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Nachrichten - Lîf

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Dalaran / Das Glück des Tüchtigen
« am: 25.08.2017, 14:44:04 »
Diplomatie für die unbekannten Flüchtlinge in ihrem Versteck: 1d201d20+4 = (12) +4 Gesamt: 16

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Rûngard-Saga / Im Methaus zu Hóp
« am: 25.08.2017, 14:33:22 »
Damit gehe ich völlig konform. Wie wäre es, wenn Lîf bei einem Rechtsstreit zwischen Mann und Weib aus einer mütterlichen Regung heraus lautstark die Position ihrer Geschlechtsgenossin verteidigt? Sie könnte traditionswidrig ein Rederecht vor den versammelten Clansmännern fordern oder schlicht die offenkundig im Unrecht befindliche Partei unterstützen - Sexismus muss ja nicht immer nur in die eine Richtung gehen. Und gerade für Tristan als Verkünder und Bewahrer von Recht wäre es ein ziemliches Ärgernis, wenn ausgerechnet sein Weib da aus der Reihe tanzt. Und sei versichert, mit vernünftigen Argumenten ist da bei ihr nix zu machen :D

EDIT: Klasse Idee, das mit den Kontinuitätsmerkern!

528
Dalaran / Zum silbernen Drachen
« am: 24.08.2017, 14:11:51 »
Wenn niemand sonst möchte, übernehme ich das mit einem diplomatischen Versuch gern in meinem nächsten Post.

529
Rûngard-Saga / Im Methaus zu Hóp
« am: 24.08.2017, 12:11:26 »
Über den vergnüglicheren Dingen hier bin ich aber mit dem Ausarbeiten der Rechtsprechung in den letzten Tagen nicht vorangekommen - Stand ist also: halb fertig. Bevor es hier einen zweiten Tag geben kann, müsste ich das ausarbeiten. (2. Tag = Gesetzesvortrag + erste Verhandlungen.) Außerdem muss ich die Hauptgruppe endlich mal in den Keller bekommen, da hängt's ja gerade etwas. Sprich, wenn wir hier den Abend fertig haben, wird's wohl erst mal eine kurze Pause geben.

Alles klar und logisch :)


Apropos, inzwischen haben drei Göttergatten, die bei ihren Frauen am Schürzenzipfel hängen (der schöne Karl) bzw. sie ganz schrecklich lieben und alles für sie tun würden (Tristan, Egil) - vielleicht sollten wir uns bei nächster Gelegenheit, nur so zum Ausgleich, auch mal ein paar weniger erleuchteten Herren probieren. Damit die Erleuchteten umso heller leuchten. :)

Ich werde daran denken und habe es gerade bei Egil ein wenig korrigiert, der vielleicht einfältig und gutmütig sein mag, aber auch nur einen endlichen Geduldsfaden hat :wink:

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Rûngard-Saga / Das Disenthing
« am: 24.08.2017, 12:08:21 »
Die Stimmen der drei Weiber klingen um sie herum auf, die Worte fliegen durch das Dämmerlicht, Lîf wirbelt um ihre eigene Achse, schwebt umher – und immer mehr verdichtet sich in ihr das Gefühl, dass dies alles gut ist, wie es ist. Die Dinge müssen so sein: die Höhle, die Düsternis, die drei Weiber, sie selbst... Vertrauen auf die führende Hand der großen Mutter breitet sich in ihr aus, macht sie ruhig, gelassen und sogar ein wenig fröhlich. Singen möchte sie wie das kleine Mädchen, das sie ein paar Atemzüge zuvor noch war, ihre Zöpfe fliegen lassen in einem ausgelassenen Reigen. Ja, sie beginnt zu verstehen..! Nicht, wie andere verstehen, die Gaya nicht so lieben und dienen wie sie, wie die Mannsleute zu verstehen glauben, mit ihren kümmerlichen Gedanken, die niemals die ganze Herrlichkeit Ihrer Schöpfung werden erfassen können! Nein, sie versteht mit dem Herzen, verschmilzt mit den drei Weibern, mit der Erde, dem Schoß der Mutter, der sie umgibt, wird in einem Herzschlag zum Weib, zur Schwangeren, zur Mutter und endlich zur Greisin, ehe sie zu Ihr zurückkehrt und aus Ihr neu geboren wiederkehrt, die Welt mit einem lauten Schreien begrüßt, an einer großen, nährenden Brust Kraft schöpft, zum Mädchen wird, zur Jungfrau und wiederum zum Weib...

Und die Worte der drei hallen in ihrem Kopf wieder. Zwei lange verfeindete, entfremdete Geschlechter vereinen... was mögen sie meinen? Versöhnung? Die Zukunft... ihre Zukunft – mit ihm..? Neugierig bewegt sie sich auf das Licht zu, die riesige, wundervolle, mächtige Ulme, breitet die Arme aus und jauchzt vor Freude! Dann hält sie inne, als ihr Blick auf den Rotschopf vor ihr fällt. Ein Spiegelbild ihrer selbst..? Und plötzlich erkennt sie die Halskette, weiß, wer das Weib vor ihr ist und was ihr Hiersein bedeutet! Es tut weh und ist schön zugleich: Der Schmerz darüber, dass die Großmutter ihre Welt verlassen musste, mischt sich mit der Erkenntnis, dass sie nun zurückgekehrt ist zu ihrer aller Mutter und darauf wartet, erneut geboren zu werden. "Großmutter..!" ruft Lîf, breitet die Arme wieder aus und eilt auf sie zu, kniet vor ihr nieder und umarmt sie, herzt sie. "Großmutter!" schluchzt sie, salzige Tränen vor Freude wie vor Trauer vergießend. Dann sieht sie an dem jugendlichen, kräftigen Weib mit den alten Augen auf und flüstert: "Bist du meine Seelenschwester..?" Und ihr Blick gleitet von dem lächelnden Gesicht im Kranz seiner roten Locken hinauf an dem borkigen Stamm, zu den knorrigen Ästen mit ihrem dichten Laub. [/b]"Weißt du es denn nicht, kleine Ulmentochter?"[/b] fragt die Großmutter sie mit nachsichtigem Lächeln und streicht ihr über die Wange.

