Irgendwo abseits der Algol-Route - 20 Jahre zuvor:

Blut! Das war der erste Gedanke der Ihm durch den Kopf schoss, als er den metallischen Geruch wahrnahm, der sich langsam aber unaufhaltsam durch die Ritzen des verschlossenen Metallcontainers schlängelte, vor dem er gerade stand. Davion Najjar reckte die linke Faust in die Luft um seinen Begleitern hinter Ihm mitzuteilen, dass sie nicht näher kommen sollten. Die rechte Hand legte er bedächtig um den Griff seiner Pistole und zog diese langsam aus dem Holster.

Als er den metallenen Griff mit einem lauten Knarzen nach unten zog und gleich daraufhin die Tür des Containers aufriss, verschlug es ihm sprichwörtlich den Atem. Er konnte sogleich die Magensäure schmecken die in einem Schwall nach oben stieg und hätte er seinen Kopf nicht von dem Schauspiel abgewandt, hätte er sich direkt vor den Augen seiner Crew erbrochen.

Sein Geruchsinn hatte ihn also nicht getäuscht. Das Innere des Containers glich einem Massaker wie er es in seinen schlimmsten Albträumen nicht zu träumen vermochte. Der Boden war von einem feuchten Spiegel aus Blut bedeckt, der immer wieder von abgetrennten Gliedmaßen durchbrochen wurde.

Das schockierendste für Davion war jedoch die Existenz eines kleinen Mädchens, das zusammengekauert in der hintersten Ecke des Containers saß und langsam immer wieder vor und zurück wippte.

Was war auf diesem Schiff nur passiert?! Wieviele Leute mochten hier bestialisch getötet worden sein? Und wie kann man ein kleines Mädchen von vielleicht gerade einmal 5 Jahren an so einem grauenhaften Ort zurücklassen?

Davion versuchte diese Gedanken von sich wegzuschieben und musste sich regelrecht dazu zwingen den Container zu betreten. Er steuerte auf das Mädchen zu und als er vor diesem stand, streckte er die Arme aus und nahm dieses aus der Blutpfütze heraus nach oben. Das Mädchen reagierte kaum, wehrte sich nicht und gab nicht einen einzigen Laut von sich. Es musste schwer traumatisiert sein. Die Ikonen allein vermögen zu wissen ob diesem armen Geschöpf noch zu helfen war.

Mit dem Mädchen auf dem Arm, verließ Davion mit schnellen Schritten diesen Ort des Grauens und hörte etliche erschrockene Laute, als seine Crewmitglieder das mit Blut durchtränkte Kind sahen.

Wir verschwinden von hier Leute! Was sich auch immer auf diesem herrenlosen Schiff befindet, es soll bleiben wo es ist!"

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Der weitere Lebensweg:

Amira war das einzige Kind an Bord der Excalibur. Nachdem Sie von Davion, dem Captain des Schmugglerschiffs, während einer illegalen Bergungsaktion gerettet wurde, nahm dieser Sie bei sich auf und sorgte sich fortan um sie, als wäre sie seine eigene Tochter. Das Schiff war eigentlich kein Ort für Kinder. Ein wilder Haufen Halunken und Tagediebe, die Ihren Unterhalt mit Bergungsaktionen, Schmuggel und weiteren dubiosen Tätigkeiten verdienten. Doch diese wild zusammengewürfelte Crew war Ihre Familie.
Bereits in jungen Jahren verbrachte Sie mehr Zeit auf der Schiffsbrücke als in Ihrer Kabine und ebenso früh konnte man bei Ihr das Interesse für die Schiffssteuerung ausmachen. So war es nichts außergewöhnliches, dass Said, der Pilot der Excalibur sie immer wieder ans Steuer ließ und Ihr jedes noch so kleine Detail über das Fliegen von Schiffen beibrachte. Sie sog dieses Wissen förmlich in sich ein und wurde im Laufe der Jahre immer geschickter.

Amira lernte das einfache Leben im Weltraum zu lieben und wollte sich gar kein anderes Leben vorstellen.

Eines Tages jedoch änderte sich dieses Leben schlagartig.
Gemeinsam mit Ihrem Vater und einer kleinen Delegation der Crew war sie auf Algol gelandet um dort eine Ladung Chemikalien ohne offizielle Genehmigung abzuholen und zu verschiffen. Bereits als sie das Lagerhaus betraten spürte sie dieses seltsame Kribbeln im Bauch und Ihre Vorahnung, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging stellte sich leider als absolut berechtigt heraus.
Wenige Momente nach dem die gesamte Gruppe im Innern des Lagerhauses war, schloss sich die Tür mit einem Ruck und hinter den Lagerkisten, auf der anderen Seite der Halle traten ein gutes Dutzend bewaffnete Sicherheitskräfte hervor.
Geistesgegenwärtig huschte Amira zur Seite und schaffte es wie durch ein Wunder sich hinter einer mannshohen Ansammlung von Lagergut zu verstecken.

"Keine Bewegung oder wir werden von unseren Waffen Gebrauch machen", dröhnte die dunkle, rauchige Stimme des Sicherheitsoffiziers durch die Halle, gefolgt von einem Funkspruch, den er nicht mehr ganz so laut in seinen Communicator nuschelte. "Wir haben die Schmugglerbande. Das Schiff könnt Ihr abschleppen. Die darauf befindiche Crew sperrt Ihr in den Gefangenentrakt des Kommandoschiffs. Wir kommen mit den restlichen Gefangenen und dann können wir von hier verschwinden."

Amiras Gedanken überschlugen sich, doch hatte sie keinerlei Ahnung wie sie alleine gegen ein Dutzend schwerbewaffnete Sicherheitskräfte bestehen sollte.
Lautlos flossen Ihr die Tränen über die Wange. Da saß Sie nun auf diesem verdammten Planeten, ohne Familie, ohne Schiff, völlig auf sich allein gestellt.