Hintergrund (Anzeigen)Über seine Vergangenheit spricht Jurij äußerst selten. Er macht zwar kein großes Geheimnis darum, dass er der dritte Sohn eines Torfstechers ist und dass er in der Armee zum Kampf gefunden hat, aber über mehr scheint er nicht sprechen zu wollen. Warum er eine Abneigung gegen Frauen hat und warum fast immer ernst drein blickt, sind wohl Fragen die solange unbeantwortet bleiben müssen, bis Jemand es schafft durch seine Mauern hindurch zu brechen. Dann wird man wohl oder übel entdecken, dass das Sprichwort - harte Schale, weicher Kern- eindeutig auf Jurij passt. Denn wie wohl jeder Andere auch, hat sich Jurij seine harte Schale aufgebaut, weil sein weicher Kern verletzt wurde.
Um mehr über ihn zu erfahren, fangen wir wohl am besten dort an wo alles anfängt, bei der Geburt und Kindheit. Geboren wurde Jurij in einen gesetzten Haushalt in einem Dorf, ein paar Tagesreisen von Silvenar entfernt. Da seine Mutter alle Hände voll zu tun hatte den Haushalt zu führen und sein Vater fast jeden Tag im Sumpf war um Torf zu stechen, hatte er und seine beiden älteren Brüder keinen Luxus in der Kindheit. Ganz im Gegenteil, sobald ein Kind stark genug war, wurde es vom Vater mit in den Sumpf genommen. Bei Jurij war dies mit seinem sechsten Lebensjahr. Als kleiner Bursche reichte er zuerst nur die Werkzeuge und musste auf die Torfhaufen achten, damit sie beim Aufschichten nicht umfielen. Unachtsamkeit wurde auch beim Torfstechen sofort bestraft. Denn so nasse Erdschichten konnten schon einiges an Gewicht haben. Doch nach dem er einmal unter einem der Haufen fast begraben worden wäre, achte er mehr darauf was getan werden musste. Später musste er selber Haufen aufschichten, Torf ausstechen und Gräben schaufeln. Sauber und gepflegt wie heute, kam er selten nach Hause. Ein Sprung in ein Sumpfwasserloch konnte zwar immer den größten Dreck abwaschen aber eben nicht alles.
Viele Jahre verbrachte Jurij damit seinem Vater und seinen Brüdern zu helfen. Ein gutes hatte diese Plackerei aber. Denn so wie auch seine Brüder entwickelte er schon früh kräftige Muskeln und einen festen Stand. Doch die Arbeit ödete ihn an. Tag ein Tag aus im Sumpf. Immer diese Kälte, diese Nässe und der Geruch. Als guter und braver Junge ließ er sich nichts anmerken, doch seine wachen Augen forderten so manchmal mehr, viel mehr. Seine Eltern merkten dies natürlich aber was sollten sie schon machen. Sie hatten genug Geld um zu leben aber mehr auch nicht. Darum wuchs Jurij heran, ohne jemals Lesen oder Schreiben gelernt zu haben.
Sein Leben wäre auch so weiter gegangen und er wäre nicht das was er heute wäre, wenn nicht eines Abends eine reizende Frau in das Dorf kam. Jurij war zu dieser Zeit gut 16 Jahre alt und nicht gerade unansehnlich. Abgesehen natürlich davon das er immer dreckig aussah und seine Kleider zerschlissen waren. Wie jeder junge Bursche jagte er damals jedem Mädchen nach und die Frau, welche in sein Dorf gekommen war, war durchaus schön anzusehen. Ein praller Busen, ein runder Hintern und breite Hüften. Oh ja, als Jurij die Frau erblickte, konnte er sich kaum abwenden.
Er sah wie diese Frau mit einigen anderen Männern im Wirtshaus verschwand. Natürlich wollte er sich noch weiter an ihrer Schönheit weiden, doch erst die Arbeit, dann die Lust.
Nachdem alles Erlegt war, ließ er seine Brüder alleine. Die Beiden waren deutlich belustigt über Jurij. Denn an die Frau, welche eine Lederrüstung getragen hatte, würde er nicht rann kommen. Schließlich war er ja noch ein halbes Kind aber sie ließen ihm den Spaß und sich selbst auch. Doch genau diese Entscheidung veränderte Jurijs Leben schlagartig. Denn die Frau war nichts weiter als ein Seelenfänger der Adligen, ein Anwerber für die Armee.
