehen und näher an die Stäbe seiner Zelle zu schleichen, in der Hoffnung das Gespräch etwas besser zu verstehen. Zwei der Insassen in den gegenüber liegenden Zellen neben ihm schienen sich zu kennen. Hjalmarr presste sich an die Wand und lauschte. Unter vorgehaltener Hand flüsterten sie aufgeregt und schon nach kurzer Zeit musste der junge Mann unweigerlich grinsen. Gelassen setzte er sich aufrecht zurück auf das Zellenbett.
Als die nächste Wache auf ihrem Rundgang an seiner Zelle vorbeikam, stand er auf, trat etwas näher an die Gitterstäbe und rief der Wache, so höflich er konnte, nach. "Hey du, sag deinem Lord ich habe wichtige Informationen für ihn. Wenn er nicht begierig danach ist, seinen Wohlstand aufzugeben, sollte er mich anhören. Und zwar noch vor dem nächsten Mond, sonst wird es zu spät sein!" Verschlagen blinzelt er zur Seite und erkennt den düsteren und panischen Blick des Insassen schräg gegenüber. Unheimlich spreizte sich seine Backe, als er ihm überlegen zu grinste, während die Wache innehielt. Solange würde es wohl doch nicht dauern, bis er wieder die frische Stadtluft riechen würde.
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Es war nicht ganz, was er sich erhofft hatte, aber immerhin war er aus der Zelle raus. Hjalmarr rieb sich die Handgelenke, als ihm die Ketten abgenommen wurden. Harsch drückte einer der Wachhabenden ihm eine abgenutzte Rüstung mit eisernen Beschlägen in die Hand. Ein paar alte Leinenkleider lagen bereit und eine Schüssel mit Wasser stand neben einem Krug und einer Schale mit Seife auf einem hölzernen Tisch in einem kleinen Quartier, welches offenbar lange nicht benutzt wurde.
Einige Minuten vorher hatte man ihn aus der Zelle geführt und ein Treffen mit Lord Ayrin bekanntgegeben, der seiner Warnung vor ein paar Tagen erst keinen Glauben schenken wollte, doch nun scheinbar Opfer dieses Raubzugs wurde. Scheinbar konnte der Dieb jedoch gefasst werden. Nun würde er ihm aus purer Großzügigkeit die Freiheit schenken, doch mit einer kleinen Bedingung, die er bald erfahren sollte.
"Wasch dich, bevor du Lord Ayrin gegenüber trittst. Und zieh dir die frischen Kleider an. Lord Ayrin wird nicht nur dich empfangen." Mürrisch stellte Hjalmarr die Rüstung beiseite. Was sollte das bedeuten, er würde ihn nicht alleine empfangen. Dann blickte er abwartend zu der Wache, die sich an der Tür postierte und ihn misstrauisch anstarrte. So wie es aussah, würde sie sich nicht vom Fleck bewegen. Die Augen rollend drehte der Mann sich um und zog sich die dreckige Sträflingskleidung über den Kopf.
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In der Nacht vor ihrer Abreise hat es geregnet und die Luft ist diesig. Hjalmarr zieht den alten Mantel, den er vor wenigen Stunden nach seiner Freilassung erhalten hat, tief ins Gesicht. Den ganzen Vormittag ist er in Gedanken versunken, bevor er seine Mitstreiter mustert. Vor ihm reitet eine Elbin, ein Südländer mit seltsamem Namen, eine junge Frau und hinter ihm ein junges Paar. Nachdem nun der Mann beschlossen hat die Zügel seiner Frau mit zu führen, die es offensichtlich nicht gewohnt war, solange auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen, kommen sie noch langsamer voran. Hjalmarr mustert beide über die Schulter hinweg aus dem Augenwinkel. Er wirkt mehr wie ein Seefahrer, als ein Reiter. Seine Züge und Handgriffe verraten ihn. Auch sie ist nicht aus dieser Gegend. Ihr temperamentvolles Auftreten gleicht dem der Frauen aus Lesdag, doch der Akzent ist ein Anderer. Sein Blick verfolgt ihre Hand und eine Schwere umfängt ihn, als sie sie gedankenverloren auf ihrem Bauch verweilen lässt. Eine Schwere, die er nur schwach unterdrücken kann. Eine Erinnerung spielt sich vor seinen Augen ab, die seine Kehle zuschnürt, doch er muss unweigerlich einen Moment lächeln. Als der Südländer zu ihnen spricht, wendet Hjalmarr sich wieder von Beiden ab, immerhin hat ihr Gemahl Tristan ein offenbar schwaches Nervenkostüm und er möchte vermeiden, einem werdenden Vater einen Pfeil zwischen die Augen jagen zu müssen. Dennoch, seine Frau sieht unwohl drein und letztendlich siegt seine Sorge über ihr Befinden, oder eher um das des Ungeborenen, obgleich eine solche Reise für einen Schwangere sowieso hirnrissig erscheint.
Hjalmarr stemmt sich etwas in die Steigbügel, zieht das Sattelfutter unter dem Leder hervor und beugt sich nach hinten. "He da, Tristan war euer Name, richtig?" Dann wirft er ihm das gefaltete Fellpolster zu "Legt das unter den Sattel eures Weibes. Das Polster sollte dick genug für einen angenehmeren Ritt sein." Ohne auf eine Antwort zu warten, dreht er sich wieder um und fügt an Lîf gewandt hinzu. "Und ihr solltet versuchen euren Rücken gerader zu halten, dann ist es weniger anstrengend."
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Hjalmarr ist müde und das stetige Schaukeln des Pferdes verbessert seine Situation nicht gerade. Er hält die Zügel locker und gähnt herzhaft. In den letzten Stunden hat er jegliches Wort mit seinen Mitreisenden, die ihm von Lord Ayrin zur Seite gestellt worden sind, um seine Schuld für die Freilassung aus den Kerkern Kromdags zu begleichen, vermieden. Nun, nicht ihm direkt, sondern diesem stumpfen Bullen namens Tallahan. Zu ihm hält er den größten Abstand und führt sein Pferd auf dem vorletzten Platz der kleinen Gruppe. Das Symbol auf der Stirn des Paladins gefällt ihm nicht, und ohne es offen zu zugeben, zollt er ihm unterbewusst den meisten Respekt, was er selbst nicht so ganz nachvollziehen kann. Er kennt die Einstellungen der Gefolgsleute des neuen einen Gottes und möchte tunlichst vermeiden ihm in die Quere zu kommen.