EinleitungSeit Tagen waren die vier Abenteurer auf der Reise. Sie geleiteten den Händler Belkor Vrandis nach Falkrest, der dort ein Geschäft als Zwischenhändler für die Waren des Nordens aufmachen wollte. Ihr Begleiter war ein Mann mittleren Alters, dem man ansah, das er weite Teile seines Lebens in relativem Wohlstand verbracht hatte. Er war eher klein und wohlgenährt und in seinem rundlichen Gesicht fanden sich zwei wache Augen, die auf einen regen Geist schließen ließen. Er hatte jedem von ihnen 100 GM versprochen, wenn er sicher in Falkrest ankommt und zudem die Reisekosten übernommen. Am Anfang redete er viel und schwadronierte über seine neuen Geschäftsideen, aber je weiter sie in den Norden vordrangen, desto stiller und schweigsamer wurde er. Im Gegensatz zu den zwei Männern und zwei Frauen, die ihn begleiteten, rittt er nicht, sondern saß auf einem Wagen, der über und über mit diversen Gegenständen beladen war. Es handelte sich dabei um Belkor Vrandis ganze Habe.
Es war bereits fast eine Woche her, dass sie von Geldern, dem letzten Punkt, an dem der König von Beorn noch eigene Soldaten stationiert hatte, in nordwestlicher Richtung aufgebrochen waren. Sie befanden sich nun in Bereshkur, einem Gebiet, das damals zwar von Beorn beansprucht, aber nicht kontrolliert wurde. Es war ein ungezähmtes und wildes Land, das nur aus Wald zu bestehen schien.
Nach Norden, Süden und Osten erstreckten sich riesige Nadelwälder. Am westlichen Horizont erhoben sich die ersten Ausläufer des Estardiagebirges, das ihnen in dieser gesichtslosen Landschaft einen Orientierungspunkt gab. Jurij, ein menschlicher Söldner von ungefähr 30 Jahren und Aiwëtaurnís, eine elfische Bogenschützin waren vor langer Zeit einmal hier gewesen. Die anderen beiden, der Halbork Thokk und die Elfin Silvara kamen aus entfernteren Gegenden der Welt. Es war kein Land, in das man zum Spaß reiste und auch Belkor schien eher diffuse Vorstellungen von dem zu haben, was sie erwartete.
Die alte Zwergenstraße, die Silvenar, die Hauptstadt Beorns, mit diesem dünn besiedelten Landstrich verband, war längst nur noch ein holpriger Weg, der seine besten Zeiten schon seit vielen Jahren hinter sich hatte. Nur einzelne Gehöfte verrieten, dass sie die Zivilisation noch nicht vollständig hinter sich gelassen hatten. Auch wenn es noch einige Monate bis zum Winter waren, hatte bereits nasskaltes Herbstwetter eingesetzt. Immer wieder regnete es und morgens verschwand die Umgebung regelmäßig in tiefen Nebelschwaden. Tagsüber wurde es nicht wärmer als 10 Grad und nachts sanken die Temperaturen teilweise schon unter den Gefrierpunkt. Die vier konnten sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Sonne den milchig trüben Himmel bis zum nächsten Frühling nur noch selten durchdringen können würde.
„Ist das ungemütlich“, schüttelte sich Belkor und setzte eine wehleidige Miene auf.
„Ich hoffe wirklich, dass wir bald ankommen. Das Wetter zieht mir in die Knochen, ich brauche ein Bad und ein warmes Bett. Jurij, hast du nicht gesagt, dass du schon einmal hier warst? Wie lange müssen wir noch weiterziehen? Dieser verdammte Wald nimmt ja überhaupt kein Ende.“