Am nächsten Morgen wachte Jurij mit brummenden Schädel auf und wusste gar nicht wie ihm geschah. Er wurde von zwei brutalen Männern aus dem Haus seiner Eltern geschleift und hörte nur noch wie seine Mutter weinte und sein Vater mit der schönen Frau stritt. Einer seiner Brüder unterstützte den Vater dabei und der Andere hielt verzweifelt doch entschlossen einen Stock in der Hand.
Was war geschehen? In der Schankstube des Wirtshauses hatte Jurij die Frau beobachtet, so wie viele andere Männer und Burschen dort. Einige trauten sich mit ihr zu reden, andere wie Jurij nicht. Er begnügte sich damit immer mal näher zu rücken, um ihrer Stimme zu lauschen. Die Frau gab jedem Mann der mit ihr redete Bier und Schnaps aus und erzählte etwas von Ruhm und Ehre, starken Männern und wilden Frauen. Irgendwann war Jurij so nahe herangekommen, dass die Frau ihn bemerkte. Keck lächelte sie ihm zu und er schmolz dahin. Kaum hatte sie ihm zugelächelt saß er auch schon neben ihr mit seinem ersten Bier in der Hand. Mit großen Augen hörte er ihr weiter zu und ihren tollen Geschichten und trank dabei das Bier. Auf ein Bier folgten ein zweites und ein drittes. So merkte Jurij nicht wie sie ihm und allen Anderen langsam vorschlug in die Armee einzutreten. Dafür brauchten sie nur ein Papier unterzeichnen. Jurij war einer von denen, die das Papier mit einem Handabdruck unterzeichneten.
Später wurde er von einem Freund der Familie nach Hause gebracht und durfte ein letztes Mal im Bett mit seinen Brüdern schlafen. Am nächsten Tag war dann die Frau mit einigen Soldaten gekommen um ihren neuen jungen Rekrut abzuholen. Leider hatte Jurijs Vater keine Chance die Frau zu überzeugen ihn dazulassen. Denn er war ja im wehrfähigen Alter und noch dazu hatte seine Familie noch nie einen ihrer Söhne zur Armee gegeben, was nach der Frau Pflicht war. So musste Jurij mit.
Mit anderen jungen Burschen aus dem Dorf landete Jurij in einem Ausbildungslager der Armee. Dort wurden ihm die Haare kurz geschnitten, er bekam neue Kleider und ihm wurde gesagt er brauche erst gar nicht daran denken einfach zu fliehen. Dies wurde gesagt mit einer Hand zu einem Baum, an welchen zwei drei Männer baumelten, welche es wohl probiert hatten.
Das Leben in der Armee war fast noch härter als das Leben als Torfstecher. Kam man zu spät wurde man ausgepeitscht, weigerte man sich einem Befehl zu folgen wurde man ausgepeitscht, gab man Wiederworte oder beschwerte sich, wurde man ausgepeitscht. Das ein der Andere mal machte Jurij aus diesen und anderen Gründen Bekanntschaft mit der Peitsche.
Doch zeigte er durchaus Begabung im Umgang mit den Waffen eines Soldaten. So lernte er schnell den Schwertkampf und auch Stangenwaffen schienen ihm zu liegen. Auch half ihm sein Körper, der Entbehrungen gewöhnt war, die Torturen der Ausbildung zu überstehen um am Ende ein richtiger Soldat zu werden.
Viele Einsätze bekam Jurij aber nicht. Dem oh edlen Herrn ging das Geld für eine so große Armee aus. Nach zwei Jahren in der Armee landete er auf der Straße, wie auch einige Andere der jüngeren Soldaten. Sein erster Weg führte ihn zurück in sein Heimatdorf. Dort fand er auch seine Brüder und seine Mutter wieder. Seinen Vater hatte vor gut einem Jahr der Sumpf zu sich geholt. Jurij musste dies verdauen.
Das wichtigste Damals war, dass es seiner Mutter und seinen Brüdern gut ging. So fing er wieder dort an wo er aufgehört hatte, im Sumpf. Doch schnell merkte er, dass er irgendwie das Soldatensein vermisste. Es hatte ihm, trotz der unglücklichen Umstände wie er dorthin gelangt war, gefallen. So verabschiedete er sich auch bald von seiner Mutter und den Brüdern. Dieser Abschied war für alle nicht leicht, doch sie wünschten ihm viel Glück und er sollte nie vergessen wo seine Heimat liegt.
