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« am: 30.01.2015, 05:58:04 »
Rillfarsell war überrascht, wie gut es ihm ging. Vorsichtshalber überprüfte es noch einmal, ob tatsächlich alles heil war. Seine Hände glitten über Federkleid, Schnabel und Rückenpanzer und suchten nach schmerzenden Stellen. Auch die Flügel breitete es aus, die unter dem Chitinpanzer auf dem Rücken eigentlich sicher untergebracht waren. Probeweise flatterte es ein paar Mal damit.
Alles schien in Ordnung zu sein.
Wirklich verwunderlich fand das Feenwesen, daß sich als letztes an den intensiven Schmerz erinnerte, der es durchzuckt hatte. Der herbeigezauberte Nebel hatte es tatsächlich nicht vor der Wahrnehmung des Dämons verbergen können.
Lag das an der geistigen Verbindung, die die Dämonen untereinander hatten? Konnte so etwas unterbunden werden, wenn man es schaffte, den eigenen Dämon aus den Gedanken auszusperren?
Und wie war es geheilt worden und warum? Waren die Dämonen doch mehr auf ihre Gastkörper angewiesen als gedacht? Aber warum hatte Lilith dann so ungehemmt zugeschlagen?
Nachdenklich strich es sich über das Kopfgefieder, während es diese Überlegungen anstellte.
Doch Rillfarsell durchbrach diese Grübeleien. Etwas anderes kam ihm in den Sinn und für diese Fragen war später noch Zeit.
Welches Zimmer war dies beziehungsweise wer bewohnte es? Neugierig sah es sich um, konnte aber keinen Hinweis entdecken. Anscheinend war es in einem leeren Zimmer aufgewacht, abgesehen natürlich von der Einrichtung und ihm selbst.
Wo waren dann aber die anderen? Hatte Lilith nicht gesagt, die Dämonen hätten Pläne zusammen? Hatten sie sich nach deren Ausführung getrennt?
Hier jedenfalls würde Rillfarsell nicht viel in Erfahrung bringen, also ging er zur Tür, hüpfte kurz hoch, um die Klinke zu drücken und verließ das Zimmer.
Schnell stellte es fest, daß es im Flur des Gasthauses war und machte sich in Richtung Schankraum auf den Weg.
Dort entdeckte das Feenwesen dann auch die anderen drei. Obwohl im nicht ganz danach war, aber ganz im Sinne seiner Natur flanierte es vergnügt vor sich hinpfeifend auf Henry, Harry und Jurij zu. Mit einem fröhlichen "Guten Morgen, die Herrschaften!" flog es dann auf den Tisch und setzte sich auf eine freie Stelle an der Kante.
"Ich hoffe, ich komme nicht zu spät?"