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« am: 28.05.2017, 22:09:48 »
Die Nachricht, dass die Gruppe erst am nächsten Tag aufbrechen sollte, ließ Bertha zunächst in Gegrummel ausbrechen, aber sie musste einsehen, dass sie sich mit ihren neuen Gefährten vertraut machen müsste - und außerdem waren Kneipenabende seit ihrer Aufnahme im Orden ein seltenes Gut geworden.
Ihre Pflichten vernachlässigte die Tormdienerin natürlich nicht. Auch die mundansten Aufgaben des Ordenslebens mussten verrichtet werden - Schleppen von Vorräten, Holzhacken, Andachten und Waffentraining, kurzum, genug, um einen Tag zu füllen und einen Magen zum Knurren zu bringen. Gleich nach dem Abendgebet sah sich die Halborkin nach Bayarii um, ob diese noch auf dem Tempelgelände unterwegs war, und machte sich schnurstracks auf den Weg zu der Taverne, die Thamiors Bote ihr gewiesen hatte. Ihre Rüstung legte sie dafür nicht extra an, und auch auf den brachialen Schlegel verzichtete sie bei diesem Anlass: ein paar kräftiger Fäuste und ein Messer im Stiefel sollten im Falle einer unvorhergesehenen Kneipenschlägerei genügen. Nicht, dass sie vorhätte, selbst eine anzuzetteln. Nein, schon lange nicht mehr.
Die Paladina kannte sich in Elturel inzwischen etwas aus und fand die Schenke rasch. Auch darinnen musste sie nicht lange suchen, bis sie die Helden von Grünnest, zumindest zwei von ihnen, ausfindig machte. Mit etwas reservierter Miene bahnte sie sich ihren Weg zu deren Tisch und setzte sich mit verschränkten Armen hin. Bei Thamiors Weinempfehlung schaute Bertha sogar etwas skeptisch, schnaufte dann und knallte dann mit der Hand auf den Tisch. "Ach was soll's. Ich nehm' dich beim Wort!," nahm sie die Empfehlung fast wie eine Herausforderung an, um gleich zu einer Bärenportion Eintopf auch einen Krug Hauswein zu bestellen.
Nach dem Kosten musste die hünenhafte Frau allerdings schallend lachen. "Ah, ich vergaß, dass ihr Wein um des Geschmacks willen trinkt!," amüsierte sie sich über die Milde des Getränks. Dann rückten ihre Brauen wieder zusammen, und sie sah die Gefährten durchdringend, ja fordernd an. "Also, was ist da in Grünnest wirklich passiert?," forschte sie nach, während sie das Abendessen Löffel um Löffel vertilgte. Es war offensichtlich, dass sie dem Bericht der Helden von vorhin noch nicht gänzlich traute. "Vergesst die 'offizielle Lagebesprechung' und all das Zeug. Wieviele waren's wirklich? Und Drachen? Ohne Sch... ich meine, ernsthaft."