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« am: 07.08.2017, 07:22:47 »
Den Beginn der Eskalation zwischen Lif und Talahan nimmt Rogar zunächs nur am Rande wahr, zusehr ist er mit seinen Vorbereitungen und Gesprächen beschäftigt. Abdos Frage, wie man sich vorbereiten könnte, überrascht ihn etwas, dann grübelt er, wie er es ihm sagen kann, ohne seine frischgewonnene Autorität zu gefährden. Schließlich gibt er auf und beginnt in direkter Art: "Wir sollten unsere Stärken und Schwächen austauschen, um Taktiken im Kampf aufeinander abzustimmen. Für mich gilt: Über große Entfernungen verwende ich meine Bolzenschleuder, nähere Feinde bedecke ich mit Wurfwaffen und im Nahkampf verursache ich größtmöglichen Schaden. Daher überwinde ich die Entfernung ´zum Feind so schnell wie möglich." Eigentlich will er seine Worte fortsetzen, doch es kommt anders.
Tristans Frage beantwortet er, als wenn es offensichtlich wäre: "Das habt ihr richtig verstanden. Wir leben wesentlich länger als ihr." - Mit einem Seitenblick streift der Dain die Elbe. - "Natürlich kann sich an eine Lehre ein Gessllentum und eine Meisterschaft anschließen, die Dauer kommt auf das Talent und den Fleiß an, je anchdem dauert es Jahrzehnte oder Jahrhunderte. Manche verlassen nie den Lehrlingsstand. In die Ehe geht man sekbstverständlich, sobald man eine Familie versorgen kann." Er ist selbst überrascht, wieviel er ihm verrät, aber sich seiner Wirkung zu entziehen fällt Rogar schwer. Die Beschreibung seines eigenen Lebens lässt den Dain nachdenken. Sollte er die Wahrheit erzählt haben, passt es nicht in das Bild, dass die Schriften über Feen beziehungsweise Feennachkommen zeichnen. Aber woher sonst sollten seine Kräfte stammen? Seine Worte zur Beruhigung seiner beleidigten Frau klingen halbwegs vernünftig.
Lifs Einklinken in das Gespräch über den Vergleich der Kulturen beschwört ein schreckliches Bild herauf. Die Menschen scheinen keine geistige Reife zu erlangen in ihrer kurzen Lebensspanne, wenn sie dank ein bißchen Alkohols die Kontrolle verlieren und mit Tötungsabsicht auf ihre Mitmenschen und Vorgesetzten losgehen. Da kann keine Ordnung entstehen und die waren ihre Hoffnung, ja leider ziemlich einzige, dem Dämonenproblem Herr zu werden?! Rogar hofft inständig, dass sein Volk Wege findet, die Menschen nützlich in den Krieg einzubinden, ohne eigene Kräfte darüber zu verlieren. Einiges aus Lifs Worten über Mann und Frau und deren Aufgaben kling teinleuchtend, vor allem, wenn man bedenkt, wie viel schwächer Menschen sind, und anscheinend ihre Frauen erst recht. Nur ist der Dain es langsam leid, dass ihm offensichtlich nicht richtig zugehört wird. Hatte er nicht ausdrücklich gesagt, dass er davon spricht, allen die Möglichkeit zur Verteidigung zu geben? Hatte er jemals davon gesprochen, dass es auch nur einen Dain gäbe, der allein über sein Soldatendasein definiert wird? Wenn die Menschen so aufmerksam zuhören, wundert ihn deren Unbelehrtheit (/-barkeit) wenig.
Tristans Erklärungen zu den Unfreien wirft ein weiteres Schlaglicht auf die Struktur der menschlichen Gesellschaft. Auch wenn Rogar es durchaus versteht, dass nicht jeder bei allem mitreden sollte, ist er verwirrt davon, dass es so klingt, als würden nicht nur Fähigkeit und Wahl die Position der Anführer ausmachen. Wie sollten die Unfreien dann vertrauen haben, dass diese ihre Interessen verteidigen oder vernünftige Kompromisse im Sinne der Gemeinschaft finden? Was dann allerdings geschieht, schockiert ihn regelrecht. Natürlich hat sich Talahan danebenbenommen und eigentlich verlangt das eine Wiedergutmachung, doch geht es zunächst um etwas Kleinliches, und hatte er nicht im Einvernehmen mit dem Sir festgestellt, dass seine urechnungsfähigkeit getrübt ist, so sehr, dass er seine Aufgaben abgeben muss? Und so verständlich es ist, das einMann die Ehre seiner Lady und Familie verteidigt, so peinlch ist es, dass er einen kampfunfähigen Totkranken mit Duell bedroht, in einer Form, die vor Beleidigung selbst sinnvolle Entschuldigungen erschwert. Rogar kann nur den Kopf schütteln - was für Barbaren.