Ulmentochter... hallt es durch ihren Geist, und die majestätischen Zweige neigen sich in einer leichten Brise, scheinen ihr zuzunicken...

Dann streicht die Hand der Großmutter sanft über ihre Augen, ihre Lider sinken unwiderstehlich hinab, und sie fällt in einen tiefen Schlaf...

~~~

Die Alte kichert. "Das wäre es... Inga ist nicht böse, aber ein sehr dummes Ding. Sie versteht wenig, plappert viel, und oft genug auch das Falsche. Nun..." seufzt sie gespielt, "...ihr Mann ist schweigsamer, aber mit seinem Verstand kann er ihr wohl das Wasser reichen. Die Große Mutter schenkt jedem Menschenkind das passende Gegenstück." Und es ist schwer zu erkennen, wie viel von ihren Worten die greise drudkvinde ernst meint und wie viel im Scherz. Mit einem leisen Ächzen lässt sie sich in den Lehnstuhl sinken und befestigt die kleine Pinzette wieder an ihrer Schürze. "Dummerjan" brummt sie dann auf Tristans Fragen. "Glaubst du denn, ich würde mir herausnehmen, sie so einfach zu verurteilen wie diese ewig angsterfüllten, schnatternden Hühner?!" Mürrisch winkt sie ab. "Brauchst mir nichts zu erzählen, ich kenne sie, all die Ingas... machen sich selbst und ihre Männer ganz verrückt mit dem dummen Gerede!" Dann legt sie Tristan eine verwelkte Hand auf den Unterarm und sagt ernst: "Glaube mir, mein Junge: Sie wird nicht bestraft. Im Gegenteil: Sie ist auf der Suche nach etwas. Etwas sehr wichtigem." Dann lächelt sie, und ihr Gesicht ist von tausend kleinen Fältchen durchzogen: "Ich weiß. Sie hat ein weiches Herz, auch wenn es zu oft und zu rasch im Zorn entflammt. Sie wird lernen müssen, und du, ihr Mann, musst ihr dabei helfen."

Eindringlich sieht sie Tristan an. "Mach dir keine Illusionen: Es ist nicht leicht, eine Dienerin Gayas dein Weib zu nennen! So manches Mal wirst du sie nicht verstehen, und sie selbst wird sich auch nicht verstehen – aber ihr beide müsst lernen, damit umzugehen. Sie ist das kühle Wasser und das sengende Feuer, die sanfte Liebe und der verzehrende Zorn. Und du, du musst ihr Halt geben. Wird nicht einfach für dich werden, Jungchen" kichert sie und tätschelt seine Hand. "Aber du wirst mit der Zeit lernen, zu unterscheiden: Manchmal braucht sie dein Verständnis und deine Schulter zum Anlehnen, ein anderes Mal deine harte Hand, die sie zurückhält, wenn die Leidenschaft sie mit sich reißt." Schließlich stemmt sie sich wieder hoch und meint: "Red keinen Unsinn, Jungchen! Du hast recht getan, sie mitzunehmen – ihr seid Mann und Weib, sie gehört zu dir und du zu ihr! Du sagst doch selbst, dass sie sich gefreut hat. Schenk ihr Freude, und sie wird dir Freude schenken, wie du sie dir stets erhofft hast. Aber erkenne auch, wenn sie über die Stränge schlägt, und zeig ihr Grenzen auf wie jeder Mann seinem Weib. Habe keine Angst: Sie wird vor Zorn sprühen, doch wenn du es nicht übertreibst, ihre Freiheit nicht ungerecht einschränkst, wird sie es stets einsehen und dir hernach Dank dafür wissen."

Gerade will sie fortfahren und knurrt: "Lass die Leute reden! Was der Wille Gayas ist und was nicht, entscheiden nicht sie, sondern die Große Mutter allein! Deine Lîf muss in vielem noch lernen, sich unterzuordnen, Regeln zu gehorchen, doch der Göttin gehorcht sie bereits, weil ihr Herz stärker ist als ihr Trotzkopf. Mach dir keine Sorgen, sie wird–" In diesem Moment hat sie die Tür zu dem Raum wieder geöffnet, in dem Tristans Weib liegt. Dort, im schweren Rauch der Kräuter, herrscht nun völlige Stille. Doch man hört gedämpftes Wehgeschrei von außen. Auf Esjas fragenden Blick murmelt eine der Mägde leise: "Frau Inga... sie hat glaube ich etwas Ungehöriges über die Sache mit der kleinen Robbe gesagt." Die beiden anderen Mägde sehen zu Boden, doch man kann unschwer erkennen, dass sie ein Grinsen zu verbergen suchen. Sogar die Alte schmunzelt kurz. "Da siehst du, mein Junge: Sie konnte ihr lockere Zunge wie so oft nicht beherrschen, kaum dass sie wieder imstande war, zu reden. Und nun übernimmt der Gürtel ihres Mannes, was ich mit meinem Schweigegebot an sie erreichen wollte. An der Zeit war's ja schon lange, dass der gutmütige Dummkopf sich dazu entschließt! Vielleicht lernt sie dadurch, sparsamer mit ihren Reden umzugehen... jedenfalls bis sie wieder sitzen kann." Mit einem theatralischen Kopfschütteln wendet sie sich Lîf und den übrigen Weibern zu. Tristans Weib rührt sich nicht, doch ihre Lider flattern.

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Rûngard-Saga / Im Methaus zu Hóp
« am: 23.08.2017, 19:15:08 »
