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Nachrichten - Sébastien Moreau

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Hallo Menthir,

ich denke, ich werde mich an dieser Stelle etwas kürzer fassen als du. Es sei gesagt, dass mir diese Runde trotz ihrer Tiefen Spaß gemacht hat und ich bis zu diesem Moment die Hoffnung gehegt habe, dass wir einen gemeinsamen Nenner finden, um die Handlung, die meiner Meinung nach noch viel Potenzial gehabt hätte, fortzuführen. In anderen Runden habe ich selbst schon die Notbremse gezogen, weil ich für mich einfach keine Zukunft mehr sah, daher kann ich dir deine Entscheidung nicht übel nehmen. Schade finde ich sie dennoch, sehr sogar. Ich glaube, ich bin etwas enttäuscht, aber das solltest du nicht persönlich nehmen, weil ich nicht von dir enttäuscht bin. Es ist ein wohl eher ein allgemeines Gefühl, das ich gerade empfinde, weil mir Sébastien ans Herz gewachsen ist und ich es bedauere, dass seine Geschichte nicht mehr zuendeerzählt werden wird.

Allerdings sehe ich auch ein, dass es so, wie es momentan um die Teilnahme an dieser Runde steht, ohnehin nicht weitergehen kann. Es ist wohl ein Ende, das unausweichlich gewesen ist, obwohl wir es lange hinausgezögert haben. Ich wünschte, unser Rollenspiel wäre anders verlaufen - nicht, was die Handlung, sondern das Vorankommen derselben betrifft. Unsere Runde hatte meiner Meinung nach alles, was ein gutes Rollenspiel braucht... Nur an Zeit und Muße schien es an mancher Stelle doch zu sehr gemangelt zu haben. Woran es schlussendlich gescheitert ist, kann ich persönlich nicht ausmachen. Teils hat es vielleicht auch an Kommunikation untereinander gemangelt, ich weiß es nicht. Am Ende war es vermutlich ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren.

Ich möchte dir, Menthir, aber auch meinen Mitspielern für die gemeinsame Zeit danken. Irgendwann wird man sich hier im Gate bestimmt wieder über den Weg laufen und hoffentlich auch die Freude haben, miteinander zu spielen. :)

Au revoir! :cookie:
Umbra

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Ich warte weiterhin gespannt. :wink: Genieße das Wochenende! :)

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Vielen Dank, ich habe sie (hoffentlich gut) hinter mich gebracht. :)

4
Ohje, gute Besserung! :)

Ich bin momentan recht eingespannt, weil Klausuren anstehen, aber ich werde in der zweiten Hälfte der kommenden Woche wieder beitragen können.

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Ich bin eine Spielerin, die ein stetiges Fortkommen der Handlung bevorzugt. Ich habe gemerkt, dass ich dazu neige, an Runden, die nur sehr langsam vorankommen, die Lust zu verlieren. Allerdings ist wohl eine Sache, die erheblich dazu beiträgt, auch, ob ich Spaß an meinem Charakter und am Geschehen habe.
Hier ist es definitiv der Fall, dass ich bereit bin, auch mal länger auf Antworten zu warten, und habe mich selbst dem Tempo angepasst. Natürlich wäre es mir lieber, wenn unsere Runde lebendiger wäre. Ich bin einfach neugierig, wie es wohl weitergeht, wie sich das Geschehen um unsere Charaktere entwickelt und auf welche Pfade sie wohl geraten werden. Geduld zu beweisen, ist es mir hier einfach wert, und ich denke, das macht den Unterschied, der mich davon abgehalten hat, auch nur abzuwägen, ob dieses Abenteuer für mich noch Sinn macht oder nicht. Denn ich bin motiviert, weiterzumachen, keine Frage. :wink:

Als du deine Gate-Runden abgebrochen und nur diese hier behalten hast, Menthir, war ich in gewisser Weise erleichtert. Schade war es um die anderen Runden, aber sehr schade wäre es auch um diese hier gewesen. Ich hätte sie vermisst. Und ich werde sie vermissen, sollte sie jetzt noch in irgendeiner Form scheitern. :-\