Doch wo sollte ein junger Soldat ohne Lehnsherr hin? So wanderte er zuerst mehr ziellos als alles andere umher und begann die Leute zu fragen, welche er traf, ob sie Verwendung für ihn hatten. Meist waren es keine Schwertarbeiten aber irgendwie musste man überleben und Jurij war nicht wählerisch. So half er einmal beim Pflügen eines Ackers, hackte Holz hinter einem Haus und selbst Frauenarbeit, wie Wäsche waschen, war ihm nicht zu wieder für eine warme Suppe.
Irgendwann kam er in eine Stadt, Falkrest hieß sie, und dort bekam er richtige Aufgaben für ihn. Mal wurde er angeheuert um eine Taverne zu bewachen, um als Rausschmeißer zu dienen, um einen Geldeintreiber als Schläger zu unterstützen und noch viele andere Aufgaben, welche eigentlich für ihn etwas zu einfach waren. Aber einfaches Geld ist auch Geld. So verdiente sich Jurij halt sein Geld einige Jahre als Schläger, Rauswerfer und Tagelöhnersoldat.
Es war nicht viel Geld und auch nicht so leicht aber es war angenehm auch mal Geld in der Tasche zu haben und zu wissen, dass ein warmes Bett auf ihn wartete. Irgendwann, er war so um die 22 wurden auch Händler und andere betuchtere Bürger auf ihn aufmerksam. So bekam er immer mal wieder einen Auftrag von einem Händler ihn zu begleiten oder von denen die sich keine ständigen Wachen leisten konnten, als Wache für geraume Zeit zu dienen. Zu dieser Zeit begann er bei den Priestern das lesen und schreiben zu lernen, wobei er sich überraschender weise sehr gut darin anstellte.
Das war durchaus praktisch. Besonders wenn es darum ging Verträge zu unterzeichnen. So hatte er schon die ein oder andere Situation, wo er sich mit einem Soldgeber angelegt hatte, aber der wegen diesem Wisch im Recht war. Das ärgerte Jurij aber nun durfte sich das ändern.
Jedoch halt nicht von Heute auf Morgen. Einige Buchstaben und Worte waren schnell gelernt aber wirklich etwas lesen oder schreiben war das nicht. So stapfte er eines Abend mal wieder wütend durch die Straßen einer Stadt Falkrest. Ein Händler hatte ihm auf Basis des Vertrages eingesponnen, seine Säcke von Getreide zu entladen, schwäre Säcke. Nach der Wanderschaft von Silvenar nach Falkrest und dieser Arbeit taten ihm die Knochen weh und er wollte einfach ins Bett.
Kurz vor der Taverne, in welche er immer für etwas weniger Geld ein Bett bekam wenn er in Falkrest war, bemerkte er in einer Seitengasse wie ein paar Halbstarke jemanden verprügelten. Grimmig lächelte Jurij. Oft mischte er sich nicht in Straßenkämpfe ein aber das kam ihm gerade recht. Schließlich musste die Wut in seinem Bauch irgendwo hin. Also ging er halbrechts rein in die Gasse. Die Halbstarken ließen sich nicht durch seine scheppernde Rüstung stören. In Falkrest kümmerte sich kaum jemand um sie. So überrascht waren sie dann auch, als Jurij einen von ihnen am Kragen packte. Wie schnell so ein Hemd doch einreißen konnte. Der Bengel beschwerte sich darüber, was dem alte Sack einfiele sich einzumischen und stachelte die Anderen an auf Jurij los zu gehen. Kaum hatte der Bengel es getan, knallte er auch schon an die eine Hauswand. Jurij bereiteten die anderen Bengel kaum Problem. Es war zwar doch ein wenig schwerer als Gedacht und ohne blutige Nase kam auch er nicht davon aber am Ende trollten sich die Halbstarken wie räudige Hunde.
Auch so eine kleine Balgerei kann so etwas von befreiend sein. Nun wendete sich Jurij dem zu was sie verprügelt hatten. Er war nicht überrascht einen anderen Bengel am Boden zu sehen. Einen Bengel den die anderen fast tot geprügelt hatten. Jurij blickte nach Recht und links aus der Gasse hinaus. Dass ein Straßenhund wie dieser Bengel verreckt, störte hier keinen, das Leben war hart.
