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« am: 25.11.2010, 22:06:57 »
Der Wór hat es bereits aufgegeben, die ganzen Eindrücke, die auf ihn einströmen, aufzunehmen. Danach hat er begonnen, wahnwitzig wie ein solches Vorhaben nunmal ist, die wichtigen Eindrücke von den unwichtigen trennen zu wollen. Und dabei hat er gemerkt, dass er in diesem Versuch versagen muss und noch mehr verpasst, als er aufnehmen kann. Er hat überlegt, wie er das nun machen sollte und dann fällt ihm auf, dass ihm sogar die Worte fehlen, um diese ganzen Eindrücke zu beschreiben. Sicherlich kann er solche Hülsen wie "majestätisch" oder "erhaben" nutzen, müsste dann jedoch feststellen, dass diese Worte leer sind und nicht seine Empfindungen ausreichend wiederspiegeln. Seit dieser Erkenntnis lässt der Löwenmensch die vielen neuen Bilder einfach an sich vorbeirauschen und hält sich stattdessen an den ersten Eindrücken fest, die er beim Betreten der Stadt gehabt hat und diese sind alles andere als angenehm gewesen. Zwar ist die Architektur und die Stadt an sich beeindruckend, doch noch mehr wiegt die bedrückende Stimmung, durch die Masse verursacht. Der Löwe möchte gar nicht wissen, was passiert, wenn ein ein Rudel seinesgleichen diese Herde von Antilopen aufschreckt. Welch tödliche Bewegung in diese ungleiche und nicht zu berechnende Herde kommen würde. Das Rudel Löwen würde darin verschwinden, aus Antilopen, welche die meisten Bewohner an sich sein dürfen, würden wütende Gnus, wenn nicht gar Gauren werden. Nach wie vor, auch wenn in seiner Gesellschaft die Kraft und das Prestige des Einzelnen zählt und die Entscheidungen fällt, bewundert der Wór die unkontrollierbare Macht der Masse.
Der Anblick der Kinder jedoch zwingt den Leoniden dazu, sich wieder mit seinen Empfindungen auseinanderzusetzen, das Rauschen des Stadtlebens hat ein Ende. Er sieht in den Augen der Kinder seine eigenen Ängste, die er seit dem Anblick der Stadt empfindet. "Diese Stadt ist ein Moloch. Mir käme ein Kampf gegen die alte Vettel lieber, als noch Tage hier verbringen zu müssen."
Massoud blickt weg, denn er kann diesen Kindern nicht helfen. Sie müssen lernen, sich selbst zu helfen, sonst würden sie ewig auf Hilfe angewiesen bleiben. Das Leben ist so hart, aber das gebrannte Kind hat das selbst durchmachen müssen, auch wenn ihm die Kinder in ihrer Lebensapathie ein wenig Leid tun. Stattdessen löst Massoud die Binde vom Maul seiner Echse, damit sie sich im Notfall verteidigen kann. Massoud hat ausreichend vertrauen in seine Echse, dass sie niemanden ohne Grund verbeißt und eine Kontrolle durch die Wächter in diesem Getöse von Wesen erscheint ihm unmöglich.
Als er die Binde wegstecken will, fällt ihm auf, dass jemand seinen Geldbeutel geöffnet hat und etwas von der für Massoud kostbaren Asche rausgefallen ist. Mit einem Seufzen schließt er den Beutel wieder und steckt die Binde weg.
Wie Maventhua mustert der Wór das Gebäude und sucht dann eine Möglichkeit, Yal festzubinden. Dann stellt er sich wieder neben Bluthand, die Orks ebenso ignorierend für den Moment. "Mal sehen, was uns hier erwartet."
Mit festem Schritt betritt der Löwenmensch die Herberge.