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« am: 11.07.2021, 15:35:55 »
Wulfgars Antwort scheint Abdos Vermutung zu bestätigen: Als sie am letzten Abend die Quelle des Fluchs zerstört haben, sind auch dessen Auswirkungen wieder ausgelöscht worden - mit einem Schauder denkt er an die vielen Toten im Kloster, die womöglich noch am Leben sein könnten, hätten sie die Quelle nur früher gefunden. Allerdings ist er sich immer noch unsicher, ob seine Gedankengänge so zutreffen und möchte für eine abschließende Beurteilung lieber abwarten, was die Gelehrten in der Gruppe sagen.
Rogar jedoch geht auf das Thema gar nicht weiter ein, sondern bringt die Sprache auf mögliche Verletzungen ihrer Gegenüber, und Aeryns Ankunft lenkt das Gespräch ohnehin in eine andere Richtung - was Abdo nicht ganz unrecht ist, kommt er so schließlich nicht in die Verlegenheit, weitere Details zu ihrem Kampf und dem Mitwirken von Uthers Gattin preisgeben zu müssen.
Als die beiden Neuankömmlinge sich und ihre Mission vorstellen, kommt wieder Leben in Abdo.
"Dann hatten wir womöglich das gleiche Ziel!" antwortet er auf Arnvidhs Worte. "Unser ursprünglicher Auftrag war es, den Verbleib von verschwundenen Karawanen zu untersuchen. Ehrlich gesagt ist das alles nur wenige Tage her, doch es kommt mir fast schon wie Jahre vor. In der Zwischenzeit haben wir einiges erlebt mit diesem Fluch, und ob wir nun zu unserem ursprünglichen Auftrag zurückkehren, haben wir noch nicht besprochen."
Als just in diesem Moment die Kunde von Talahans Aufwachen von Solveig gebracht wird, unterbricht er sich.
"Entschuldigt mich, ich muss mit zu Talahan gehen. Er war unser Anführer, als wir von Kromdag aufbrachen, und hat mir vorübergehend diese Bürde übertragen. Ich muss ihm zumindest Rechenschaft ablegen."
Damit lässt er die beiden mit Solveig stehen und folgt Rogar zum Zelt. Jan - auch wenn er Lîf versprochen hat, mit diesem zu sprechen - muss erst einmal zurückstehen, und ist sowieso dermaßen in dem Gespräch um Pfeilspitzen vertieft, dass es gerade keinen Sinn macht, ernsthaft mit ihm reden zu wollen.
Abdo lässt Rogar den Vortritt, auch wenn es eigentlich seine Sache ist, Talahan von den Vorkommnissen zu berichten. Doch der Dain hört sich gerne reden und es scheint ihm sehr daran gelegen zu sein, alles zu erzählen.
Erst als Talahan nach den anderen seiner Gruppe fragt, tritt auch Abdo aus dem Hintergrund, so dass Talahan ihn gut sehen kann.
"Den meisten geht es gut. Hjálmarr hat dich ja hergebracht und liegt ebenfalls hier; ich hoffe, auch er wacht auf. Freydis, Lîf, Aeryn, ich selbst und Rogar, den du ja im Kloster noch kennengelernt hast, sind wohlbehalten wieder hier angekommen. Auch Tristan ist wieder hier."
Bevor er weiterspricht, lehnt er sich näher an Talahan und passt auf, dass außer Rogar niemand hört, was er zu sagen hat.
"Als wir gestern die Quelle des Fluchs bekämpft haben, ist ein bösartiger Shetani - ein Dämon, wie ihr ihn hier nennt - in Tristans Körper gefahren. Tristan ist noch am Leben, doch der Dämon hat die Kontrolle über seinen Körper übernommen. Es gibt Gerüchte über Wege, den Dämon wieder aus dem Körper zu vertreiben, doch sind sie alt und wir wissen derzeit nicht, wo wir suchen sollen."
Abdo geht wieder ein Stück zurück und sagt nun, was ihm bereits seit Tagen auf dem Herzen liegt.
"Talahan, du hast mir die Aufgabe übertragen, die Führung der Gruppe zu übernehmen. Aber ich habe versagt! Ich habe nicht die richtigen Worte und Taten gefunden, um sie hinter mir zu versammeln. Beinahe hätte mein Versagen uns alle in den Tod geführt! Danach habe ich Lîf angefleht, die Gruppe zu leiten. Sie hat es vermocht, uns wohlbehalten nach Hause zu bringen. Vielleicht habe ich also wenigstens eine Sache richtig gemacht als Anführer, indem ich die Führung abgegeben habe. Ich kann dich nur um Verzeihung bitten für mein Versagen, und dafür, dass ich das Vertrauen, das du in mich gesetzt hast, so missbraucht habe."
Rein äußerlich sieht man dem Ya'Keheter schon an, wie sehr ihn sein Versagen schmerzt. Mit zusammengesackten Schultern sitzt er vor Talahan. Doch es scheint auch eine Anspannung von ihm abgefallen zu sein, die ihn seit Tagen bedrückt - indem er endlich Talahan gegenüber aussprechen konnte, was er fühlt.