Halb angesäuert und halb im Mitleid versunken biss sich Jurij die Lippe blutig. Er schulterte den Bengel und eilte in die Taverne.
Der Wirt des Bluthunds war nicht sehr erfreut, darüber dass Jurij einen halb tot Straßenköter heranschleppte. Doch gab er Jurij wie immer ein Zimmer. Dafür durfte sich Jurij aber auf eine Doppelschicht als Rausschmeißer für den Wirt freuen und darauf noch heute Abend die Taverne auszuwischen.
Doch zuerst war der Straßenköter an der Reihe. Jurij brachte ihn auf das Zimmer und begann die Wunden zu reinigen. Doch schon bald musste er feststellen, dass der Kleine doch schwerer verletzt war. So eilte Jurij noch am selben Abend zu einem bekannten Medico, für den er einmal gearbeitet hatte, und bat ihn darum den Kleinen zu behandeln. Insgesamt kostete ihn das gute 10 Goldstücke aber er hatte es sich ja selbst eingebrockt.
Dank dem Medico und Jurijs Pflege heilten die Wunden des kleinen Straßenköters bald. Der junge Blondschopf hieß Kai und war ziemlich keck. So brachte er Jurij, kaum dass er erwacht war, zum Lachen. Denn er behauptete, dass er schon selber mit den Halbstarken fertig geworden wäre. Jurij meinte nur das sähe man.
In den Gesprächen mit Kai erfuhr Jurij, dass Kai gut 16 Jahre alt war und aus einer bettelarmen Bauernfamilie stammt. Hier in der Stadt lebe er seit zwei Jahren und versuche über die Runden zu kommen, doch dies gelang ihm ja offensichtlich mehr schlecht als recht. Nach einer Woche Krankenpflege hatte sich Jurij mit Kai angefreundet. Als dann Kai auf Jurij zukam und ihn fragte ob er von ihm kämpfen lernen könnte, war es besiegelt. Kai blieb bei Jurij und lernte von ihm das Kämpfen und Jurij hatte auf einmal einen Kumpanen.
Groß störte Jurij das ganz und gar nicht. Auch wenn Kai ein frecher Bursche war, so konnte er doch etwas aushalten und zeigte mindestens so viel Talent im Schwertkampf wie Jurij. Natürlich murrte Jurij rum als es darum ging für den kleinen Straßenköter, wie Jurij ihn nannte wenn er ihn necken wollte, eine erste Rüstung und ein erstes Schwert zu kaufen aber er tat es. Kai standen die Sachen und zu zweit wurden sie oft angeheuert. Wobei Kais große Klappe ihnen fast genauso oft Schwierigkeiten einbrachte. Doch passten die beiden sehr gut zusammen. Kai bemerkte schon oft etwas, wo Jurij noch rum suchen müsste und Jurij brachte genug Erfahrung für sie beide mit.
So arbeiteten sie über ein Jahr gut zusammen, bis ein Mann in Falkrest an sie heran trat. Er hatte von ihnen gehört und wollte sie im Namen einer edlen Dame anheuern. Ja das war ein Fang nach Jurijs und Kais Geschmack. Es roch nach viel Geld. Sie willigten ein und bekamen den Auftrag mit fünf anderen Söldnern eine Kiste aus dem Wald zu holen. Eine einfache Aufgabe dafür, dass für jeden dabei dreihundert Gold raus springen würde.
Also machten sie die sieben Söldner auf in den Wald. Da Jurij der, mit gut 23, älteste war, wurde er von den anderen Söldnern als Anführer bestimmt. Außerdem hatte er als einziger eine militärische Ausbildung genossen.
Schnell fanden sie die Ort wo sich die Kiste befinden sollte. Doch stellten sie fest, dass sie von mindestens drei Männern bewacht wurde. So hieß es drei gegen sieben, ein leichtes also. Doch Jurij witterte eine Falle. Kai wollte fast gleich losstürmen aber Jurij hielt ihn zurück. So wollte er erst mit zwei weiteren der Männer den Kampf mit den anderen Männern aufnehmen. Die restlichen vier, darunter auch Kai, sollten sich verstecken und warten. Kai war nicht sehr erfreut darüber aber er vertraute Jurij.
