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Themen - Hand of Fate

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Von Magiern und Pfauen -- Lexi Leshanna

Es war Mittag. In der bescheidenen Bibliothek des Eratistempels herrschte Totenstille, die von nichts gestört wurde außer dem gelegentlichen Rascheln, wenn Lexi umblätterte oder in den Pergamenten auf dem überladenen Tisch vor ihr herumwühlte. Da Lexi aber schon seit geraumer Zeit die gleiche Seite anstarrte, hätte sie taub sein können. Vielleicht war sie es? Rasch blätterte sie vor und zurück, nur um sich zu vergewissern, dass sie noch etwas hörte. Noch etwas fühlte. Sie hätte doch mit Ramar zusammen nach Winterhafen reisen sollen! Aber sie hatte das Geplapper der drei Neuen nicht ertragen können, hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als dass alle endlich abzogen und sie mal wieder Luft schöpfen könne. Nun saß sie in der herbeigesehnten Stille, die lauter war als jedes Geplapper, denn sie beschwor Gedanken und Erinnerungen herauf, die einfach nicht zu ertragen waren--

Konzentriere dich endlich, schalt sie sich. Sonst kehren die anderen zurück und du hast noch nichts herausgefunden! Das hier sieht doch vielversprechend aus...

Ausgerechnet Jared kehrte als erster zurück. Obwohl Lexi sich gerade noch nach dem Klang einer Stimme gesehnt hatte, wurde Jareds wasserfallartige Rede ihr schnell zu viel. Er hatte eine hanebücherne Geschichte zu erzählen,warum er Lexi die geliehenen zweihundert Goldstücke noch nicht zurückzahlen könne. Zwar habe er von seinem Auftraggeber fünfhundert Gold erhalten, sei dann aber auf der Rückreise einem nächtlichen Dieb zum Opfer gefallen, welcher ihm im Schlaf den Beutel vom Gürtel geschnitten habe. [/b] Lexis Gedanken glitten ab.

"Was hat denn Euer Kontakt in Winterhafen zu dem Schreiben gesagt?" fragte sie, als Jared Luft holte. Diesmal lauschte sie Jareds Worten, die mehr oder weniger bestätigten, was sie selbst herausgefunden hatte.

"Und was habt Ihr derweil herausgefunden?" fragte Jared.

"Später", sagte Lexi. "Wenn die anderen da sind." Ihr fehlte die Kraft und die Geduld, alles zwei- oder gar dreimal erzählen, egal wie ungeduldig Jared auf seinem Stuhl hin- und herwippte.

Nebin traf als nächster ein. Er stellte keine Fragen und erzählte auch nichts von seiner Reise. "Lasst uns essen gehen", sagte er. "Es ist schon vier Uhr vorbei." Während der Halbling das Essen in sich hineinstopfte, erzählte Jared seine ganze Geschichte noch einmal. Nebin schien kaum zuzuhören.

Ramar dagegen, als er mit Leofe zusammen eintraf und Jareds Geschichte ein drittes Mal, mit diversen Ausschmückungen, erzählt wurde, fragte den Händler: "Und warum hat der Dieb nur das Gold, aber nicht Eure Ausrüstung gestohlen? Und wie hat er Euch gefunden, wenn Ihr Euch so geschickt versteckt hattet? Das klingt nicht glaubhaft. Es sei denn, der Dieb ist Euch von Winterhafen gefolgt und wurde von Bairwin selbst geschickt, um das erpresste Gold -- wollte sagen, Eure 'Belohnung' -- zurückzuholen."

"Nein, meint Ihr?" rief Jared empört. "Und dabei hatte Bairwin einen solch ehrlichen Eindruck auf mich gemacht!"

Lexi räusperte sich. "Zur Sache, bitte!"

"Ich seid zwar bis nach Winterhafen und zurück gereist, aber auch ich habe eine ganz schöne Lauferei hinter mir. Ich musste die Informationen vom Mondsang Tempel, dem Eratistempel, dem Haus der Sonne und dem Turm des sogenannten Septarchen zusammen tragen. Und in der Mondsteinfeste lagerten auch noch Bücher die aus den besseren Zeiten der Stadt hinübergerettet wurden. Gut das ich das Empfehlungsschreiben hatte, sonst wäre es vielleicht schwierig geworden.

