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Nachrichten - Arjen Bucalo

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Aradan - Stadt der Toten / Apokalyptisches Geplauder
« am: 11.12.2014, 11:44:39 »
War Montag bis Mittwoch auf Dienstreise und hatte nicht immer I-Net und Zeit, wollte aber auch keinen Schnellschuss abliefern - sorry für die Verzägerung. Ich denke, heute Abend komme ich zum Posten.

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Aradan - Stadt der Toten / Eine neue Ordnung
« am: 03.12.2014, 12:54:52 »
Arjen beobachtete stumm, wie Luca abermals die magische Formel sprach und der Boden über Angelo sich schloss. "Leb' wohl", sprach er stumm sein kurzes Gebet. Er hatte schon zu viele Männer fallen sehen - gütige wie entsetzliche. Und wenn der Tod kam, so starben sie auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlicher Haltung. Aber nachdem es vorbei war. Nachdem die Seele zu den Göttern wanderte und den Körper als leere Hülle zurückließ - da waren diese Hüllen ale gleich. Er war überzeugt davon, dass nichts mehr von Angelo in dieser leeren Hülle waren. Ebenso wie auch nicht in dem Wiedergänger, der ihnen hinterherschlurfte.

"Diese geschmückten Gräber, die wir errichten. Die balsamierten Körper, wie sie in den südlichen Ländern es handhaben - all diese Rituale sind nicht für die Toten, denn diese brauchen es nicht mehr. All das ist für uns, die Lebenden. Damit wir uns einbilden können, dass unsere Lieben nicht ganz und gar zu den Göttern entschwunden sind, sondern das etwas von ihnen noch da ist - bei uns. Aber da ist nichts - nur verwesendes Fleisch, geronnenes Blut und poröser Knochen. Ein Fetzen Stoff von ihrer Kleidung, ein Amulett, dass sie am Herzen trugen, sagt mehr über sie aus, als diese Überreste.

Und genau deswegen teile ich Wills Sorgen nicht. Diese Wiedergänger sind leere Hüllen - ohne Bewusstsein, ohne Verstand, ohne Seele; Marrionetten, an deren Strippen eine dunkle Macht zieht."


All das dachte er - und wusste nicht, wie viel davon ehrliche Überzeugung war, und wieviel er sich unbewusst einredete, um die neue Welt besser erfassen zu können. Was er aber wusste, war dass er seine Liebsten auf der Anhöhe vor dem eigenen Gestüt beerdigt hatte. Dass er jeden Tag zu ihnen gehen und mit ihnen sprechen würde, wenn er könnte. Dass er an ihren Grabsteinen weinen und wenn nötig nächtigen würde. "Aber all das wäre für mich", sagte er sich. "Nur im Himmel werde ich sie wirklich wiedersehen - so denn die Götter es irgendwann erlauben."

Langsam schlenderte er von Luca zu Will hinüber. Als er ihn eingeholt hatte, passte er seine Schritte an die des Schauspielers an und ging neben ihm her. Er sprach langsam und ruhig. "Ich bin nicht gut in sowas, Will. Reden ist eher deine Zunft. Ich denke, dass du keinen Grund hast, dich aufzuregen. Jeder von uns geht auf seine Weise mit alldem um. Ich habe uns beide beinahe umgebracht, als ich voreilig in die Grube hinabstieg, um Angelo zu retten. Und du hast den Mann mitgezogen, als er dich anschrie, du sollst ihn zurücklassen. Jeder von uns tut Dinge, um noch in den Spiegel schauen zu können. Und Luca muss nicht nur in den Spiegel schauen können - er muss in die Augen seiner beiden Töchter schauen können. Sei gnädig mit ihm. Es gibt noch genug um uns herum, worauf du deinen Zorn richten kannst."

Der Krieger ließ seinen Blick über die Umgebung schweifen, als hätte ihn sein letzter Satz ebenfalls an die allgegenwärtige Gefahr erinnert. Kurz schwieg er, und fügte dann hinzu: "Und was mein Angebot angeht - es steht. Dann ließ sich Arjen ein paar Schritt zurückfallen. Den Rest des Weges zu ihrem Unterschlupf wollte er mit seinen Gedanken allein sein.