Die aktuelle Situation ist nicht einfach. Durch die längeren Pausen braucht man auch längere Zeit, um sich wieder einzufinden, wenn man zum Schreiben kommt. Die Angelegenheit mit dem Anspruch, den man an sich selbst stellt, ist eine Sache, die mich regelmäßig beschäftigt. Man bemerkt, dass alle Beteiligten viel Überlegung in ihre Beiträge stecken. Mir geht es da nicht anders. Ich bin eine Perfektionistin, das begleitet mich immer, wenn ich schreibe. Das führt einfach dazu, dass ich mir nebenbei (im Labor, beim Essen, während der Bahnfahrt, etc.) grobe oder stellenweise nähere Gedanken mache. Beim Schreiben selbst lasse ich mich zuerst von Spontanität leiten, wende danach aber einige Zeit dafür auf, an Formulierungen zu schrauben... nicht nur, um der hohen Qualität eurer aller Beiträge gerecht zu werden. Es ist eine Angewohnheit, die ich nicht ablegen kann (und die mir in der Ausführung mal mehr, mal weniger gut gelingt). Das ist meine Art zu schreiben, es macht mir Spaß so. Es ist ein Ritual, das ich immer praktiziere. Bei jedem Beitrag in jeder meiner Runden. Und derzeit habe ich mal wieder nicht wenige davon. Ich komme gut zurecht mit meiner Art zu schreiben und brauche hierfür kein langsames Rundentempo. Schlecht wäre es natürlich, wenn sich jemand gezwungen sähe, so vorzugehen, und wenn dies einem müßig ist. Unser Hobby sollte in erster Linie Spaß machen und keine lästige Pflicht sein.

Ich sage nicht, dass häufiges Beitragen besser sei als Qualität. Man sollte eine Mischung finden, die funktioniert und keinen Druck macht. Und da wir zusammen arbeiten, sollten wir eine Mischung finden, die für uns alle funktioniert. Wir tragen nicht oft bei, aber wenn, dann schreiben wir viel. Vielleicht sollten wir uns davon ein wenig lösen und versuchen, entspannter an unsere Beiträge heranzugehen und, wenn es die Zeit zulässt, auch regelmäßiger, damit uns das Rollenspiel leichter fällt und wir im Schreibfluss bleiben.

Da du dir bezüglich deiner Tempoprobleme etwas Feedback gewünscht hast, Menthir, möchte ich dir sagen, dass du nicht unnötig viel Arbeit machen musst (sollte es so sein), sondern durchaus mit mehr Spontanität vorgehen kannst. Du wirst uns gerecht, keine Sorge. :) Ich weiß nicht genau, wie viel Energie du in die Planung jedes einzelnen Posts steckst. Mir kommt es manchmal so vor, als würdest du jeden deiner Beiträge unbedingt mit Randinfos füttern wollen, was man auf einen Blick an deinen meist zahlreichen Fußnoten erkennen kann. Es sei gesagt, dass ich das sehr gut und sehr stimmig finde, ich kann mir aber auch vorstellen, das diese Details viel Recherchearbeit und Zeit kosten, solltest du nicht so tief in der Thematik stecken, dass du das meiste aus dem Effeff weißt. Ich habe oft das Gefühl, und das war nicht nur in dieser Runde so, dass du einen sehr hohen Anspruch an dich selbst setzt und dich das vielleicht etwas ins Taumeln bringt, wenn du anderweitig viel um die Ohren hast.

Ich denke, wir alle sollten versuchen, die Runde am Laufen zu halten, ohne uns selbst Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Weniger Text ist manchmal mehr. Setzen wir uns doch selbst ein bestimmtes Zeitlimit, dass wir für jeden Beitrag aufwenden wollen - je nachdem, wie viel Lust und Freizeit gerade bleibt. Schreiben wir so, wie es kommt, ohne uns Kopfschmerzen zu machen. Schrauben wir unseren Anspruch an uns selbst nicht herunter, sondern verlegen wir die Priorität auf den Spaßfaktor. So dahingesagt ist das sicher leicht, doch ich habe gemerkt, dass ich auch mit wenig Freizeit regelmäßig zum Schreiben komme, wenn ich mir ein (meist flexibles) Zeitfenster dafür freimache. Mal nutze ich es, mal habe ich keine Lust dazu, mal verschiebe ich es auf den nächsten Tag, aber irgendwie funktioniert diese Vorgehensweise doch immer, weil mir das Schreiben für die Momente aufhebe, in denen ich auch Schreiblaune habe. Ich stelle auch nicht die Anforderung an mich, einzelne Beiträge immer an einem Stück zu schreiben. Es kommt nicht selten vor, dass ich Anfänge über Nacht oder auch Nächte ruhen lasse, bevor ich weiter daran arbeite.

