Mijirah kam als Tochter eines schwerreichen dabaranischen Dars zur Welt, seine beiden Ehefrauen behandelten sie allerdings sehr stiefmütterlich, und auch ihre drei Geschwister Fatimah, Abdul und Osman schienen sie nie als eine der ihren anzusehen. Den Grund dafür erfuhr sie erst, als ihre wirkliche Mutter sich ihr offenbarte.
Die Frau, Rabiah, war eine einfache Palastdienerin, der man hin und wieder wenig schmeichelhafte Dinge nachsagte. Zunächst glaubte Mijirah, der Zündstoff der Gerüchte wären Eifersucht und Mißgunst gewesen; als ihre Mutter sie jedoch wiederholt vor Dingen warnte, die wie vorhergesagt eintraten, wurde ihr ganz anders. Mit der Zeit begannen sich noch seltsamere Dinge in Rabiahs Gegenwart zu manifestieren - technische Geräte versagten oder fuhren spontan hoch, Anwesende hörten Geflüster am Rande der Wahrnehmung, Alpträume suchten die Palastbewohner heim. Dar Khattab sah sich gezwungen zu handeln und seine Mätresse zu entfernen - niemand wusste, wohin sie verschwand oder ob sie noch am Leben war. Und niemand schien sich auch nur im Geringsten dafür zu interessieren.
Mijirahs Beliebtheit innerhalb ihrer Familie und des Hofstaates stieg nach dem Vorfall nicht gerade. Obwohl man ihr nie etwaige Anzeichen von Unreinheit oder Besessenheit anlasten konnte, fühlte sie sich mit jedem verstreichenden Tag immer weniger in ihrem Zuhause willkommen. In der Befürchtung, man würde früher oder später gegen sie intrigieren und ihr das Schicksal ihrer Mutter angedeihen lassen, sah sich die Bastardprinzessin, damals in der Blüte ihrer Jugend, nach einem Fluchtweg um.
Der Besuch einer Zenithierdelegation im Palast ihres Vaters kam wie ein Segen der Ikonen. Mijirah freundete sich rasch mit einigen der jüngeren und weniger diplomatisch ausgelasteten Repräsentanten an und überredete sie, sie bei ihrer Abreise inkognito hinauszuschmuggeln. Die Flucht verlief abenteuerlicher, als die Prinzessin erwartet hatte, und ging knapper aus, als ihr lieb war, doch die Ikonen waren ihr gnädig und ihre fürstliche Erziehung und Ausbildung kam ihr zugute.
Der Neuanfang fern vom behüteten Palastleben war nicht leicht; nachdem sie jedoch mehr vom Dritten Horizont gesehen und Freiheit gekostet hatte, wollte Mijirah auch nicht in den goldenen Käfig zurück - zumal sie ganz genau wusste, dass dort giftige Vipern auf sie warteten. Zunächst hielt sie sich an ihre neugewonnen Freunde, bis sie nach einigen Meinungsverschiedenheiten über Geschäfts- und Expansionspraktiken des Konsortiums sich von ihnen trennte und sich darum bemühte, unabhängige und weniger moralisch verwerfliche Geschäfte zu führen. Mit der Zeit gewöhnte sich die ehemalige Bastardprinzessin an das unstete, abenteuerliche Weltallnomadenleben, lernte es zu schätzen und zu lieben. Sie ergatterte ein Schiff, das ihr gefiel, und scharte nach und nach eine Crew um sich, die für sie wie eine Familie wurde.
Auch jetzt, während ihr fünftes Lebensjahrzehnt sich dem Ende entgegenneigt, hat Mijirah noch immer keine Pläne, sesshaftes oder einfacheres Leben zu suchen.