Also, diese Emrett scheint mit vollem Namen Emrett Mazrid zu heißen und vor mindestens 10 Jahren an der Universität von Amundfort die arkanen Künste studiert zu haben. Ich habe einige wenige akademische Aufsätze von ihr gefunden, alle ziemlich solide Grundlagenforschung, wenn auch nicht über die Maßen brilliant, und schon ein paar Jahre alt. Sie scheint sich schon länger aus dem akademischen Leben zurück gezogen zu haben. Auf Paldemar gab es an der Universität übrigens keine Hinweise, aber das ist vermutlich ohnehin nicht sein richtiger Name, und vielleicht hat ihn seine Liebschaft erst später getroffen."


Sie blickte in die Runde um zu sehen ob es Fragen gab, aber dem schien nicht so und so fuhr sie fort.

"Kommen wir zu den Pfauen. Vor vielen hundert Jahren wird in der Gegend um die Helle Wüste ein Orden des Goldenen Pfauen erwähnt. Er gründete sich um die übernatürlichen Phänomene die in der Nähe einer bestimmten Oase auftraten zu untersuchen, und hatte demnach auch dort seinen Sitz. Anscheinend lernten sie die Magie der Oase auch zu nutzen, denn zum Zeitpunkt der ersten Erwähnung in den Geschichtsbüchern existierte der Orden schon lange, und die Ordensleute konnten auf außergewöhnliche urmagische Ressourcen zurück greifen. Sie waren bereits dabei, sich als Machtfaktor in der Region zu etablieren."

"Sind das alles Magier in dem Orden?" fragte Jared.

"Waren, und nein", antwortete Lexi. "Alle möglichen Leute haben sich damals zusammengeschlossen, Druiden, Gelehrte und Magier als erste, später stießen aber andere hinzu, die hauptsächlich an Macht interessiert waren, und es wurden Truppen in Sold genommen."

"Also wie gesagt, die Macht des Ordens wuchs stetig über mehrere Jahrhunderte, dann folgte ein relativ schneller Zerfall der wahrscheinlich von innen ausging. Es ist nicht ganz klar wie das passierte, möglicherweise hielten die internen Kontrollmechnismen die sich die Ordnesleute auferlegt hatten der typisch menschlichen Machtgier nicht stand...

Nach dem Niedergang des Ordens gab es einige Gelehrte die sicher stellen wollten, dass zumindest das Wissen welches der Orden in seiner langen Existenz angehäuft hatte nicht ganz verloren ging. Diese Gelehrten bilden einen losen Verband, der sich die Bruderschaft des Pfauen nennt und bis heute existiert. Sie sind weit verstreut, aber zumindest einer, dessen Name Voor ist, scheint noch irgendwo am Nordrand der Hellen Wüste zu leben."


"Ein Überlebender?" unterbrach Jared erneut. "Oder ein Nachfahre?"

"Er ist ein Mensch", sagte Lexi. "Daher wohl eher letzteres. Es gibt einen Teleportkreis in der Stadt Fudschaira am Rande der Wüste, nicht weit von Voors Heimatort und ich habe schon das neue Ritual vorbereitet, das uns direkt dort hin bringen kann. Also, was ist: wer ist dabei?"

"Ich", sagte Nebin zwischen zwei Bissen.  Er war inzwischen beim Vesper angelangt.

Ramar schwieg. Er schien es für überflüssig zu halten, den Mund aufzumachen, um zu bestätigen, was selbstverständlich war.

Leofe schien unschlüssig. Oder hatte sie Angst? Lexi konnte es nicht so recht deuten. Jedenfalls wand die Elfe sich unter dem Blick der Eladrin.

"Gerwin hat mir einmal davon erzählt, wie er durch eine Wüste gereist ist..." Leofe schüttelte sich, offenbar vor Schaudern, aber dann richtete sie sich auf: "Ja, ich komme mit. Wir wissen nicht, wohin Paldemar sich zurückgezogen hat und was seine Pläne sind: vielleicht ist er noch immer eine Gefahr für das Tal. Diese Emrett zu stellen ist unsere einzige Hoffnung, mehr über seine Pläne zu erfahren."

Als letztes richtete Lexi ihren fragenden Blick auf Jared, der mit gerunzelter Stirn dasaß und nachdachte, was offenbar sehr anstrengend war. Jedenfalls wurde sein Kopf ganz rot dabei.

"Ich schulde Euch ja noch eine Summe von zweihundert Gold und unser Vertrag schloss deren Rückgabe ziemlich konkret ein... Ich sehe nicht, wie ich mich da herauswinden könnte, ohne meinen Ruf als ehrlicher Mann zu ruinieren..."

"Denkt an die neuen Handelsmöglichkeiten, die sich in einer solchen Gegend sicherlich finden lassen", versuchte Lexi ihm die Entscheidung zu erleichtern. So unerträglich sie in ihrem jetzigen Gemütszustand sein Geschwafel fand, eines musste sie ihm lassen: mit seinem Rapier konnte er umgehen.