So, nach dieser langen Vorrede nun zu dir, Alfred. Ich finde es sehr schade, dass du aussteigen möchtest. Nicht nur, weil wir uns gerade in einer Schlüsselszene befinden, sondern auch, weil Alfred Nobel ein sehr interessanter Charakter ist, den du mit Bravour verkörperst. Respekt, das sei gesagt. :) Historische Persönlichkeiten sind kein leichtes Rollenspielziel, das weiß ich aus eigener Erfahrung... Auch wenn ich das bisher sicherlich lockerer gehandhabt habe als du in meinen pseudohistorischen bzw. pseudohistorisch angehauchten Runden, die ich leite. Auch wenn du es so empfindest, hast du meine Motivation und Energie sicher nicht verschwendet. Nun in dieser Situation mit Steinen nach einzelnen zu werfen, obwohl alle im Tempo eher langsamer sind, halte ich für nicht sinnvoll. Ich bedaure es, dass du dich aus dieser Runde zurückziehen möchtest, aber kann es auch nachvollziehen, wenn du zeitlich keine Möglichkeit mehr siehst. Ich nehme es dir mitnichten übel, solltest du schlussendlich bei dieser Entscheidung bleiben, und würde mich in diesem Fall freuen, solltest du später wieder zu uns stoßen. :)

Liebe Grüße,
Umbra

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Danke. Nun hat es geklappt, wenn ich auch ein paar Versuche und einige Minuten Zeit zum Einloggen benötigt habe. :D ::)

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Sébastien machte sich nach seiner Schicht durchaus beschwingten Schrittes auf den Weg zu seiner Verabredung mit Alfred Nobel, unterdessen er eine Zigarette rauchte, die einer seiner Kollegen ihm zugesteckt hatte. Der bereits zur Neige gehende Tag war ein anstrengender gewesen, aber die Vorfreude auf den kommenden Kirchgang, der noch vor ihm lag, gab dem jungen Tischler neue Kraft. Der Gedanke daran, Erzbischof Darboy mitten aus der Messe zu entführen, versetzte ihn immerhin in kribbelnde Aufregung. Er gedachte durchaus, den Austausch gegen Louis Blanqui durchzuführen, sofern seine Freunde und er sich darüber auch noch  einig waren, nachdem sie sich über die Lavalles ausgesprochen hatten.
Blanc hatte versucht, Sébastien davon abzubringen, Blanqui befreien zu wollen. Zweifel hatten besonders Achille und Nobel säen können, aber das betraf hauptsächlich die Beweggründe, die das mysteriöse Ehepaar Lavalle haben mochte. Blanqui traute er immer noch zu, die Wahl für sich entscheiden und die Arbeiter einen zu können. Das war der Plan. Ein Massaker hatte der junge Arbeiter dabei gewiss nicht im Sinn.
Die Frage war momentan, was genau François mit den Lavalles ausgehandelt hatte. Was versprachen die Lavalles sich von der Entführung des Pfaffen, wenn zumindest der alte, (sofern Archilles Beschreibung zutraf) hässliche Gatte der rothaarigen Schönheit Blanqui schon einmal verraten hatte? Dies war ein Punkt, den Sébastien auf jeden Fall noch einmal anzusprechen gedachte, wenn sie sich gleich unterhielten.

Sébastien erkannte, dass Alfred Nobel schon auf ihn wartete. Eigentlich war es ein wenig kurios, dass gerade sie sich trafen. Nobel war kein Arbeiter. Er war noch nicht einmal Franzose. Im Grunde konnten er und Sébastien, was ihren Hintergrund betraf, kaum verschiedener sein. Dennoch hatte er beschlossen, diesen Mann erst einmal nicht den ausbeutenden Aasgeiern zuzuordnen, die er in den Industriellen, auch seinen eigenen Vorarbeitern und seinem Arbeitgeber sah. Er versuchte, möglichst unvoreingenommen zu sein. Das fiel ihm nicht unbedingt leicht. Wie François und Nicodème wohl auf Sébastiens überraschenden Gast reagieren würden? Er war gespannt.

