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Themen - Miko Yumi

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Seit der letzten Begegnung mit dem jungen Krieger, die dramatisch mit seiner Traurigkait begann und über das fröhliche Spiel am Wasser mit dem Auftauchen des verletzten Gauls endete, hat die junge Miko einige Zeit gehabt, nachzudenken. Was ihren Schwächeanfall, ihr Suchen nach Worten und ihre Hitze anging, hat sie es schlussendlich auf den heißen Tag, die schwere Arbeit vorher und den Einfluss ihrer Schäfchen geschoben. So häufig, wie sie dieser Tage den Mädchen und Frauen des Dorfes zuhören durfte, wie sie von ihm schwärmen und sich Hoffnungen machen, muss davon einfach etwas hängen geblieben sein. Aus ihr selbst sind solche Gedanken natürlich nicht gekommen, sie lebt nur für ihre Aufgabe, davon hat sie sich überzeugt.

Damit verdrängt sie diesen Gedankengang und wendet sich dem Räuberproblem ihres Dorfes zu - beziehungsweise der hoffentlichen Lösung durch Tsuyoshi. Yumi ist sich sicher, gegen einen echten Samurai haben die Schurken keine Chance, aber was, wenn er ernsthafte Verletzungen davontragen würde? Natürlich hat sie eine Ausbildung genossen und einige im Dorf Erfahrung mit Wundversorgung, jedoch hatten sie es bisher nicht mit Verletzungen durch Waffen zu tun gehabt. Sie sieht ein, dass sie vielleicht etwas zu seinem Schutz tun sollte - kannte sie geeignete Segnungen?

So in Gedanken verloren nutzt sie die frühe Stunde und die Abwesenheit aller Gläubigen, das Heiligtum zu betreten und die Reliquie zu reinigen, unter Segenssprüchen und allen notwendigen Ritualen. Durch die Sichtschlitze, durch die die Betenden ins Heiligtum schauen können, driftet kein Geräusch. Es ist ein weiterer schwüler Tag, diesmal jedoch mit tiefhängenden Wolken. Es ist ein wenig kühler ohne die strahlende Sonne, dafür drückt die feuchte Luft umso mehr, selbst die Insekten sind still.

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Nach den zwei Begegnungen mit dem jungen Krieger und der mangelnden Klarheit, warum er anwesend ist, blieb der Frau des Schmieds nur, in ihren angsterfüllten Gedanken im Kreis zu wandern. Einige Zeit lenkte ihre Tochter sie ab, doch spätestens in der Nacht kehrten die Gedanken als Alpträume zurück. Am Morgen entschloss sie sich, den Krieger endlich in aller Deutlichkeit zur Verteidigung zu gewinnen. Sie schickte Hanako zu ihren Freundinnen und durchsuchte die Vorräte ihres Mannes nach etwas geeignetem. Tatsächlich hatte er durchaus gute Klingen geschaffen, viele hatten die Männer aber mitgenommen, als sie gerufen worden waren. Schließlich nimmt sie eines der besten Stücke und bringt es in den bestmöglichen Zustand. Am Ende ist der Morgen bereits vergangen und sie hofft, dass er nicht abgereist ist. Seinen Aufenthaltsort zu erfahren ist nicht schwer, nahezu alle Dorfbewohner verfolgen sein Tun und kommentieren es. So bekommt sie mit, dass er Jagdbeute mitgebracht und das Badehaus angesteuert hat.

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Der Tag ist schon fortgeschritten, als die junge Frau ihr Dorf erreicht. Gekleidet in den klassischen Farben einer Miko sieht man diesen und ihren Haaren an, dass sie bereits eine lange Zeit im Wald unterwegs gewesen ist. Hier und da ist ein Blatt oder eine Klette im offen getragenen Haar, die Kleider haben die ein oder andere Falte oder Staub. Sie trägt schwer, denn neben dem Köcher voller langer, gefiederter Pfeile und dem großen Bogen aus schwarzem Holz und Bambus auf dem Rücken hat sie noch einen großen Bastkorb seitlich umgehängt, angefüllt mit vor allem essbaren Fundstücken aus dem Wald. Ihn muss sie mit dem einen Arm halten, während sie in ihrer anderen Hand drei tote Kaninchen trägt. Jedes hat nur eine kleine Wunde hinten unterhalb des Kopfes.

Zwischen den Hütten angekommen setzt sie ihren Korb, ohne ihn abzunehmen, auf einem Stein auf, um eine kurze Atempause zu machen und sich widerspenstige Haare aus dem Gesicht zu wischen. Lange ist es noch nicht her, dass sie ihren Dienst am Schrein des Dorfes aufgenommen hat, wird ihr bewusst. Aber mit dem Weggang der Männer sind ihre Sorgen um ihre Schützlinge umso größer geworden. Sie kommen häufiger zum Schrein und teilen ihre Nöte und Yumis eigene Streifzüge im Wald fallen immer ausgiebiger aus, um mehr als nur sich selbst zu versorgen. Manchmal nimmt sie junge Frauen oder ältere Mädchen mit - zur Hilfe, zum Belehren oder zur Abwechslung. Als Zugezogene und Priesterin bleibt sie jedoch fermd. Und ihr niedriges Alter macht es den älteren schwer, sich ihr zuzuwenden. Nun kamen noch die Nachrichten von den fürchterlichen Banditen hinzu. Sie als Miko werden selbst die übelsten Verbrecher nicht wagen anzurühren, da ist sie sich sicher, doch um das Dorf sieht es anders bestellt aus. Sie würde wohl versuchen müssen, zu moderieren und zu verhandeln, aber das überstieg ihre Erfahrungen bei weitem.

Erst nach ein paar Augenblicken fällt Yumi auf, dass das Dorf sehr still ist. Man hört im Grunde nur die Tiere, kein Mensch ist zu sehen. War etwas passiert, fragt sich die Miko und sieht sich, ohne von der Stelle zu weichen, um. Keiner hatte ihr eine Krankheit gestanden, also vermutet sie eher einen Unfall. Doch dann wird sie eines stattlichen jungen Mannes ansichtig, der allein auf dem zwischen den Hütten wandert. Sein Aufzug zigt ihr, dass es sich um einen Smurai handeln musste. Waren sie gekommen, um sich des Räuberproblems anzunehmen? Hatte sie womöglich angeordnet, alle sollten sich zur Sicherheit in ihren Häusern aufhalten? Hastig versucht sie, ihr Aussehen zu korrigieren - Staub abzuklopfen, die Falten richtig zu legen und das Haar zurückzubinden. Mit dem umgehängten Korb auf dem Stein balancierend und mit nur einer Hand artet das in ein ziemlich wenig erfolgsversprechendes Unterfangen aus, was sie nur fahriger werden lässt.

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