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« am: 02.09.2007, 14:41:28 »
Farlinn beobachtete das Geschehen interessiert. Einer der Aufrührer war gefasst worden, der andere konnte durch ein Ablenkungsmanöver fliehen. Das Ganze wirkte etwas zu koordiniert, als dass es reiner Zufall sein konnte. War das Ganze vielleicht eine abgesprochene Befreiungsaktion? Warum sollte der am Pranger stehende junge Mann sonst wertvolle Goldstücke in die Menge werfen? Der Gnom entschloss sich, dem Ganzen weiter Aufmerksamkeit zu widmen. Nachdem sich die Menge aufgelöst hatte, blieben nur die am Pranger stehenden und eine Wache über, die aber jeden verscheuchte, der den Delinquenten mehr zu als ein paar verabscheuende Worte und eine faule Frucht entgegenbrachte. Also keine Möglichkeit, in Ruhe ein paar Fragen zu stellen, um etwas mehr Licht in diese Sache zu bringen.
Stattdessen suchte sich der Spion eine dunkle, geschützte Stelle, von der aus er einen guten Überblick über den Platz hatte und selbst neugierigen Blicken entzogen war. Dort machte er es sich bequem und beobachtete, was sich noch entwickeln würde. Sitzen und Warten. Beobachten. Warten. Sitzen. Beobachten. Farlinn fiel schnell in die alte Routine zurück, die ihn Zeit seines Lebens begleitete. Was sollte er auch sonst machen, hier in dieser Stadt, die ihm so fremd war?
Am späteren Nachmittag machte sich mit einem dumpfen Grollen sein Magen bemerkbar, der den am Morgen gegessenen Apfel schon längst verdaut hatte. War etwa schon ein halber Tag vergangen? Wie die Zeit doch verflog! Farlinn verließ kurz seine Lagerstatt und ging hinüber zu den Markständen, von denen nur noch wenige geöffnet hatten. An einem davon erwarb er einen kleinen Laib Brot und ein Stück geräucherten Schinken, die er in einer der vielen Taschen seines Umhangs verschwinden ließ. Langsam schlenderte er zurück zu seinem Beobachtungsposten, die vom langen Warten etwas ermüdeten Gliedmaßen streckend. Dort wieder angekommen, machte er es sich bequem und begann, sein Mahl zu verzehren. Das Brot war nicht mehr ganz so frisch und warm, und der Schinken für seinen Geschmack etwas zu salzig, aber egal, die Hauptsache war ein voller Magen - ein Luxus, den er in den vergangenen Wochen nicht allzu oft hatte. Währenddessen trat drüben, auf der anderen Seite des Platzes, ein Elf an die Delinquenten heran und unterhielt sich kurz mit dem Aufrührer vom Morgen. Die danebenstehende Wache - es hatte wohl während seiner kurzen Abwesenheit einen Wachwechsel gegeben - bemerkte ihn anscheinend nicht, und so hatte der Elf, der seinem Aussehen nach wohl ein Seemann oder so etwas war, Gelegenheit, mehr als nur ein kurzes Wort mit den Gefangenen zu reden. War er auch in die "Sache", falls es so etwas überhaupt gab, involviert? War er vielleicht die Notfalllösung, falls der ursprüngliche Plan scheiterte?