Als Sébastien sich einen Weg zu Alfreds Tisch bahnte, blieb sein Blick an einem auffälligen Hut hängen, der ihm ins Auge fiel. Er wusste, dass dieses Café wohl ein Treffpunkt für allerhand Künstler des Viertels, wie auch Archille einer war, sein mochte. Dieser Hutträger gehörte anscheinend zu der exzentrischeren Sorte. Komplett in Schwarz gehüllt, groß gewachsen, wie er war, und mit diesem Kalabreser auf dem Kopf, fiel er auf jeden Fall unter den anderen Gästen auf. Auch seine weibliche Tischgesellschaft schien der Meinung zu sein, dass der Mann nicht wirklich hierhingehörte. Sébastien glaubte sofort, diesen Kerl wiederzuerkennen. Dieser Hut und dieses Gesicht… War dieser Mann nicht auf in der Suppenküche dieses Deutschen Zeidler gewesen und hatte sich in die Diskussion eingemischt? Es schien ein interessanter Zufall zu sein, ihn wiederzutreffen. Sébastien maß dem im Moment keine höhere Bedeutung bei. Auch wenn es ihn aus reiner Neugier wohl interessieren würde, was dieser Kerl da so fleißig auf’s Papier bringen mochte, wandte Sébastien seinen Blick von ihm ab und befasste sich nun mit seinen eigenen Angelegenheiten.

Sébastien bot Nobel zur Begrüßung seine Hand an, die von den letzten Kämpfen und von der Arbeit der vergangenen Jahre und auch dieses Tages noch ihre Spuren trug.
„Guten Abend, Monsieur“, wünschte er lächelnd. „Freut mich, dass Sie gekommen sind. Wollen wir uns sofort auf den Weg machen?“

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Verzeiht, ich habe gestern Nacht das Forum nicht mehr aufrufen können. Ich versuche, heute noch zu posten, sonst werde ich wohl eher Anfang nächster Woche dazu kommen, wenn ich wieder eine funktionierende Internetverbindung zur Verfügung habe.

Eine Frage habe ich allerdings noch: Ist der Mann mit dem Kalabreser derselbe, der auch schon in Pauls Gottesdienst war?

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Ich bin mir gerade nicht sicher, ob wir gegenseitig darauf warten, dass jemand den Anfang macht, Alfred - aber ich bemühe mich, morgen beizutragen. Ich habe derzeit Daheim recht lästige Internetprobleme (die Verbindung ist alle paar Minuten weg), aber das sollte zu machen sein. :)

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Euch allen noch nachträglich ein Frohes Neues!

Ich habe an dieser Stelle versucht, eine kleine Überleitung zum Abend zu schaffen und auch Alfred einzubinden, wenn er damit einverstanden sein sollte. Ich hoffe, das ist so in Ordnung. :)

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Sébastien strafte Blanc zum Abschied mit einem finsteren Blick, weil er sich durch dessen abschließende Worte verspottet fühlte, aber er sah davon ab, auf den Mann einzugehen, der sich bereits, scheinbar wütend und beleidigt, in den Zeilen der Zeitung versteckt hatte. Es war die Sache vermutlich nicht wert, sich noch weiter damit zu befassen. Gewiss trug er nun eine gewisse Art von Groll, den er gegen Blanc hegte, mit sich. Trotz regte sich in Sébastien – der Trotz, Blanc zeigen zu wollen, dass dieser sich irrte. Enttäuschung und Niederlage? Das würde sich noch zeigen!
Doch für Achille hatte Sébastien dennoch ein Lächeln übrig, zusammen mit einem freundschaftlichen Abschiedsgruß als stummem Dank für dessen Glückwünsche, indem er dem Künstler seine rechte Hand auf die Schulter legte.

Ein kompletter Reinfall war dieses Treffen mit Louis Blanc schlussendlich nicht gewesen. Es hatte Sébastien geholfen, die Dinge klarer zu sehen und nun auch die Interessen der Lavalles zu hinterfragen. Alfred Nobels Formulierung – dass Madame Lavalle sie, François, Nicodème und Sébastien selbst, zu ihrem Vorhaben angestiftet hatte – traf, im Grunde genommen, zu. Die Entführung Darboys sollte im Austausch gegen zukünftige Dienste des Paares geschehen. Doch wenn es stimmte, dass Lavalle Blanqui, damals im Jahre 1848, verraten hatte, was versprachen sich dieser Mann nun davon, dass Blanqui freikam? Oder ging es Lavalle nicht um Blanqui, sondern um Darboy?