Ursprünglich war dies tatsächlich als einfache schamanische Unterweltsreise gedacht, bei der Lîf sich selbst erkennen sollte, so wie du's auch verstanden hast. (Ich dachte halt, Du schreibst die ganze Reise selber...) Aber dann hast Du mittendrin mir wieder den Ball zugeworfen, und ich kann ja eigentlich nicht beschreiben, was Lîf in ihrer innersten Seele findet, sondern nur die äußeren Umstände beeinflussen. Da kam ich nur auf genau zwei Optionen: dass die Trommeln irgendwie Einfluss nähmen oder eben, dass Lîf eine Vision hätte (sprich Ahnengeister). Na ja, so kam es zu den Dreien.

Ich hoffe, das mit dem wechselseitigen Schreiben war ok so. Ich finde es am schönsten, wenn man gemeinsam die Sachen beschreibt und einfach schaut, was dabei rauskommt. Was bisher rauskam, gefällt mir jedenfalls gut :)

532
Rûngard-Saga / Im Methaus zu Hóp
« am: 23.08.2017, 12:36:52 »
Lîf soll doch nach Esjas Worten einen Geist suchen, der ihr sagt, was ihr Seelentier ist - das wird sie nun versuchen.

533
Rûngard-Saga / Im Methaus zu Hóp
« am: 23.08.2017, 11:44:20 »
Ts, ts... :D

534
Rûngard-Saga / Das Disenthing
« am: 23.08.2017, 11:42:45 »
Als die Stimmen plötzlich in der Dunkelheit um sie aufklingen, erschrickt das Mädchen doch. Die eine so voller Hohn beängstigt sie besonders, doch die zweite, belustigte, verwirrt Lîf, und jene dritte, aus weiter Ferne, lässt irgendeine Saite in ihrem Inneren schwingen, so dass ihr ganz weh ums Herz wird... Stumm lauscht sie dem Widerhall der Worte, die hin und her zu fliegen scheinen, krampft ihre kleinen Händchen ineinander, wagt kaum zu atmen. Doch wie die drei Weiber – wer mögen sie wohl sein – so streiten, lachen, spotten, sinnen, wird ihr nach und nach klar, worüber sie sprechen. Und obwohl es stockdunkel ist, fühlt sie ihre Wangen rot glühen. "Aber ich... aber..." versucht sie einige Male mit ihrer dünnen Kinderstimme einzufallen, ohne sich durchsetzen zu können. Orientierungslos schwebt sie durch die Finsternis, jagt den Stimmen nach, die immer wieder an anderen Stellen aufzuklingen scheinen, während sie bemerkt, wie ihre Gefühle sich langsam zu verwirren beginnen, den Stimmen sich anzugleichen. Ja, sie empfindet Zorn und Empörung, wenn die erste spricht, spürt ein spöttisches Lachen in ihrer Kehle aufsteigen, Unverständnis, wenn die zweite sich meldet, und wenn die Stimme der dritten erklingt, wird ihr so weich ums Herz, so warm und sanft...

Dann hat sie das Gefühl, sich an etwas zu erinnern. An etwas, das sie nie erlebte und doch Teil ihrer Vergangenheit ist. Einer Vergangenheit, die sie auch jetzt noch nicht berührt, ja, noch nicht einmal aus weiter Ferne erahnt hat. "Ulmentochter..." wispert sie leise. Der Klang des Wortes hat etwas vertrautes, das sich anfühlt wie ein Lieblingskleid, das man schon lange getragen und liebgewonnen hat, das sich dem Körper angepasst hat und sich nun warm und glatt an die Haut schmiegt. "Ich bin... bin ich... bin ich ihr?" fragt sie in die Dunkelheit hinein. Und sie fühlt wieder den Zorn und die Scham, die Wärme und die Liebe, alles zugleich. "Ich bin... eine von euch" wiederholt sie, die helle, klare Mädchenstimme erhebend, die nun mit einem Mal die Weiten der dunklen Höhle mit ihrem Klang auszufüllen scheint, obgleich sie nicht schreit. Die Wände aus feuchter, fruchtbarer Erde werfen sie zurück, lassen sie tanzen zwischen dicken Wurzeln, großen Steinen und schweren Erdklumpen. Und das Mädchen streckt die Arme zur Seite aus und beginnt ebenfalls zu tanzen.

Leicht wie Libellenflügel breitet sich ihr Kleid aus, entfaltet sich zu einer Blüte aus Stoff, getragen von einem Wind, der nicht hörbar und nicht spürbar ist. Und die kleine Lîf dreht sich um ihre Achse, legt den Kopf in den Nacken, schließt die Augen und lässt sich treiben, eine schwebende kleine Blume mitten im Schoß der Großen Mutter. Die Stimmen der drei Weiber klingen noch in ihren Ohren, sie weiß nicht: reden sie noch zu ihr, oder ist es die Kraft der Erinnerung, die sie am Leben erhält? Ein Lächeln breitet sich auf dem kleinen Gesicht mit den weichen, kindlichen Zügen aus, als sie fühlt, wie sich die widerstreitenden Weiber in ihr vereinen, um ein einziges, facettenreiches und doch harmonisches ganzes zu bilden, das so widersprüchlich erscheinen mag, dass es eine Mannsperson in den Wahnsinn treiben kann, das sich manchmal selbst nicht versteht, das oft mehr nach dem Herzen als nach dem Verstande urteilen wird und doch spürt, dass es von der Großen Mutter selbst so gewollt ist, wie es ist: ein Weib. Ein Weib namens Lîf. Und das Weib öffnet die Augen, die nun die Dunkelheit durchdringen, ein düsteres Dämmerlicht erfassen. Es erinnert sich und beginnt nach einem zu suchen, der ihm sagen kann, was es zu wissen begehrt.