Immerhin zeigt sich - wie von Rogar erhofft - der dunkle Mann als in seine Anführerrolle wachsend. Er mischt sich ein und klärt den Streit- zumindest augenscheinlich und für den Moment. Das die Prioritäten bei der Bekämpfung von Dämonen und Unheil liegen sollten, sieht er auch so. Allerdings lässt ihn etwas anderes Aufhorchen: Dort, wo er herkommt, sein Menschenklan lebt, haben die Dämonen anscheinend schon viel mehr gewonnen. Im Anbetracht der Tatsache, das sie auch keine Dain kennen, diese also dort nicht sind, wenig verwunderlich. Aber es bedeutet auch, dass sie selbst bei einem Sieg hier Expeditionen dorthin ausrüsten müssten, um die Dämonen entgültig zu schlagen und deren Einfluss und Flüche zu brechen. Keine guten Nachrichten. An den anderen Teilen war herauszuhören, dass er noch nicht viel Erfahrung hat und seine Kultur viel verloren hat durch ihren Krieg, deren Ehrverständnis wirkt geschwächt.
Abdos herausforderndem Blick hält er zwar stand, aber ohne Widerworte einzulegen. Fast könnte man seinen Gesichtsausdruck als müde deuten. Leider untergräbt Tristan prompt die Position des neuen Anführers. Offensichtlich muss hier noch Respekt und Vertrauen erarbeitet werden, sind die Kommandostrukturen nicht klar beziehungsweise eindeutig. Rogar hofft, dass dies nicht gerade im schlechtesten aller Momente zu einem Versagen der Gruppe führen würde. Aber er war nicht in der Lage, im Moment daran etwas zu ändern, geschweige denn die Führung an sich zu reißen. Sie kennen einander besser als ihn und umgekehrt genauso. Und so sehr er seine Kräfte für den Erfolg der Mission einsetzen würde, di Verantwortung für eine Menschengruppe, die er wenig kennt und daher kaum führen könnte, will er nicht übernehmen.
Der Gotteskrieger entschuldigt sich, womit der Dain unter den gegebenen Umständen nicht gerechnet hätte. Er beweist entweder die Fähigkeit, sich über die Situation hinaus zu versetzen, oder schlicht geringere Ehre. Im Endeffekt kann es ihm gleich sein, solange die Menschen miteinander auskommen. Er fürchtet allerdings, dass dieser Streit bereits gefährliche Klüfte gerissen hat, die später zutage treten und schwer zu überwinden sein werden.
Zum Schluss gibt es noch eine positive Überraschung für Rogar, ausgerechnet ausgehend von der Berührten. Sie scheint zugehört zu haben und den Verteidigungsgedanken hinter der Waffenausbildung zu sehen. Auch die prakmatische Haltung gegebnüber Gebeten und Flehen wirkt vernünftig.
Immerhin kann er so noch ein paar Notizen über seine neugewonnenen Informationen und Beobachtungen machen, alles andere packen und mit Rüstung, Waffen, vollem Rucksack mit Anhängseln das Bild eines überladenen Lasttieres machen. Trotzdem steht er wie ungerührt auf, spannt seine schwere Armbrust mit der Kurbelmechanik und sieht sich um, ob alle aufbruchbereit sind. Da er, vor allem, wenn die Kampfuntauglichen samt ihrem Schutz Richtung Dorf unterwegs sind, der mit den besten Ortskenntnissen ist, setzt er sich wie selbstverständlich an die Spitze. Seine Panzerung tut das übrige zu dieser Zuversicht.