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« am: 31.03.2012, 21:47:10 »
Die Haare des Varisianers hatten sich auf ihrer Reise nach Kelmanare vollends weiß gefärbt. Man könnte auch sagen, der letzte Rest Farbe war ihnen entwichen. Selbst mit Curt und Naadhira wechselte der Mann kaum ein Wort, stumm und in sich versunken hat er die Tage und Nächte verbracht. Seinen Ring, der ihm kaum Schlaf aber viel Zeit zum Grübeln ließ, hat der Schimmelsprecher mehr als einmal verflucht und in Kelmanare schließlich abgelegt. In der Opferschale des Abadartempels liegt er und wartet. Wenn es nach dem Grauen geht bis zu seiner Reise durch die Ebenen, denn dass Jhavhul noch am Leben ist, bereitet Durriken fast physische Qualen.
Lange betet er im Tempel der Sarenrae, den Sturm auf den Knien und erneuert sein Versprechen, das sein Herz zerreißt. Er hätte endlich Ruhe und Liebe finden können. Eine Oase, in der die Sklaverei besiegt ist; Naadhira, der er sich so nah fühlt wie keinem Menschen zuvor. Und dennoch wünscht er sich, er wäre an Mestophs Stelle gewesen und hätte zumindest sein Leben für den schalen, weil nur halben, Sieg gegeben. Dann wäre ihm die Seelenpein erspart geblieben, die er nun leidet.
Dass es Curt zunehmend besser geht, dass Sami wieder unter ihnen ist und noch lebt, dass sie dieses Mal weniger Verluste hatten, all das vermag ihn nur für kurze Momente zu trösten.
Naadhira und ihre Liebe sind ihm eine große Stütze und dennoch weiß er, dass auch dies seinen Aufbruch nur hinauszögern kann. Langsam geht er neben ihr her zu dem Fest, das ihm wie eine Farce vorkommt, denn der mächtige Ifrit wird zurückkehren und ist nur verbannt. Bei den Worten der Prinzessin spuckt er leise und trocken aus, nur die, die direkt neben ihm stehen und ihn kennen, spüren die Trauer ... und die Verachtung. Jenes Gefühl, dass er so lange abgelegt hatte, steigt wieder in ihm auf. "Es ist noch nicht vorbei." flüstert er zu Naadhira, ohne sie anzusehen. Sein Blick ist starr ins nirgendwo gerichtet, um die Tränen zurück zu halten, die in ihm hoch steigen. "Wer wird mich begleiten? Gehst Du mit?" Wohin ist für den Träger des Sturms keine Frage.
Vor seinem inneren Auge tauchen Gesichter auf. Zuerst lächeln sie und dann mit in Todesqual verzerrten Mienen. Thamam. Kazim. Cyron. Pharak. Dann, schneller, Aaranvir, Lorn und all die anderen, die diesen Weg nicht bis zum Ende mitgehen konnten. Zuletzt und lange Mestoph, dessen bemaltes Gesicht selbst in seiner Todesqual innere Ruhe und Frieden ausstrahlt.
"Bald."