~~~

Röchelnd und würgend bäumt sich Inga unter Tristans Griff auf, kommt aber nicht gegen die Kraft eines Mannes an. Er schlingt seine Arme von hinten um sie, presst sie an die Stuhllehne und gibt so Esja und der Magd genug Spielraum. Die Alte tritt dicht an das panische junge Weib heran, hebt ein Knie und setzt es ihr ohne viel Federlesens am Unterbauch an, nagelt sie mit Tristans Hilfe auf dem Stuhl fest und drückt mit einer ihrer hageren Hände auf die Stirn Ingas, fixiert ihren hin und her zuckenden Kopf. "Jetzt, Mädchen – los doch!" befiehlt sie der sichtlich eingeschüchterten Magd, die es nach mehreren erfolglosen Versuchen schafft, Inga die Holzstäbe in die Mundwinkel zu stecken. Als ihr die Kiefer aufgehebelt werden und sie mit zwangsweise aufgesperrtem Mund bewegungsunfähig auf dem Stuhl sitzt, gehen Ingas krampfartige Zuckungen in ein Zittern und ein ängstliches Gurgeln über. Mit geweiteten Augen, in denen nackte Angst sitzt, sieht sie zu der alten drudkvinde empor. Die brummt leise: "Hab keine Angst, Kindchen, ich helf' dir ja nur..." Das hindert sie aber nicht daran, das kleine, im Licht aufblitzende Metallwerkzeug von dem Kettchen zu nehmen und, mit gerunzelter Stirn und einigen prüfenden Blicken, in Ingas Rachen einzuführen. Tristan spürt, wie sie daraufhin wieder in Panik zu kämpfen beginnt, würgend und mit den Beinen strampelnd.

Esja beugt sich tief über Inga, mahnt einige Male gereizt Tristan und vor allem die blasse Magd, das junge Weib ruhig zu halten, und scheint nach etwas zu suchen. Bange Momente vergehen, in denen auch von den Zuschauern niemand sich rührt oder einen Ton von sich gibt. Nur das gequälte Röcheln Ingas und das Knistern eines kleinen Feuers unterbrechen die Stille. Die weichherzige Gertrud legt Egil eine Hand auf den Unterarm. Der Schmied, dessen großen, knochigen Fäusten so riesige Kraft innewohnt und von dem alle denken, schier nichts könne einen solchen Hünen erschüttern, schaut nun hilflos zu, blass, Schweißperlen auf der Stirn. Er muss sein junges Weib sehr lieben, denn bei jedem Wimmern, jedem Aufbäumen Ingas beißt er sich auf die Lippen, ballt die Fäuste, stöhnt leise.

Da endlich zieht Esja die Hand zurück, hebt das schimmernde Instrument, eine einfache Pinzette, und hält sie triumphierend in die Höhe. Darin kann man im schwachen Licht undeutlich eine Art Dorn ausmachen – eine Gräte, jedoch von ungewöhnlicher Länge. "Das war's – da haben alle bösen Geister ihre Finger im Spiel gehabt" meint die Alte und betrachtet sich das Ding von allen Seiten. "Hatte sich ausgerechnet in den Kehldeckel gespießt..." Die zitternde und röchelnde Inga ist nun erschlafft und bietet Tristans Armen keinen Widerstand mehr. Auf Esjas Nicken hat die Magd auch ihren Mund wieder freigegeben. Totenblass hängt sie auf dem Stuhl. Doch die drudkvinde meint resolut zu dem herbeieilenden Egil: "Nur die Ruhe, Jungchen! Es hätte sie nicht umgebracht. Hat ihr nur das Gefühl gegeben, keine Luft zu bekommen, und da ist das dumme Ding kopflos geworden. Wahrscheinlich hatte sie starke Schmerzen, und vielleicht hätt' sich's auch noch entzündet, auf Dauer." Sie schüttelt brummend den Kopf, als der hünenhafte Mann an Ingas Seite eilt und sichtlich mit Tränen der Erleichterung kämpft.

Doch dann wird ihr faltiges Gesicht bei diesem Anblick weicher, und sie fügt etwas sanfter hinzu: "Na, na, ist ja nun alles überstanden! Bring dein Weib rüber ins Langhaus. Ich mische ihr einen Trunk mit Honig, den soll sie langsam in kleinen Schlucken trinken. Dann sind die Schmerzen bald vorüber." Sie zwinkert Tristan und der Magd zu, während Egil stumm nickt, sein Weib auf die Arme hebt und hinausträgt, an den starrenden Zaungästen vorüber, die von der Alten alsbald hinausgescheucht werden. Nachdem sie auch die Magd wieder in den anderen Raum geschickt hat – die Tristan und ihr noch einen scheuen Blick zuwarf, ehe sie verschwand – wendet sie sich an ihn und meint mit einem bärbeißig wirkenden Schmunzeln: "Ich werde ihr sagen, dass die wunde Stelle schneller verheilt, wenn sie schweigt. Dann steht ihr loses Mundwerk wenigstens mal für ein paar Tage still." Ihr Kichern klingt nicht bösartig, aber es lässt sie für einen Moment fast wie ein junges Mädchen erscheinen, das sich an einem Schabernack erfreut.