Zweifel waren gesät, die sich nicht ignorieren ließen. Nicht in diesem Moment. So war es, dass Sébastien Alfred Nobels Worten offener gegenüberstand als möglicherweise unter anderen Umständen. Immerhin war dieser Mann ein Industrieller und stand damit eigentlich nicht auf seiner Seite – der der Arbeiter. Doch schien er in dieser Angelegenheit nur helfen zu wollen. Sébastien wollte sich Nobels Geschichte gern anhören… Doch war er, mit einem neuen Ziel vor Augen, nun in Eile. Blanc hatte ihm in Erinnerung gerufen, dass er für den Lebensunterhalt seiner Familie sorgen musste. Und dies würde schwer fallen, wenn er seine Anstellung verlor.

„Es dürfte zu spät dafür sein, die Lavalles von unseren Angelegenheiten fernzuhalten“, antwortete Sébastien dem Industriellen. „Doch ich kann die Warnungen vor ihnen nicht ignorieren. Ich habe nun keine Zeit; ich sollte zur Arbeit eilen, bevor man langfristig Ersatz für mich findet. Aber wenn Ihnen die Sache wichtig ist, treffen Sie mich hier, vor dem Café, um viertel vor sechs heute Abend. Was Sie zu erzählen haben, sollten auch meine Freunde hören.“
Um sechs Uhr war Sébastien mit François und Nicodème beim Haus seines besten Freundes verabredet. Eine Viertelstunde war genug Zeit, um rechtzeitig dort zu sein. Vielleicht würden die beiden nicht davon begeistert sein, wenn Sébastien einen vierten mitbrachte, aber er gedachte auch nicht, Alfred Nobel zu einem Teilnehmer ihres Vorhabens zu machen. Die Einladung hatte einen bestimmten Grund: Der Pfaffe in ihrer Runde hatte bereits vor den Lavalles gewarnt, Achille ebenfalls und nun auch Alfred Nobel. Es konnte gewiss nicht schaden, die Zusammenarbeit mit den Lavalles gemeinsam noch einmal zu überdenken. Monsieur Nobels Zeugenbericht hierzu könnte nützlich sein. Sébastien schätzte, dass von Nobel selbst keine Gefahr ausging, aber auch aus einem zweiten Grund nahm er an, dass es in keiner Katastrophe enden würde, wenn er ihn zu François mitbringen würde. Sie wollten sich dort nicht noch einmal mit Madame Lavalle oder ihrem mysteriösen Mann treffen, bevor es losging. Ein unschönes Wiedersehen, sollte Nobel die Wahrheit sagen und die Lavalles kennen, sollte es also nicht geben.

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Bitte und danke für die schnelle Antwort. :)

Zitat
Sébastien kann sich hingegen schonmal überlegen, ob er noch an einen bestimmten Ort möchte (aufgrund neuer Infos nochmal diskutieren? Willst du auf der Arbeit was ausspielen? Hast du selbst eine Szene im Kopf?) oder ob ich dich in die Minuten vor der Messe stecken soll.
Ich würde gern direkt am Abend vor der Messe weitermachen, wenn es so weit ist.

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Dass Achille nun endlich mit der Sprache herausrückte, stimmte Sébastien etwas milder. Nur wegen des alten Bildhauers und Kameraden war er hier bei Blanc, hier bei Alfred Nobel, und Sébastien fühlte sich immer noch recht unwohl in der Gegenwart dieser beiden Männer. Da dieses Gespräch für den jungen Arbeiter einen bisher eher unerfreulichen Verlauf genommen hatte, konnte er seinen Argwohn nicht ganz ablegen und sich auf Blanc einlassen. Es war nicht einfach, wenn jemand etwas – oder eine Person wie Blanqui in Frage stellte, die man zuvor nie selbst in Zweifel gestellt hatte. Da half es Blancs Anliegen schon, dass Achille mit Sébastien seine Erlebnisse teilte und auch (für Sébastien überraschend) Monsieur Lavalle eine tragende Rolle dabei zugestand. Sébastien hätte nicht erwartet, dass Achille und Blanc Lavalle kannten. Aber nun machte es für ihn auf einmal mehr Sinn, dass der Künstler ihn davon abhalten wollte, den Darboy zu entführen. Er hatte keinen Grund, an der Ehrlichkeit Achilles zu zweifeln, auch wenn er es nicht guthieß, dass der Künstler nicht von Anfang an mit offenen Karten gespielt hatte. Wäre Achille schon in der Werkstatt an Sébastien herangetreten, anstatt ihn erst in dieses Café zu bitten, hätte er wohl allen Versammelten Ärger erspart. Doch Sébastien entging es nicht, dass es Achille auch jetzt sehr schwer fiel, über das Vergangene zu sprechen, und es vielleicht nur tat, weil er sich genötigt fühlte.

