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Nachrichten - Sébastien Moreau

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Ich warte eigentlich auf Alfreds Rückmeldung (hier oder im Spiel), weil er meiner Meinung nach erst einmal an der Reihe sein sollte, aber sollte die nicht erfolgen, könnte ich auch weitermachen. :wink:

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Ich lasse erst einmal Herrn Nobel den Vortritt, bevor ich antworte. :)
Wie sieht es aus, Alfred? :wink:

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Danke für das Lob! :)
Ich fühle mich von Achille und Blanc mit mehr als genügend Aufmerksamkeit bedacht, daher sehe ich es dir natürlich nach, dass du nicht noch weiter ins Detail gegangen bist. :wink: Ich kann das Lob nur zurückgeben. :cookie:

Ich lasse erst einmal Herrn Nobel den Vortritt, bevor ich antworte. :)

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Na dann viel Spaß und viel Erfolg bei deinen Vorhaben! Ich freue mich darauf, dass es endlich weitergeht. :)

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Darf man fragen, wie der Stand der Dinge aussieht? :)

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Dass Louis Blanc dem am Nachbartisch sitzenden Alfred Nobel ins Gespräch einband, überrasche Sébastien, doch er ließ die Männer wortlos gewähren und harrte einfach der Worte, die noch kamen. Tatsächlich war es eine ungewohnte Situation für den Arbeiter, einem Fabrikanten von Angesicht zu Angesicht gegenüberzusitzen und sich mit diesem zu unterhalten. Wenn ein „kleiner“ Arbeiter die Gelegenheit bekam, mit dem Vorstand eines Großunternehmens zu sprechen, war dies (vermutlich) meist nicht aus erfreulichem Anlass. Sébastien war unschlüssig, ob dieser aktuelle Anlass erfreulich für ihn war. Ihm schmeckte es nicht, sich hier als Blancs Spielfigur zu fühlen.

Dennoch begrüßte er den Fabrikanten erwidernd und hörte dessen Ausführungen aufmerksam zu. Die drei Schlagworte der Revolution im Kontext der Prinzipien des Unternehmertums zu hören, war etwas gewöhnungsbedürftig für Sébastien. Nobels Darlegung hörte sich schlüssig an, aber klang es in den Ohren eines Tischlers, der die Sorgen hatte, die Blanc zuvor aufgeführt hatte, dennoch etwas realitätsfern. Alles in Allem entging Sébastien jedoch nicht die Kritik, die bei Nobels Worten mitschwang. Er ließ den Mann ausreden. Und lachte dann leise auf, als er Blanc wieder mit einbezog. Sébastien ignorierte diese neue Situation einfach, sondern setzte einfach seinerseits nun zu einer Antwort auf all das Gesagte an.

„Wissen Sie“, setzte er nun selbst mit eher etwas zynischem Unterton an, „während Sie“, er meinte Louis Blanc, weswegen er dieses ansah, „mir vorhalten, wie die Situation aussieht, und Sie“, sein Blick wechselte zu Alfred Nobel, „wie einfach die Welt auch für die Fabrikanten wäre, wenn sie Umsicht zeigen und uns Arbeiter anständig behandeln würden, weiß ich immer noch nicht, warum Sie sich mich als Gesicht für Ihre politischen Wege wollen, mit denen ich bisher nichts zu tun gehabt habe. Würde ich mich bereits für Ihre Sache engagieren, könnte ich nachvollziehen, warum Sie mich fördern wollen, aber so…“
Sébastien ließ diesen Gedankengang offen, den er durchaus für relevant hielt und formulierte es anders.
„Bin ich hier das Ziel Ihres Strebens oder das Mittel zum Zweck?, frage ich mich. Wir kennen uns nicht, Sie hätten, wenn Ihnen danach gewesen wäre, jeden anderen vor diese Wahl stellen können, vor die Sie mich immer noch stellen, egal, in welche Worten und angeblichen Absichten Sie es verpacken. Warum gerade ich?, frage ich mich. Sie hätten jeden anderen Arbeiter dazu bringen können, für Sie zur Wahl anzutreten. Vielleicht hat Archille Sie gebeten, mit anderen Mitteln dort anzusetzen, wo er scheiterte, mich von meinem Vorhaben abzubringen“, spekulierte er. „Vielleicht fürchten Sie aber auch das, was ich bewirken könnte, wenn ich mein Vorhaben in die Tat umsetze, also wollen Sie mich vorher bekehren. Ist es so?“