535
Rûngard-Saga / Im Methaus zu Hóp
« am: 22.08.2017, 15:23:02 »
Ah, Tristan hat also die schnellere, wenn auch anstrengendere Methode gewählt, um die dumme Nuss zu retten :D Hätte Lîf von ihrem Gemahl auch nicht anders erwartet :wub:

536
Rûngard-Saga / Das Disenthing
« am: 22.08.2017, 11:03:28 »
Unsicher folgt die junge drudkvinde Esjas Anweisungen. Sie zieht Jacke, Schal und Stiefel aus, legt sich auf den Rücken und starrt an die Decke. Die Hände faltet sie über dem Bauch. Dann hört sie der Alten zu, schließt die Augen und überlässt sich mit einem leisen, aber deutlichen "Ich bin bereit" der Stimme ihrer Lehrmeisterin und dem dumpfen Trommelschlag. Kaum erfasst der kurze Tumult ihren träge dahin gleitenden Geist, und schon bald hat sie die Hütte, die anderen Weiber und die gesamte Insel hinter sich gelassen. Stille herrscht, bis auf das regelmäßige Pochen, von dem sie plötzlich nicht mehr sagen kann, ob es die Trommeln sind oder ob die Instrumente schon verstummten und sie ihrem eigenen Herzschlag lauscht. Es ist dunkel um sie herum, obwohl sie das Gefühl hat, die Augen zu öffnen. Dann, ganz allmählich, beginnen sie sich an die Umgebung zu gewöhnen, schälen sich Umrisse aus einem dämmrigen Halblicht heraus. Bäume! Riesige, uralte Bäume, die ehrwürdig und majestätisch über ihr aufragen, weit oben in der Höhe ihre mächtigen Äste ineinander greifen lassen und ein dunkles, dichtes Dach über Lîf bilden, die sich mit einem Mal winzig und unbedeutend vorkommt.

Staunend wandert sie durch diesen Urwald, saugt den Duft in sich auf, hört aus weiter Ferne die Stimmen von Tieren, durchstreift das Unterholz... Da wird ihr plötzlich bewusst, dass sie sich, wie in einem Traum, ganz mühelos bewegt, obgleich sie doch kaum zehn Schritte weit sehen kann, so dicht ist das Unterholz. Und sie blickt an sich hinab, wird sich zum ersten Mal ihrer selbst bewusst, seit sie in diesen verwunschenen Wald kam. Überrascht bleibt sie stehen, muss sie doch feststellen, dass sie gar nicht läuft – sie scheint zu schweben! Hat sie überhaupt Beine? Ihr Kleid, das Brust und Arme warm und weich umfließt, entfaltet sich darunter nach allen Seiten wie eine Blüte, bildet Falten und scheint in einem Wind zu flattern, den sie selbst nicht spürt. Sie kann nicht sehen, wie sie unterhalb ihrer Hüften aussieht, fühlt auch nicht, ob sie Füße auf den federnden, satten Waldboden setzt oder nicht. Neugierig geworden, erforscht sie sich weiter: Nein, das ist nicht ihr Kleid, das sie da trägt – es ist ein Kinderkleid, wie es kleine Mädchen tragen! Staunend betastet sie sich selbst. Keine Schürze, keine Buckelfibeln, an denen die zierlichen Kettchen mit ihren intimsten Habseligkeiten hängen, dem Knochenkamm, der kleinen Nagelfeile, dem Zahnstocher... keines der Zeichen eines erwachsenen Weibes.

Sie schaut sich suchend um, doch es gibt hier nichts, worin sie sich spiegeln könnte, keinen Teich, kein Metall. Also befühlt sie ihr Gesicht, ihren Kopf, und es wird zur Gewissheit: Sie trägt ihr Kopftuch nach Art der Mädchen und unverheirateten Frauen, die Schleife ist unter dem Kinn geschlungen statt im Nacken. Und auf ihrem Rücken ragt unter dem Tuch ein einzelner, dünner Zopf hervor statt der zwei seitlichen Zöpfe des Weibes. Sie ist ein Kind! Wieder? Sie war doch bereits ein Weib, hatte eines Morgens die blutigen Laken auf ihrem Nachtlager gefunden, ja, sie war doch sogar einem Mann vermählt worden – oder nicht?! "Ist da jemand? Wo bin ich? Wer bin ich..?" ruft sie verwirrt in den dunklen Wald hinein, und ihr Stimmchen klingt dünn und hell. Da plötzlich, vor ihr, ragen zwei alte, knorrige Eichen auf. Fast wie runzlige Greisengesichter wirkt die dicke Borke der riesigen Bäume, und Lîf hält inne, um ehrfürchtig an ihnen hinauf zu blicken. Ein Windstoß, den sie nun doch fühlt, lässt ihr Kleid flattern. Warme Luft, die erdig riecht... und dann sieht sie es: Eine große, kreisrunde Öffnung in der Flanke eines Hügels direkt vor ihr. Links und rechts ist sie umgeben von den dicken Wurzeln der Eichen, die einen natürlichen Torbogen zu bilden scheinen.

