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« am: 03.08.2019, 01:40:06 »
Die Tage bis zum Fest waren für Friedrich die entspanntesten seit langer Zeit. Wenn er konnte und Walter für ihn Verwendung fand, half er diesem bei seinen Forschungen. Die restliche Zeit verbrachte er unter anderem mit seinen eigenen Aufzeichnungen und Forschungen. Er musste noch einige Notizen aufarbeiten und ordentlich in sein Buch übertragen. Auch mit seinem Freund Erich verbrachte er etwas Zeit, wenn dieser nicht alleine unterwegs war und etwas Gesellschaft wollte. Etwas ungewöhnlich war es, dass sie sich über Politik unterhielten aber Friedrich fand Gefallen daran, auch wenn das Thema ein Ernstes war. Da Naumburg eine große Stadt war, suchte er auch die hiesigen Orte des Wissens auf. Bibliotheken, Schulen oder Universitäten und andere Einrichtungen dieser Art. Er war sogar bereit eine Weile zu Reisen, wenn sie abseits gelegen waren. Schließlich hatte er Zeit und wollte diese sinnvoll nutzen. Neue Bekanntschaften machte er hier und dort aber vermutlich nichts, was von Dauer sein würde. Der Hirsch erlaubte ihm einen angenehmen Aufenthalt in der Stadt und so war sich Friedrich nicht zu schade, dem Besitzer ein Trinkgeld dazulassen.
Schließlich war der Tag des Empfangs gekommen. Der Monsterforscher hatte die letzten Tage genutzt und sich bei einem der besten Schneider der Stadt neu einkleiden lassen. Schließlich waren ihm solche Veranstaltungen bekannt und er wusste, dass Kleider Leute machten. So trug er nun einen maßgeschneiderten Anzug nach neuster, eisenländischer Mode. Bis auf sein Buch, welches er selbst zu so einem Anlass nicht aus den Augen verlieren wollte, trug er keine seiner Ausrüstung mit sich. Er würde keine Verwendung dafür finden - hier waren andere Dinge gefragt. Auch Erich half er dabei, eine entsprechend passende Bekleidung für diesen Anlass zu finden.
Zusammen mit denen, die sein Angebot zum gemeinsamen Betreten des Festes angenommen hatten, ging er nun in den Saal. Mit Freude erkannte er, dass der Baron keine Reichtümer für diesen Empfang geopfert hatte, sondern stattdessen alles recht Bodenständig geblieben war. Innerlich nickte er. Ja, der Herrscher dieser Stadt war zwar jung aber er schien zumindest gute Vorstellungen zu haben, auf was es ankam und auch fähige Berater. Das war genau das, was diese Stadt brauchte. Leider schien der Baron allerdings ein Bündnis mit Wirsche anzustreben, was natürlich nicht gut für Erich war, der Pösen angehörte. Es gab nun mal immer gute und schlechte Seiten.
Ein bisschen störte es Friedrich, so viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er sah sich nicht als Helden an, sondern als einfachen Bürger, der seinem Land helfen wollte. Auf seine Art, indem er die Monster jagte, die es heimsuchten und diese auch erforschte. Trotzdem war er - wie auch schon in den Tagen zuvor - stets freundlich und bereit Fragen zu beantworten, wenn man auf ihn zutrat. Eine ganze Weile verbrachte er so, den Wissensdurst neugieriger Menschen zu stillen. Es lag in seinem Blut und er fühlte sich etwas an die Zeit zurückerinnert, als er noch als Dozent in der Universität seiner Heimatstadt gearbeitet hatte.
Der Baron hielt eine kleine Ansprache und wieder musste Friedrich damit leben, dass ihm besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Er verbeugte sich kurz, bewegte sich dann aber auch schon in Richtung des Buffets. Auf dem Weg trank er einen Schluck Wein, der hier stets nachgefüllt wurde. Er hatte sich schon einige Gedanken darum gemacht, was er hier erreichen wollte. Das adlige Leben war zwar nicht mehr ganz seins aber er war immer noch ein Von Dent. Einen Teil der Zeit wollte er also aufbringen, um Kontakte zu knüpfen und die Gäste kennenzulernen. Er wusste allerdings dass er etwas eingerostet auf diesem Gebiet war. Er versuchte also vor allem Kontakte zu den Menschen zu knüpfen, die ohnehin schon Interesse gezeigt hatten. Vielleicht konnte er hier mit seinem Wissen glänzen, statt mit einer silbernen Zunge. Das größte Ziel war und blieb allerdings der Baron selbst. Friedrich hatte echtes Interesse daran und würde viel dafür geben, ein kurzes Gespräch mit dem jungen Monarchen zu führen. Ganz davon abgesehen wollte er natürlich Erich helfen und deshalb einige Informationen einholen. Vielleicht konnte er den Baron sogar davon überzeugen, von dem Bündnis mit Wirsche abzulassen aber sicher war er da nicht. Friedrich war nun Monsterforscher. Ob sein Einfluss noch so weit reichte, war fraglich. Versuchen würde er es allerdings.