"Ach, Möglichkeiten finde ich eigentlich immer, egal wohin ich reise. Also gut, ich bin dabei. Auf geht's!"

Und so traf man sich früh am nächsten Morgen zu einem hastigen Frühstück, auf dem Nebin beharrte, denn er könne unmöglich auf nüchternen Magen teleportieren, und begab sich dann in Lexis Zimmer, wo sie den Teleportkreis in Form von bläulich glühenden Runen auf den Boden gemalt hatte.

Als alle Aufstellung genommen hatten vollführte Lexi das kurze Ritual. Die Runen begannen auf dem Kreis zu wandern, wobei sich immer mehrere von ihnen gleichzeitig bewegten als wären sie auf eine unsichtbare Scheibe geschrieben die sich drehte. Sieben von ihnen, die gleichmäßig um den Kreis verteilt waren leuchteten am Schluss heller auf, während die anderen verblassten.

"Das ist die Runenkennung des Zielportals." erläuterte Lexi. "Folgt mir ohne zu zögern, das Portal wird nur ein paar Augenblicke offen sein."

Die Fläche innerhalb des Runenkreises begann zu flimmern, dann zuckten die Abenteurer zurück als sich kurz die Illusion einer mannshohen Wasserfontäne bildete, die zurück schwappte und das Kreisinnere als spiegelglatte Wasserfläche zeigte. Darin sah man verschwommen einen abgedunkelten Raum mit ein paar undeutlichen Gestalten am Rand. Lexi trat vor und verschwand.

"Das magische Gewebe das unsere Welt durchdringt ist wie das Adernetz auf der Rückseite eines Blattes." hatte ihr Lehrer Izumis Orloff immer gesagt. "Die Leylinien sind die Hauptadern, aber die Energie verteilt sich von ihnen aus in immer kleinere und kleinere Verästelungen, so dass auch der kleinste Winkel davon durchzogen ist."

Jetzt endlich, ein gutes halbes Jahrhundert später verstand Lexi vollständig was er meinte, denn Dank ihrer feinen magischen Sinne konnte sie spüren wie ihre eigene Essenz in winzige Fünkchen zerlegt wurde, welche die Verästelungen des Gewebes sofort aufsaugten, wie Haarwurzeln das Wasser. Das war etwas ganz anderes als die kleinen Ebenensprünge mit denen sie sich sonst ein paar Meter über das Schlachtfeld teleportierte! Ihre Essenz reiste verteilt in einem unendlichen Strom roher magischer Kraft! Endlose Momente lang fühlte sich Lexi eins mit der Magie und erahnte die großartige Komplexität ihrer Gewebestruktur. Dann hatten die Fünkchen auf wundersame Weise hunderte von Meilen weiter wieder zusammen gefunden und der Zielkreis materialisierte sie.

Sobald Lexi wieder den Boden unter ihren Füßen spürte, schloss sie die Augen. Auf diese Art konnte sie die magischen Flüsse noch etwas länger spüren -- sehen, fast! -- wie diese langsam ihren Körper verließen. Zurück blieb ein Gefühl der Befriedigung und des Bedauerns zugleich: Befriedigung über die unglaubliche Schönheit des gerade Erlebten, Bedauern, weil es vorrüber war. Doch die Erinnerung verblich mit jedem Atemzug mehr und es blieb nur der Verlust, die Sehnsucht, die nicht erfüllt werde konnte: zurückkehren und den Augenblick festhalten, für immer dort bleiben...

Als Lexi die Augen aufschlug, sah sie ein halbes Dutzend Speerspitzen auf sie gerichtet, und darüber grimmige, dunkelhäutige Gesichter, die sie abermals an jemanden erinnerten, an den sie jetzt nicht denken wollte. Überhaupt hatte sie ganz andere Sorgen.

"Eladrin, was habt Ihr hier verloren", herrschte einer der Wachen sie an. "Sprecht rasch oder tretet vor Euren Schöpfer!"

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Modsognir beschloss Ramar zu begleiten auf seinem Weg zu seinem Auftraggeber. Ramar war sicher jemand der auf sich alleine aufpassen konnte und doch war es sicherer und wohl auch unterhaltsamer zu zweit zu reisen. Ausserdem befand sich Modsognir, der es gewohnt war von einem ganzen Dorf Zwerge umgeben zu sein, gerne in der Gesellschaft von Ramar.