Dunkel ist es dort drinnen, dunkel und still, und sie ist nur ein kleines Mädchen, allein und wehrlos. Doch sie empfindet keine Angst, noch nicht einmal Beunruhigung. Im Gegenteil: Aus dem gähnenden Loch scheint ihr Wärme zu strahlen, beim Anblick der Öffnung verspürt die kleine Lîf Vertrauen und Zuneigung. Es ist der Schoß der Großen Mutter, warm, fruchtbar, Geborgenheit bietend all Ihren Kindern... "Mama..!" flüstert das Mädchen, streckt die Ärmchen aus und schwebt voller Vertrauen voran in die Dunkelheit...

~~~

Alle Weiber reden durcheinander, Panik scheint sich unter ihnen auszubreiten. Nun werden auch einige der Mannsleute aufmerksam, schauen auf. Doch Tristan ist der Schnellste: Während eines der Weiber loshastet und sich in der Eile beinahe auf die Rocksäume tritt, hebt er Inga hoch und wirft sie sich über die Schulter. Das junge Weib ist ganz schlaff, nur gelegentliche Krämpfe durchlaufen ihren Körper, als sie würgt, röchelt und nach Luft schnappt. Als er in der Priesterhütte ankommt, ist das Weib schon vor ihm hineingestürzt und hat offenbar atemlos die schlechten Neuigkeiten verkündet, denn die alte Esja kommt ihm bereits entgegengehumpelt. Mit einer kurzen, herrischen Geste nickt sie mehreren Weibern zu, die er undeutlich hinter ihr erkennt – und ist das nicht auch seine Lîf, die dort reglos liegt..? Und ist ihr Kopf nicht umgeben von dünnen Schwaden, die aus einem Tiegel unter ihr aufsteigen? Ein schwerer, würziger, aber irgendwie auch betäubender Geruch liegt in der Luft...

Diese fremdartig, ja, aus einer anderen Welt scheinende Szene entzieht jedoch die alte drudkvinde sehr rasch wieder seinem Blick. Mit ernster Miene scheucht sie ihn und eine von drei sichtlich verschreckten Mägden in ein anderes Gemach, das dunkel und kühl erscheint, weit weniger von stickigen Kräuterdämpfen durchwabert als jenes, in dem sein eigenes Weib liegt. Dort bedeutet sie ihm, Inga auf einen mit Fellen behaglich gepolsterten hölzernen Lehnstuhl zu betten, und kniet sich mit Hilfe der kurzgeschorenen Magd neben die halb Bewusstlose. Brummend untersucht sie sie, hebt ihre Augenlider an, während die Magd, ein ängstlich wirkendes, blasses Wesen, das mit vollem Haar wohl durchaus hübsch wäre, die Hände ringt und Tristan erschrocken ansieht. "Mmmmh... verschluckt also? Fischsuppe?" fragt Esja ihn, ohne aufzusehen. Als er bejaht, nickt sie einige Male, greift nach einem kleinen metallenen Gegenstand, der an einem Kettchen von einer der Buckelfibeln hängt, die ihre Schürze halten, und umfasst mit ihrer hageren Hand Ingas Kinn.

"Den Mund auf, Mädchen!" fordert sie, doch Inga, die offenbar nur schlecht Luft bekommt, windet sich, und die Alte hat keinen Erfolg. "Törichtes Ding – ich will dir doch nur helfen!" knurrt sie. Doch Inga, totenblass und in Panik, gehorcht ihr nicht. Oder gehorchen dem jungen Weib die eigenen Glieder nicht mehr? "Du!" wendet sich Esja plötzlich an die aufschreckende Magd. "Hol die zwei hölzernen Stäbe dort hinten von der Bank." Gehorsam eilt die Magd los. An Tristan gewandt meint Esja: "Ich muss ihren Rachen untersuchen. Sorg mir dafür, dass sie stillhält."[1] Die Magd kehrt zurück, hält ihr mit zitternden Händen die geforderten Holzstäbe – schmal und flach, soweit Tristan erkennt – unter die Nase. "Hier" sagt sie schüchtern. "Gut! Er wird sie ruhig halten, und du sperrst mir damit ihren Mund auf, so dass sie nicht zubeißen kann. Hier, an den Mundwinkeln, setzt du an." Die Alte erteilt ihre Kommandos mit ruhiger Stimme. Nichts scheint sie erschüttern zu können.
 1. Ich würde sagen, wenn Tristan Inga festzuhalten versucht, erfordert das ein Kampfmanöver gegen ihre Verteidigung von 11 (ich nehme mal einen GE-Bonus von +1 an), dessen Ergebnis du gern selbst beschreiben darfst. Wenn er sie dagegen festbinden will, macht sie die Standardprobe auf Entfesselungskunst gegen seinen Kampfmanöverbonus + 20, die ich dann in meinen nächsten Post einbauen würde. Geeignete Lederriemen liegen in dem Raum genug herum.

537
Rûngard-Saga / Das Disenthing
« am: 21.08.2017, 12:20:57 »
Ole nickt und meint, noch immer grinsend: "Na, dann ist's ja gut. Das Mädchen ist jung und gesund, irgendwann wird die Große Mutter sie schon segnen. Wenn ein Mann seinen Speer nur tüchtig gebraucht, wird die Jagd auch ein Erfolg!" Sein leises Lachen geht in ein Husten über. Das scheint aber die Laune des Alten nicht trüben zu können. Er stapft neben Tristan her und lässt den Blick der eisgrauen Augen unter den buschigen Brauen mit einer Art bärbeißigen Wohlwollens zwischen dem Ziehsohn und Lîf hin und her wandern. Auf Tristans bewundernde Worte nickt er bedächtig. "Das ist sie fürwahr. Ein prächtiges Weibsbild, mein Junge, und ich gönn euch beiden, dass ihr miteinander alt werdet und einen ganzen Stall voll Kinder zu hüten habt." Denn Nachwuchs gilt nach wie vor als Segen der Göttin – mit jedem gesunden Kind wächst das Ansehen des Vaters und insbesondere der Mutter in der Gemeinschaft.

