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« am: 16.03.2014, 17:00:06 »
"Versagt.", schoss es Ochnar durch den Kopf: "Versagt." Er spürte ein merkwürdiges Kribbeln an seiner Wange. Als er mit seiner Hand an seiner Wange entlangfuhr spürte er, wie das Blut aus der Wunde an seiner Braue anfing zu gerinnen.
Die erste Loyalität gilt ihrem Schutzherrn und Gott - dem mächtigen Asmodeus, erster der Gefallenen, Prinz der neun Höllen, unser Vater in der Tiefe. Sie werden ihr möglichstes tun um seine Anbetung und seinen Ruhm zu verbreitern. - "Versagt.", ging es Ochnar durch den Kopf.
Kein einziger Mensch mehr huldigte seinem Meister durch sein dazutun. Kraftlos fiel seine Hand wieder in seinen Schoß zurück. An seinen Finger sah er Rest von getrocknetem Blut. Als er das Blut in seiner Hand sah glitt sein Geist wie automatisch zu dem Tag zurück an dem er den Vertrag mit seinem Blut unterzeichnet hatte. Sie waren aus dem Labyrinth gekommen, frisch aus der Prüfung, bei der er schon fast sein Leben gelassen hätte. Selbst dort hatte er fast versagt.
Die vierte Loyalität gilt ihnen selbst höchstpersönlich. Asmodeus ist der Herr der Ambitionen und jeder der ihm dient soll danach streben bedeutsam und mächtig zu werden, solange dies nicht im Widerspruch zu der Ersten, Zweiten oder Dritten Loyalität steht. An ihrer Schwäche werdet ihr die Unwürdigen erkennen. - "Versagt."
War es vielleicht einfach anders als Ochnar es gedacht hatte? Würde nicht er die Unwürdigen durch ihre Schwäche erkennen, sonder würde er durch seine Schwäche erkannt werden? Immerhin hatte er sich nach Balentyne führen lassen, wie ein Schaf auf die Schlachtbank. Zwar hatte er geglaubt er könnte einfach entkommen, doch die Unwürdigen würden an ihrer Schwäche erkannt werden. Er war geflüchtet und war dumm genug gewesen sich erneut stellen zu lassen. - "Versagt."
Er hatte versucht seine Gegner zu töten und hatte sich schlagen lassen. - "Versagt."
Zwar hatte er den Trank den sie ihm gaben neutralisieren können, doch war er zu arrogant gewesen um diesen Vorteil vernünftig aus zu nutzen. Zwar wussten dies Iomedaebastarde nichts von seinen wirklichen Mitverschwörern, doch war er nach wievor gefangen. Sobald sie merken würden, dass das Lager von dem Ochnar gesprochen hatte nicht existierte würden sie auch wissen, dass er in allem anderen gelogen hatte. - "Versagt."
Mühsam schüttelte er seinen schmerzenden Kopf um die Gedanken los zu werden, aber es gelang ihm nicht. Er war im Moment der einzige, der ihren Kreuzzug auffliegen lassen könnte. Ein Gedanke drängte sich ihm auf. Beleibe kein angenehmer Gedanke. Hatte nicht er bei seinem Leben und noch viel schlimmer bei seiner Seele versprochen seinem Herrn zu dienen? Wenn sie das Lager nicht fanden würden sie ihn weiter befragen und letztendlich nach Brandmark bringen. Er war des Todes.
Bei seinem Leben und seiner Seele. Sein Leben war verwirkt. Er hasste sich selbst für seine Schwäche, aber nur er hatte sich in diese Situation gebracht, es gab niemanden dem er hätte die Schuld geben können, außer sich selbst. Bei seinem Leben und seiner Seele.
"Leihe mir deine Kraft.", murmelte Ochnar leise die Anrufung des Gefallenen: "Ich werde nicht um Gnade winseln ob meiner Verfehlungen." Der Halbork war sich den blicken des Hauptmannes und der Wache gewahr. Doch sie würden nicht schnell genug reagieren können. Bei meinem Leben und meiner Seele. "Ihr werdet sterben.", sprach er während er den Hauptmann direkt anschaute. Diesmal war er sich sicher keine Lüge zu sprechen. Ochnar würde es nicht mehr erleben, aber der Hauptmann, sie alle würde sterben. Dafür würde das Herr der Schrate sorgen und der Nexusknoten, solange ihnen Asmodeus gewogen blieb. Ächzend vor Schmerzen stand er auf. Seine beide Hände hingen fast leblos links und rechts neben seinem Körper. Er atmete tief durch und schloss kurz die Augen um Kraft zu sammeln. "Ihr werdet alle sterben.", murmelte er erneut, wie um sich selbst Kraft zu geben, die Kraft, die er brauchte um das zu tun, was er sich vorgenommen hatte.
Ein letztes Mal in diesem Leben öffnete Ochnar die Augen, während seine Hände nicht mehr still stehen konnten. Sie woben die magischen Fäden, wie er es gelernt hatte. Schnell und zielsicher zeichneten sie Symbole in die Luft. Seine linke Hand leuchtete bläulich. "Die kalte Berührung." schoß es ihm durch den Kopf während seine linke Hand sich unaufhaltlich seinem Herzen näherte. Seine rechte Hand leuchtete rot, Flammen bildeten sich um seine Fingerspitzen. Kälte um sein Herz, Feuer in seinem Hals. Unerträgliche Schmerzen plagten seinen Körper für den Bruchteil einer Sekunde. Um Ochnar wurde es schwarz. Er stieß ein letztes Asmodeus hervor bevor er auf dem Boden aufschlug und seinem Odem aushauchte.
Vor seinem inneren Auge tauchten Flammen auf, unaufhaltbar kamen sie näher. "Versagt.", schoss es ihm durch den Kopf bevor die Flammen ihn erreicht hatten.