Doch dem Kämpfer, den Lîf hier so bewundert, schwinden die Kräfte. Mit beiden Händen umklammert er sein Schwert, indes was zuvor noch imposant aussah, wirkt jetzt, als sei ihm die Klinge einfach zu schwer geworden, als dass er sie mit einer Hand heben könnte. Lîfs Heilerinnenblick erkennt sofort: nicht die körperliche Anstrengung lässt von der Stirn dieses Mannes den Schweiß in Strömen fließen, sondern ein Fieber. Und so geht sein fieberhafter Schwerthieb auch hoffnungslos fehl.
[1]Als der gerüstete kleine Mann in den Raum vorprescht, geschehen mehrere Dinge. Erstens: der Zwerg, der einmal Maduk war und offenbar dessen Vorsicht geerbt hat, zögert und überlegt, indem er mehrmals zwischen Rogar und Talahan hin und herschaut, als könne er sich nicht entscheiden, ob er auf sein neues oder sein altes Ziel schießen soll. Die Entscheidung fällt endlich, als sich aus dem Nichts oder vielmehr aus dem wirbelnden Staub ein geisterhafter Adler formt und sich mit dem entrüsteten Schrei geschundener Natur mehrmals auf die Kreatur vor dem Gottesdiener stürzt und dieser eine tiefe Krallenspur über das Gesicht zieht—der nächste Bolzen gilt wieder Talahan. Und geht ein Schritt weit fehl.
[2]Zweitens fällt Rogar selbst etwas auf, gerade wie er auf die Kolkra einschlägt: sie sieht gar nicht mehr so richtig wie eine Kolkra aus (Krallen! Reißzähne! Ausgemergelt bis auf die Knochen, die Züge eine geifernde Totenmaske) und sie bewegt sich ganz anders, kämpft ganz anders. Wie ein Tier. Tatsächlich sieht er in ihren Augen kaum mehr als tierische Intelligenz. Aber sie trägt noch die Knochenkette einer Schamanin.
Drittens stürzen sowohl die Kolkra als auch eine der beiden anderen Kreaturen zähnefletschend auf ihn. Sie scheinen gemeinsam zu handeln, oder so kommt es ihm vor. Eine Krallenhand schlägt seinen Schild beseite, zwei weitere finden Lücken in seiner Rüstung und graben sich tief in sein Fleisch. Dann packen scharfe Zähne ihn im Genick und reißen ihn zu Boden. Vor seinen Augen wird es schwarz.
[3]Die letzte Kreatur aber, obwohl der wilde Angriff des Adlers sie ein Auge gekostet hat und sie sich kaum noch auf den Beinen halten kann, stürzt sich nun gänzlich wie von Sinnen Galle und Geifer spuckend, auf Talahan, ein letztes Mal mit allem, was sie hat. Zwei Angriffe kann der wackere Streiter abwehren, doch ein Krallenhieb erwischt ihn am Kinn: fast wäre es die lebenswichtige Ader im Hals gewesen. Danach klappt die Kreatur röchelnd zusammen. Schaum tropft von ihrem Maul, als sie ein letztes Mal zuckt und dann still liegen bleibt.
[4]Was Rogar, der sich so heldenhaft in die Schlacht gestürzt hat, nicht mehr mitbekommt: seiner Aktion ist es zu verdanken, dass endlich der Weg von der Wendeltreppe in den Raum hinein frei ist.
Pünktlich in diesem Augenblick taucht die Elbin auf dem Absatz wieder auf.