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Aradan - Stadt der Toten / Apokalyptisches Geplauder
« am: 30.11.2014, 16:31:42 »
"Ach Will - warum musste es ein Stein sein?", dachte der er. "Ein sauberer Stich ins Ohr hätte wohl die gleiche Wirkung...

Ich hatte ja zuerst mein Schwert nehmen wollen, aber es ist Herbst, und wenn ich mich selbst so betrachte mit dem großen Messer und dem Kürbis, den es zu halbieren gilt, da hab ich Will schon verzweifelt an seinem in Angelos Kopf feststeckendem Schwert zerren sehen...  :P


P.S. Ist Will der einzige, der auf die versponnene Idee kommt, dass es vielleicht die eigene Seele ist, die in dem verwesenden Körper festsitzt?

Ist halt irgendwie intelligenter mit dem Messer durch's Ohr.  :wink:

ad P.S.: Also Arjen ist halt eher der Ansicht, dass das ganze dann seelenlose Hüllen sind, die entweder von tierischen Instinkten gesteuert werden (Fressen), oder von einer dunklen Macht. Er geht also nicht davon aus, dass irgendetwas vom früheren Menschen noch im Zombie steckt. Das heißt aber nicht, dass er z.B. ohne zu zögern einen Zombie erledigen könnte, der ihm vorher als Mensch nahestand (z.B. Will oder so  :wink: ).

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Aradan - Stadt der Toten / Eine neue Ordnung
« am: 30.11.2014, 14:53:41 »
Überrascht wich Arjen einen Schritt zurück, als Luca seine magische Formel sprach und der Boden neben Angelo aufbrach. "Bei den Göttern." Er kannte Magie, hatte sie bei seinen Einsätzen im Heer, aber auch anderso bereits bestaunen dürfen - und doch war sie ihm unheimlich geblieben. Und ihre jetzige Lage, mit wandelnden Tten im sie herum, in einer Welt, die aus den Fugen geraten war, machte alles noch unnatürlicher.

Dann hörte er Wills harsche Worte und schüttelte nur den Kopf. Er hatte sein Versprechen nicht voreilig und nicht leichtfertig gegeben und er sah auch nicht ein, was Angelos Begräbnis damit zu tun hatte. Sicher, Will schien enttäuscht zu sein, dass Arjen sich nicht auf seine Seite geschlagen hatte in diesem Disput, aber daraus auf Weiteres zu schließen - das war voreilig.

"Vielleicht bin ich zu lange unter Soldaten gewesen - straffe Hierarchien, Befehlsempfänger und Befehlserteiler. Keine Fragen. Das war einfacher", dachte er. Dann kam ihm wieder der schicksalafte Morgen in den Sinn, der alles verändert hatte. "Nein - war es auch nicht."

Er verscheuchte den Gedanken wieder und ging zu Luca hinüber. Wie vom Druiden aufgefordert, fasste er Angelos Leichnam an den Beinen und wartete darauf, dass Luca die Kopfseite aufnahm. Dann würden die beiden Angelo in die Grube legen.

Während er die Beine des Theaterfreundes umfasste, sprach er zu Luca. "Ihr tut Will Unrecht, Luca. Ich verstehe, dass das Zerschinden einer Leiche bei euch Entsetzen hervorruft, aber ihr wisst doch selbst: nur wenn der Kopf, das Gehirn des Toten Schaden nimmt, stehen die Verstorbenen nicht als Wiedergänger auf. Nur darum geht es. Ich kann nicht für euch sprechen - jeder muss da seine eigene Entscheidung treffen, welche Standards er anlegt. Und ich wollte auch nicht für Angelo sprechen, der uns seine Wünsche diesbezüglich nicht verriet. Aber ich kann für mich sprechen - und ich für meinen Teil will nach meinem Tod nicht wieder auferstehen. Insofern - wenn ich falle, erwarte ich von euch, dass ihr Will nicht daran hindert, das zu vollenden, was er bei Angelo nicht konnte. Und mehr noch - ich erwarte, dass ihr selbst dafür sorgt, falls Will nicht da ist. Ich denke, das ist ein Anrecht, dass jedem von uns zusteht, in dieser neuen Ordnung.[1]"

