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« am: 21.09.2010, 21:50:19 »
Schwermut ist über die junge Frau hereingebrochen. Obwohl alles auf einen Kampf hindeutet, macht sie doch keine Anstalten, sich zu rüsten. In ihren Augen ist es immer noch ein sinnloser Kampf, für den sie keine Partei ergreifen mag. Drohungen gegenüber dem Hauptmann fruchten nicht. Warum sollte er sich auch davon beeindrucken lassen? Die Fronten sind verhärtet, zu stur, um auch nur einen Schritt zurückzuweichen. Sie würden hier noch lange stehen, wenn nicht bald...
Verwundert dreht sie sich um und erkennt die rothaarige Bardin wieder, die ihr manches Mal im Lager aufgefallen war. Sie besaß etwas Eigenbrötlerisches. Zwar versteht sie es zu unterhalten, doch in ihr kam stets die Vermutung, dass sie selbst weniger gesellig ist, als es für ihr Handwerk vermutlich gut ist. Doch ein Gutes hat ihre Anwesenheit nun: Sie bringt die derzeitige Situation auf den Punkt; auf eine Weise, die ihr recht gut gefällt. Wenn sie auch mitnichten angebracht ist, so verfehlt sie doch nicht ihre Wirkung. Aufmerksam sind ihre Augen auf die Frau gerichtet, die da gestikuliert...Dann...erhebt sich mit einem Male eine Gestalt aus dem Feuer, ein...Drache? Überrascht sieht sie dem Schauspiel zu und wendet den Blick zu den Soldaten, die sich sichtlich beeindruckt angesichts dieses Spektakels zeigen. Noch ehe sie sich versehen, ist die augenscheinliche Magierin verschwunden.
Deutlich wird die Entspannung in ihrem Gesicht erkennbar, als die Männer wieder aufsitzen und den Platz verlassen. Und das ohne Blutvergießen. So ist es sicher im Sinne der meisten Menschen, die sich hier versammelt haben.
Nur Warrivs Bemerkung lassen leise Reste der Beunruhigung in ihr weiterbestehen. Wortlos lässt sie ihren Lehrer mit der Frau ziehen und überlegt, ob sie der Bardin folgen soll und ihr für den Ausgang des Konflikts dankt – aber irgendwie kommt ihr das lächerlich vor. Womöglich bedeutet ihr Dank ohnehin nichts. In jedem Fall hat sie sich als nützliches Mitglied dieser kurzlebigen Gemeinschaft gezeigt. Anders als sie. Ihren Gedanken nachgehend betrachtet sie die Menschen, die sich noch auf diesem Platze aufhalten. Es hätte wahrlich zu einem Massaker werden können. Und das wegen zwei Desateuren...Leicht schüttelt sie den Kopf und sieht die Bardin für einen flüchtigen Augenblick an, als sie wieder auf dem Platz zu sehen ist. Sie schenkt ihr ein schiefes Lächeln, dass daraufhin bald wieder erlischt. Zwar wohlwollend gemeint, doch in seiner Umsetzung nicht vollkommen.
Da Aveugler sich um die Desateurin kümmert, geht sie davon aus, dass sie einstweilen nicht benötigt wird.
So bleibt sie einstweilen für sich allein.
Als die Karavane aufbricht und bald in die Nähe Seeheims gelangt, nimmt die junge die neuen Eindrücke mit Befremden auf. Gerade die beiden Bauern verursachen in ihr so etwas wie Abneigung. Schlechtes Blut...Geht es ihr in den Kopf, während sie die misstrauischen Blicke mit mürrisch verzogenem Mund erwidert und sich beeilt, von den Gestalten wegzukommen. Etwas müde bleibt sie irgendwann stehen, als die Karawane das armselige Dorf an sich vorbeiziehen ließ und nun die Suche nach einem günstigen Rastplatz anstand. Noch immer fühlt sich ihr Kopf entsetzlich voll an. Es fällt ihr schwer, an nichts zu denken. Jetzt im Moment ist es schier unmöglich. Innerlich derart angespannt, wenn nicht latent gereizt, ist sie froh, dass sie ihrem Lehrer nicht wie sonst nachläuft.