Blanc hingegen war offener und trat selbstbewusster auf. Klar war, dass er nicht wollte, dass Blanqui freikam. Und er behauptete, dass er keine anderen Hintergedanken dabei hegte. War dem zu trauen? Sollte Sébastien Blanc vertrauen, weil Achille ihm vertraute? Auf Achilles Menschenkenntnis war vielleicht nicht Verlass, wenn man die Vergangenheit des Künstlers betrachtete. Jedoch stand sich Sébastien hier mit seiner generellen Annahme, dass man ihn übervorteilen würde, wenn man konnte, auch selbst im Weg. Etwas in ihm suchte verzweifelt nach Haken an der Sache, wenn er ein finanziell großzügiges Angebot erhielt – nicht, dass ihm jemals schon etwas in der Art, in der Blanc dies tat, geschehen war.

Anspannung lag in der Luft. Der Tonfall war von allen Seiten kühler geworden. Sébastien war auf die Provokation, die gegen ihn gleichermaßen wie gegen Alfred Nobel gerichtet gewesen war, nicht eingegangen. War es es noch wert, auf jede Kleinigkeit einzugehen? Er spürte, dass diese Versammlung hier ihn in Selbstzweifel gerissen hatte. Er fühlte sich ein wenig verloren. Blanqui war ein Held. Zumindest war er es bisher für Sébastien gewesen. Und Lavalle… Die Wahrheit über einen Mann zu erfahren, den er nicht kannte, war leichter zu verarbeiten als die Wahrheit über einen Mann, von dem er vor wenigen Momenten noch felsenfest überzeugt gewesen war, das richtige Gesicht für die Arbeiter und ihre Wahl zu sein. Reichten einige wenige Worte aus, um seinen Glauben zu zerrütten?

„Ich kenne diesen Lavalle nicht persönlich“, begann Sébastien schließlich bedächtig, eher an Achille gerichtet als an die anderen Anwesenden. Er wusste nicht, wie viel der Künstler wirklich von ihrem Treffen aufgeschnappt hatte. Oder wie viel er schon vorher von François‘ Abmachung mit den Lavalles gewusst hatte.
„François hat ihn und seine Frau“, seine junge, anziehende Frau, „irgendwo aufgetrieben.“
War es so gewesen wie zwischen Auguste und Lavalle in Achilles Bericht? War dies der Beginn einer weiteren Tragödie?
„Er hat beide gelobt und sie machte auf mich einen tüchtigen Eindruck gemacht, als wir uns vorhin trafen.“
Sébastien schnaubte lächelnd.
„Sie wirkte sehr zielstrebig, aber darüber, dass sie und ihr Mann uns benutzen könnten, habe ich noch nicht nachgedacht. Wenn es mit Lavalles Ehrlichkeit wirklich nicht weit her ist, verstehe ich deine Sorge. Ihre Sorge“, korrigierte er sich. Blanc schien Lavalles Auftauchen nicht weniger Bauchschmerzen zu bereiten.
„Danke, Achille, für die Warnung. Auch wenn ich sie dir aus der Nase ziehen musste: Ich werde sie beherzigen und auf der Hut sein“, sicherte Sébastien nachdenklich nickend zu, bevor er seine Aufmerksamkeit Louis Blanc widmete.
 