Und Jurij hatte recht. Ähnlich wie sein Manöver, hatten sich zwei schwer gerüstete Männer im nahen Wald versteckt. Immer noch ein gutes Verhältnis also rief er die restlichen seiner Gruppe zu sich. Doch schienen die Männer deutlich erfahrener im Kampf zu sein und ihre Hellebarden und Glefen konnten schwere Wunden reißen. Sie machten kurzen Prozess mit dem ersten aus Jurijs Gruppe und nur mit Mühe und Not, gelang es die Gegner zu töten. Am Ende war Jurij am linken Oberschenkel verletzt und stand neben Kai. Mit letzter Kraft töten sie beide den letzten Gegner.
Keuchend saßen die beiden Freunde sich Blut bespritzt gegenüber. So eine schwere Aufgabe hatten sie noch nie gehabt. Diese bewaffneten Männer waren schon ein schwereres Kaliber als dreckige Räuber.
Kai verband die Wunde von Jurij und drückte ihm eine silberne Glefe in die Hand. Diese sollte er als Stütze benutzen während Kai die Truhe schleppen wollte. So gingen beide schweigend zurück in die Stadt.
Bei der Frau angekommen, klatschte diese in die Hände und verkündete sie habe gewonnen. Aus dem Schatten kam eine andere Frau heran getreten und reichte der klatschenden Frau eine Goldmünze. Verwirrt blickten sich Jurij und Kai an. Dann dämmerte es ihm und sie öffneten die Truhe. In ihr lagen nichts weiter als dreckige Steine. Jurij konnte es nicht fassen. Sollte das etwa ein Spiel gewesen sein? Eine Wette? Bevor er etwas machen konnte, zog sein junger Freund sein Schwert und rannte auf die Frauen zu. Doch weit kam er nicht. Eine der Wachen der Frauen rammte sein Schwert durch den Leib des Burschen. Dieser viel nach Luft japsend zu Boden.
Die Frauen begannen wegen des Blutes zu zetern und zu jammern. Jurij riss die Augen auf. Er humpelte näher und hob die Glefe um die Wache zu töten. Da sah er plötzlich Sterne. Eine andere Wache war von hinten an ihn heran getreten und hatte ihm einen Schlag mit dem Schwertknauf in den Nacken verpasst. Bevor ihm völlig schwarz vor Augen wurde, drehte sie dich Wache, welche er gerade töten wollte, um und trat nach dem verletzten Bein von Jurij. Schmerz gebeutelt schrie er auf und sackte ohnmächtig zusammen.
Als er wieder zu Bewusstsein kam, suppte sein Blut durch den Verband von Kai. Er brauchte ein wenig um zu realisieren wo er sich jetzt befand. Dann stockte ihm der Atem. Er lag in der Gosse. Halb neben ihm Kai und die silberne Glefe. Geschockt stotterte er den kurzen Namen seines kleinen Straßenköters. Er versuchte ihn wach zu schütteln, zurück zu Bewusstsein zu bringen doch nichts half. Als Jurij verstand, dass Kai tot war, rappelte er sich auf, nahm die Glefe als Stütze und taumelte immer noch geschockt davon.
In diesem Zustand fand ihn der Priester Berlau, welcher ihm das lesen und schreiben beigebracht hatte. Es war ein Priester von Hel und Jurij durfte einige Zeit bei ihm verbringen. Der Priester half dem verstörten Krieger, der auf einmal so geschockt vom Tod war, wieder ins Leben zu finden. Er tröste ihn mit der Tatsache, dass alles enden musste, dass alles eines Tages in das Reich von Hel gelangen würde, dass sie niemanden vor seiner Zeit holen würde und dass er Kai in guter Erinnerung halten sollte.
So fand Jurij wieder zurück. Doch sein Innerstes hatte deutliche Spuren davon getragen. Er war ein zweites Mal der Spielball einer Frau gewesen und dieses Mal wurde ein guter Freud vor seinen Augen deswegen getötet. Dies wollte er nie wieder zulassen. Zwar war er schon seit der Armee nicht mehr hinter einer Frau her gewesen, das war ja sein erstes Unglück, aber nun beugte er Frauen nur noch misstrauisch. Lies sich nicht mal mehr von ihnen berühren und zog es vor, so er mal genug Geld hatte ein Badehaus zu besuchen, eher einen Mann als Begleitung zu wählen als eine verräterische Frau. Als Zeichen und Erinnerung an den Schmerz und den Verrat der Frauen, trägt Jurij noch heute die Glefe bei sich, welche er damals als Stütze missbraucht hatte.
