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Skyless: Geondia / [IC] Prolog - Dämonen aus der Gegenwart
« am: 28.06.2015, 04:40:40 »
Shkhi-Imperium, Südwesten, 2. Tag der 14 Woche, 813 nFP
13. Tag seit Expeditionsbeginn
Seit Professor Archibald Worthingtons Expedition aus Luvia aufgebrochen war, ist das konstante, monotone Motorbrummen der einzige stetige Begleiter der illustren Truppe gewesen. Nachdem der offene Laster mit Anhänger die üppigen Felder und Wiesen Luvias hinter sich gelassen die malerischen, ausladenden Seelandschaften Ilves passiert hatte, sind die Anzeichen der modernen Zivilisation - bis auf das Motorgeräusch - verschwunden.
Jenseits der Grenzposten sind die Tunnel, die ins Shkhi-Imperium führen, nur spärlich beleuchtet. Hinter den Tunneln erstrecken sich trockene, felsige Riesenkavernen, in denen im Gegensatz zu Luvia oder Pelargon nur wenige Echos widerhallen und Frischwasserquellen rar sind. Professor Worthington, ein bärtiger menschlicher Mann in seinen späten Fünfzigern, scheint als einer der wenigen Expeditionsteilnehmer die Langeweile mit Engelsgeduld zu ertragen, indem er ständig in mitgebrachten Büchern wälzt und trotz des bebenden Wagens Notizen in seinem Expeditionstagebuch macht.
Über das Ziel der Expedition hat der Professor in Luvia zwar geschwärmt - die archäologische Ausgrabung in der Sunta-Steppe würde das Wissen um die geondische Vorgeschichte auf bahnbrechende Weise bereichern - ist aber auch erstaunlich zurückhaltend mit konkreten Informationen gewesen. Welche Quellen Worthington dazu bewogen haben, ausgerechnet dort nach prähistorischen Zeugnissen zu suchen, bleibt für die handverlesene Truppe ein Rätsel.
Die nämliche Truppe hat der Professor persönlich aus seinen vielversprechendsten Studenten und einigen mehr oder minder zufällig in Luvia befindlichen Gestalten zusammengestellt. Isabella Duboin, ihres Zeichens Wissenschaftlerin und Abenteurerin, hat die Ehre, den Expeditionslaster zu fahren, unterstützt von Anfisa Melaire, einer Cath-Navigatorin, die aus irgendeinem unerfindlichen Grund zur Gewohnheit hat, regelmäßig einen Kompaß - ein Gerät, für das ihre Spezies eigentlich keinerlei Verwendung hat - zu konsultieren. Rika O'Wiley, junge Menschenfrau mit dunkelblondem Haar, sommersprossigem Gesicht und Streberbrille, fungiert als persönliche Assistentin des Professors und Gegenstand zahlreicher Witze über genau diesen Umstand. Die Studenten Stan Lombards, Sid Enca, May de Silege und Fynn Connor - bis auf den Cath Fynn allesamt Menschen - bilden den Kern der eigentlichen Forschungsgruppe. Meist bleiben die vier jungen Leute unter sich und versuchen, die ereignislose Fahrt mit Gesellschaftsspielen zu überbrücken.
Der Koira Raibeart und ein älterer augenklappentragender Cath namens Barron sollen für die Sicherheit der Expedition sorgen; im Augenblick haben sie jedoch wenig besseres zu tun, als einander betont zu ignorieren. Für die medizinische Betreuung ist ein eher außergewöhnlicher Arzt zuständig - Myhkota Lezhym, ein Mykos, der sich aber zumindest kundig und einfühlsam gezeigt hat. Die vierarmige Cassiopeia gehört mehr oder minder zum 'Marschgepäck' des Mykos - Worthington hat ihrer Begleitung zugestimmt, nachdem klar geworden war, dass Myhkota sie nicht allein lassen würde. Allerdings ist die Ophidianerin nur die zweitgrößte Kuriosität der Expedition: der kleine Skaly in Frack und Zylinder, der sich selbst als Lord Fang Lucertola Lagarto van Géode vorgestellt hat, scheint noch weniger in die ohnehin schon bunte Gesellschaft reinzupassen. Was der Grund für seine Mitnahme gewesen sein mag, darüber schweigt der alte Worthington.