Bei den letzten Worten schaute Arjen zu dem Barden hinüber. "Du hast ein hitziges Gemüt, Will", dachte er bei sich. Sobald sie hier fertig waren, würde er ein paar Worte mit ihm wechseln.
 1. Diplomacy 19

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Aradan - Stadt der Toten / Spiel des Lebens
« am: 30.11.2014, 14:53:11 »
1d201d20+5 = (14) +5 Gesamt: 19

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Aradan - Stadt der Toten / Eine neue Ordnung
« am: 30.11.2014, 09:39:36 »
Als Arjen sah, wie sich Will und Luca abermals fast rauften, konnte er nur noch innerlich den Kopf schütteln. "Ach Will - warum musste es ein Stein sein?", dachte der er. "Ein sauberer Stich ins Ohr hätte wohl die gleiche Wirkung und würde das Andenken an den Mann nicht so entehren und Luca nicht so aufbringen."

Aber nun war die Situation so, wie sie nun einmal war. Und in gewisser Weise hatte Luca recht: Wie viel von seiner Menschlichkeit durfte man aufgeben, um zu überleben, bis nichts mehr von einem übrig blieb, was wert war, gerettet zu werden? "Und was mich angeht - so habe ich bereits sehr viel davon aufgegeben. Zu viel."

Nein - vielleicht war es nicht die einfachste, nicht die sicherste Entscheidung. Aber allem Anschein nach gab ihnen das Schicksal - oder der Zufall? - diesmal die Wahl. Und sie sollten sich gebührend verhalten. Sie beide - sowohl Will, als auch er - hatten seit Ausbruch dieses Alptraums genug Wanderer mit zerschmetterten Köpfen auf der Straße liegen lassen. Alles ehemals Menschen - Ehemänner, Ehefrauen, Väter und Söhne, Mütter und Töchter. Es war nicht anders gegangen. Aber diesmal ging es anders.

Als Will wieder sprach und einlenkte, nickte Arjen und schritt zu den beiden Männern. "Das sehe ich auch so. Wenn wir schon die Möglichkeit haben, dann sollten wir Angelo die Ehre erweisen. Wer weiß? Ich habe noch keine Toten gesehen, die sich aus den Gräbern wieder erhoben haben. Vielleicht verhindert ein ordentliches Begräbnis ja wirklich die Auferstehung."

Er glaubte selbst nicht recht daran - auch wenn es zu schön gewesen wäre. Wieder sah er Diana und Lukas vor seinen Augen. "Aber selbst wenn nicht", tröstete er sich in Gedanken, "dürften sechs Fuß Erde genug Gewicht haben, um einen Wiedergänger für immer unter der Erde unbeweglich zu halten."

82
Aradan - Stadt der Toten / Eine neue Ordnung
« am: 22.11.2014, 12:34:57 »
Als Arjen sah, wie die Emotionen zwischen den beiden Männern hochkochten, ging er dazwischen, versuchte sich zwischen sie zu stellen und sie zu beruhigen. "Beruhigt euch", sagte er zu Luca. "Will spricht die Wahrheit - der Mann war offensichtlich verwirrt, doch er hat mehrmals anklingen lassen, dass er Will aus seiner älteren Zeit kannte. Was glaubt ihr, wonach er sucht? Nach Gold? Um was zu tun - die Wanderer zu bezahlen?"

Der Krieger machte einen Schritt zurück und deutet mit den Armen nach links und rechts. "Ihr sagt selbst - das ist die neue Ordnung. Gold spielt in dieser Welt ebenso wenig eine Rolle, wie im Unterreich, nachdem man die Überfahrt mit seiner letzten Münze bezahlt hat."[1]

Arjen schloss mit dem Gefühl, dass seine Worte etwas zu barsch waren. Er verstand die Gefühle von Luca, aber die Tatsache, dass sich die beiden Kameraden aufgrund eines Missverständnisses stritten, ärgerte ihn.
 1. Diplmacy 12

83
Aradan - Stadt der Toten / Spiel des Lebens
« am: 22.11.2014, 12:32:25 »
Diplomacy 1d201d20+5 = (7) +5 Gesamt: 12

84
Aradan - Stadt der Toten / Eine neue Ordnung
« am: 21.11.2014, 17:21:48 »
Arjen war mit Luca und Will an die Klippe getreten, um den Rauch zu beobachten, aber noch bevor sich ein Verdacht über den Ursprung formen konnte, nahm bereits das Zwiegespräch zwischen Luca und Will seinen Lauf. Die beiden waren aufgeregt, der Wortwechsel schnell und so beschloss der Krieger, sich erst einmal zurückzuhalten. Bei Wills Worten, 'Angelo' könnte sich wieder erheben, stutzte er, sagte aber nichts, da er Lucas Verdacht nicht nch befeuern wollte.

