[1]Eigentlich hattte Libarus sich über die Einladung in den Palast gefreut; denn er war sich sicher, für seine Hilfe im Kampf endlich die Erlaubnis zu bekommen, seine Forschungen aufnehmen zu können.
Nur zu gut erinnerte er sich noch an die Schlacht. Er und sein Trupp hatten es den Angreifern so richtig gezeigt. Denn ihre kleine, mobile Gruppe aus plänkelnden Fernkämpfern war wie ein Stachel, der das Fleisch des feindlichen Heeres immer da getroffen hatte, wo es am Schmerzhafteste war. Immer wieder waren sie aus dem Nichts in der Flanke oder dem Rücken des Feindes aufgetaucht und hatten dort für Unruhe und herbe Verluste gesorgt. Dann waren sie wieder verschwunden und hatten das gegnerische Heer verwirrt und verängstigt zurückgelassen, auf den nächsten Schlag wartend. Sein Lächeln wurde bei dem Gedanken breiter.
Und nun wollte ihn der Governeur sprechen.
Aber schon als er beim Schloß ankam, bemerkte er, daß er sich wohl geirrt hatte. Auch andere bemerkenswerte Kämpfer waren anscheinend geladen worden. Ging es nur darum, einen Orden zu erhalten?
Libarus hoffte, den Governeur dann wenigstens anschliessend sprechen zu können.
Und nun stand er in einem Zimmer mit den anderen und wurde gemustert.
Er wußte wie er aussah.
Eine abenteuerliche Gestalt war er. Feste Lederstiefel gingen in eine ebenso feste Lederhose über, beides für Reisen in der Wildnis mehr als geeignet. An seinem Gürtel voller Taschen hingen noch Rapier und Peitsche auf der einen und ein kleiner Köcher plus leichter Armbrust auf der anderen Seite, fast verborgen durch die etwas längere schwarze Wildlederjacke. Diese war über eine violett-silberne Brockatweste geworfen, unter der wiederrum ein festes graues Leinenhemd zu erkennen war. Gekrönt wurde sein Ensemble durch einen breitkrempigen Hut, den er jetzt in der behandschuhten Hand hielt, wodurch das dünne Stirnband sichtbar wurde, in dessen Mitte ein Edelstein befestigt war.
Sein Gesicht zeigte einen entspannten, freundlichen Ausdruck, der etwas durch die Augen beeinträchtigt wurde. Denn diese sahen wie zwei schwarze Perlen in den Augenhöhlen aus, was an den dunklen Linsen lag, die er trug. Deutlich war zu erkennen, das Libarus ein Mischling war. Seine offenen, langen, leicht gewelllten Haare zeigen ein helles Braun, ebenso wie sein langer, herabhängender Schnurrbart. Seine Züge zeugten von ulfischen wie varisischen Vorfahren, jedenfalls für jene, die sich mit so etwas auskannten.
Und man sprüte fast körperlich, das diesem Mann nicht viel entging, das in seiner Umgebung geschah.
Libarus wartete darauf, was der Governeur zu sagen hatte und betrachtete ebenfalls die anderen Anwesenden.