Ngubani hatte das nahende Knacken im Unterholz längst gehört, aber sein Talisman verriet ihm, dass es sich zumindest nicht um Goblins handelte. Der dilettantische Versuch des Schleichens sprach eher für Amniten, und tatsächlich, wenig auf die eigene Sicherheit bedacht erspähte er zwischen den Bäumen weitere Tyrannosanhänger, die aus dem Berg der Schädel flohen. Ngubani huschte außerhalb ihres Sichtfeldes näher an die Menschen heran und erkannte, dass es sich um eine kleine Familie handelte: Mann und Frau hielten sich im Arm und versuchten sich gegenseitig zu stützen, während sie sich mühevoll voranschleppten. In einem Bündel trug der junge Mann einen Säugling bei sich, der aber offenbar schon so geschächt war, dass er nicht mehr durch Schreien auf die Armen aufmerksam machte. Die Jüngsten traf es immer zuerst, Ngubani hätte das Fleckfieber als Kleinkind auch beinahe getötet, aber seine Leute raffte die Rache des Dschungels nicht so schnell dahin wie die Leute hier, die Goblins hingegen kannten die Krankheit nicht. Die rote, aufgedunsene Haut der beiden, ihr zittriger Gang, im Hafen von Nyranzaru hätte man sie sofort in die Sümpfe gejagt.
Schließlich waren sie so nahe heran, dass man die blau angelaufenen Einstichstellen erkennen konnte, und der chultische Krieger bemühte sich, ein paar Worte aufzuschnappen, auch wenn ihm die Sprache der Fremden immer noch ziemlich amnisch vorkam.
"Glaub mir, Liebes ... nur nach Nashkell ... werden uns nicht finden ... sicher in Nashkell ... dort gibt es keine Goblins ... werden einen Arzt finden ... die Goblinkönigin ... Heilmittel! Tyrannos wird uns rächen, Liebes!"Das Kind war so gut wie tut, aber die beiden sahen jung und kräftig aus, bis Nashkell würden sie es eventuell schaffen. Es war den Leuten dort nicht zu wünschen, aber so lang sich hier noch keine Gelegenheit geboten hatte, die Gor zu erwischen, war er hier gebunden. Doch nicht nur, dass sein Ziel seit dem ersten Angriff panisch um seine Sicherheit besorgt war. Auch war es nicht mehr möglich, sich dem Berg zu nähern, ohne in eine Kollonne Goblins zu laufen, die sowohl aus den Zwillingstürmen als auch den drachenbeherrschten Urwäldern im Norden und Osten nach Araugul, "Goblinberg", strömten, der Hauptstadt im neu ausgerufenen Goblinreich von Omvurr Gor, wobei das Wort Omvurr wohl bedeutete, dass sie sich als Königin aller Goblins in Amn betrachtete.
[1]
Der Inquisitor in den Goldenen Türmen Waukeens, des hohen Heiligtums in Athkatla, erwartete die Brieftaube am Erker seines Gemachs. Die Federzeichnung des Tieres verriet ihm, dass er Nachricht von seinem Spion bei den Zwillingstürmen erhalten würde. Nunja, von 'seinem' Spion konnte eigentlich nicht die Rede sein, aber der gute war ein frommer Diener der Herrin.
"Höchst verehrter Inquisitor,
es freut mich in höchste Maße Eurer Seligkeit mitteilen zu dürfen, dass meine Ermittlungen im Auftrag des Konzils der Fünf ergeben haben, dass Anhänger Cyrics des Irren tatsächlich aus den Zwillingstürmen verbannt sind, und ihr profaner Kult in Zukunft nicht mehr Waukeens strahlenden Glanz in Amn befleckt.
Überdies denke ich, dass die Sorgen des Konzilsmitglieds Selemchant, der die Untersuchungen anstieß, unberechtigt sind, von den Goblins ginge eine Gefahr für unsere Gemeinde aus. Ich konnte keine Hinweise auf Ausübung arkaner Praktiken der angeblichen Goblinhexe ausmachen, und halte die Vorstellung unter uns gesagt für abwegig, dass Goblins zu so etwas überhaupt kognitiv in der Lage seien.
Die Goblins scheinen sich dauerhaft in den Zwillingstürmen eingerichtet zu haben, aber gleichzeitig berichten meine Kontakte in Nashkell und Crimnor, dass die Straßen sicherer vor ihren Plünderungen geworden sind, ich denke, die Gefahr die nunmehr vor dort ausgeht lässt sich vernachlässigen.
Mit ergebenen Grüßen, im Auftrag des Konzils der Fünf und zur Ehre Waukeens – Ihr kennt mich."[2]