Imizael dankt Elandrion, ist aber verunsichert, was jetzt weiter mit ihr geschehen wird. Sie hat keine Ahnung, was für ein Mensch der König ist und warum er so freundlich ihr gegenüber ist. Was hat sie eigentlich mit ihm zu tun gehabt? Kennt er sie wirklich? Er ist zumindest sehr überrascht gewesen, als er sie gesehen hat. Da sie seine Einladung nicht einfach so ablehnen will, willigt sie ein, ihn zu begleiten, wobei es ihr lieber gewesen wäre, Elandrion hätte an ihrer Seite bleiben können. Doch scheinbar hat es der Jäger schon wieder eilig. Falls sich bei dem Gespräch etwas ergibt, was ihr Aufschluss darüber gewährt, was in den letzten Wochen oder vielleicht sogar Monaten mit ihr passiert ist, so wird sie ihn auf jeden Fall noch einmal aufsuchen, um ihm für seine Hilfe zu danken.

Doch zunächst sieht sie sich dem König gegenüber und tritt in sein Kaminzimmer, wie von ihm angeboten. "Woher kennt Ihr mich, Eure Majestät? Und von welchem Zwerg sprecht Ihr?" Imizael kann sich beim besten Willen nicht daran erinnern, je mit einem Zwerg unterwegs gewesen zu sein, außer bevor sie dieses neue Festland erreicht hat.

Imizael findet Elandrions Beschreibung sehr passend und ist nun vollends davon überzeugt, dass der Elf keineswegs ein brutaler und grausamer Mörder sein kann. "Es freut mich, dass Ihr nun ein schöneres Leben führen könnt und hoffe, dass es bis zum Ende Eures Lebens so bleibt." Imizael lächelt fröhlich und nickt schließlich. "Ja und jetzt wird es Zeit, endlich eine Audienz beim König zu erbitten. Ich möchte wissen, ob ich wirklich diejenige bin, die Ihr sucht, und ich will wissen, was ich vergessen habe und wie viel Zeit vergangen ist."

"Es sagt mir tatsächlich nichts, aber ich wäre erfreut, sehr viel mehr über Euer Land zu erfahren." Kurz will Imizael sofort zu ihrem Schreibzeug greifen, lässt es aber doch bleiben, denn immerhin haben die beiden ja etwas vor und für längere Gespräche ist mit Sicherheit später auch noch ausreichend Zeit. "Was mich betrifft, ist es schwer, einen Anfang zu finden. Ich habe vieles von dem, was ich gesehen habe, leider nie aufgeschrieben, obwohl ich immer darum bemüht war. Ich könnte Euch wahrscheinlich stundenlang Legenden aus der Welt erzählen. Aber das Erste, was ich nach meinem Fortgang aus meiner Heimat sah, war Elend und ich weiß nicht, ob Ihr mehr davon hören möchtet." In Imizaels Gesicht zeigt sich der Ausdruck von Traurigkeit und Hilflosigkeit, als sie sich daran erinnert, was damals, nach ihrem Fortgang geschah, und was sie - vielleicht aufgrund ihrer Herkunft - immer wieder verfolgt hat.

"Dann scheint es mir beinahe, als sei Carvahall genau der richtige Ort für einen Neubeginn. Aber sagt, wo liegt eure Heimat genau, Elandrion? Vielleicht kenne ich sie ja sogar. Ich bin eine Weile herum gekommen und habe Geschichten aufgelesen." Imizael will mehr über Elandrion erfahren, ohne ihn aber auf die schlimmen Ereignisse, die in seiner Vergangenheit liegen mögen, direkt ansprechen zu müssen. Sie will ihn nicht unnötig quälen.

"Ja, doch, ich glaube, bei meinem Namen bin ich mir sehr sicher." Imizael überlegt kurz, aber so sehr sie sich auch ihren eigenen Namen auf der Zunge zergehen lässt, er ist ihr vertraut und selbst nach dreißigfachem, stummen Aufsagen kommt er ihr in keiner Weise fremd vor. "Doch, mein Name ist Imizael Calaudra und da bin ich mir hundertprozentig sicher." Sie fährt sich durch die Haare. "Aber ob der König je von mir gehört hat, das wage ich zu bezweifeln...wobei, wenn es so ist, wie Ihr sagt, dann kennt er mich ja vielleicht doch. Hm...also irgendwie ist das alles sehr verwirrend."

"Natürlich, da müsst Ihr doch nicht fragen." Imizael deutet lächelnd auf den Stuhl ihr gegenüber. "Und Ihr werdet staunen, ich habe unser Gespräch nicht vergessen. Was allerdings in den letzten Wochen geschehen ist, ist mir trotzdem noch nicht eingefallen. Sagt, werden wir denn einfach so zum König durchkommen? Habt Ihr schon eine Besprechung vereinbart?" Imizael kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie einfach so in den Thronsaal spazieren können.

"Das sieht doch gut aus. Anscheinend leide ich nicht permanent an einem Gedächtnisverlust. Wäre auch seltsam, sonst hätte ich mich wohl weder an meinen noch an deinen Namen erinnert, Adri. Trotzdem finde ich das merkwürdig. Ich bin gespannt, was bei dem Gespräch mit dem König heraus kommt." Imizael beginnt, sich für den Besuch beim König vernünftig herzurichten, wäscht sich, beschnuppert ihre Kleidung, die äußerlich zwar schon bessere Tage gesehen hat, aber an sich doch recht gut riecht, und achtet besonders auf den Sitz ihrer Habseligkeiten, damit diese nicht wie bei einem Dahergelaufenen an ihrer Seite baumeln. Schließlich nimmt sie Adri auf und geht in den Schankraum, um dort hoffentlich auf Elandrion zu treffen, so wie es der seltsame Elf versprochen hat.

Imizael fährt sich durch die Haare und sieht zur Decke des Wirtshauses empor. Sie wüsste zwar nicht, warum sie nach einer unterirdischen Stadt hätte suchen sollen, aber sie kennt sich gut genug, um zu wissen, dass sie sich ständig und vor allem unheimlich gern in Gefahr bringt. Sie lächelt bei dem Gedanken, auch wenn es wohl alles andere als lustig ist. "Aber das hat hoffentlich Zeit bis morgen, oder? Ich glaube, ich ziehe mich erst einmal auf mein Zimmer zurück. Wäre es Euch recht, wenn wir uns morgen gegen acht Uhr hier im Schankraum treffen und gemeinsam frühstücken?"