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Themen - Josei Kimiko

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Das flüchtige Pferd hatte im Verhältnis zum Späher wesentlich weniger Aufregung im Dorf versursacht, es fand sogar ziemlich schnell einen neuen Besitzer, der die Unterstützung nötig hatte. Die von Chúsei ausgelöste Betriebsamkeit blieb erhalten, wenn sie sich auch wegen des heißen Wetters mehr und mehr in die Morgen- und Abendstunden verlegte.

Einen weiteren Mosaikstein zu dieser hektischen Betriebsamkeit war eine Einladung an Tsuyoshi durch die führenden Herren des Dorfes. Sie luden in das Haus des angesehensten Grundbesitzers (auch wenn dieser immer noch nicht wirklich mehr als ein reicher Bauer war). Sie wollten die Situation besprechen und Pläne schmieden. Zumindest war dies die offizielle Begründung. Schon die Abwesenheit jeder jungen oder weiblichen Person, die in diesem Dorf viel Verantwortung übernehmen mussten, ließen ahnen, wie fruchtbar das Ganze werden würde. Und tatsächlich konnte Tsuyoshi einige Charakterstudien betreiben - da gab es die altenrden Männer mit ihren vergangenen Heldentaten, die Verzagten, die keine Hoffnugn sahen, die naiven, die glaubten, man könnte die Räuber irgendwie zufriedenstellen, und die intriganten, deren Vorschläge quasi auf Ausnutzen der Frauen (und Tsuyoshis) hinausgingen.

Zum Glück schien der Gastgeber anderer Ansicht zu sein und vernünftigere Vorschläge einzubringen. Sein Ansehen war offensichtlich nicht unbegründet, er war von edlerer Art als man es unter den Bauern erwartet hatte. In seiner Verzweiflung über seine peinlichen Gäste setzte er schließlich eine Pause zum Essen, Trinken und Rauchen durch. So bekam der Ronin Gelegenheit, sich aus dem Treffen herauszulösen.

Dabei führte sein Weg über die Terasse, die den Innenhof umgab. Er kam an einer offenen Schiebetür vorbei, durch die er in ein reich eingerichtetes Zimmer mit herumliegenden Mal- und Schreibutensilien sehen konnte. Dort sah zum ersten Mal für diesen Besuch ein Mädchen aus dem Dorf, die einer Art Bedienstetentätigkeit nachging - sie beseitigte gerade die Spuren eines vollbeladen heruntergefallenen Tablets. Ihrem Verhalten nach zu urteilen war es ein selbstverschuldetes Ungeschick gewesen, dem mangelnde Ausbildung zugrunde lag.

Gleich darauf zog Kinderlachen aus Richtung des Gartens im Innenhof die Aufmerksamkeit auf sich. Ein gutgekleidetes, höchstens zehnjähriges Mädchen jagte einen ähnlich vermögend bekleideten vierjährigen Buben. Er hatte offensichtlich etwas ausgefressen und floh spielerisch vor seiner gerechten Rüge. "Bleibst du wohl und stellst dich deiner Strafe wie ein Mann!" - "Ja, von Mutter, nur, weil ich deine Übung verschönert habe, hahaha! Außerdem bin ich kein Mann, ich bin ein Krieger wie Bruder!" - "Der vor einem Mädchen wegrennt!", prustete die Verfolgerin.

Die erwähnte Mutter konnte der echte Krieger schnell ausmachen. Mit dem Rücken zu ihm trat Kimiko - edel gekleidet wie immer - zwischen einigen Zierbäumen hervor und fing mit ein wenig Mühe einen Ball, den ihr ein weiteres Mädchen zugespielt hatte. Diese war leichter gekleidet, ohne Eleganz zu vermissen, und wohl etwa 12 Jahre alt. Auch ihre gute Laune stand in einem krassen Gegensatz zu der bedrohlichen Situation, in der das Dorf steckte und über die die Alten eben ziemlich sinnentleert geredet hatten.

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All die neuen ungewohnten Erlebnisse und unerwarteten Erkenntnisse schwirrten in Chúseis Kopf, solange bis ihre Gedanken sich wieder ohne Ausweg im Kreis drehten. Der junge Krieger hatte ihr eröffnet, dass er allein und ohne Fürst ist, er hatte ihre Schwerter ohne Versprechen des Schutzes irgendwo hin mitgenommen und sie hatte sich seinem Stand und der Gefahr, die von ihm ausging, gegenüber völlig unangemessen verhalten. Das sie noch lebte war das einzige, was sie Positives sehen konnte. Weiterhin von ihren Ängsten und Sorgen getrieben verließ sie ihr Haus und wanderte ziellos umher. Es reichte aber nicht, sie abzulenken .

Dann entdeckte sie einige Kinder beim Samurai-Spielen und erinnerte sich zurück an die Zeit, als ihr Mann noch da war - Wie er und die anderen Männer trainiert hatten. Plötzlich wurde ihr klar, was sie zu tun hatte - sie würde diejenigen, die damals dabei und nicht mitgezogen waren zusammentrommeln und mit allen, die den Willen dafür haben, trainieren.

Einige Zeit später konnte man die Kraftrufe einiger Frauen, Alten und Jungen hören, die sich auf einer Weide neben dem Dorf versammelt hatten. Mit langen, geraden und beschwerten Stäben wiederholen sie gemeinsam im Gleichtakt die Bewegungen, die Chúsei und einige andere Geübtere vormachen. Es waren unverkennbar  Übungen, die Ashigaru für die Verwendung von Yari oder Naginata lernten. Ein paar wirklich alte Bauern beobachteten das Schauspiel und gaben mehr oder weniger hilfreiche Kommentare, Bei den Jungen war schwer zu unterscheiden, wer mit Ernst trainierte und wer nur nachmachte beziehungsweise -spielte.

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An einer passenden Stelle der Szene fordert Kagematsus Spielerin einen Wurf, der bestimmt, ob die Dorffrau die gewünschte Zuneigung erhält.

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