Aber Modsognir wollte auch noch etwas anderes mit seinem zwergischen Freund besprechen.
"Meine Gedanken kehren immer wieder zu diesen Bloodreavern zurück welche Karalel angeboten haben Sklaven zu kaufen. Es ist mir wie allen Zwergen ein Dorn im AUge das unsere Vettern sich dem falschen Pfad zugewandt haben. Wir können nicht viel dagegen tun, jedoch immer wenn ihre verdorbene Art mit der Oberfläche in Berührung kommt fühlt es sich an wie wenn ein Teil des Makels auch an uns haften bleibt.

Was meint Ihr Ramar, wir haben erstmal ausgesorgt mit dem was wir in der Feste gefunden haben, wollen wir als Zwerge uns der Sache annehmen sobald sich die Gelegenheit ergibt? Vielleicht können wir die Anderen dann ja davon überzeugen uns zu begleiten?"


...

Dastan saß auf der Bank vor dem Wrafton’s und beobachtete die Leute die durch das Stadttor kamen und gingen. Er hatte noch keine Ambitionen zurück in den Süden zu gehen. Er hatte das Gefühl nicht ganz ohne Grund hier zu sein. Das war ihm bisher noch nicht so ganz bewusst gewesen, erst als ihn Modsognir gefragt hatte was er nun tun würde hat er darüber nachgedacht. Sein leben hier war besser als das in Ekbar, gefährlicher aber besser. Auch war er hier nicht einer von vielen Strassengaunern. Er wurde trotz oder sogar wegen seiner Fähigkeiten respektiert und das gefiel im mindestens ebenso gut, wie gutes Geld ohne Gaunereien zu machen. Es wurde ihm klar dass er sich den Leuten die er Anfangs nur begleitet hatte um sich bei Karalel gebührend zu bedanken nun sehr verbunden fühlte, also würde er noch bleiben.

Doch morgen würden sie erst einmal nach Chendl aufbrechen. Dort wollten sie sich mit Ramar und Modsognir treffen.

...

Das Full House war gerade wieder auf dem Rückweg von Chendl nach Winterhafen, um zu sehen ob das Eingreifen von Brottor mit Erfolg gekrönt und das Tor zum Shadowfell wieder versiegelt war. Obwohl die Stimmung nach den Erfolgen der letzten Zeit gut war, ließ man sich natürlich nicht dazu hinreißen, nachts keine Wachen mehr einzusetzen. Wie immer meditierte Lexi die ersten paar Stunden der Nacht, und blieb danach wach um Eintragungen in ihre Bücher zu machen oder über magischen Formeln zu grübeln. In der ersten Wache waren daher Ramar und Leoril wach, während sich Modsognir und Dastan danach abwechselten.

Auch diese Nacht verlief ruhig, wie schon so viele davor. Dastan lag auf dem Rücken und sah den Sternen beim Verblassen zu, als die Morgendämmerung sich langsam über den Himmel schob. In der Nähe rief eine Eule. Plötzlich fiel ihm auf das das Kratzen von Lexis Griffel aufgehört hatte, und er sah zu der Zauberin hinüber. Lexi hatte die Stirn gerunzelt und blickte sich fragend um.

"Was habt ihr denn?" fragte er.

"Irgendwas stimmt nicht." meinte sie nachdenklich, und fügte dann hinzu. "Ah, jetzt weiß ich es. Die Eule - normalerweise gehen die in der ersten Nachthälfte auf Jagd, ich habe noch nie eine so früh am Morgen gehhört." Und tatsächlich hörten sie einen weiteren Ruf, jetzt ganz nahe. Dastan setzte sich auf. In diesem Moment kam eine Waldohreule lautlos heran gesegelt, und setzte sich keine fünf Schritt von ihnen entfernt auf einen tief hängenden Ast.

Lexi wollte gerade etwas sagen, da find die Eule etwas krächzend zu sprechen an. "Seid gegrüßt! Ich überbringe eine Nachricht von Yandormil dem Druiden: Ich habe von Euren Taten fúr Winterhafen gehört. Bitte trefft mich vor dem nächsten Vollmond am Zusammenfluss von Nentir und Weißem Fluss. Ich werde immer mittags dort sein. Es geht um die Nachwirkungen der Ereignisse in Shadowfell Keep, die auch in unserem Sumpf ihre Spuren hinterlassen haben. Wir brauchen Eure Hilfe, und bitten Euch dringend zu kommen."

Danach rief die Eule noch einmal melancholisch, und flog davon. "Was war das denn?" fragte Modsognir von hinten, der bereits hellwach war während sich Ramar und Leoril noch die Augen rieben.

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