~~~

Während die Männer um ihn herum trinken, lachen und raue Scherze austauschen, den alten Ole einmal mehr zu einigen seiner anscheinend zahllosen Geschichten von alten Raubfahrten, Unwettern, harten Wintern und durchzechten Nächten auffordern, kann Tristan beobachten, wie die Weibergruppe sich in mehrere kleine auflöst, in denen weiter miteinander getuschelt wird. Während in Gertruds Nähe die älteren, erfahrenen Matronen sich wieder ruhig dem großen Kessel und den knurrenden Mägen ihrer Mannsleute widmen, sitzen einige junge Weiber mit Inga beisammen, die ihr Kind auf dem Schoß hält und von einer der anderen einen hölzernen Becher gereicht bekommt, mit dem soeben etwas dampfende, stark gewürzte Fischsuppe aus dem Kessel geschöpft wurde. Dankbar nimmt sie ihn entgegen, trinkt einige Schlucke und will weiter reden, als sie sich an die Kehle greift und heftig zu husten beginnt. Aufgeregt klingt das Stimmengewirr der Weiber um sie auf, eine nimmt den greinenden Säugling, während zwei andere sich um die junge Mutter bemühen, die zu zucken beginnt und zusehends blasser wird. Der Becher ist aus Ingas Hand gefallen und rollt unbeachtet unter die Bank, auf die sie sinkt. Bei den Männern scheint noch niemand außer Tristan etwas bemerkt zu haben – alle hängen gebannt an Oles Lippen, der gerade berichtet, wie er sein erstes Weib raubte, eine reiche Kaufmannstochter.

~~~

Gehorsam, aber sichtlich unsicher tritt Lîf ein, wie man sie geheißen hat. Vor der alten Esja hat sie einen Heidenrespekt, weswegen sie auch tief ihren Kopf neigt, um ihre Lehrmeisterin zu grüßen. Die beiden Vögel beobachtet sie zunächst mit mäßiger Überraschung, dann zunehmend perplex bei ihrem mehr als eigenartigen Verhalten. Und als einer gar die kleine Robbe auf Befehl zu füttern beginnt, hat sie ganz runde Augen bekommen. "Ein Wunder... ist das das Wirken der Großen Mutter?" fragt sie die Alte in ehrfürchtigem Flüsterton. So etwas hat sie wirklich noch nie gesehen! Sie kann ihren Blick kaum von der bizarren Szene wenden, als sie Esja zum Feuer folgt, wo sie auch vor den Frauen, die ihr vorgestellt werden, den Kopf neigt.

Kaum fällt ihr Blick jedoch auf ihre ehemaligen Gefährtinnen, beißt sie sich auf die Lippen. Sie macht eine Bewegung, als wolle sie zu ihnen treten, und kann sich wohl nur schwer zurückhalten, es tatsächlich zu tun. Gewiss, jeder kennt Leibeigene, auch ihre Familie hatte mehrere Knechte und Mägde, die nicht ihre eigenen Herren waren und auf dem Hof zu helfen hatten. Doch die Heilerinnen, mit denen sie eine enge Freundschaft verband – jedenfalls mit der stillen Julfrid, die die aufbrausende Lîf so oft um ihre Sanftmut beneidet hat... es trifft die junge Frau hart, sie so zu sehen. Vor allem das kurz geschorene Haar der drei treibt ihr fast die Tränen in die Augen. Wie kann ein Weib wohl mehr erniedrigt werden als dadurch, dass man ihr die Haarpracht raubt, die langen Zöpfe, auf die eine jede stolz ist? Doch Esjas Worte lassen keinen Widerspruch zu: Lîf nickt stumm, presst die Lippen aufeinander und senkt ihren Blick, um nicht jenen der Mägde zu begegnen. Insbesondere dem Julfrids, die stumm leidet, wie sie es von ihr gewohnt ist. Ihr eigenes Schicksal hätte dasselbe sein können... Lîfs Gedanken wandern zu Tristan. Er hat ihr dies erspart, indem er sie zu seiner persönlichen Beute erklärte. Fast schämt sie sich in diesem Moment für ihren Stolz, der sie diese Geste nie hat schätzen lassen. "Nein, Mor" spricht sie Esja mit dem Titel an, der ihr von einer Schülerin zusteht, "das möchte ich nicht." Denn er ist gut zu ihr gewesen, besser, als sie hätte erwarten dürfen, gesteht sie sich stumm ein.

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Dalaran / Der Weihort
« am: 21.08.2017, 10:58:38 »
Zwar scheint sich hier niemand einer Zauberei bedient zu haben, um sich vor fremden Blicken zu verbergen, wie Lîf vermutet hatte, und auch was Freydis zu berichten hat, deutet eher auf jemanden hin, der sich mit ganz profanen Methoden versteckt hat. Doch dafür zieht der Rotschopf überrascht die Luft ein, als die nicht erwarteten Auren für die Sinne der Gayadienerin spürbar werden. Als sie die Augen wieder öffnet, liegt noch immer der verzückte Ausdruck auf ihrem Gesicht. Erst mit der Erkenntnis, dass sie nun Rogar ganz offen und mit einem leicht zu missdeutenden Blick anstarrt, errötet sie leicht und schließt den Mund wieder. Dann erinnert sie sich an die zweite Ausstrahlung, die sie wahrnahm, und hält die betreffende Gebetskette mit spitzen Fingern am ausgestreckten Arm von sich. "Tristan..." spricht sie ihren Mann leise an. "Ich glaub', das ist ein heiliger Gegenstand. Er ist von etwas durchdrungen – vielleicht von ihrem Gott." Sie wirkt nicht direkt abgestoßen, ist die Kette doch ein offenkundiger Beweis von Frömmigkeit, aber es scheint ihr doch unangenehm, das kleine Utensil zu halten. Fast wirkt es als biete sie es ihrem Mann zur Verwahrung an. Zudem ist sie noch immer durcheinander. Was war ist dieses herrliche, wundervolle Etwas, das sie an Rogar gespürt hat..?

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Rûngard-Saga / Das Disenthing
« am: 20.08.2017, 12:55:17 »