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Die südlichen Kavernen des Shkhi-Imperiums sind allesamt ziemlich warm, was der Nähe zu vulkanischen Rissen zuzuschreiben ist. Die Trockensteppe, die der kleine Tross am 13ten Tag der Expedition durchquert, ist außerdem von einem dichten Dunst behangen. Der Nebel enthält dieselben sanft leuchtenden Partikel wie die Wolken hoch oben unter der Kavernendecke, sodass der Lastwagen sich langsam durch den gespenstischen milchigen Vorhang kämpfen muss. Die seltenen Vogelrufe aus der Ferne klingen wie aus einer anderen Welt stammend.
"Das ist wie in diesem einen Kinofilm," bemerkt Sid, indem er in einer Geste des Gruselns mit den Fingern wedelt. Prompt kassiert er einen Ellbogenstoß von seinem Kommilitonen Fynn, und die jungen Studenten lachen auf, trauen sich aber nicht, allzu laut zu werden.
Das Lachen erstirbt augenblicklich, als der Laster unvermittelt mit einem dumpfen Knall zum Stehen kommt. Der vordere linke Reifen ist geplatzt - und Isabella könnte schwören, dass sie langsam genug gefahren ist, um etwaige scharfkantige Felsen rechtzeitig zu entdecken. Oder etwa doch nicht?
"Huch, was ist denn nu passiert?," schreckt Worthington von seinem Tagebuch auf. Er klappt das Buch zu und richtet sich auf der Ladefläche auf, im vergeblichen Versuch, etwas durch den Nebel zu erspähen. "Ms. Duboin, was ist mit unserem Wagen los?," ruft der Mann zur Fahrerkabine hin, ehe er sich seinen Studenten zuwendet. "Packen Sie mit an, meine Lieben. Ach, wir können gleich ein Lager aufschlagen," beschließt der Alte großzügig. Stan, Sid, May und Fynn rappeln sich auf und klettern von der Ladefläche herunter; selbst Rika beeilt sich, sich in Bewegung zu setzen.
In der Fahrerkabine klappt Anfisa ihren Kompass mit einem leisen Klacken zu und wechselt einen Blick mit der Fahrerin. "Seltsam," meint die brillentragende Cath kryptisch. Die dreieckigen Ohren der Navigatorin sind aufgestellt. Was hat sie in dieser undurchdringlichen Suppe nur entdeckt?
13. Tag seit Expeditionsbeginn
Seit Professor Archibald Worthingtons Expedition aus Luvia aufgebrochen war, ist das konstante, monotone Motorbrummen der einzige stetige Begleiter der illustren Truppe gewesen. Nachdem der offene Laster mit Anhänger die üppigen Felder und Wiesen Luvias hinter sich gelassen die malerischen, ausladenden Seelandschaften Ilves passiert hatte, sind die Anzeichen der modernen Zivilisation - bis auf das Motorgeräusch - verschwunden.
Jenseits der Grenzposten sind die Tunnel, die ins Shkhi-Imperium führen, nur spärlich beleuchtet. Hinter den Tunneln erstrecken sich trockene, felsige Riesenkavernen, in denen im Gegensatz zu Luvia oder Pelargon nur wenige Echos widerhallen und Frischwasserquellen rar sind. Professor Worthington, ein bärtiger menschlicher Mann in seinen späten Fünfzigern, scheint als einer der wenigen Expeditionsteilnehmer die Langeweile mit Engelsgeduld zu ertragen, indem er ständig in mitgebrachten Büchern wälzt und trotz des bebenden Wagens Notizen in seinem Expeditionstagebuch macht.
Über das Ziel der Expedition hat der Professor in Luvia zwar geschwärmt - die archäologische Ausgrabung in der Sunta-Steppe würde das Wissen um die geondische Vorgeschichte auf bahnbrechende Weise bereichern - ist aber auch erstaunlich zurückhaltend mit konkreten Informationen gewesen. Welche Quellen Worthington dazu bewogen haben, ausgerechnet dort nach prähistorischen Zeugnissen zu suchen, bleibt für die handverlesene Truppe ein Rätsel.