Er musterte Blanc, ließ diesem aber keine Gelegenheit, zu antworten.
„Ich habe den Verdacht, dass es Ihnen darum geht, Blanqui dort zu lassen, wo man ihn momentan festhält. Sie fühlen Ihre Ideale durch die seinen bedroht und wissen, dass er die Arbeiter vereinen wird, sobald er dazu in der Lage ist. Sie wissen, wenn Blanqui freikommt, wird es möglicherweise, wenn nicht sogar wahrscheinlich, zu spät sein, Ihren behutsamen Weg zu gehen. Deswegen haben Sie mir diese hübsch durchdachte Falle gestellt, lassen mir die Wahl, das Geld anzunehmen und dafür meine Freunde zu hintergehen, oder mich für meine Freunde zu entscheiden und damit meiner Familie die Chance auf ein besseres Leben dank Ihrer Finanzierung zu verwehren. Die Lösung für mein Problem scheint klar zu sein:“
Der Zynismus war aus seiner Stimme nicht verschwunden, wurde nun sogar etwas deutlicher.
„Ich nehme Ihr Angebot an und überzeuge meine Freunde, umzudenken, denn wenn Sie mit mir Ihre Meinung ändern, begehe ich keinen Verrat an ihnen. Danach werde ich meine politische Laufbahn nach Ihren Wünschen gestalten, weil Sie es sind, der mich bezahlen. Aber was passiert, wenn ich nicht gewählt werde? Werde ich dann keinen Nutzen für Sie mehr haben?“

„Vielleicht unterstelle ich Ihnen nun zu Unrecht eine gewisse Hinterlist“, eigentlich war es, ihn hierherzulocken und ihn in ein moralisches Dilemma zu bringen, ziemlich hinterlistig, „aber anders als mit Misstrauen kann ich dem, was Sie mir anbieten, nicht begegnen. Womöglich bin ich einfach geprägt vom ausnutzenden Umgang kurzsichtiger Fabrikanten mit der Arbeiterschaft“, griff er Alfred Nobels Ausführung noch einmal auf, „denn die Lage der Tischler, die Sie, Monsieur Blanc, vorhin beschrieben haben, ist auch die Lage aller anderen Arbeiter – und diese sieht nun einmal so aus, wie sie ist, weil Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit nicht die Maxime der Pariser Arbeitgeber ist. Vielleicht vereinzelt, doch in ihrer Ganzheit gewiss nicht. Recht ist Ihnen alles, was in ihrem Interesse liegt und, hauptsächlich, Gewinn bringt. Weil das die Arbeiter unzufrieden stimmt, müsste ein Fabrikant nun, um das Gleichgewicht herzustellen, das wichtig ist, wie Sie sagen, Monsieur Nobel, auf Teile seines Gewinns verzichten, nicht wahr? Warum sollte er das tun? Da Freiheit herrscht, kann er sich aussuchen, dass er Arbeiter einstellt, die dankbar für geringen Lohn sind, anstatt sich darüber zu beschweren, weil sie sonst überhaupt keine Arbeit finden und verhungern.“

Möglicherweise lag es in Sébastiens Natur, alles skeptisch zu sehen, was man ihm vorsetzte, aber was sollte er schon denken, wenn jemand ihn mit Geld zu locken versuchte, seine Einstellung zu überdenken und eine andere anzunehmen, ihm dabei aufzeigte, was an der Welt der Industrie nicht stimmte, während ein anderer sich als Positivbeispiel der „Feindesseite“ darstellte, um zu offenbaren, dass es auch anders funktionierte?

„Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen, Monsieur Nobel.“
Tatsächlich glaubte Sébastien dies zu durchschauen (die Männer wollten ihm, so ahnte er, insgesamt eine Richtung zeigen, in die sich die Situation der Gesellschaft, die Politik entwickeln sollte).
„In der Theorie mag das ja auch funktionieren, aber nur weil Sie anständig und vernünftig sind und Ihre Grundprinzipien des erfolgreichen Unternehmertums befolgen, nehme ich an, bedeutet das nicht, dass sich andere Fabrikanten so einfach davon überzeugen lassen. Das Bild von verantwortungslosen Fabrikanten besteht nicht ohne Grund. Die Welt ist voller kurzsichtiger Tölpel, das ist das Problem. Auf beiden Seiten dieses Streits zwischen Fabrikanten und Arbeitern. Am Ende geht es allen um Geld, wenn auch aus verschiedenen Beweggründen. Mir ebenfalls, weswegen Sie es auch schaffen, mich mit Ihrem Angebot in einen Gewissenskonflikt zu bringen, Monsieur Blanc.“
Sébastien ließ sich nun zu einem verdrießlichen Lächeln hinreißen.
„Sie halten auch mich für kurzsichtig. Vielleicht bin ich nicht der Richtige für das, was Sie mir zutrauen“, sagte er seinen Gesprächspartnern.

Nein, er hielt schnelle Änderung, notfalls mit Gewalt, für effektiv. Gewalt oder die Angst davor war ein überzeugenderes Argument als Streik… oder Politik. Blanc mochte Recht haben, Nobel dachte dies vermutlich auch: Ein schneller Umsturz würde zwar zu sofortigen Änderungen führen, diese würden nicht unbedingt von langer Dauer sein. Doch Politik konnte scheitern. Und was dann? Dann wäre die Chance vertan, möglicherweise, die sich den Arbeitern nun bot.

Sébastien war unentschlossen, was er tun sollte, vielleicht diskutierte er deswegen so ausgiebig mit diesen Männern.
„Ich möchte niemanden verletzen, das nicht“, wirklich nicht, obwohl der Gedanke an Straßenkämpfe auf Barrikaden, Seite an Seite mit seinen Freunden und Brüdern im Geiste, natürlich etwas Verheißendes, Heldenhaftes, Lockendes an sich hatte, „aber warum sollte ich von meinem Weg abweichen, weil zwei Fremde mir das schmackhaft machen wollen?“

Blanc und Nobel mochten ihm gut zureden wollen, aber die Meinung dieser beiden war Sébastien, wenn er ehrlich zu sich war, nicht besonders wichtig. Blanc war für den jungen Arbeiter momentan der Mann, der ihn in einer gewissen Form drängte, wenn nicht sogar erpresste, und Nobel in seiner Form ein Idealist, zwischen dem und Sébastien selbst eine Distanz bestand – die einfach dadurch existierte, weil Blanc Nobel „Fabrikant“ genannt hatte. In so kurzer Zeit damit warm zu werden, gestaltete sich für Sébastien etwas schwierig.

Sébastien war hier, weil ein Freund ihn darum gebeten hatte. Ein Freund, der seit ihrer Begrüßung schwieg und schuldig bis beschämt seinem Blick auswich.
„Archille, hast du hierzu nichts zu sagen?“, interessierte Sébastien zu wissen. Es missfiel ihm, dass der Künstler sich aus dem Gespräch heraushielt. Bisher hatte sich der Künstler vielleicht nicht in der Lage gesehen, sich dazu zu äußern, Sébastien sprach seinen Freund aber nun bewusst direkt an, um ihn aus der Reserve zu locken. Archille hatte diese gesamte Situation angezettelt. Archille hatte Blanc das abendliche Vorhaben mit Darboy verraten. Achille verließ sich auf Blanc, welcher Archille zu ignorieren schien.