"Ich bin davon ausgegangen, dass nur die Infizierten nach dem Tod wiederauferstehen", dachte er bei sich. "Aber was, wenn das nicht so ist? Was wenn alle Toten wieder aufeerstehen - wenn der Biss keine Krankheit verbreitet, sondern nur den Tod herbeiführt? Und die eigentliche Krankheit - das Wiederauferstehen - bereits in allen von uns schlummert? Dan gäbe es kein Entrinnen - für keinen von uns."

Mit schmerzlicher Deutlichkeit stieg das Bild der frischen Gräber von Diana und Lukas in ihm auf, doch er hatte nicht den Mut, den Gedanken weiter zu denken. Er zwang sich, ihn abzubechen und sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

Als er sah, dass Will eben Angelo unter den Achseln angehoben hatte, ging er hinüber und packte die Beine des Mannes. "Wir haben ihn da unten gemeinsam rausgeholt. Also bringen wir das auch gemeinsam zu Ende", sagte er zum Schauspieler. Dann blickte er zu Luca. "Zwei reichen für diese Aufgabe. Ihr könnt bei euren Töchtern bleiben, falls ihr sie nicht allein lassen wollt. Wir kommen wieder nach oben, sobald wir den Mann unten angemessen zu Ruhe gesetzt haben."

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Aradan - Stadt der Toten / Temporär hirntot
« am: 19.11.2014, 15:25:54 »
Bin bis voraussichtlich Samstag weg.

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Aradan - Stadt der Toten / Eine neue Ordnung
« am: 18.11.2014, 13:24:32 »
Bei Wills letzten Worten huschte ein trauriges Lächeln über Arjens Antlitz - der Barde hatte seine Gedanken genau getroffen. Er schaute kurz zu ihm hinüber und nickte leicht. "Unsere Ziele ähneln sich in gewisser Weise, und dann doch wieder nicht.", dachte er. "Will will wieder zu seiner Familie. Und genau das will ich auch. Er muss dafür überleben. Ich bräuchte nur einen sauberen Tod. Aber anscheinend verwehren mir die Götter das Wiedersehen mit Diana und Lukas. Und so lange das der Fall ist, werde ich versuchen, etwas von dem Blut, dass an meinen Händen klebt, wiedergutzumachen."

Luca hatte Recht, sie hatten einiges durchgemacht. Allerdings hatten sie das Glück gehabt, einige Stunden ungestörten Schlafs im Theater zu haben, so dass Arjen nicht wieder das Bedürfnis verspürte, zu schlafen. Doch vielleicht hatte ihr Gastgeber damit Recht, dass sie zunächst zu Ruhe kommen sollten.

Mit der linken Griff er in eine der Taschen seines Leinenhemds und förderte ein kleines Klappmesser zu Tage. Er hatte es immer wieder gegen seinen Körper schlagen gespürt, aber erst jetzt war er sich sicher, dass er es richtig eingeordnet hatte. Dann schaute er sich im wandlosen Raum um und fand in einer der Ecken ein kleines Stück Holz, vielleicht je eine Elle breit und tief und zwei Ellen lang. Er stand auf, schlenderte kurz hinüber und hob das Stück Holz auf. Dann kam er zurück und setzte sich wieder auf das Bett.

Langsam klappte er das Messer auf und begann ohne Eile zu schnitzen. "Ich will nicht schlafen", sagte er leise zu Will. "Ich werde mich ein wenig hiermit beschäftigen. Wenn du willst, leg dich hin."