Zu Tristans Erleichterung – womöglich auch Überraschung – gehorcht ihm Lîf diesmal widerspruchslos. Sei es, dass sein Weib ihm dankbar für sein Zugeständnis ist, sei es, dass die beiden kleinen Wesen, die sie nun trägt, weichere Gefühle in ihr wecken oder die junge Frau schlicht zu sehr fordern: Ihr sonst so schlagfertiges Mundwerk schweigt fürs Erste, und sie marschiert tapfer mit. Ständig ist sie damit beschäftigt, die kleine Robbe zu bändigen oder mit leiser Stimme ein Lied zu singen, um den Säugling auf ihrem Rücken zu beruhigen. Die Seitenblicke, die Tristan während des Weitermarschs nun auf sie werfen kann, zeigen ihm aber ein junges Weib, das ihm ausgeglichener, ja, glücklicher erscheint, als sie war, seit sie geraubt wurde. Ihre Augen strahlen geradezu aus ihrer Vermummung hervor. Ole, der seine Ziehtochter ebenso zu beobachten scheint, knurrt einige Male wie ein satter Bär – grimmig, aber irgendwie doch zufrieden. Dann wendet er sich mit einem Grinsen an Tristan und hält ihn kurz zurück, bis Lîf weit genug voran ist, um ihn nicht zu verstehen: "Unser Einauge ist ein grober Klotz mit einem lockeren Mundwerk. Seine Worte waren grob, aber ich glaube, er hat das rechte getroffen, meine Junge: Sie braucht was Kleines, das ihre Gedanken ablenkt. Sieh dir das Mädchen doch nur an – eine richtige Familie würde ihr Halt geben." Das Grinsen des Alten wird breiter, als er brummt: "Wenn ich so jung wär' wie du und an deiner Stelle, ich würd' jedenfalls schleunigst dafür sorgen, dass mein Weib nicht unglücklich ist – und ich auch nicht!"

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Am Tor angelangt nickt der Rotschopf auf Tristans Worte. Sie ist zu stolz, um zuzugeben, dass sie müde und abgekämpft ist, hat doch das Gewicht von Kind und Heuler zusammen ihren schmalen Körper sehr belastet. Dennoch ist sie dankbar, als Inga ankommt und die Tücher löst, mit denen sie ihr den Säugling auf den Rücken gebunden hat. Sie gibt nicht einmal einen spitzen Kommentar von sich, obwohl Inga ein Gesicht zieht und das Kind an sich nimmt, als befürchte sie, es sei bei Lîf in schlechten Händen gewesen. Die junge Frau ist in einer versöhnlichen Stimmung und ignoriert das beleidigte Schweigen Ingas, um dem Kind mit einem sanften Lächeln nachzublicken. Doch lange hat sie nicht Zeit, sich zu besinnen: Die Robbe vor ihrer Brust zieht noch immer an ihren Armen wie ein Bleigewicht und gibt ein leises Quäken von sich, während sie sich unruhig windet. Keuchend schleppt Lîf ihre Last zur Priesterhütte, wie befohlen, wo sich die einfache Holztür wie von Geisterhand öffnet, noch ehe sie mit einem Ruf auf sich aufmerksam machen kann. In der Türöffnung zeichnet sich eine gebeugte Gestalt in einem einfachen Kleid und einem großen Kopftuch ab, die sie von unten mustert. Lange, schwere Zöpfe, in denen nur noch wenige Strähnen das Goldblond der Jugend zeigen, hängen der Greisen bis fast zu den Knien herab: die alte Esja. Wie so oft fragt sich der Rotschopf, ob ihre Lehrmeisterin ihr Kommen gespürt hat oder einfach über scharfe Sinne und Instinkt verfügt. Verlegen steht sie da, bis Esja brummt: "Na, nun komm schon rein, Kindchen! Wenn du noch lange dastehst und deinen Mund belüftest, wird's ganz kalt hier drinnen..." Blinzelnd schließt Lîf den Mund und gehorcht ihrer Lehrerin.

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Als Tristan in das Langhaus eintritt, umfangen ihn warme, wenn auch recht stickige Luft, mit Rauch und dem Geruch nach Essen, Schweiß und Tieren durchsetzt, sowie die gedämpfte Geräuschkulissen, die zahlreiche Menschen verursachen. Der Innenraum des langgestreckten Gebäudes ist von zwei großen Feuerstellen und einigen Kienspänen mehr schlecht als recht erleuchtet. Er erkennt die Umrisse von Männern, die in Gruppen beieinander hocken und sich unterhalten, aufwärmen, während hinter ihm die Mitglieder seiner Reisegruppe aus der Kälte in die relative Behaglichkeit drängen. Einige Weiber umstehen einen Kessel, der über einem der Feuer hängt. Sie sind damit beschäftigt, für etwas Warmes zu essen zu sorgen. Sie empfangen die ankommenden Weiber und helfen ihnen dabei, deren Gepäck unterzubringen – kurz: sie tun alle anfallenden Arbeiten, während die Mannsleute, deren Pflichten außerhalb des Hauses liegen, müßig sind und sich die Hände an dem Feuer wärmen, das nicht zum Kochen verwendet wird. Ole, dessen narbenzerfurchtes Gesicht vielen bekannt ist, wird lautstark begrüßt und packt diverse Unterarme, um sie zünftig zu schütteln. Die übrigen Männer der Gruppe überlassen den Weibern das Auspacken und gesellen sich zu den Vertretern anderer Siedlungen. Es scheint alles friedlich, bis Tristans Auge die Weiber erblickt, die sich dicht zusammendrängen und offenkundig aufgeregt miteinander wispern. Vor allem Inga, die um einiges später mit ihrem Kind auf dem Arm hineinkam, wird umlagert. Sie erzählt allem Anschein nach, und er glaubt einige Blicke zu sehen, die neugierig, ungläubig, vielleicht auch ein wenig ängstlich, in seine Richtung gehen. Die Worte kann er aus der Entfernung nicht verstehen, doch die Gesten der Weiber sprechen für sich: Es muss um den Vorfall mit der Robbe gehen, und es scheint sie sehr zu bewegen, was Inga und ihre Begleiterinnen zu erzählen haben. Manche von ihnen wirken ehrfürchtig, andere erschrocken, wie sie so zuhören.

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Rûngard-Saga / Im Methaus zu Hóp
« am: 20.08.2017, 11:01:04 »
Übernimmst du dann Tristans Fahrtenbrüder oder Ole oder wer auch immer ihm im Hóper Langhaus Schwierigkeiten macht (Inga, ihr Mann...)?

Mache ich.

Du könntest auch für Dich (bzw. Tristan) auf eine Ereignisliste würfeln, falls Dir nicht schon etwas bestimmtes vorschwebt.

Es schwebt schon :D

EDIT: Post kommt im Laufe des Tages.

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