Archilles Meinung war Sébastien allerdings wichtig. Und er wollte sie aus Archilles Mund hören.

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Vermutlich hätte auch ich mich abmelden sollen, da ich etwas im Umzugsstress war/bin, aber ich dachte, ich könnte meinen nächsten Beitrag noch unterbringen. In den nächsten Tagen werde ich allerdings die Muße finden.

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Vielen Dank fürs Warten! :)
Bitte! :)

Entschuldigt, dass ich gerade etwas auf mich warten lasse. Ich komme morgen oder spätestens übermogen zum beitragen.

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Herzlich Willkommen, Alfred! :D

Ich lasse dir mal ein bisschen Freiraum und warte auf dich, bevor Sébastien reagieren wird. :)

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Ich bezweifle nicht, dass sich die Entscheidungsfindung durchaus noch etwas hinziehen könnte. :D Ich nehme an, dass beide Wahlmöglichkeiten jeweils erhebliche Vor- und Nachteile haben. Ich selbst habe wahrscheinlich einiges im Hinterkopf, das Sébastien gar nicht auf dem Schirm haben und berücksichtigen kann.
Ich bin gespannt. Im Moment ist wirklich noch alles offen. :wink:

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Danke. :) Und: Kein Problem. :wink:
Je nachdem, wie Archille und Blanc reagieren, wird die Antwort ausfallen. Ich bin mir da selbst noch nicht sicher, denn das ist wirklich keine einfache Entscheidung. Mein Bauchgefühl tendierte bereits in eine Richtung, aber da dachte ich mir, ich reiße Sébastiens misstrauische/direkte Ader an und verschaffe auch ihm etwas mehr Gelegenheit, abzuwägen. Auf Verdacht heraus, mit Dingen im Unklaren, wäre, eine solch schwerwiegende Wahl zu treffen, vielleicht etwas übereilt, immerhin steht für ihn einiges auf dem Spiel.

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Verlockend-abstoßend. Damit triffst du es sehr gut. Eine schwierige Lage für Sébastien. :wink:

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Sébastien war, während er Blancs Ausführung verfolgte, leicht irritiert. Der Mann war wortgewandt, keine Frage, doch fand seine Art bei Sébastien nicht sonderlich Anklang – was vielleicht daran lag, dass sich der junge Arbeiter tatsächlich recht unwohl in diesem Gespräch fühlte. Teils hatte er etwas Mühe, zu folgen. Nicht, weil er die Bedeutung der Worte nicht verstand, sondern weil er Sinn dahinter suchte, eine Intention. „Dreister, alter Mann“ nannte Louis Blanc sich selbst, wenn er dies auch den Gedanken seines Gesprächspartners zuschrieb… Berechtigterweise. Sébastien gefiel nicht, wie Blanc mit ihm umsprang, es versetzte ihn noch immer in Unruhe. Nein, kein „Puuf“. Der Druck war keinesfalls weg, auch wenn Sébastien versuchte, die Anspannung, die ihn befallen hatte, loszuwerden. Das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen, Dinge richtigzustellen, war nach wie vor gegeben.

Zu widersprechen wäre eine Option gewesen, denn so, wie Blanc die Blanquisten darstellte, war es sehr negativ und pessimistisch dargestellt. Das Gefühl, dass er von seinen Kameraden ausgenutzt und manipuliert wurde, hatte Sébastien nicht. Er fühlte sich wohl unter Seinesgleichen – nicht so hier, in Gegenwart Blancs, dessen Worte genauso provokant waren wie die Art, in der dieser Mann sein Croissant vertilgte. Der Behauptung zum Trotz, sich nicht streiten zu wollen, trug Blanc jedenfalls nicht viel dazu bei, um bei Sébastien nicht anzuecken. Vielleicht hatte Blanc gewissermaßen Recht: Die Blanquisten waren bereit, für ihre Sache ihr Leben zu geben. Unmittelbar geholfen war damit noch niemandem, mit dem Heldentod, zumindest, wenn es chaotisch von Statten ging, so wie Blanc es beschrieben hatte… Aber genau deswegen planten sie ja, den Arbeitern ihren Louis wieder zurückzugeben.