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Aradan - Stadt der Toten / Apokalyptisches Geplauder
« am: 10.11.2014, 18:56:02 »
So, Post steht. Übrigens, SL - mir gefällt die Story sehr, aber falls du irgendwann unser selbstreflektorisches Geheule satt hast, und mehr handfeste Hausmannskost gebraucht wird, gib Bescheid!  :wink:

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Aradan - Stadt der Toten / Eine neue Ordnung
« am: 10.11.2014, 18:53:35 »
Arjen sah, wie Will weiter in seinem Leid versank. Ein anderer hätte vielleicht die richtigen Worte des Trostes in so einem Augenblick gefunden, aber was er an Trost zu bieten hatte, hatte er bereits gesagt. Und außerdem erinnerte er sich noch zu gut an den Tag, an dem er Diana und Lukas ermordet vor ihrem Haus gefunden hatte. Er erinnerte sich an seine Verfassung - an Tränen und Rotz. Er erinnerte sich daran, wie alle gekommen waren, um ihm sein Beileid auszusprechen, ihre Hilfe anzubieten oder ihn zu trösten. Und er erinnerte sich noch allzu gut, wie hohl das alles in seinen Ohren geklungen hatte. Nein - dieser Augenblick mochte bitter sein, aber den konnte Will wohl keiner ersparen. Und es war sein Augenblick, der nichtdurch profane Durchhalteparolen entwertet werden sollte. Diese Tränen sollten rollen. Und irgendwann würde Will wieder zu sich finden - und dann galt Arjens Hilfsangebot immer noch.

"Vielleicht ist es sogar besser, dass er es jetzt durchmacht", dachte der Krieger. "Hier in Sicherheit, und nicht auf der Straße, umgeben von den wandelnden Toten." Und dieser Gedanke brachte ihn wieder zurück zu Lucas Äußerungen. Er wandte sich abermals an ihren Gastgeber: "Versteht bitte meine Worte nicht falsch. Wir haben nicht vor, wieder zu gehen. Um ehrlich zu sein, wir haben derzeit gar nichts vor - wir müssen erst überlegen, was wir tun sollten. Und sicher habt Ihr recht, wenn ihr sagt, dass wir uns erst ausruhen sollten."

Er ging zu einem der Feldbetten in der Nähe von Luca und setzte sich darauf. Erst jetzt merkte er, dass auch durch den kurzen aber ereignisreichen Tag ermüdet war. "Eine neue Ordnung sagt ihr. Wenn die Wanderer Teil dieser neuen Ordnung sein sollen, wenn sie nicht mehr die Absonderheit sind, sondern diejenigen, die hierher gehören - dann stellt sich die Frage, ob wir Lebenden noch Platz in dieser neuen Welt haben. Oder ob wir nun die Absonderheit sind, die von ihrem Antltz getilgt wird."

Arjen schaute auf die beiden Mädchen, die einige Betten weiter zusammen lagen. "Wisst ihr, ich war sechs Jahre lang beim Heer von Liur", sagte er. "Ich habe in dieser Zeit einiges gesehen, was dafür sprechen würde, dass wir Menschen Platz machen auf der Welt für etwas besseres. Und auch danach habe ich einiges davon gesehen. Aber ich habe auch einiges gesehen, was mich wieder an die Menschen glauben ließ und wofür es wohl zu leben lohnt. Ich hatte das beinahe vergessen, aber eure Töchter erinnern mich daran."

Der Krieger schaute wieder zu Luca. "Es ist beeindruckend, was ihr geschafft habt - der Weg nach Aradan, dieses kluge Versteckt. Ihr habt eure Töchter gerettet. Und uns. Wenn das stimmt, was ihr sagt. Wenn die Plage überall herrscht, dann müssen wir versuchen, weitere Menschen zu finden. Uns in einer größeren Gruppe zu organisieren. Vielleicht nicht heute. Und vielleicht nicht morgen. Aber am Tag danach. Nur so werden wir länger als ein paar Wochen überleben können."

"Und wieder arbeitest du an einem Schlachtplan, anstatt diesem armen Mann Ruhe zu gönnen. Neun Jahre auf dem Gestüt, aber du bist immer noch der Hauptmann des Heeres, der du beim Dienstaustritt warst", rügte sich Arjen dabei, aber anscheinend funktionierte er so. Dennoch entschied er sich, falls Luca nicht auf seine Worte einging, den Wunsch des Gastgebers zu respektieren, und sich schweigend auszuruhen, ohne ihn weiter zu belästigen.

