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« am: 27.01.2007, 23:10:47 »
Kralle wundert sich offensichtlich über den Einsatz von Galuchén und Simone. Auch Wiliam beäugelt er heimlich ein wenig verwirrt. Seine Gedanken scheinen sich ordnen zu wollen, sein Missmut gegenüber dem Elfenvolk scheint für einen kurzen Moment zu weichen, doch dann erlangen seine Erinnerungen wieder die Kraft mit der Realität zu verschmelzen und der Barde schmunzelt nur finster und belächelt die Worte seiner Begleiter.
Weshalb setzt sich dieser Abschaum so sehr für ein Menschenkind ein? Mir wurde gepredigt, wie elend sie uns Menschen doch betrachten und hinter unser aller Rücken spotten und lachen. Was ist dann mit diesen dreien - Es kann sich nur um Ausnahmen handeln... Ja, vermutlich. Es kann nicht sein, dass Elfenblut das der Menschen schützt. Dafür sind sie sich zu fein.
Doch noch mitten in seinen Gedanken wird der Barde wachgerüttelt. Ab und an blicken ihn seine Kameraden ein wenig an, als würden jene Blicke vorsichtig um seine Dienste anfragen. Kralle versucht den Worten Hardeds für einen kleinen Moment zu lauschen und urplötzlich steigt ein Nervenkitzel in ihm hoch. Als würde er gleich auf eine Horde wilder Bastarde losrennen, nur verbal und nicht körperlich. Ein Gefühl von Bösartigkeit, eine nutzbare Bösartigkeit als Zweck für (ausnahmsweise) die gute Seite des Lebens.
Kralles Blick trifft den von Hardred mitten im Satz, als sich der Barde an Galuchén vorbeischiebt und den Mann nun bitter ansieht:
"Geister? Verzeiht meinen Zorn, sofern er mir nun auch im Blut gerinnt und versucht aus allen Poren meines Körpers auszutreten, nur um Euch Narren zu zeigen, was es heißt ein Kind auszusetzen. Oho, ihr wollt es also opfern, ja? Ich durfte als Kind jene Erfahrung machen, welche Eurer Welt voll schlechter Ohmen und Mythen nur entspricht Hardred! Ich weiß, was es heißt Menschen wie euch zu hassen, und glaubt mir bei allen Göttern, dass euch dieses Mädchen schon allein wegen eurer dreisten Worte gegenüber ihrer Mutter hassen könnte - Ihr spuckt auf menschliches Fleisch ihr elender Feigling. Ihr sprecht schlecht über diesen Abschaum von Elfen, und seid kein Stück dieser verdreckten Erde besser als einer der ihren. Was seid ihr? Ein Mann? Dann glaubt nicht an Ammenmärchen und Geister, sondern nehmt euer Schwert in die Hand und verteidigt alles, was euch in irgendeiner Weise am Herzen liegt.
Es ist nicht meine oder gar die Absicht meiner Gefährten Euch zu provozieren oder Streit mit euch zu führen. Um ehrlich zu sein, seid ihr dies nicht einmal wert. Öffnet eure Augen und verhindert noch heute, dass ein unschuldiges Kind dieser gottlosen, verdreckten Erde aus Sumpf und Matsch geopfert wird!
Dann blickt Kralle zu den Menschen, welche schon ohnehin nicht mit Harded übereinstimmen zu scheinen: "Bei der kleinen Ehre die uns bleibt. Als Menschen, als Brüder und Schwestern - Ihr seid eine Gemeinschaft. Und dieses Mädchen dort ist nicht nur das Kind dieser Frau dahinten, sondern euer aller. Schützt es wie eine Tochter und blickt eurem "Unheil" mit menschlicher Würde entgegen und überlasst es nicht jenen unserer Rasse, die diese Bürde nicht auch für uns auf sich nehmen könnten!"
Kralle spricht zu ende. Er scheint viel Kraft bei dieser lauten Ansprache verloren zu haben. Das Gefühl des Druckes und der Bösartigkeit scheint wie verschwunden, und nun auch die Energie, welche es mitgebracht hatte. Einige seiner eigenen Worte hallen ihm immer noch im Kopf: Ob die Elfen es ihm übel nehmen, solch rassenfeindliche Begriffe verwandt zu haben? Er will doch nur Raska schützen. Es sind die einzigen Worte und Mittel, die er je im Leben gelernt hatte. Es ist nicht richtig andere Menschen zu verspotten, auch nicht, wenn es darum geht anderen Menschen zu zeigen welch Dummköpfe sie doch sind. Doch das ist der einzige Weg, den Kralle je gelernt hatte - Freundlichkeiten, schöne Worte waren nie seine Stärke gewesen. Einschüchterung, Provokation, die Gabe durch das Verletzen mit Worten jemanden aufzuwecken, ihm die Augen zu öffnen, das konnte er. Dem Barden fehlen die Worte, er hält sich den Kopf, doch versucht er den Anschein zu wahren, mit ihm sei alles in Ordnung. Menschen hören lieber anderen Menschen zu, anstatt sich etwas von Langohren erzählen zu lassen - Kralle hofft in jenem Moment einfach nur, Hardred die Stirn geboten und den Menschen ein Gefühl von Solidarität eingeflößt zu haben.