Ungeachtet dessen wurde Sébastien den Eindruck nicht los, dass Blanc mit ihm spielte, ihn in eine bestimmte, anti-blanquistische Richtung zu lenken, was sich final durch bestätigte, dass Blanc ihm die „freie Wahl“ ließ, sich statt der Darboy-Aktion für eine Anstellung beim Bürgermeister Montrematres zu entscheiden. Hatte Sébastien sich zuvor bemüht, nicht sonderlich gequält oder verstimmt dreinzublicken, verfinsterte sich seine Miene bei Blancs letzten Worten schließlich etwas.

Doch war es nicht Blanc, den Sébastien vorwurfsvoll ansah, als man ihm das Wort überließ, sondern Archille. Archille, der in sein Weinglas starrte, anstatt Sébastiens Blick zu erwidern. Wohl vom schlechten Gewissen geplagt – und das nicht ohne Grund!
„Ich dachte, du seist mein Freund, Archille“, sagte Sébastien etwas kühl. Er fühlte sich in eine Falle gelockt. „Ich weiß, dass dir unser Plan nicht zusagt, aber das gibt dir nicht…“
Nein, er unterbrach sich selbst, bevor er laut wurde. Er schnaubte stattdessen.
„Was hast du dir dabei gedacht?“
Er führte dies an dieser Stelle nicht näher aus. Er war aufgewühlt und Archille konnte sich sicher denken, dass er sich darüber empörte, dass er einerseits Details ausgeplaudert und andererseits Sébastien selbst in diese aktuelle Situation gebracht hatte.

Sébastien wartete keine Reaktion ab, sondern wandte sich direkt Louis Blanc zu.
„Sie, Monsieur, Sie stellen mich vor eine Wahl, die ich nicht treffen möchte“, stellte er ernst klar, fühlte sich allerdings nicht selbstsicher, sondern wie ein in eine Ecke getriebenes Tier.
„Entweder soll ich meine Freunde, meine Brüder hintergehen, indem ich sie im Stich lasse, oder aber meine Familie, denn nichts anderes wäre es doch, wenn ich Ihr Stellengebot ablehne, nicht wahr?“
Es war eigentlich eine unverhoffte Gelegenheit, eine beinahe schon glückliche Wendung für Sébastien, Arbeit angeboten zu bekommen. Gut bezahlte Arbeit, wie er vermutete. Denn um seine jetzige Stelle stand es vermutlich nicht erfreulich, da heute nicht der erste Arbeitstag war, den er versäumte. So etwas wurde, selbstverständlich, nicht gern gesehen. Nicht von seiner Frau Joséphine (weswegen Sébastien sich auch davor hütete, nun, da er eigentlich arbeiten sollte, Zuhause vorbeizusehen), aber auch nicht von seinem Arbeitgeber – einem ihrer Gegner im Kampf um Freiheit und Gleichheit, wenn man so wollte. Doch derzeit war Sébastien, war Sébastiens Familie, von dem Lohn abhängig, den er verdiente. Joséphine wäre nicht erfreut zu erfahren, wenn Sébastien seine Anstellung verlieren würde… Das wäre fatal. Er konnte eine Anstellung beim Bürgermeister sehr gut gebrauchen, das stand fest. Allerdings…
„Sie wollen mich also nicht manipulieren, nein? Das hört sich für mich ganz anders an.“
Es war für ihn nur natürlich, auf die „freie Wahl“, die Blanc ihm anbot, misstrauisch und abweisend zu reagieren.
„Sie wollen nicht, dass ich helfe, Blanqui zu befreien, also bieten Sie mir… was eigentlich?“, verlangte er zu wissen. „Geld? Ansehen? Macht? Soll ich Ihrem Freund Clemenceau den Rücken freihalten? Wahlzettel sortieren? Oder seine Möbel reparieren?“
Sébastien schnaubte erneut.