Als bald fand Jurij auch zum Söldnerleben zurück und sein erster Auftrag war auch sein letzter in Falkrest. Er schloss sich einer Händlerkarawane an welche von Falkrest nach Silvenar wollte. Diese Aufgabe kam ihm sehr recht, denn nach dem Tod von Kai hatte er diese Stadt satt. So verabschiedete er sich vom Helpriester, dem Wirt und anderen Bekannten und zog mit der Karawane nach Silvenar.
In Silvenar fing er wieder von Unten an. Doch seine Lieblingskunden wurden mit der Zeit die reichen Händler, Gelehrte und auch Handelskarawanenführer. Auch führte er nun eines weiter was er schon vorher gelernt hatte, dass je besser er und seine Sachen aussahen, er von immer wohlhabenderen Bürgern angeheuert wurde. So begann er sich regelmäßig zu baden, seine Haare ordentlich zu halten und seinen Bart fein zu stutzen. Am Ende sah er nicht mehr so aus wie ein einfacher Söldner und das war er auch nicht mehr. Ihn anzuheuern hatte seinen Preis.
Vor allem nachdem er bei den Helpriestern von Silvenar auch die Sprache der Zwerge gelernt hatte. Aus diesem Grund konnte er sogar das Großgedruckte in Verträgen mit Zwergen lesen und sie darauf ansprechen, so dort mal etwas Unangenehmes stand. Doch ab und zu stellte er fest, dass die Reaktion der Zwerge von freundlich erstaunt bies wütend gekränkt schwankten, so sie erfuhren dass er ihre Sprache beherrscht. Meist hing die Reaktion davon ab wie offen Jurij mit seiner Kenntnis umging. Ob er den Zwerg auf Zwergisch schon begrüßt hatte oder es erst rauskam wenn die Verträge auf dem Tisch lagen. Zum Schluss, und daran arbeitet er jetzt noch, begann er auch die Sprache der Orks zu lernen. Denn bei seinen Aufträgen außerhalb der Stadt häuften sich in den letzten Jahren die Treffen mit den Orks. Er lernte diese Sprache aber nicht um mit ihnen verhandeln zu können, sondern um ihre Befehle im Kampf abzufangen um darauf reagieren zu können.
Als er noch nicht wirklich orkisch konnte, traf er einst auf einen Halbork. Er und der bullige Halbork hatten sich von einem hohen Herrn anheuern lassen, um eine Jagdgesellschaft zu begleiten. Geführt wurde die Jagt durch einen recht bulligen Halbork welcher sich sehr gut in den Wäldern auszukennen schien, Jurij war Schutz angeheuert. So schossen seine Herren reichlich Wild, was auch gut für ihn und dem Halbork war, denn das Fleisch was die Herrschaften nicht wollten bekamen die Bediensteten. Dieser Ausflug war für Jurij also ein kleines Festessen.
Ein anderer Auftrag war nicht so erfreulich. Er sollte die Wache für eine Elfe spielen, welche einen Auftrag angenommen hatte, seltene Pilze für einen Alchemisten aus einer Höhle zu besorgen.
Da die Elfe eine Frau war, drehte sich Jurij der Magen um aber er sollte sie ja nur beschützen und sein eigentlicher Auftraggeber war der Alchemist. So schluckte er den Groll gegen Frauen herunter und begleitete die Elfe. Als bald fanden sie die Höhle und Jurij musste gestehen, dass dies nicht sein Verdienst war. Schließlich hatte sie die Spuren eines Höhlenbewohners draußen gefunden und sie war es, welche sie zur Höhle geführt hatten. Drin bewies sie auch ihre Fähigkeiten. Als sie und Jurij von einem Bären angegriffen wurden, huschte sie nicht wie ein verschreckter Hase zurück sondern schaffte es den Bären zu beruhigen. Wie sie dies machte verstand Jurij nicht aber ihm war es egal. So konnten beide ihren Auftrag erledigen. Er brachte sie zurück und sie hatte die Pilze.
