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« am: 01.05.2021, 08:57:48 »
Und da hört Arnvidh wieder die Warnung des Bruders in seinen Gedanken. Dämmerung, wenn es nur so einfach wäre, immer nur in dieser Zeit auf Leute zu treffen.
Bis jetzt hatte er sich gut an die Warnung halten können. Schließlich hatte Bruder Egil ihm lange damit in den Ohren gelegen. Irgendwie war der pragmatische Bruder ihm synaptisch. Doch seine Geschichten über das was nördlich der Mauer vor sich ging und besonders in Ansdag waren nur schaurig. Arnvidh erinnert sich noch gut daran, wie der Bruder immer wieder seine Argumente konterte, welche im Grunde immer wieder sagten, dass es dumm sei seine Sippe nur wegen des Glaubens zu schwächen. Es graute ihm davor einen nicht so moderaten Jünger des einen zu treffen und eben in solche Gespräche verwickelt zu werden.
Bei Gaja, wenigstens hatten bis jetzt seine fadenscheinigen Erklärungen funktioniert. Selbst im Inneren der Mauer, wo die Soldaten ihn verhört hatten. Gute Jungs und sie Machten ihre Arbeit aber dieser Einsatzort. Arnvidh fragte sich, wie die Soldaten es überhaupt aushielten. Stein, Stein und noch einmal Stein. Nichts als Mauerwerk und Dunkelheit. Wie Ratten in einem Käfig um Wehrflüchtige auszuhalten. Dabei sollten sie eher Dämonen aufhalten, aber das taten sie ja auch durchaus. So Fadenscheinig waren seine Erklärungen ja nun am Ende auch wieder nicht.
Dank Anselm von Groning, der ihm wahrlich viel geholfen hatte, hatte er einen Grund welchen er den Soldaten vortragen konnte. Das es da noch mehr gab, das war Familiensache und hatte keinen zu interessieren.
Ob es gut war das Anselm gerade ihn schickte, wer weiß. Vielleicht ahnte der Händler, dass Arnvidh einen Weg nach Norden gesucht hatte, oder er vertraute darauf, dass Arnvidh mit seiner Erfahrung wirklich das Ausbleiben der Lieferung aufklären könnte. Vielleicht lag die Wahrheit aber auch dazwischen.
Gleich wohl, nun ist Arnvidh hier. Sein Blick geht von der Mauer zurück zu den drei Männern. Unschlüssig spielt er mit der lilanen Schleife. Der Tag ist nicht mehr jung und auch wenn er ein Nickerchen mit einem allzu schönen Tanz gemacht hat, ein Nachtlager wäre schon etwas feines. Auch können die drei ihm sicher sagen, warum trotz Erntemond hier so wenig Menschen sind. Also zieht er wenigstens die Kapuze über den Kopf, dann seine Augen wenigstens etwas im Schatten liegen.
Den Speer wie einen Wanderstab benutzend, richtet er seine Schritte auf die Männer zu. Das ein Gerangel droht, besorgt ihn wenig. Schließlich war auf diese Entfernung nicht abzuschätzen ob hier Knechte ihre Arbeit vernachlässigten oder Bauern um die nicht eingebrachte Ernte stritten. Denn noch macht er sich für den Fall der Fälle bereit dazwischen zu gehen, wenn einer der Männer so töricht wäre ein Waffe zu ziehen.