„Ich bin Tischler, Monsieur Blanc“, betonte Sébastien, „kein gebildeter Mann, der mit Zahlen und Worten jonglieren kann, so wie Sie es wahrscheinlich tagtäglich tun. Habe ich den Eindruck vermittelt, dass ich eine größere Rolle spielen möchte als meine Brüder im Geiste? Vielleicht will ich mich gar nicht gar nicht von den anderen Arbeitern abheben, haben Sie daran schon einmal gedacht? Gleichheit, darum geht es doch. Um Kameradschaft. Das Nutzen der Gelegenheit, solange noch Zeit dafür ist und Thiers sich nicht wieder einmischt.“
Sich zu wehren, Trotz zu beweisen, hatte vielleicht keinen Sinn. Sébastien war sich bewusst, dass er sich in einer furchtbaren Zwickmühle befand. Nein: Er wollte die Wahl, vor die Blanc ihn stellte, wirklich nicht treffen. Aber blieb ihm nun ein Ausweg? Sébastien sah keinen. Entweder, oder – zwei Optionen. Er sank in seinem Stuhl zurück.

„Sie wollen also wissen, was ich sage“, nahm er resigniert, nach einer kurzen Pause, wieder das Wort auf, fixierte dann allerdings Archille, als er fortfuhr:
„Ich kann François und Nicodème das nicht allein tun lassen. Wir wollen niemanden verletzen. Das ist alles nur Schau. Wir wissen das, natürlich, doch falls es zu Schwierigkeiten kommt…“
Sébastien mochte es sich nicht vorstellen.
„Ich würde mir nie verzeihen, wenn den beiden etwas zustieße und ich nicht da gewesen wäre, um das zu verhindern.“
Ein Verrat an seinen Freunden, gerade an François, konnte Sébastien nicht mit seinem Gewissen vereinen.
Nun suchte er wieder Blickkontakt zu Blanc. „Dennoch sitze ich noch hier, wie Sie sehen. Ich bin noch nicht aufgestanden und gegangen.“
Nein, seine Familie konnte Sébastien auch nicht dem Elend überlassen. Seine Liebsten versorgt zu wissen, war eine Herzensangelegenheit. Um seine Frau und Kinder abzusichern, würde er sofort und jederzeit sein Leben geben.
„Offenbar bin ich wirklich verzweifelt“, murmelte Sébastien, seine Lage kommentierend, als er nun nach seinem Weinglas griff und es, wenig genießend, mit einem Zug leerte.
„Verraten Sie mir, Monsieur Blanc: Was genau haben Sie im Sinn? Was genau wollen Sie von mir?“
Dass Blanc uneigennützig handelte, konnte Sébastien nicht glauben. Dass dieser Mann ihn nicht zu manipulieren versuchte, sowieso nicht. Blanc sollte die Karten auf den Tisch legen, statt allgemeine, schwammige Aussagen zu machen. „Hehrere, parlamentarische Wege“? Sébastien sah nicht, wie genau diese größere Rolle aussehen sollte, die Blanc ihm zugedachte. Er sah nicht, wie genau das erfolgsversprechender sein sollte, als den Arbeitern ihren Louis zu geben. Denn langsame Änderungen waren zwar auch Änderungen, aber wer sagte ihnen, dass sie wirklich beständiger waren als schnell errungene?

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Ich bin leider nicht fertig geworden. Morgen sollte es aber etwas werden. :)

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Ich denke, dass ich morgen wieder zum Beitragen komme. :)

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