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Aradan - Stadt der Toten / Eine neue Ordnung
« am: 10.11.2014, 09:09:40 »
Als Arjen Wills Ausbruch hörte - mehr eine Art Geständnis, als eine Aussage, musste er den Blick wieder abwenden. All diese Tage und Wochen seit dem Tod seiner Familie hatte er immer wieder wiederholt, dass er alles dafür geben würde, wenn nur Diana und Lukas am Leben wären.

Doch - jetzt, in diesem Zeiten - war der Tod nicht ein gnädigeres Schicksal, als die ungewisse Flucht vor den Wanderern, während die ganze Welt, wie Luca sagte, im Wandel schien. "Nein", dachte er trotzig. "Ich würde viel dafür geben, wenn Diana und Lukas nun Zusammen mit Wills Familie da draußen wären - am Leben, und möge die Chance noch so klein sein."

Er trat an Will heran und schaute mit ihm über die Stadt. "Wahrscheinlich haben sie sich ebenfalls einen Unterschlupf gesucht, wie wir. Wenn du sie suchen willst, dann helfe ich dir. Aber erstmal müssen wir uns darüber klar werden, wo wir sie überhaupt in Sicherheit bringen könnten."

Arjen war nie der große Redner gewesen und das wurde ihm wieder bewusst. Seine Worte klangen sachlich - so, als würde er einen Schlachtplan entwerfen. Er wusste, dass in solchen Augenblicken emotionaler Beistand gefragt war und weniger sachliche Ratschläge, und mochten sie noch so gut sein. Das hatte ihm auch Diana oft genug gesagt, wenn er wieder Mal Lösungsvorschläge für Probleme unterbreitet hatte, anstatt sie einfach zu trösten. Aber so war er nun einmal, das ließ sich nicht ändern. Er hoffte trotzdem, dass seine Worte Will ein wenig halfen.

Er wandte sich an Luca und sagte. "Ihr sagtet, dass ihr nicht mehr viele Vorräte habt. Bevor wir aus dem Theater fliehen mussten, hatte ich den Gedanken, ihn zu einem sicheren Ort auszubauen, nach weiteren Überlebenden zu suchen - wie ihr. Ihr habt uns eure Gastfreundschaft angeboten. Wenn ihr also wisst, wo wir weitere Vorräte finden können, oder weitere Überlebende, oder falls andere Hilfe benötigt wird, so sagt es und ich helfe gerne, wenn ich kann."

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Aradan - Stadt der Toten / Eine neue Ordnung
« am: 09.11.2014, 12:48:13 »
Als Arjen die heftige Reaktion des Mannes sah, rügte er sich innerlich für die Direktheit, mit der er die Frage gestellt hatte. "Ich habe auch meine Frau verloren", gab er plötzlich zu - er wusste nicht genau, warum er diesem Mann, den er fast gar nicht kannte, das erzählte, aber irgendwie konnte er nicht anders. Als er Lucas fragenden Blick sah, verneinte er mit einem Kopfschütteln. "Nein - nicht die Untoten. Es geschah vor zwei Monaten - ein Monster in Menschengestalt, ja, aber ein lebendiges."

Der Krieger schaute über die Schulter und sah die beiden Mädchen, wie Lissie Ani gerade eine Geschichte erzählte. "Ihr habt wunderschöne Töchter", sagte er. "Mein Sohn wäre jetzt ungefähr in ihrem Alter gewesen, doch er starb mit seiner Mutter. Ihr habt das Glück, dass eure Töchter leben, und ihre Mutter durch sie ebenfalls."

Dann fiel Arjens Blick auf Will und Angelo, und ihm wurde bewusst, dass er wohl laut genug gesprochen hatte, dass neben Luca auch die beiden ihn hätten hören können. Unbewusst strafften sich seine Züge. "Wie geht es euch?", fragte er in richtung Angelo, doch der fragende Blick, der auf Will ruhte, machte deutlich, dass die Worte wohl eher an den Schauspieler gerichtet waren.

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