„Dennoch ich werde nicht mit Ihnen gehen. Ich werde mich nicht hinter Ihnen und Ihrem Freund Clemenceau verstecken und mich dafür bezahlen lassen, dass ich meine Brüder im Stich lasse. Mein Platz ist an ihrer Seite genauso wie an der meiner Familie. Sie sind meine Familie“, betonte er. Es war schwer für ihn, sich festzulegen, ob sein Herz in dieser Sache überhaupt einen Unterschied machte. Für Blanc und Achille waren Loyalität und Verrat keine leeren Begriffe ohne Bedeutung. Sie mussten die Zugehörigkeit, die Sébastien zu seinen Freunden empfand, doch verstehen. Für ihn war es keine falsche Brüderlichkeit, zu seinen Brüdern im Geiste zu halten. Er musste ihnen beistehen. Sie von Dummheiten abhalten, wenn es nötig war. Und wenn sie sich nicht davon abhalten ließen, könnte er sie nicht dennoch ruhigen Gewissens in die Gefahr ziehen lassen, nur um den eigenen Kopf aus der Schlinge zu halten.
„Vielleicht haben Sie Recht, was Blanqui betrifft. Und ich glaube Ihnen, was Ihren Folterknecht betrifft.“
Le Tortionnaire – kein sehr schmeichelhafter Titel. Wie musste ein Mann gestrickt sein, damit man ihm diesen Beinamen gab? War das wörtlich zu verstehen? Sébastien spürte beim Gedanken an Lavalle innere Unruhe, obwohl er ihm, wie gesagt, nie begegnet war.
„Aber denken Sie nicht, dass mich das dazu bewegt, dass ich zulasse, dass meine Brüder ohne mich losziehen und Kopf und Kragen riskieren. Die Warnung vor Lavalle ist ein zusätzlicher Beweggrund für mich, sie zu begleiten. Ich möchte ebenso wenig ein Blutbad, wie Sie es wollen. Erst recht nicht an meinen Freunden. Ich werde mich nicht zurücklehnen, während sie sich in Gefahr begeben“, stellte er klar. Kein Angebot, so verlockend es in anderer Hinsicht auch war, würde ihn in dieser Sache umstimmen können. Nun war er sich sicher. Seine Familie würde er auch ohne Blancs Hilfe ernähren können. Aber er würde sich niemals verzeihen, seine Freunde für Geld verraten zu haben. Handelte es sich hierbei um die falsche Brüderlichkeit, die Achille gemeint hatte? Sébastien konnte an Loyalität nichts Falsches finden.

Sébastien erhob sich von seinem Stuhl und schob diesen, wohl um der Geste willen, zurück an den Tisch. Doch er ging nicht sofort, sondern blieb noch einen Moment, mit den Händen auf die Stuhllehne gestützt, stehen.
„Ich stimme Ihnen zu, Monsieur“, richtete er sich noch einmal an Blanc. „Auch ohne mich würden sie vermutlich weitermachen. Doch wenn ich mich aus der Sache heraushalte, heißt das nicht, dass Ihr alter Freund deswegen hinter Gittern bleibt.“
Blancs Vorhaben, nur ihn allein, Sébastien, von den anderen zu isolieren, die die Messe zur abendlichen Erzbischofjagd in Notre Dame besuchen wollten, schien ihm, wenn man das Motiv dahinter betrachtete, nicht ganz schlüssig.
„Allerdings gelingt es mir ja möglicherweise, sie davon zu überzeugen, den Pfaffen in Ruhe zu lassen. Oder möglicherweise geht unser Plan nicht so auf, wie es sich die Lavalles gedacht haben – Sie verstehen mich. Soweit könnte ich Ihnen entgegenkommen“, bot er ihm an.
„Könnte. Ich werde darüber nachdenken.“
Vielleicht würde er dies ja wirklich in Erwägung ziehen. Der Abend war noch einige Stunden weit entfernt. Zeit genug, in der Sébastien einen klaren Kopf bekommen konnte. Vielleicht sollte er endlich zur Arbeit gehen. Besser, er tauchte (viel) zu spät als gar nicht dort auf.
„Aber verraten werde ich meine Freunde nicht, indem ich mich von ihnen abwende. Ich brauche keinen Patron, der so etwas von mir verlangt. Nicht für jeden lumpigen Centime, den Sie mir dafür anbieten. Ich tue, was mein Herz für richtig hält und nicht meine Geldbörse. Verwechseln Sie mich nicht mit einem dieser Söldner, von denen Achille erzählte.“
Sébastiens Blick ruhte noch einen Moment auf Blanc, wanderte dann aber auch zu Achille und Alfred Nobel.
„Au revoir, meine Herren“, verabschiedete er sich, bevor er sich zum Gehen wandte.[1]
 1. Dies muss von Sébastiens Seite aus nicht das Ende des Gesprächs sein, wenn ihr es weiterführen und ihn noch einmal ansprechen wollt.

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Ich wünsche euch ebenfalls schöne Weihnachtstage (gehabt zu haben) und schon einmal einen guten Rutsch ins neue Jahr! :)

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Ich habe akut selbst viel um die Ohren, aber ich werde so bald einen Beitrag verfassen, wie ich kann.

Kein Problem, Alfred, mit einer Rückmeldung hier bin ich zufrieden. :)

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