Die nämliche Truppe hat der Professor persönlich aus seinen vielversprechendsten Studenten und einigen mehr oder minder zufällig in Luvia befindlichen Gestalten zusammengestellt. Isabella Duboin, ihres Zeichens Wissenschaftlerin und Abenteurerin, hat die Ehre, den Expeditionslaster zu fahren, unterstützt von Anfisa Melaire, einer Cath-Navigatorin, die aus irgendeinem unerfindlichen Grund zur Gewohnheit hat, regelmäßig einen Kompaß - ein Gerät, für das ihre Spezies eigentlich keinerlei Verwendung hat - zu konsultieren. Rika O'Wiley, junge Menschenfrau mit dunkelblondem Haar, sommersprossigem Gesicht und Streberbrille, fungiert als persönliche Assistentin des Professors und Gegenstand zahlreicher Witze über genau diesen Umstand. Die Studenten Stan Lombards, Sid Enca, May de Silege und Fynn Connor - bis auf den Cath Fynn allesamt Menschen - bilden den Kern der eigentlichen Forschungsgruppe. Meist bleiben die vier jungen Leute unter sich und versuchen, die ereignislose Fahrt mit Gesellschaftsspielen zu überbrücken.
Der Koira Raibeart und ein älterer augenklappentragender Cath namens Barron sollen für die Sicherheit der Expedition sorgen; im Augenblick haben sie jedoch wenig besseres zu tun, als einander betont zu ignorieren. Für die medizinische Betreuung ist ein eher außergewöhnlicher Arzt zuständig - Myhkota Lezhym, ein Mykos, der sich aber zumindest kundig und einfühlsam gezeigt hat. Die vierarmige Cassiopeia gehört mehr oder minder zum 'Marschgepäck' des Mykos - Worthington hat ihrer Begleitung zugestimmt, nachdem klar geworden war, dass Myhkota sie nicht allein lassen würde. Allerdings ist die Ophidianerin nur die zweitgrößte Kuriosität der Expedition: der kleine Skaly in Frack und Zylinder, der sich selbst als Lord Fang Lucertola Lagarto van Géode vorgestellt hat, scheint noch weniger in die ohnehin schon bunte Gesellschaft reinzupassen. Was der Grund für seine Mitnahme gewesen sein mag, darüber schweigt der alte Worthington.
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Die südlichen Kavernen des Shkhi-Imperiums sind allesamt ziemlich warm, was der Nähe zu vulkanischen Rissen zuzuschreiben ist. Die Trockensteppe, die der kleine Tross am 13ten Tag der Expedition durchquert, ist außerdem von einem dichten Dunst behangen. Der Nebel enthält dieselben sanft leuchtenden Partikel wie die Wolken hoch oben unter der Kavernendecke, sodass der Lastwagen sich langsam durch den gespenstischen milchigen Vorhang kämpfen muss. Die seltenen Vogelrufe aus der Ferne klingen wie aus einer anderen Welt stammend.
"Das ist wie in diesem einen Kinofilm," bemerkt Sid, indem er in einer Geste des Gruselns mit den Fingern wedelt. Prompt kassiert er einen Ellbogenstoß von seinem Kommilitonen Fynn, und die jungen Studenten lachen auf, trauen sich aber nicht, allzu laut zu werden.
Das Lachen erstirbt augenblicklich, als der Laster unvermittelt mit einem dumpfen Knall zum Stehen kommt. Der vordere linke Reifen ist geplatzt - und Isabella könnte schwören, dass sie langsam genug gefahren ist, um etwaige scharfkantige Felsen rechtzeitig zu entdecken. Oder etwa doch nicht?
"Huch, was ist denn nu passiert?," schreckt Worthington von seinem Tagebuch auf. Er klappt das Buch zu und richtet sich auf der Ladefläche auf, im vergeblichen Versuch, etwas durch den Nebel zu erspähen. "Ms. Duboin, was ist mit unserem Wagen los?," ruft der Mann zur Fahrerkabine hin, ehe er sich seinen Studenten zuwendet. "Packen Sie mit an, meine Lieben. Ach, wir können gleich ein Lager aufschlagen," beschließt der Alte großzügig. Stan, Sid, May und Fynn rappeln sich auf und klettern von der Ladefläche herunter; selbst Rika beeilt sich, sich in Bewegung zu setzen.
In der Fahrerkabine klappt Anfisa ihren Kompass mit einem leisen Klacken zu und wechselt einen Blick mit der Fahrerin. "Seltsam," meint die brillentragende Cath kryptisch. Die dreieckigen Ohren der Navigatorin sind aufgestellt. Was hat sie in dieser undurchdringlichen Suppe nur entdeckt?