Rurik wäre auf der Bestattung fast der Bart abgefallen, als er sah dass Fane in Wirklichkeit eine Frau gewesen war. Sicher war er erst wenige Tage bei der Gruppe von Leuten, denen er mitunter sein Leben zu verdanken hatte. Dennoch wunderte sich der Zwerg über seine Auffassungsgabe und dass ihm in all der Zeit nichts aufgefallen war. Und genau die kurze Zeit der gemeinsamen Reise mit dem überraschenden und traurigen Ende zugleich, ließen den Zwergen stumm bleiben. Er hätte auch keine besseren Worte als der Priester in Grünnest finden können, also schwieg er lieber.
Kaum waren sie gen Elturel aufgebrochen, durchströmte ihn neue Kraft. Er war bereit sich diesem Kult erneut zu stellen, besonders nach dem Jades Tod. Dieser grausame Moment sollte nicht umsonst gewesen sein, soviel stand fest. Und er beschwerte sich auch nicht, als sie mit Pferden weiterreisten. Sein Pony war ihm wohl gesonnen und somit ging die Reise zumindest um einiges schneller. Durchaus beeindruckt folgte der reitende Zwerg dem von weithin erkennbarem Licht über Elturel.
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Im ging das Herz auf als sie nach etlichen Tagen der Reise endlich in Elturel ankamen. Das prachtvolle Licht hoch über der Stadt war beinah wie ein Leuchtturm. Ob es wohl auch die verlorenen Seelen zurück auf den richtigen Pfad bringen würde? Rurik war stark davon überzeugt. Auf dem Weg durch die Gassen versuchte er sich den Weg einzuprägen, aber es gelang ihm nicht. Nicht in der kurzen Zeit. Dennoch fühlte er sich nicht unwohl zwischen den steinernen Gebäuden und dem einen oder anderen Zwerg den er zu Gesicht bekam. Es waren nicht so reichlich wie in seiner Heimat dem Großen Riss, aber er begnügte sich mit dem, was er kriegen konnte.
Als sie des Abends in der Kaserne des Ordens des Panzerhandschuhs Zuflucht fanden, ging dem Zwerg das Herz auf. Er konnte sich in der ganzen Stadt keinen passenderen Ort zur Ruhe vorstellen: um ihn herum gab es mehr als genug treue Anhänger Torms und zugleich Mitglieder des Ordens, die dem vermaledeiten Kult am stärksten zusetzten. Also unterzog er sich einer, für zwergische Verhältnisse, gründlichen Reinigung und begab sich zur Nachtruhe. Es war seit vielen Nächten die erste, ohne dass er Wache halten musste. Am nächsten Morgen wurde er mit den ersten Sonnenstrahlen wach, legte seine Rüstung an und stärkte sich am reichhalten Mahl der Kaserne. Einfach wunderbar!
Wieder mit den Kameraden vereint in der großen Halle, wartete er gespannt auf die kommenden Geschehnisse. Ihm gefiel es sehr unter solch einer treuen und anständigen Gesellschaft zu sein. Doch was sahen seine Augen dort? Eine Südländerin? Welche Fähigkeiten sie wohl besaß, die man nicht mit einer aus der Gegend stammenden Frau abdecken konnte? Doch dann scholt er sich für seine Torheit. War er nicht selbst weit aus dem Süden angerückt um sich gegen den Kult zu wehren? Schließlich musste jeder dort auftauchen, wo der eigene Feind lauerte. So ließ er den Blick weiter schweifen und starrte sicher einige Augenblicke auf die bullige Gestalt rechts nebem dem ehrenwerten Onthar Frume. Da traf ihn beinah der Schlag. Ein Weib, entsprungen aus der Unzucht eines Orken und eines Menschen? Hier an diesem Ort? Zu allem Überfluss trug sie auch noch einen Hemd mit dem Symbol des einen Herrn. Wie steckte das ineinander? Rurik kniff die Augen zusammen und funkelte die Halborkin herausfordernd an, hielt aber Stille was seine Vorurteile anging. Schließlich war er hier Gast und wusste sich zu benehmen. Es würde sich schon alles aufklären.
Und so lauschte er der Ausführung des Großmeisters, gefolgt von der brauchbaren Erzählung des Halblings. Gespannt war bereits jetzt, auf die Neuigkeiten die Frume hoffentlich noch zum Besten geben würde.