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« am: 16.04.2011, 23:24:53 »
"So war das Böse zurückgekehrt und die Dämonen verwüsteten das Land. Währenddessen trafen die Mönche allerlei Vorkehrungen für den Fall, dass der dunkle Wanderer eintreffen sollte, und die Jägerinnen taten ihr übriges um das Kloster gegen die Angriffe zu schützen. Bereits jetzt war die Ankunft des dunklen Wanderers vorherzusehen, denn mit jedem Tag wurden mehr der dämonischen Bestien gesichtet und auch die Jägerinnen spürten eine dunkle Präsenz, die ihre Träume vergiftete und den Geist vernebelte. Mit jedem Tag, mit jeder Stunde wuchs die Anspannung, die Gerüchte wurden toller und der ein oder andere zerbrach unter dem Druck.
Zur Mitternachtsstunde des dritten Tages, nachdem Tristram verwüstet wurde, traf der dunkle Wanderer im Kloster ein. Doch nein, nicht mit Horden von flammenden Untoten!
Alles starrte gebannt in die Dunkelheit, die Jägerinnen einen Pfeil auf der Sehne liegend, bereit den dunklen Wanderer mit einem Pfeilregen zu begrüßen. Als nun der zwölfte Schlag verklungen war, atmeten die Mönche auf und die Jägerinnen wähnten die Gefahr vorrüber, da wurde eine große und hagere Gestalt entdeckt, die mit bedächtigem und würdevollen Schritt tiefer in die Gemäuer des Klosters schritt. Niemand hatte diese Gestalt zuvor bemerkt, noch war sie jemandem bekannt. Unruhiges Gemurmel erhob sich, dass in blankes Entsetzen umschlug. Niemand war fähig eine Regung zu machen oder den Blick abzuwenden. Einzig der Abt, der vor dem großen und schweren Tor der Kaserne stand, erhob die Stimme: "Wer wagt es," wollte er mit lauter, sich überschlagener Stimme erfahren, "Wer wagt es, uns mit diesem grausigem Blendwerk Hohn zu bieten? Ergreift ihn und reißt ihm die Kapuze herunter - auf dass wir erfahren, wen wir zu Sonnenaufgang an die Zinnen zu hängen haben!". Zuerst noch da er sprach, entstand eine leicht hastige Bewegung in der Gruppe, als wollte man sich auf den Eindringling stürzen, der im Augenblick auch nah zur Hand war, und auf den Abt zuschritt. Doch bei dem namelosen Grauen, das die wahnwitzige Ankunft der vermummten Gestalt verbreitete, fand sich niemand, der auch nur die Hand nach ihm ausstreckte.
Doch dann geschah es, dass der Abt, selbst zitternd am ganzen Körper und nur vom Mut der Verzweiflung voran getrieben, mit gezogenem Dolch auf den Ankömmling zustürmte. Momente vergingen, die Jahrhunderte zu dauern schienen, bis er endlich die Gestalt erreicht hatte und ihr den Mantel vom Leibe riss.
Ein erstickter Schrei erklang, denn nun war die Ankunft des dunklen Wanderers erkannt. Nun schlugen auch Flammen auf und die Mönche sanken wimmernd hernieder und die Schwestern blendeten sich die Augen, als könnten sie mit ihrem Augenlicht auch die Gestalt verschwinden lassen, und der Abt taumelte tonlose Gebete stammelnd zurück und ein jeder starb in seines Falls Verzweiflungshaltung. Und die Flammen verglimmten. Und Finsternis und Verfall kam über das Kloster, und der namenlose Terror hielt grenzenlose Herrschaft über allem.
Ich allein war geflohen und hielt Rast in einem Gasthaus auf halbem Wege zum Kloster, dessen Pforten ich am Abend des letzten Tages passierte, um den Weg durch die Wüste anzutreten, immer in der Hoffnung, dem namenlosen Schrecken, der das Land überfiel, zu entrinnen. Ich hatte Tage gegen den Schlaf angekämpft, denn wenn ich träumte, kehrten die Erinnerungen zurück. Erinnerungen an das Kloster und das Böse, dass es überfiel. Erinnerungen, Träume... ich könnte sie nicht mehr unterscheiden. Dann betrat eine vermummte Gestalt die Taverne und sofort spürte ich: seine Präsenz war dunkel und verdorben. War mir das Böse gefolgt? Wie hatter er mich hier gefunden? Wie konnte dieser gebrechliche Gestalt, kaum fähig, ihr eigenes Schwert zu tragen, der sengende Schrecken sein, der mich in dieses Versteck einst trieb. Er schien von eigenen Dämonen gejagt, sie mühsam unter Kontrolle zu halten - und er verlor den Kampf! Kurze Zeit später erschlugen Dämonen jeden Gast des Hauses, nicht jedoch mich, denn mir war schlimmeres vorbestimmt! Als ich es sah..., war ich überzeugt, wahrhaftig den Verstand zu verlieren und mir war es nicht möglich, mich von ihm loszureißen. Eine Art... morbide Faszination überkam mich und obgleich mir wohl bewusst war, dass ich mein Schicksal besiegelte, beschloss ich, ihm durch die Nacht zu folgen..."