Dies war aber nicht das letzte Mal wo Jurij mit eflsichen Söldnern zu tun hatte. Bei einem anderen Auftrag hatte er sogar eine Elfe als Gegner. Mutiges Ding gestand Jurij ihr ein. Er hatte schon von ihr Gehört und das sie den Kampf zu lieben schien. Damit stand das Treffen der beiden Herren unter keinem guten Stern. Er warnte noch seine zwei Begleiter, da hatten sich die Soldgeber auch schon in den Haaren. Am Ende befahl sie den Angriff. Jurij zischte, das war ihm gar nicht recht. Doch da kamen sie schon. Drei gegen drei und er bekam diese kampfwütige Elfe ab. Leicht überrascht, war er als sie ihn mit Magie angriff, doch sie unterschätzte die Reichweite seiner Glefe. Ja es war halt eine Stangenwaffe und kein Schwert. Denn noch war der Kampf ausgeglichen. Als neben den beiden der erste ihrer Kampfgefährten schwer verletzt zu Boden viel, hörten sie von einem der Soldherren ein Stopp. Er war eingeknickt, als eine seiner Wachen viel.
Es war Jurijs Herr. Er nahm es locker. Schließlich war kümmerte ihm am Ende nur das Geld. Für die Verhandlungen war der Soldherr verantwortlich. So legte er die Glefe neben sich auf den Boden und drückte auf seinem Kameraden seine Hand auf die blutende Wunde. Sein zweiter Kammerrat begann dann die Wunde zu versorgen. Am Ende trennten sich die Soldherren wieder und Jurij war innerlich Glücklich diesen Auftrag hinter sich zu haben. Ohne schwerere Verletzungen wäre er hier auch nicht raus gekommen. Auf jeden Fall merkte er sich das Gesicht der Elfe. Sie war ein durchaus gefährlicher Gegner und müsste, so sie wieder einmal auf unterschiedlichen Seiten stehen würden, zuerst ausgeschaltet werden.
Irgendwann wurden auch dort immer reichere Bürger und niedrige Adlige auf den Söldner mit der silbernen Glefe aufmerksam. Zum einen hatte dies mit Jurijs Erscheinung zu tun und zum anderen mit seiner Vorliebe für Badehäuser. Dort lernte man nun mal gute Kontakte kennen, welche ihm den ein und anderen Auftrag bescherten. So gelangte Jurij irgendwann in den Dienst eines Ritters. Dort verrichtete er eine im Vergleich zu vielen anderen Aufgaben eine recht einfache Aufgabe. Denn seine Aufgaben beim Ritter waren Wache halten und dabei gut aussehen.
Eigentlich ein Traum für jeden Söldner der an einen bezahlten Ruhestand dachte, doch Jurij tat dies nicht. Jedoch war der Sold passabel und mit der Dienerschaft des Ritters verstand er sich recht gut. Darunter war auch ein Magier. Ein Mann fast im gleichen Alter wie Jurij, welcher dem Ritter auch mehr als Zierrat diente und nicht als das was er war. Der Name des Mannes war Aurorum von Auris und er erschien nicht allzu Glücklich mit seiner Situation zu sein. So fanden sich der unterforderte Söldner und Magier oft zusammen beim Karten spielen wieder oder bei einem Besuch in einem Badehaus. Langsam entwickelte sich daraus eine echte Freundschaft.
Nach einiger Zeit entschied sich Aurorum aber den Ritter zu verlassen. Jurij hätte mit ihm mitkommen können, doch blieb er lieber erst einmal beim Ritter. So trennten sich ihre Wege im Sommer des letzten Jahres.
Lange blieb Jurij aber auch nicht mehr beim Ritter. Ohne Aurorum wurde es noch langweiliger als es schon war und Jurij bbemerkte erst jetzt, wie er sich nach den interessanteren Aufträgen zu sehnen schien. So blieb er nur noch, bis das Eis des Winters geschmolzen war. Danach suchte er wieder neue Aufträge.
Einige dieser neuen Aufträge führten ihn immer wieder nach Geldern hinein. Es waren deutlich aufwendigere Aufträge aber er trauerte dem Dienst beim Ritter im nichten nach. Im späten Herbst wollte er sich eine Karawane suchen, welche in die nächste Stadt führen sollte. Er hatte zwei zur Auswahl. Eine die weiter nach Süden führte und eine kleine die nach Norden, nach Falkrest reisen wollte. Die Entscheidung viel Jurij nicht wirklich leicht. Er wollte eigentlich nur ungern nach Falkrest zurück aber denn noch entschied er sich für diese. Der Grund dafür waren seine alten Bekannten, wie der alte Priester, und die nicht zu unterschätzende Entlohnung von 200 Goldtalern.